Samstag, September 29, 2007

Use the force

Die Nonstop-Berichterstattung von Phoenix entzaubert das Prinzip "Gabriele Pauli", das sich im wesentlichen aus der mittelbaren Darstellung durch Fotos und interpretierende Artikel nährt. Wenn man sie selber sprechen hört, fragt man sich, wie sie derart mit Relevanz aufgeblasen werden konnte. Abgesehen davon, dass sie der Grund für Stoibers Rücktritt ist, sind ihre inhaltlichen Forderungen trivial bis krude. In ihrer Rede auf dem CSU Parteitag bleibt sie unsicher wie eine Erstsemesterin bei ihrem ersten Referat.


"Was hindert uns daran Mut zu haben?"

Ihre Sätze, die aus einem Kalender mit Lebensweisheitssprüchen und meditativen Bildern (Bäume, Meer, Strand, Sonnenblume..) stammen könnten, sind derartig daneben, das man sich fragt, ob Frau Pauli keine Freunde hat, die sie von der öffentlichen Selbstdemontage abhalten.
In den letzten Monaten hat sie ihre innerpsychischen Reflexionen und Seelenarbeit im Zuge der Auseinandersetzungen in Partei und Vorstand nach außen gekehrt und zu ihrem Programm gemacht und damit die gar nicht mal irreale Chance auf eine politische Zukunft nachhaltig beerdigt.

Beim Huber Erwin hingegen ist der Widerspruch von farbloser Rhetorik und Entschlossenheit behauptender Gestik. Er macht alles richtig, zählt seine Stationen vom Kreisrat zum Generalsekretär unter Strauss und Theo Waigl auf, seine 13 Jahre Kabinettserfahrung in München, erwähnt, dass er für ihn die Ehe Bestand hat. Zu Beginn seiner Rede spricht er zwar davon, dass die CSU keine Erneuerung brauche, sondern den Kurs weiterfahren müsse, auf dem sie seit 50 Jahren regiert, um am Ende die Fähigkeit zur Erneuerung zu beschwören.

Am Ende seiner Rede, macht Huber mit seiner Bitte um Gottes Hilfe den bajuwarischen Sack zu.

Die Süddeutsche hat die Reden der drei Kandidaten protokolliert.

[Nachtrag 1. Oktober] Der Kister Kurt besorgt es für die Süddeutsche Zeitung mal wieder, letzte Worte zum CSU Parteitag zu sagen:

"Was auch immer aus Gabriele Pauli werden mag, sie eignet sich bestimmt gut als Kommunikationstrainerin und natürlich vor allem als Talkshowgast für eine Vielzahl von Themen, die Menschen bewegen, welche gerne Bücher von Eva Herman, Paulo Coelho oder Peter Hahne lesen. [...]
Bei ihrer Bewerbungsrede für den Parteivorsitz wird schnell deutlich, dass es große Unterschiede gibt zwischen einem Feuermelder und der Feuerwehr. Paulis zentraler Satz lautet: "Ich kandidiere als Parteivorsitzende, weil ich mich freue, diese Partei zu führen, weil ich einfach möchte, dass wir über die Dinge reden." (Quelle: SZ)