Max Goldt hat den Kleist-Preis verliehen bekommen. Der "unbedingt verehrenswerte" Autor stelle "das Tolle neben das Schöne, das Hässliche neben das Ziselierte, das Verkommene neben das Noble und vertraut sehr zu Recht darauf, dass seine Sprache die Widersprüche der Dinge dann schon zum Ausdruck bringt.", schreibt die taz.
Die Haltung des Ausgezeichneten, dessen Texte ein Kreisen um die Dinge sind, bis am Ende die Dinge, denen zu nähern die Texte zu Beginn als Anlass und Ziel vorgeben, entlang Hölzgen und Stöcksgen sich aufgelöst haben und das Kreisen selbst, wenn nicht als eigentliches Ziel - denn dies brächte ein Moment der schnöden Brauchbarkeit eines Lexikonartikels in diese sich als reine erzählerische Innenarchitektur ausgebende Verzierung hinein, die ironischerweise aber oftmals den aufzählenden, informierenden, inventarischen Duktus eines Lexikonartikels des Abwegigen und Nebensächlichen verwenden, ohne jedoch jemals in die bräsig ellenbogenknuffende und, höhöhö, zwinkerzwinker, sich als "lustig gemeint" selbst entwertende und bei dem zahlungswilligem Bedarf nach irritationsfreier Unterhaltung anschaffen gehende Eindeutigkeit eines Alles-doof-Schaf in Textform zu sinken - so doch als unbeabsichtigt-unerwartete, erfreulichste Unterhaltung hervorgetreten zu sein scheint, beschreibt die taz als "seitliches vorbeigehen am Schrecken der Gegenwart" und findet darin auch "die Schwäche der aufs Haarfeine kalibrierten Goldt-Sprach-Kunst": "Sie nähert sich selbst Verhältnissen, denen ein beherzter Hieb mit dem Hackebeil nicht schadete, mit der Rasierklinge" (taz)
Andererseits - wie es für verschiedene Anlässe verschiedene Werkzeuge gibt, kann ein jeder im Notfall Wiglaf Droste aus der Halterung entnehmen, die Scheibe einschlagen um groben Verhältnissen und Gefahrensituationen für Seele, Ästethik und Verstand zu entkommen.
(Wobei hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt sein soll, dass, wer Wiglaf Droste ausschließlich als Sprachwüterich begreift, ihn zu unrecht verkürzt. Die Wucht entspricht dem Maß der wütenden Verzweiflung (oder verzweifelnden Wut?) und einem, das Einklagen nach dem Aufrechten, Schönen nicht aufgeben wollenden Nichteinverstandensein mit dumpfen Zeiten. Auf einen groben Klotz gehört manchmal eben ein grober Dings.)
Zum Thema: Die Laudation von Daniel Kehlmann bei sueddeutsche.de
Pecunia non olet: So ausgezeichnet der Schöngeist ist - das allein zahlt die Miete auch nicht. Aber immerhin ist selbst die Werbung bei Max Goldt ein gern gelesener oder gesehener Spaß.