In einem offenen Brief hat der "Autorenkreis der Bundesrepublik" (hier die top gestaltete Webseite) sich über "die befremdliche Medienpolitik der China-Redaktion"der Deutschen Welle beschwert. Von "KP-naher Berichterstattung" und dem "Re-Import diktatorischer Propaganda" ist die Rede.
Hinterrgund ist die Entlassung von Danhong Zhang, leitender Redakteurin des chinesischen Programms der Deutschen Welle. Diese habe am 4. August 2008 im Deutschlandfunk erklärt: "Die Kommunistische Partei Chinas hat mehr als jede politische Kraft auf der Welt zur Verwirklichung des Artikels 3 der Erklärung der Menschenrechte beigetragen", woraufhin sie bis auf Weiteres von der Arbeit am Mikrofon entbunden worden sei. Der Autorenkreis wirft der Deutschen Welle vor, dass dies kein Einzelfall sondern ein Beispiel dafür sei, dass die Deutsche Welle das strategische Vermögen kommunistischer Diktaturen "notorisch unterschätze".
Die Unterzeichner fordern
"eine ausführliche Prüfung der Berichterstattung der China-Redaktion der Deutschen Welle, einschließlich Online, für den Zeitraum der letzten fünf Jahre durch eine unabhängige Kommission durchzuführen. Es sollte außerdem geprüft werden, ob Redakteure und Mitarbeiter der DW, die Mitglieder bzw. Kader der Kommunistischen Partei Chinas sind, sich tatsächlich als "Deutschlands Visitenkarte im Ausland" eignen. [...] Eine solche Mitarbeiterprüfung sollte natürlich für alle Redaktionen gelten, die über und in totalitäre Länder einschließlich Russland berichten."
Darüber hinaus regt der Autorenkreis an, dass "ein unabhängiger, diktaturimmuner Beobachter eingesetzt wird, der Qualitätskontrollen durchführt."
Während man sich noch über den Ton wundert, mit dem eine Gesinnungsprüfung gefordert wird und man sich fragt, wie man"Diktaturimmunität" diagnostiziert und wem die Kompetenz zugeschrieben werden kann diese zu zertifizieren, haben sich neunundvierzig Professoren und Publizisten ihrerseits mit einem offenen Brief gins Gefecht gestürzt:
"Es sollen diejenigen Journalisten, Wissenschaftler und Politiker diskreditiert und eingeschüchtert werden, die in sorgfältig recherchierten Berichten und Analysen auf die vielfältigen und widersprüchlichen Facetten der Entwicklung Chinas hinweisen wollen und das Land eben nicht schlicht als „Schurkenstaat“ betrachten. Das angestrebte Ziel ist offenkundig die Unterbindung jeder um Differenzierung bemühten öffentlichen Kommunikation über die Entwicklung Chinas in Journalismus und Wissenschaft und die Verpflichtung aller öffentlichen Akteure dieses Bereichs auf eine pauschale negative Berichterstattung über China."