Montag, Oktober 13, 2008

Spocht

Oftmals ist der Sportteil der Süddeutschen Zeitung sprachlich und inhaltlich der Beste der gesamten Zeitung. Mit Leichtigkeit kann man auf den Politikteil verzichten, in dem irgendein Fraktionschef seine Leute zur "Geschlossenheit" aufruft oder ein Generalsekretär verkünde, dass man "gut aufgestellt" sei oder in den Gremien die Ergebnisse einer Wahlnacht "ganz genau analysieren" müsse.

Vielleicht ist es die notorische Maulfaulheit der Sportler, oder die empirische Schlichtheit des Gegenstands, weil wichtig auf dem Platz ist, die dafür sorgt, dass die sprachlich gedrechselte Analyse von den Akteuren oftamls weitgehend unbehelligt sich entfalten kann, bzw. der Sport eine Parallelwelt ist, die per se keine übergeordnete Relevanz jenseits der eigenen Grenzen beansprucht - im Unterschied zur Politik, bei der die Bedeutung für alle Gesellschaftsbereiche konsitutiv ist.

Jedenfalls lesen wir heute nach dem Qualifikationsspiel der deutschen (Herren)Nationalmannschaft gegen Russland, bei dem ein Torschuss der Russen in der 88. Minute glücklicherweise an einem Pfosten landete:

"Noch haben sie beim Deutschen Fußball-Bund nicht entschieden, in welche Stadt sie demnächst ihr DFB-Museum stellen wollen, aber diesen Pfosten sollten sie nicht vergessen. Er würde sich gut machen neben Gerd Müllers Fußballschuhen, Uwe Seelers Hinterkopf und Stefan Effenbergs Stinkefinger."

(Text: Christoph Kneer, SZ/ Bild: nickwinch)