Sonntag, Januar 20, 2008

Straff! STRAFF! Mit da Schnitzel and the Saurkraut!

Was sagt man zu Tom Cruise und zu seinem krypto-Faschismus? Er bekam zuletzt von Scientology die "Freedom Medal of Valor" verliehen, einen lustigen Karnevalsorden am blauen Hosenband im Wert von mindestens 2,50 Eur und redet sich in seiner Ansprache in einen schwülstigen Rausch, dass man in Nürnberg den Lichterdom anknipsen will.


Man beachte, wie er besonders drahtig, fest, entschlossen dem Chef zuklatscht und beherzt, drahtig seine Hand schüttelt:

Die Ansprache, die erhält

ist nicht nur 1.) ein Verschnitt aller seiner Ansprachen, die er in Rührung erzeugenden Rollen gehalten hat (was an Ronald Reagan erinnert, der in seiner Präsidentschaft alle Nase lang ganze Textpassagen aus Filmrollen rezitierte, was wieder einmal zeigt, dass professionelle Schreiber immer noch die besten Texte formulieren), und

evoziert 2.) v.a. ein faschistoides orgiastisches Gruppenzugehörigkeitsgefühl, in dem sich die ganzen desorientierten Hollywood-Schlaffis ("Buhuuuuu ich kann mir keinen Drehbuchdialog merken...") als Teil von etwas fühlen können ("Are we gonna clean this up?" YEAAAAAAAAAAAH!")- und macht die Bedeutung Tom Cruises für Scientology als Multiplikator deutlich ("I met the LEADERS of Leaders .. OK? I met them ALL!.."). In Abwandlung von Wiglaf Drostes Beschreibung für das Phänomen "Love Parade" möchte man sagen: "Verstand heißt die Hürde, die nehmen muss wer das viel gepriesene 'positive Denken' hinbekommen will. Bei Tom Cruise und den seinen war das Hindernis niedrig und wurde einfach überrannt."

und 3.) die Kriterien erfüllt, die Roland Reichenbach für "Kitsch" aufgestellt hat als da u.a. wäre, dass es im Kitsch immer darum geht, dass man sich selbst in seinem gerührt-sein, ergriffen-sein erlebt (und eben nicht das Objekt) und anstrebt, sich in diese Art Stimmung zu versetzen, in der man sein Fühlen fühlt:

"Kitsch ist der auf den Darsteller oder den Empfänger selbst gerichtete Genuss. (...) immer meint Kitsch das Genießen um des Genusses willen und nicht um der Sache willen. Während das Letztere der typischen Transzendenz des ästhetischen Genusses entspricht, bleibt Ersteres ganz im Schoße der Immanenz, welche typischerweise als Sentimentalität oder Gefühlslust begriffen wird." (Pädagogischer Kitsch. Antrittsvorlesung an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, 31.1.2003)

Schön auch, wie Cruise LRH (L. Ron Hubbard), der auf einem Portrait links von der Bühne abgebildet ist, zackig entschlossen salutiert!

Neben Tom Cruise steht David Miscavige, der oberste Führer der Scientologen, von Tom Cruise als großer Führer gepriesen. Was für hypnotische Augen, was für ein bestimmtes Auftreten! Tonnerwetter!

Und hier gibt es noch ein verrücktes Interview mit Tom Cruise, bei dem man sich des Eindrucks nicht erwehren kann, dass Scientology ruise vielleicht geholfen haben mag, sein Leben in die Spur zu bekommen, jedoch schweren Schaden am Sprachapparat hinterlassen hat: "I mean like pfeeeee you know..."

Presseschau:

"Und auf einmal sieht man klar. Mit aller Macht versucht Scientology, das Werbevideo von Tom Cruise, in dem er über die Organisation spricht, zu verbannen. Weil es seine Persönlichkeit authentisch zeigt?" fragt der Tagesspiegel.

"Von einem Verfahren namens Käi-Es-Dablju ist die Rede. Hört sich nach Kentucky Fried Chicken an, steht aber für "Keep Scientology Working" spaßt der Stern.

"Cruise will die Welt säubern" bei der Zeit

Tobias Kniebe erklärt in der Süddeutschen Zeitung, warum seiner Ansicht nach Scientologie von den Unruhen, um die nicht autorisierte Cruise-Biographie und die aufgetauchten Videos profitieren werde. Kniebe erinnert die Scientology Veranstaltung so "fanatisch und beunruhigend" sie sei, eher an eine interne Motivationsveranstaltung von Microsoft ("Sollen wir die Idioten von Google fertigmachten?" "Yeah!")

Scientology und David Miscavige beim Verfassungsschutz Baden Württemberg

Scientology beim Bundesamt für Verfassungsschutz

und nochmal der Hinweis auf Schirrmachers in kruden Worten gesetzte Lobeshymne "Wir in ihren Augen" auf Singers/Cruises Stauffenberg-Film "Valkyrie" und die launige Replik der Taz.