Samstag, September 22, 2007

Dit is nich jut so, wa?

Kaum zu glauben - das hervorragende SZ-Magazin erscheint seit 15 Jahren und unterzieht sich einer kaum merklichen Erneuerungskur. Es bleibt aber bei originellen Rubriken wie dem gemischten Doppel oder dem Foto-Interview ohne Worte "Sagen Sie jetzt nichts" und hervorragend geschriebenen Artikeln und Reportagen. Diese Woche evaporisiert Roger Boyes, Korrespondent der britischen "Times" Berlins Gute-Laune-Bär Klaus Wowereit.

Der hat soeben in Vorbereitung für neue Ämter seine Autobiographie veröffentlicht, in der er Clinton und Schröder-like seine arme Herkunft publizistischen ausschlachtet und politisch in Stellung bringt und hält sich für höhere Weihen berufen.


Boyes ihm vor: Wowereit mangelt es an der Fähigkeit, der Disziplin und dem Willen, sich zu konzentrieren. Er mistraut Bücherwissen und ist ignorant. Da fragt man sich: Sind der Unwillen, sich differenziert mit Inhalten zu beschäftigen, die Eitelkeit, intellektuelle Kalorienarmut und Oberflächlichkeit nicht Grundvoraussetzung für eine politische Karriere?

Die politische Bilanz Berlins ist verheerend. Nur Sachensen-Anhalt hat eine höhere Arbeitslosenquote. Im Gegensatz zu anderen Metropolen versinkt Berlin in Chaos und Schulden. Und der Chef? Von politischen Gesprächen bringt er oftmals nicht mehr Ergebnisse mit, als das er sich mit Gesprächspartnern wie Arnold Schwarzenegger jetzt duze. Da kiekste, wa?

"Auf einer offiziellen Reise nach Kalifornien trifft Wowereit am Samstag ein und geht schwimmen. Der nächste Tag ist auch frei, also trifft er sich mit Journalisten am Strand. Am Abend, erzählt er, habe er eine Einladung bei Hollywood-Regisseur Wolfgang Petersen. Thomas Gottschalk werde auch kommen! Später fragen die Reporter: Und? Haben Sie Berlin als Filmmetropole angepriesen? Wird Petersen dort drehen? Wowereit überlegt lang. Dann sagt er: »Frau Petersen hat ein paar echt süße Katzen.«"

Der ganze Artikel Wo?Wie? in der Online-Ausgabe des SZ-Magazins

Freitag, September 21, 2007

Wochenende



Wir begreifen doch eh nix auf Dauer, wenn wir nicht dauerhaft begreifen
Zweifeln wir an der Power, dann powern wir nur unsere Zweifel

Und sie fragt „Echt?“ und ich sag „Ja, ja“
Und sie fragt „Echt?“ und ich sag „Na klar!“
Und sie kommt mit auf die Bude und sieht – top aus
Und ich sag „Ich bin der Smudo, zieh dein – Top aus“

Die Fantastischen 4 - Einfach sein

Donnerstag, September 20, 2007

Guter Mann

Im Deutschlandfunk gehört, wie Martin Mosebach sehr schön aus seinem Buch Der Mond das Mädchen sehr richtige und schöne Sätze vorlas.

Webdesign 2.0

Wenn ein Kind geboren ist, stellt sich die Frage, welchen Namen man ihm geben soll. Groß ist die Angst, und wenn auch nur unbewusst Modeströmungen z.B. dem backlashigen Wilhelminismus-Trend (Anne-Sophia, Therese, Martha, Rupoldia, ) zu erliegen. Da sollte man sich vorher mal über die Möglichkeiten informieren.

Zeit, Schönheit, Militär, Mädchen

Gerade Katja Riemann im Deutschlandfunkbericht zum Weltkindertag gehört. wo sie als UNICEF-Botschafterin an einer Kinderdemo vor dem Reichstag teilnahm und glasklar analysiert:

"Es geht um die Person als ... als als ... als Träger der Persönlichkeit!"

Klar soweit?

Fact Checkers Unit



Hervorragende Comedy von Peter & Brian, tadellos fotografiert von Mark Schwartzbard. Wie Kristen Schaal die Banahne isst und bei 2:15 "or ELSE!" sagt, ist groß. Bill Murray ist sowieso eine Liga für sich: "Am 23. August 2007 wurde gegen Bill Murray wegen möglicher Trunkenheit am Steuer eines Golf-Caddys ermittelt, mit dem er in den Straßen von Stockholm unterwegs war."

Mittwoch, September 19, 2007

Katapult

Irgendwann in dieser Woche ist die notorische Fürther Landrätin Gabriele Pauli wohl aufgewacht und hat sich gedacht "Ich habe keine Lust mehr auf die Politik. Was muss ich wohl machen, um sicher zu stellen, dass ich in der Politik definitiv nicht weiterkomme?"

(Ausschnitt: Welt Online)

USA should invade Italy

Police Academy

+ + + DPA-Meldung zum OECD-Bildungsbericht + + +

Nachdem der OECD-Bildungsbericht Deutschland mal wieder ein schlechtes Zeugnis ausgestellt hat, werden allerorten hektische Aktivitäten entwickelt, Pressemitteilungen und Statements geschrieben, Ministerinnen schnarren ihren Leitungsstab an, man möge Belege für Gegenmaßnahmen und Erfolge liefern, Referenten und Sachbearbeiter schreiben Mails und führen Telefonate, um aus der Projektinfrastruktur bei Organisationen und Verbänden Zahlen und Beispiele einzufordern, die M. vorgelegt werden können.

Da zeigt das Bayerische Bildungsministerium, wie man auch mit der Polizei Bildungspolitik betreiben kann und lauert am Flughafen Familien auf, die verspätet aus den Ferien zurückkommen und deren Kinder also nicht in der Schule sind.

Schließlich werden aus den Kleinen keine Ingenieure, wenn sie ewig in der Sonne liegen!

Verteidigungsminister Jung zeigte sich offen für Vorschläge, Schavans Anstrengungen für ein effektiveres Bildungssystem zu unterstützen: "Die Bundeswehr steht bereit!" Dabei sei vieles denkbar: Tornado-Überwachungsfotos aus Gärten (Der kleine Torsten baut ein Baumhaus, dabei hat er in der 2. Stunde Mathe!") oder der Abschuss von Reiseflugzeugen, die überwiegend Schulschwänzer an Bord haben. Auch Innenminister Schäuble ließ seine Unterstützung für den Aufbau einer Schulschwänzerkartei erkennen. "Mit Online-Durchsuchung von Computern können wir erkennen, wer wann bei German-Wings seinen Flug bucht. Wer All-Inclusive-Terrorcamps wie Robinsonclub oder Club Med besucht, ist zu noch ganz anderen Sachen fähig!"

Dienstag, September 18, 2007

Langweilig schon heute

Es gibt Artikel, die man in ihrer biederen Vorhersehbarkeit und vorgestanzten Unoriginalität nicht lesen muss. Z.B. einen Artikel über Politnachwuchs, der - ui!ui!ui! - sich die Haare färbt (Tonnerwetter!), auch schon mal fünfe gerade sein lässt, herumköhlert, dass er anecken und unbequem sein will, sich in Stadionkonzerten gehen lässt aber die Familie für den Kern der Gesellschaft und Werte nicht für überholt hält und als Beweis dafür, dass man "auf dem Boden geblieben" ist, den Umstand ausstellt, dass man in einer WG (Tonnerwetter!) in Kreuzberg (Mann, piss die Wand an!) lebe oder immer noch selber einkaufen gehe.


Der mit gröbsten Kategorien arbeitende und darum nie einen Trend aufspürende, sondern immer hinterherschreibende, immer der gerade gängigen Mehrheitssprachregelung (die zudem in der eigenen Branche ventiliert wird) inzestuös ab- und hinterherschreibende Verarbeitungs- und Einordnungsapparat deutscher Journaille sieht eine Frau um die 30, in der Politik, die sich die Haare färbt oder blond und nicht völlig entstellt ist und prompt knallt die Schublade "Jugend, Weiblichkeit und ein Quäntchen Sex-Appeal" auf, kommt die Idee auf "Da könnten wir doch mal eine Serie draus machen und macht die Zeitung dann mit Berufsjugendlichen wie Andrea Nahles oder dem Söder Markus, zu dem Kurt Kister bereits Letztes geschrieben hat, voll. (Man freut sich schon jetzt auf die Fotostrecke deutscher "Nachwuchspolitikerinnen" leicht bekleidet in Max.)

Nur Menschen, denen bei der Kommentierung von Parteitagen und Präsidentschaften Simulationsvokabeln wie "Weltläufte", "Diadochenkämpfe" oder "Pyrrhussieg" aus der Feder fließen, halten ein solches Inventarium für die Ingridenzien eines "kantigen Profils", gar für Persönlichkeit.

Dabei entsprechen die Politdarsteller und die mit ihnen im Berlin-Raumschiff eingesperrten Berufsbeschreiber einander in ihren limitierten sprachlichen wie analytischen Mitteln, deren (im Anfang als Talent mitgebrachte) Schärfe oder korrekter Zugriff in der Geschlossenheit des "politisch-publizistischen Apparates" ausgekocht wird, bis alles leicht verdaulich und sogar für Journalisten einordbar geworden ist.

Der Politneuling der mit eigenen Ideen, einer eigenen Sprache, einer eigenen Herkunft nach Berlin kommt ist schon nach einem Jahr im lauwarmen Bad, in dem Journalisten, Politiker und Verbandsvertreter vor sich hin dösen von Pressekonferenzen, Empfängen, wichtigtuerischen Hinterzimmergesprächen und Essensverabredungen auf das Einheitsniveau Berliner Politik heruntergekocht. Rasch lernt man die Klaviatur der Sprache und Themen, der Selbstkonzeptionierung, wichtiger: Selbstgestaltung, die sich vermitteln, verkaufen und "rüberbringen" lässt - oder man schaut dem bunten Berliner Treiben verschwindet von den Hinterbänken zu.

Entscheidend ist, dass man nach Bewertung des Ausgangsmaterials (Aussehen, Biographie, bestimmte Eigentschaften/Kompetenzen) aus ebendiesem einen "Typ" komponiert, der in seiner Grobheit selbst dem Dümmsten einsichtig wird.

"Da verwundert es nicht, dass sich Koch-Mehrin ein Thema ausgesucht hat, das deutlich sexier ist: Familienpolitik. Mit Ihrem Buch "Schwestern - Streitschrift für einen neuen Feminismus" mischte sie sich in die frauen- und familienpolitische Diskussion in Deutschland ein. Der Titel klingt dröge. Und nach Alice Schwarzer.
Das dünne Büchlein ist aber unterhaltsam geschrieben und enthält statt scharfer Thesen bunte und persönliche Anekdoten aus dem Leben einer berufstätigen Mutter. Alles ganz nach Koch-Mehrins Leitspruch: "Das Private ist politisch." Der Erfolg blieb nicht aus. [...]
Für Aufsehen sorgte die promovierte Volkswirtschaftlerin bereits während ihrer zweiten Schwangerschaft, als sie ihren Baby-Bauch vom Stern fotografieren ließ." (SZ)

Nur mit soziologischen und psychologischen Mitteln lässt sich vermutlich der Vorgang beschreiben, wenn aus Menschen Politiker, bzw. Journalisten werden und sie entkoppelt von der Wirklichkeit beginnen, ihr Selbstsein in Pressemitteilungs- und Verlautbarungsdeutsch zu erzählen und sich mit Kategorien verwechseln, die sie für politisch halten, die aber doch zuallererst nur den gerade umlauffähigen Kommunikations-Konsens darstellen.

Ein Meister dieser Beschreibung ist und bleibt Kurt Kister, der fünf Jahre für die SZ aus der Hauptstadt berichtet hat. Im SZ-Magazin beschrieb Kister zehn Phänotypen ("Laurenz Meyer und andere Looser") des Berliner Politbetriebes, "die er am meisten vermissen wird"- Die Pfaueninsel

Auch lesenswert die "Post-Gerd-Ära" ebenfalls von Kurt Kister

Sonntag, September 16, 2007

Deutschland, 13 Uhr

So schön kann eine Mittagspause sein