Samstag, März 03, 2007

Neu! Trend!

Die Didacta nennt sich die größte Bildungsmesse Europas. Knapp 100.000 Besucher sind durch die Deutzer Messehallen geströmt, haben sich 1.500 Veranstaltungen angesehen, gefühlte 9.850.000 Kugelschreiber, 23984729424247239479 Flyer und 239847947932139 Tragetaschen eingesteckt.

Das Dröhnen der Trolleys noch in den Ohren fragt man sich, was abgesehen von platten Füßen und jeder Menge Altpapier bleibt. Eines fällt comme toujours auf: Die unterirdische Qualität der Vorträge, bei denen Powerpoint-Folien mit ausgeschriebenen Sätzen in Schriftgröße 12 vorgelesen werden oder Podiums"diskussionen", in denen sorgsam zurecht gedrechselte Plattitüden wie, dass das Lernen mit der Geburt beginne, die Kinder und Jugendlichen weniger SchülerInnen als vielmher Menschen seien und das 24 Std/Tag und das Bildungssystem sich weniger auf Abschlüsse als auf Anschlüsse konzentrieren sollen, vorgetragen werden. Rock 'n Roll! Ein Erkenntnisertrag auf dem Niveau einer Christiansen-Sendung.
Der Deutschlandfunk berichtete, dass das "Lebenslange Lernen" ja DER Trend auf der Didacta sei! Und "Neue Medien", v.a. aber "individuelle Förderung". Ganz besonders doll im Zentrum der Aufmerksamkeit steht aber auch irgendwie das Thema " Schule/Wirtschaft" oder "Lehrerausbildung". Na dann ... Frikedihoo!

Freitag, März 02, 2007

Hail to the IBM!

Ein ganz eigenes musikalisches Genre ist die Firmen-Hymne.


Im Mega-Format ist dies Phänomen bekannt als nervtötendes Gedudel, das einen als Tinnitus bei sportlichen Großveranstaltungen wie Olympiaden oder Fußballwelt oder -europameisterschaften (Noch 463 Tage, 10 Stunden, 11 Minuten und 51 Sekunden!) begleitet.

Und nichts, was sich nicht euphorisch besingen ließe: Packstationen, der 100. Newsletter, Arnstadt, Versicherungen, usw.

Manche Firmen, wie Kaisers/Tengelmann lassen offensichtlich PUR ran (Schöne Assoziationen im Text: "Ein Herz braucht das Blut, so wie wir unsere Kunden", die an die christlichen Missionsplakate in S-Bahn-Unterführungen erinnern, bei denen auch interessante Zusammenhänge hergestellt werden. "Ein Leben ohne Jesus ist wie ein Portemonnaie ohne Geld - sinnlos!" Man kann eben auch komplexe Inhalte einfach darstellen.) und bringen den Bon Jovi vom Edeka dann genau dahin, wo er musikalisch hingehört - auf den Wühltisch der Tiefstpreise.

Schön ist einfach immer, wie musikalisches und dichterisches Handwerk auf gleichem Niveau zu einem kleinen Artefakt amalgieren:

"Unser Job das sind die Lücken, um sie mit Zähnen zu bestücken"
(Con Dental)

"Kann's kaum erwaaaaarten, bis ich sie wiederzuseeeeeeh ich sage allen "Schickt mir Pakete zu! Und ich bestellt jetzt alles was nur geht...DHL Pakete holen tut so guuuuuuut...." (DHL Packstation)

Opernhaft (mit Plastikfanfaren): "Unsere Freeeeuuuuuude ist es, Ihnen friiiiiihiiiische Infos anzuuuuuudiiiiihiiiienen..." (G.I.B. Newsletter)

"To live withouuuut my Philliiiiiips would be impossible to dooooo..."
(Phillips)

Hail to the IBM Mon Dieu!

(Gefunden bei lehrer-online und hier)

Donnerstag, März 01, 2007

Double Letter Week

Conan O Brian knows what rocks

Mehr Unterleib bitte!

"Man kann es aber auch mit Lottmann sagen: In der Jugend von heute wird einfach zu viel im Kopf gebohnert und zu wenig mit dem Unterleib."

Eben!

Spiel mit uns!

Mit blauen Teddybären gegen den Terror: CIA, NSA und DIA werben mit speziell entwickelten Internetseiten um Kinder im Grundschulalter.

"In einem Buchstabenspiel müssen sie Begriffe wie "Vietnamoffensive" oder "Krieg gegen den Terror" in die richtige Reihenfolge setzen."

Na denn - Prost!

CIA umgarnt Minderjährige in der Online-Ausgabe der Welt

Who doesn't?

"Immer wenn ich an Frankreich denke, denke ich an die Toiletten." Nadja, Single-Dinner

Mittwoch, Februar 28, 2007

Sex in the Berlin-City

Nach der Faz beschäftigt sich nun auch die Taz heute mit Ariadne von Schirach und ihrem Buch "Der Tanz um die Lust" und fragt, wie es kommt, dass eine blonde Studentin, die nicht viel veröffentlicht hat, einen großen, 4-Seiten-Artikel mit Foto im Spiegel bekommt.
""Ist das denn so wichtig?" Sie kraust ihre Stirn. Unwilliges Kopfschütteln. Ihre langen Ohrringe klimpern. Die mehrmalige Nachfrage mag sie überhaupt nicht. Sie weiß, wieso. Kurz nach dem Erscheinen des Spiegel-Textes hatte die Titanic über den Einfluss ihres vermeintlichen Knackhinterns auf dem Weg in das so genannte Nachrichtenmagazin räsoniert."

Zeitgeistig sei das Buch und kenne v.a. "keine Beamten, keine Maurer, keine Busfahrer. Stattdessen Videokünstler, DJs, Models." Auch der Taz fällt das proseminarhafte Aufzählen von Gelesenem auf, das bewusst auch das Bildungsbürgerkanonhafte abklatscht: "Bei der Sekundärliteratur, die die Vielleserin vor allem in der ersten Buchhälfte meist kurz zitiert, wird man das Gefühl nicht los, sie wollte vor allem zeigen: Hab das Zeug gelesen, ehrlich."

Dienstag, Februar 27, 2007

Scherzkeks du Jour

Bei reticon wurde bereits beschrieben, wie der Schalk in der Online-Redaktion der Süddeutschen Zeitung arbeitet und sich insbesondere an den Bildunterschriften zu schaffen macht. Ein weiteres schelmisches Beispiel heute in der Bildergalerie zur Besprechung des Buches der Burlesque-Striptease-Künstlerin Dita von Teese.
Auch luschtig: Die Bildergalerie zum Bericht über die Wiedervereinigung der Girl-Band "No Angels".

Montag, Februar 26, 2007

Oscar Foto Report

Staatstragend

Nach dem Oscar für sein Spielfilmdebut gibt es nur zwei Dinge, die eine Steigerung für Florian Freiherr zu Tralala und Strietzelberg darstellen könnten: Als parlamentatrischer Staatssekretär im Bundesministerium für Verbraucherschutz Wanderausstellungen für ölkologischen Landbau eröffnen oder Deutschlandfahnenschnellesskönig. So staatstragend quorrt der Henckelmann himself in jedes Mikrophon, dass er den Preis für Deutschland gewinnt. "Oscar für Stasi-Film wird parteiübergreifend gelobt" (Reuters). Na Mazeltov!

"Dieser Oscar ist gut für Deutschland" (Welt), "Wir sind Oscar», freuten sich in Deutschland Politiker und der Bundesverband Regie." (Bonner General Anzeiger) Filmstandort Deutschland gestärkt, erklärt auf keine Nachfrage hin der kultur- und medienpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Wolfgang Börnsen (Bönstrup) . Die Bundeskanzlerin sagt auch irgendwas darüber, dass sie sich auf die vielen Menschen aus Amerika freut, die sich jetzt bald in Anklam, Zitrow und Luckenwalde über die deutsche Einheit informieren wollen.

Der zweite ist der erste Verlierer

Eine Weile wurde bei den Oscars der Umschlag mit den Worten geöffnet "And the Oscar goes to...", weil man das Winner/Looser-Ding nicht so stark machen wollte, because all nominees are winners. Aber, wie die wider Erwarten amüsante Ellen de Generes richtig sagte, it's the make-or-break-night. Und das es ums Gewinnen ging, wusste auch Meister Donnerkeil, der seinen Olli Kahn studiert hat.

In der Süddeutschen Zeitung lesen wir
"Auch Donnersmarck misst dem Sieg entscheidende Bedeutung bei. ,,Es ist eben ein großer Unterschied, ob man nur nominiert ist oder ob man gewinnt. Ich stelle mir die Situation vor, wenn mein Hauptkonkurrent Guillermo del Toro mit ,Pans Labyrinth‘ gewinnt. Das ist eben was anderes, als wenn ich da sitze und sage: Hey, ich bin nominiert.‘‘

Genau. Darum geht's. Gewinnen. Andere hinter sich lassen. Sich durchsetzen.

Deutschland ist auch wenn sie verlieren und bei Weltmeisterschaften Dritte unerträglicher als andere, weil sie selbst im Verlieren noch die Besten zu sein beanspruchen. So sprach schon Andre Heller im Vorfeld der Fußball-WM davon, dass "es jetzt besonders um den Sieg der Deutschen, in Deutschland, vor Deutschen, mit Deutschen geht" und das darin die "Rückkehr des Verbissenen, des Nichtselbstironischen, des Unsinnlichen"

Besonders klebrig wird's dann, wenn tatsächlich gewonnen wird:

"Es ist etwas ganz Besonderes, einen Oscar für sein Land zu gewinnen. In Friedenszeiten schaffen das sonst wahrscheinlich nur Sportler - oder der Papst. Deutschland liegt auf Weltniveau. Und das haben wir auch mit diesem Oscar bewiesen."(N24)

Kultureller Kampfanzug

[Nachtrag, 4. März] DIE ZEIT schreibt "Mit den Worten »Wir sind Weltmeister!« zog von Donnersmarck, der bereits zuvor bekräftigt hatte, »auch in Friedenszeiten« gerne etwas für sein Land zu tun, als Erster den kulturellen Kampfanzug an. Bei den politischen Gratulanten von Thierse bis Westerwelle herrschte weniger aufrechte Freude als ideologische Vereinnahmungsgier"

Sonntag, Februar 25, 2007

Bataille bumst Berlin

In der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung heute ein Artikel über Ariadne von Schirach, die im Herbst 2005 einen Artikel im "Spiegel" veröffentlichte, der Top-News zum Thema Sex (Erkenntnis-Kategorie: oversexed and underfucked, irgendwie sind die Typen zu metrosexuell und defensiv, her mit den süßen smarten Boys, die intelligent aber auch ganz Mann sind...) bereit hielt und kolumnen-smarte Formulierungen mit lebensstilsoziologischen Analysleinchen, die Neon-LeserInnen weder hinsichtlich ihres Inhalts noch ihrer Formulierung allzu seh überfordern bereithielt und damit ihre mainstreamability und also bankability signalisiert.

Ein Artikel, der laut FAS "für Furore sorgte, Literaturagenten neugierig machte und ihr so den Vertrag für ein Debüt verschaffte."

Man kann es den Literaturagenten nicht verübeln. Sie haben einfach nur die Production Values addiert, die von Schirach bietet: Sie ist nicht nur Enkelin eines Spitzen-Nazis, recht attraktiv geraten und studiert (Philosophie! So denken ... und so...), sondern auch noch über (hihi) Sex schreibt (uiuiui!).

Es handelt sich dabei um eine jener Publikationen, die es den Karaseks, Matuseks und anderen alten Seken (sorry...) ermöglicht, so nah an junge Mädchen heranzukommen, ohne sich direkt in eine Pornothek begeben zu müssen. von Schirach kombiniert kolumnenhaften Berlin-Stil, Proseminar-Namedropping mit pointiert gewollten Vulgarismen. Das gefällt und geht in Zeiten, in denen selbst Geiz geil sein soll, tatsächlich noch als "provokant" durch, was zeigt, in wie prüden Zeiten wir nach wie vor leben.

"Durch Erotik können wir Teil an etwas nehmen, das Bataillie als Kontinuität des Seins beschreibt, etwas das nicht religiös aber göttlich ist. Ficken als Gebet." Uhh...das F-Wort!
ROCK! AND! ROLL!

"Bei vielen Menschen ist es bereits eine Unverschämtheit, wenn sie Ich sagen."
T.W. Adornos. Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben

Schlimm wird es, wenn seine Pubertät mit anderen Mitteln fortsetzendes junges Gemüse von Verlagen die Bühne geboten bekommt, subjektive Erlebnisse für Repräsentationen soziologischer Kategorien zu halten und in Interviews ungebremst der Selbststilisierung nachgehen kann: "Sie verehrt Simone de Beauvoir, Walter Benjamin, Foucault, Houellebecq. Aber sie verschlingt auch Krimis und Fantasy." oder an anderer Stelle "Ich war ein sehr eigenwilliges, anarchistisches Kind und bin mit 14 aus dem Internat geflogen wegen Blasphemie und Drogen." Man erinnert sich an Zoe Jennys Erläuterungen schon in der Grundschule so weit gewesen zu sein, dass ihr "das System" zu eng wurde. Jaja...die Grundschule...das stahlharte Gehäuse.

Letztlich bleibt es enttäuschend, wenn Jugendliche ihre Tagebucherkenntnisse zwischen Buchdeckel pressen. Nach teilweise vielversprechenden Ausreißern und dem antriggern vermeitlicher Tabuzonen wird einem dann doch nur Konventionelles angeboten. Porno hier, sexy Night-Life da - am Ende ist es die Liebe, die uns alle rettet, "weil sie eine der letzten Verheißungen ist."

Tonnerwetter.

Lasst die Tokio-Hotel-Fans in Ruhe!

"Haltet lieber Eurem Maul!"

Le Concept du Jour

Blogger interviewt Leser ("Wie verstehst du dich privat mit mir?"):

Wie kann man Burnster.de noch besser und kommerziell erfolgreicher machen?

Wie Alles: Mit Titten und Korruption.

Klare Frage - Klare Ansage.

Sehr schön auch das Impressum: "Eine Verletzung von Rechten Dritter liegt nicht vor. Zumindest keine juristische. Wenn jemand aber ein paar auf die Goschn braucht, bin ich der Letzte, der sich vornehm zurückhält."

So ists recht.