Samstag, November 10, 2007

Toyota Prosa

In der Süddeutschen Zeitung hat Verena Mayer sich das Verdienst erworben, sich eines neuerlichen Exemplars der Kleinmädchen-Peosiealbum-Prosa von Zoe Jenny anzunehmen.

Wenn man die famos geschriebene Rezension liest, fragt man sich, warum diese Mühe betrieben wird. Warum mit Kanonen auf Spatzen schießen? Es ist so offensichtlich, dass hier ein
erzählerisches Unvermögens, Abwesenheit von schriftsprachlichem Handwerk, literarische Unbildung (die vielleicht meint, nichts kennen zu müssen, weil sie sich mit Originalität verwechselt) im "Stil der erstbesten Assoziation" einer Oberstufenschülerinnenprosa arbeitet, die nichts außer Plattitüden und Klischees aneinanderzureihen vermag, weil sie von den Dingen, von denen sie berichten will, keine Ahnung hat und daher nur auf die (vermutlich medial) vermittelte Erfahrung aus zweiter Hand zurückgreifen muss, wobei Stilblüten an Klischees gereiht werden und eine Sprache herauskommt"die nichts will, eine Sprache, mit der man auf Nummer sicher geht, wie mit einer Van-Gogh-Reproduktion im Wohnzimmer.", dass man sich also fragt: Warum werden solche Bücher (das Vierte in Folge) geschrieben? Warum gibt es Verlage dies es drucken - ganz einfach: weil es Menschen gibt, "die sich zwar für Literatur nicht interessieren, die aber dennoch "gerne lesen" (Mathias Altenburg)

Was wiederum die Verlagsbranche als die auf Gewinn orientierte Branche erscheinen lässt, die sie ist. Biographien von Dieter Bohlen und Dolly Buster, Mathias Effenberg oder jetzt der Erziehungsratgeber "Was Kinder stark macht" von Boris Becker werden gekauft - und darum geht's. Das herstellen, was die Massen haben wollen. Was ja nicht schlimm ist. Aber dass dieser Woolworth-Betrieb, der schmökerproduzierenden Industrie die Simulation von Tiefsinn betreibt und dabei LeutInnen mit ihren sich eraufrichtig und ernsthaft gemeinten Gedanken verheizt, anstatt dass man ihnen bezeiten eine Umschulung zur Reisebürokauffrau anrät, ist schon ennervierend.

Auf die Frankfurter Messe zu gehen, heißt, den Buchhandel hassen zu lernen

Sibylle Berg schreibt in ihrem Newsletter so richtig"Auf die Frankfurter Messe zu gehen, heißt, den Buchhandel hassen zu lernen. Ich war gerade dort, und weiß, wovon ich rede. Herzlich willkommen im Turbokapialismus [...] Schriftsteller vermag ich keine zu sehen, die wurden entweder von Joschka Fischers Bodyguards in die Ecke getreten, oder waren gar nicht erst geladen worden. Was ich sehe ist: Katja Kessler, Mark Medlock, Jörg Pilawa. Schreibende TV-Köche, schreibende Moderatoren, schreibende Fußballer, Jammergestalten, Fernsehfressen.

Warum die unangenehmste Sorte Mensch Bücher schreibt? Weil es sich lohnt. Weil die uniformierten Herren die heute Buchfabriken wie Bertelsmann, Holzbrink und Random House leiten zwar keine Ahnung von Literatur, wohl aber vom ABVERKAUF haben. Hört man überall: prima ABVERKAUF. Sie fegen mit Wirtschaftsprüfern durch frisch aufgekaufte Verlage, streichen Lektoren und Korrektorenstellen. Braucht man nicht. Was man bracht, ist ein gutes
Marketingkonzept. [...] Als würde die Branche nicht von in Deckel gebundenen Werbebroschüren plattgewalzt. Warum der ABVERKAUF des ganzen Mülls funktioniert? Weil die Menschen noch nie die Schlausten waren, weil einen eigenen Geschmack zu entwickeln mühsamer ist, als den Empfehlungen von Bild und Kerner zu folgen. Hat der auch ein Buch schreiben lassen? Fast bin ich mir sicher, allein die Unterscheidung all dieser Nasen mag mir nicht gelingen. [...] Was hilft mein Gezeter? Gar nichts. Die Leute werden das Zeug kaufen, ein paar wenige, die von Büchern mehr erwarten als Unterhaltung werden in ihre alten Bibliotheken schlurfen und Zola lesen.

Dann eben zum 10 mal. Und hoffen, das die Welt, die immer voller und unappetitlicher wird, sich irgendwann selber reinigt. Vielleicht könnte sie damit in Gütersloh beginnen."

Freitag, November 09, 2007

Wochenende!



Aimee Mann - Wise up

Donnerstag, November 08, 2007

Informal learning

Die wichtigsten Dinge lernt man nicht in der Schule. Z.B. was man macht, wenn die Steckdose im ICE aus ist. Auch im WeitereHinweiseentnehmenSiebittedemFaltblattihrFahrplan findet sich dazu kein Hinweis.

Dazu braucht es informelles Lernen durch Anschauung und Nachahmung. Indem man von Mitreisenden erfährt, dass manchmal die Steckdosen, die sich in den alten ICE nur an den Tischen befinden, keinen Strom haben, was an den kleinen Lämpchen über eben diesen Steckdosen zu erkennen ist und das dies dann zumeist daran liegt, dass die zugehörige Sicherung herausgesprungen ist.














Diese Sicherung ist aber über ein kleines Loch auf der Unterseite der Leiste, in der die Steckdose sich befindet, zugänglich und lässt sich mit einem Stift, der aber dünn genug sein muss, dass er da durch passt, wieder reindücken und einschalten.

DAS ist relevantes Lernen!

Mittwoch, November 07, 2007

Raumgestaltung

"Man kann auch mit Architektur Menschen erschlagen" - frei nach Zille. In solch schön gestalteten Räumen lernen junge Menschen in Köln die Kunst des Musizierens, beschäftigen sich mit Bartok, Schubert, Mozart.

Sonntag, November 04, 2007

Armut macht krank

Einem merkwürdigen Freiheits- und Unabhängigkeitsverständnis folgend lehnen Amerikaner staatliche Intervention als Einmischung und Beschneidung von Freiheitsrechten ab. Das hat im Gesundheitswesen zur Folge, dass es keine staatliche Krankenversicherung udn schon gar keine Versicherungspflicht gibt. 47 Amerikaner sind völlig ohne Versicherungsschutz. Millionen Amerikaner sind unterversichert. Mit fatalen Folgen: Wenn chronische Krankheiten auftreten stürzen viele Menschen in die Verschuldung und können sich schon bald die notwendigen Medikamente und Behandlungen nicht mehr leisten.

"Allein im vergangenen Jahr", sagt Ross Isaacs, ein Nierenspezialist der Uni-Klinik in Charlottesville in Virginia, "starben in den USA mehr Menschen an vermeidbaren chronischen Erkrankungen als Soldaten in allen unseren Kriegen seit 1775."

Armut macht stumm in der Online-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung

Wenn der Arztbesuch zum Luxus wird bei D-Radio.de