Montag, März 24, 2014

Charaktertest-Journalismus

"Es handelt sich um einen publizistischen Enthemmungsmechanismus und ein Genre der gezielten Personenkritik, die die Matrix zur Bewertung des Politischen zugunsten des Persönlichen und Moralischen hinter sich gelassen hat"

In der ZEIT kritisiert Bernhard Pörksen, 45, ist Professor für Medienwissenschaft an der Universität Tübingen, eine Textsorte, die man selbst doch ganz gerne liest: Das Charakterportrait. Dabei würden
"die eigenen Übergriffe als dringend gebotenen Entlarvungsauftrag maskiert und möglichst missgünstig interpretierte Details zum schwerwiegenden Persönlichkeitsbefund um(ge)deutet. (...) Ein paar Zitate, eine suggestiv aufbereitete Szene, die systematische Nichtberücksichtigung bei der Hustenbonbonverteilung – und schon gerät die subjektive Beschreibung irgendwelcher Details zum scheinobjektiven Totalurteil über eine Person, zum Instrument einer schmutzigen Psychologie, die bei genauer Betrachtung von der These lebt."