Montag, Dezember 29, 2008

Selbsteinschätzung

"Secretary of State Condoleezza Rice said that despite President Bush's low approval ratings, people will soon "start to thank this president for what he's done. So we can sit here and talk about the long record, but what I would say to you is that this president has faced tougher circumstances than perhaps at any time since the end of World War II, and he has delivered policies that are going to stand the test of time," Rice said in an interview that aired on CBS' "Sunday Morning." (CNN)

"I think we have managed to keep the country safe," Rice said. "I think we've stood for freedom and liberty as something that every man, woman and child should enjoy. And I think we've built a lot of very good relationships around the world that are serving us very well in some of the most difficult challenges of all time." (CBS)

Freitag, Dezember 26, 2008

Ohrenkuss

In der Süddeutschen lobt Wiglaf Droste das seit zehn Jahren von Menschen mit Down-Syndrom hergestellte Magazin "Ohrenkuss": "Wo Filmfeuilletonisten quälend lange PR-Arien über angebliche Phänomene singen, braucht Julian Göpel nur ein paar Sätze. Über James Bond sagt er, was zu sagen ist: "Er ist reich. Er wohnt immer in einem großen Hotel mit einer Bar und mit einem Schwimmbad. Und er ist Agent 007 und sieht gut aus. Und das finde ich toll. Er verfolgt die Verbrecher und fährt Sportwagen mit und bekommt auch Frauen ins Bett. Das finde ich super." Welcher Filmkritiker würde das so schreiben?" (SZ)

Video Game Nerd

An Weihnachten wechselt nicht zuletzt elektronisches Spielzeug die Besitzer. Dabei sind die Schenkenden gegenüber den Beschenkten oftmals im Wissensnachteil: Welches Computerspiel kommt an und ist pädagogisch wenigstens nicht bedenklich - so bescheiden sei der Anspruch formuliert? Zum Glück gibt es den Video Game Nerd, der sich passend zur Weihnachtszeit speziell mit Bibel-Spielen beschäftigt hat. (Mit Dank an JP)

Dienstag, Dezember 23, 2008

Wunschzettel

"Der Autorin Charlotte Roche würde ich unter dem Christbaum in den Arsch treten."
FJ Wagner über seine Weihnachtswünsche

Montag, Dezember 22, 2008

Die Wahrheit stirbt an ihrer medialen Wiederholung

In der Zeit beschäftigt sich Thomas Assheuer mit dem Phänomen, dass trotz in immer intensiverem Nachrichtenstakkato eintreffender Hiobsbotschaften die Menschen sich an die Krisenmeldungen gewöhnen wie an einen Tinnitus. Man weiß, dass die Umwelt den Bach runter geht, die Wirtschaft kollabiert, es immer mehr Armut bei gleichzeitig exzessivem Reichtum gibt - und dennoch machen Boris Beckers SMS-Teenie-Beziehungen länger Schlagzeilen, als die politische Krisen und Umweltkatastrophen."Überall in der Gesellschaft herrscht informierte Apathie und unheimliche Gelassenheit, und der Glühweinverkauf auf Weihnachtsmärkten zeigt eine erfreuliche Tendenz: Es geht aufwärts" (Zeit)

Assheuers These: Die einander permanent überbietende Darstellung von Krisen und Katastrophen in den Medien führt zur Abstumpfung und Widerwillen.

" [...] die Dauerkommunikation der Krise nimmt ihr die erkenntnisfördernde Wucht. Dieselben Medien, die die Katastrophe ausmalen und dem »Denken der Frist« Raum geben, schwächen sie zugleich. Warum? Weil jeder Schock, den die Medienmaschine in ikonografischer Verdichtung ins Bild setzt, durch seine unablässige Wiederholung entschärft wird. [...] Ganz ähnlich die Bilder von der Eisbärmutter, die mit ihren Jungen auf einer Scholle einem traurigen Ende entgegentreibt. Die serielle Monotonie, mit der die Apokalypse ins kollektive Bewusstsein eingebrannt wird, betäubt den Schrecken, vor dem sie warnen will. Drastischer gesagt: Die Wahrheit stirbt an ihrer medialen Wiederholung." (Die Zeit)

Samstag, Dezember 20, 2008

"Wenn so'n geiler Film so fertig gemacht wird!"

Til Schweiger hat einen Film gemacht. Und die Süddeutsche findet ihn nicht gut.

"Die Zündschnüre der Gags sind ellenlang, das Feuer kriecht daran entlang und vergisst unterwegs seine Bestimmung. Eigentlich sagt Ritter Lanzes füllig-gewellte Prinz-Eisenherz-Perücke, eine Hommage an die Frisur der amtierenden Kanzlerin, schon alles: eher peinlich als komisch. Eine Möchtegern-Ritterfilm-Parodie, gefertigt nach Schweigers Bekenntnis: "Flache Sachen funktionieren immer. Kopf gegen Eisengitter - das ist ein garantierter Lacher."" (SZ)

Freitag, Dezember 19, 2008

Unvermeidlich



Frohes Fest!

Hund als Ratte

"All diese Dinge, Hund als Ratte, unreiner Schuh sind für mich fremd. Raus aus Irak, weg von den Schuhen."

FJ Wagner

Donnerstag, Dezember 18, 2008

Handfest

Spiegel: Vermissen Sie die Bundesliga?
Legat:
Ich würde den Jungs gern noch mal zeigen, was ein Zweikampf ist.

Selbstbewusst

"Wir hatten in den erfolgreichen siebziger Jahren große Spieler, die vom Charakter her urdeutsch waren, aber auf dem Platz auch Ideen und Kreativität entwickelten: Beckenbauer, Müller, Breitner, Heynckes, Wimmer, ich selbst, Overath, Grabowski oder Hölzenbein."
Günther Netzer

Schenken macht Freude

Apropos schenken: "Ich schenke meiner Tochter 500 Euro – das ist was Konkretes." Franz Josef Wagner

Verschenkt Bäume!

Jedes Jahr überlegt man sich, was man dem Vater schenken soll. Dem Typen, der nichts wirklich braucht. Wer noch auf der Suche nach dem perfekten, CO2-neutralen, umweltfreundlichen, sozial bewussten Geschenk gift ist, kann schon für 10 cent einen "multipurpose, fast-growing, oxygen-giving, CO2-storing, erosion-controlling, nutrient-fixing, groundwater-replenishing, poverty-reducing, animal-feeding, biodiversity-protecting, life-giving" Baum im Namen eines lieben Menschen pflanzen (lassen). Die NGO "Trees for the Future" hat seit 1989 weltweit mit lokalen Organisationen und Farmgergruppen mehr als 50 Millionen Bäume gepflanzt.

Eine sehr einfache aber wirksame Methode zur Verbesserung der Qualität von Böden, Grundwasserqualität, Biodiversität und damit der landwirtschaftlichen Produktivität und also der Einkommensgrundlage der in den Gebieten lebenden Menschen. Durch die Verteilung von Saatgut, Landwirtschaftstrainings und Länderprogramme werden lokale Gruppen in den Stand versetzt, durch Wiederaufforstung der Bodenerosion entgegen zu arbeiten.

Und eine vergleichsweise günstige Methode: Für 10 US-Dollar werden 100 Bäume gepflanzt, für 100$ 1.000 Bäume, usw. Das Geld geht direkt in das Pflanzen von Bäumen. Nicht in Werbekampagnen, von denen zunächst mal die Agenturen profitieren, die diese Kampagnen umsetzen. Nicht in Spesen für Vorstandsmitglieder, die in gut klimatisierten Hotels über das Elend der Welt konferieren.

Unter http://www.plant-trees.org/donate.php kann man spenden und sich ein Geschenk-Zertifikat schicken lassen.





Fotos der Arbeit von Trees for the Future gibt es hier: www.flickr.com/photos/plant-trees

Mittwoch, Dezember 17, 2008

Sock and Awe

Ich hab's doch gesagt: www.sockandawe.com#

Interessant: wie aus der Liste der Top 25 Bush-Shoeing Countries hervorgeht, bewerfen am liebsten Amerikaner G. W. Bush mit digitalen Schuhen, gefolgt von - quel surprise! - den Franzosen. Die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi Arabien folgen erst auf Platz 4 und 5 und Deutschland auf Platz 9.

Icke und er

"Er ist mein Horst, der Derrick. Ich bleibe sein Fritze, sein Harry."
Fritz Wepper

Dienstag, Dezember 16, 2008

Last Minute

Fehlen noch Weihnachtsgeschenke? Hier ein Tipp ...

Online-Spiel: Triff den Bush

Es sei hier annonciert, damit der Anspruch auf Urheberrecht reklamiert werden kann:

Idee für ein Online-Computerspiel "Triff den Bush". Das Spielprinzip ist dasselbe wie bei "Moorhuhn", nur dass man mit Schuhen (wahlweise Torten, Bibeln, Bibern, Koranen, Kormoranen u.a.) nach George Bush und anderen Kabinettsmitgliedern wirft. Die Szenerie ist nicht eine Landschaft, sondern ein Pressekonferenz-Raum.

Wie? Gibt es schon? Damn!

Montag, Dezember 15, 2008

Mitarbeiter des Tages

So ist das im Internet: Kaum hat Muntazer al-Zaidi Noch-Präsident George Bush während einer Pressekonferenz seine Schuhe an den Kopf geworfen, findet sich auch schon ein Wikipedia Eintrag über den Mitarbeiter des Tages.



"The president -- who dodged both shoes -- was not hurt during the incident." (Fox News)

Während man sich noch wundert, wie es sein kann, dass GWB so unbehelligt in Richtung Rente surfen kann, das Donald Rumsfeld, obwohl ein Senatsbericht ihm eine direkte, perönliche Mitverantwortung für die Misshandlung von Gefangenen in US-Militärgefängnissen zuschreibt, keine ernsten rechtlichen Konsequenzen zu befürchten hat, muss man al-Zaidi bewundern, der wenigstens seine Schuhe nach Bush geworfen hat. Wenigstens das. Außerdem dürfte das irakische Football-Team die Frage nach dem Quaterback gelöst haben.

Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung

Zum 25. Geburtstag des "Grundrechts auf informationelle Selbstbestimmung" und aus Anlass der immer dichter folgenden Skandale um Datenmissbrauch und -verlust bei Telekom, ausspionierten Mitarbeitern bei Lidl und Kreditkarten bei der Berliner Landesbank schreibt Heribert Prantl heute in der SZ: "von einer Selbstbestimmung der Bürger kann nicht die Rede sein."

"In der politischen Diskussion wurde so getan, als sei der Datenschutz etwas Unanständiges für unanständige Leute. Der Datenschutz wurde stets negativ beladen. Wer über die Gefährdung der Privatsphäre durch Datenverarbeitung reden wollte, der musste sich daher erst einmal entschuldigen, ein Bekenntnis gegen "übertriebenen" Datenschutz ablegen und darlegen, dass er dem Fortschritt von Technik, Wissenschaft und Kriminalitätsbekämpfung nicht im Wege stehen wolle. [...]
Die Quittung erhält die Gesellschaft jetzt. Die Verächtlichmachung des Datenschutzes hat das Bewusstsein über das Wesen von Persönlichkeitsdaten verschwinden lassen. Diese Daten werden behandelt, als wären sie nicht Ausdruck, sondern Abfall der Persönlichkeit. [...] Datenschutz ist der Schutz der Menschen in der digitalen Welt. Er ist das zentrale Grundrecht, das Ur-Grundrecht der Informationsgesellschaft. Er schützt nicht abstrakte Daten, sondern konkrete Bürger.", schreibt Heribert Prantl

Wobei man ergänzen muss, dass es auch eine Bewusstseinsänderung in der Gesellschaft, beim Einzelnen braucht. Es muss verstanden werden - und das wäre auch ein Thema für eine kritische Medienpädagogik, die sich eben nicht (ausschließlich) als Unterweisung und Einführung in Anwendungswissen für Softwareprodukte und also als Microsoft-Pädagogik missversteht-, dass Daten einen Wert haben, dass informationelle Selbstbestimmung einen Wert und ein schützenswertes Gut darstellt. Gerade in Zeiten, da Kinder und Jugendliche mit schülerVZ, facebook und anderen Plattformen aufwachsen, die dazu einladen private Daten einzuspeisen, ist dies nötiger denn je.

Aus einer solchen Haltung, die den Wert sollte sich ein im Alltag auch durchgesetzter Anspruch ableiten, oder wenigstens zivilier Ungehorsam: Man muss an der Kasse des Saturn oder Media Marktes nicht seine (richtige) Postleitzahl nennen. Wenn in Verträgen Passagen zur Verarbeitung von Daten vorkommen und gestrichen werden können, sollte man dies auch tun. Firmen, die ihre Produkte und Dienstleistungen nur anbieten, wenn man sich dazu bereit erklärt, sich dauerhaft deren Datenverarbeitung auszuliefern, kann man boykottieren. So wie die Wirtschaft zunehmend begreift, dass umweltfreundliches Verhalten ein Produktvorteil darstellt und dass umgekehrt negative Öko-PR (man denke nur an das Brent Spar-Debakel von Shell) einen Wettbewerbsnachteil, kann Datenabstinenz ein Wettbewerbsvorteil werden - vorausgesetzt dies wird von den Kunden nachgefragt und eingefordert. Das wäre schon ein Schritt in die richtige Richtung.

(Foto: domaz_dk)

Wundervoll

"Wie großartig. Wie wundervoll, eine Ministerin hüpft in eine Mülltonne."
FJW

So this is christmas ...

Sonntag, Dezember 14, 2008

Der Kandidat

TSG

Web 1.0

Das es sowas noch gibt, in einer derart durchgenormten Welt ist einfach zauberschön. Wir fordern: Artenschutz für solche Webseiten!

Land der Ideen

In der Süddeutschen Zeitung findet sich am Samstag ein wunderschöner Artikel über die fragwürdige Auszeichnungspraxis der fragwürdigen Kampagne "Land der Ideen". Unter der Überschrift "Die Regierung prämiert die Berliner O2 World als Ort im Land der Ideen. Was soll das denn?" lesen wir vergnügt:

"(...) tatsächlich finden sich viele beachtliche und bewundernswerte Projekte unter den 365 ausgewählten "Orten", so etwa das "Leichtbau-Innovationszentrum" in Dresden, der "Experimental-OP" in Tübingen oder die "Perspektivfabrik" in Berlin: Hier lassen sich Menschen zweifellos etwas einfallen, hier wird tatsächlich nach Lösungen für technische und gesellschaftliche Probleme gesucht.

Allerdings finden sich auch einige "Orte" unter den ausgewählten, deren kreatives Potential, gelinde gesagt, gegen null tendiert. Wenn die "Meisterschaft der Staplerfahrer" ausgezeichnet wird, dann, so steht zu vermuten, gilt bald auch das Pfahlsitzen als einfallsreich. Wenn eine Firma diesen Preis bekommt, weil sie kofferraumgroße Taschen herstellt, für Menschen, die den Kofferraum ihres Autos vor Verschmutzung schützen wollen, dann fehlt nur noch die Tasche, die die Kofferraumtasche sauber hält. Und wenn man erfährt, dass der Verein, der dafür prämiert wurde, das er das "Rasenbowling" in Deutschland eingeführt hat, im schönen thüringischen Ort "Drogen" ansässig ist, dann wundert einen gar nichts mehr.
" (SZ)

Samstag, Dezember 13, 2008

Helden des ersten Jahrzents des dritten Jahrtausends

ZEITmagazin: Herr Sloterdijk, wer sind die Helden dieses ersten Jahrzehnts des dritten Jahrtausends?

Peter Sloterdjik: Für mich persönlich ist die Antwort evident: die Menschen, die bei den Sicherheitskontrollen am Flughafen ausgerastet sind. Im Spiegel stand neulich eine hübsche Aufzählung. Ein Passagier hat seine Rasierwasserflasche gegen eine Scheibe geworfen, ein anderer hat eine Kontrolleurin geohrfeigt. Das sind meine Helden, einsame Kämpfer gegen den Sicherheitswahn.

(Die Zeit)

Adolf von Klebsattel-Team

Dass die "Macher" hinter Heino rocken, deutet nicht nur deren Titel "Adolf von Klebsattel-Team" - ein Name wie aus der Augsburger Puppenkiste - an. Auch wenn man das Raketen-Trio im Bild sieht, begreift man: Karamba, Karacho ein Whisky!

In Würde altern

"Man muss ja mit 70 nicht mehr rammeln wie ein junger Hirsch."
Heino

(Foto: konr4d)

Freitag, Dezember 12, 2008

Wochenende!

Was willst Du Drecksau

Die Kölner Boulevardzeitung Express pflegt selbst bei noch so kleinen Themen einen Ton, der der Sprache Goethes alle Ehre macht. So heißt es im einem Artikel über "brutale KVB-Schläger": "Nach der Attacke sprangen die Schläger aus der Bahn und verschwanden in der Dunkelheit der Nacht des 29. August." Auch der Artikel über den von einer mutigen Verkäuferin vereitelten Überfallversuch auf einen Sexshop unter dem schönen Titel "Was willst Du Drecksau?" wartet mit schöner Sprache auf. Da wird der Täter nicht angeschrieen, sondern ihm wird eine offensive Äußerung entgegengeschleudert. Der Täter ist davon nicht überrascht, sondern sichtlich schockiert. Da muss man sich um die deutsche Sprache keine Sorgen machen.

Donnerstag, Dezember 11, 2008

Boing Bumm Tschak

Im Rahmen der Movimentos Festwochen werden die Elektro-Pioniere Kraftwerk am 25. und 26. April 2009 drei Konzerte im 'Alten Heizkraftwerk' des Volkswagenwerks geben. Das spektakuläre Gebäude, das mit seinen vier Schornsteinen die Silhouette der Stadt und des Fabrikgeländes prägt, wird damit Stätte eines musikhistorisch wohl einmaligen Ereignisses: Kraftwerk im Kraftwerk. Am Samstag den 25. April 2009 finden zwei Konzerte statt - um 20 Uhr und um 24 Uhr.

Am Sonntag, den 26. April 2009 gibt es eine weitere Show um 20 Uhr.

Aus Gründen der Fairness und um das Entstehen eines Schwarzmarktes zu vermeiden, werden ausschließlich personalisierte Tickets und nur jeweils zwei Tickets pro Person verkauft.

Der Vorverkauf beginnt am 18.12.2008 um 9 Uhr!

Tickets gibt es hier...

Mittwoch, Dezember 10, 2008

Alles Leben ist Problemlösen

(Grafik: Wikipedia)

Finks Kriech

"Was ist die Botschaft des Bäckers?"
F.J. Wagner

Weihnachtszeit



Dienstag, Dezember 09, 2008

Spiegeldoof

"Spiegeldoof, egal"
FJW

Sonntag, Dezember 07, 2008

Noegghead

"Zu Hause in New York bin ich anders, ganz anders. Da eile ich keineswegs von der Arbeit nach Hause, weil ich darauf brenne, endlich Hegel oder Kierkegaard zu studieren. Mit so schweren Sachen gebe ich mich nicht viel ab. Nein, ich führe das typische Leben eines Nicht-Intellektuellen. Ich sitze bequem im Sessel, rechts habe ich ein Bier stehen, der Fernseher läuft, ich schaue mir ein Baseballspiel an und interessiere mich für nichts anderes als das Spiel. Ich verbringe meine Freizeit mit Baseball, mit Fernsehen, oder ich spiele Klarinette [...]"
Woody Allen

Guns'n Bible

"Sie in Europa, aber auch wir in New York neigen dazu, New York und Kalifornien, die nicht provinziell sind, für das ganze Amerika zu nehmen. Das ist es nicht. Der Rest Amerikas hat sich in den vergangenen Jahren sehr stark nach rechts bewegt. Dieses Amerika ist religiöser und provinzieller, als wir uns das überhaupt vorstellen können. Da lieben sie ihre Knarre und ihre Bibel." Woody Allen

Freitag, Dezember 05, 2008

The rise of a movement

Während des US-Präsidentschaftswahlkampfes und schon in den Primaries war es Barack Obama und seinem Team gelungen, einen anders gestalteten Wahlkampf auf die Beine zu stellen. Anstatt als Kampagne zu erscheinen, die von Großlobbyisten finanziert wird, mobilisierte der Senator aus Illinois ein Heer an Freiwilligen, die das Fundament einer Graswurzelbewegung ausmachten. Das Besondere an der Kampagne: Sie geht weiter.

Auch nach dem Wahlsieg werden die Bürger dazu aufgerufen, auf der Webseite www.change.gov, die den Übergang der Administrationen begleitet und über neueste Entscheidungen des Obama-Teams informiert, ihre Meinungen und Erfahrungen zurück zu melden.

Darüber hinaus gibt es Aufrufe, sich in der Nachbarschaft zu so genannten House Meetings in Gruppen zu treffen und über die Vorhaben und Themen der kommenden Regierungszeit zu sprechen. Wie immer unterstützt das Obama Team die Organisatoren solcher Meetings mit Materialien und Leitfäden - umsetzen müssen die Treffen allerdings die Menschen selbst.

Sie sollen gemeinsam diskutieren und ihre Ergebnisse zurückmelden.

At the house meetings, you'll reflect on our campaign, discuss the future of this movement, and identify some ways to get involved in your community. Meeting hosts will report back, and your feedback will be instrumental in guiding this movement through some important and unprecedented territory,
schreibt Kampagnen Manager David Plouffe.

Diese Rückkoppelung an die Bürger ist beispiellos. Nicht nur, weil dadurch der Eindruck erzeugt wird, dass nicht einfach nur die nächste Garnitur abgehobener politischer Profis in Washington das Ruder übernehmen und Prozesse steuern, die der sprichwörtliche kleine Mann, "Joe Sixpack" (Sarah Palin) oder "Joe Mainstreet" (Barack Obama) ohnehin nicht beurteilen kann. Sondern weil die Bürger selbst an die politischen Themen angebunden werden, sie motiviert werden, sich mit den Inhalten auseinander zu setzen und sich eine Meinung zu bilden, anstatt sich in Ressentiments oder Defätismus zurück zu ziehen. So lesen wir im aktuellen Newsletter der Obama-Kampagne:

"Exactly one month ago, you made history by giving all Americans a real opportunity for change. Now it's time to start preparing and working for change in our communities. On December 13th and 14th, supporters are coming together in every part of the country to reflect on what we've accomplished and plan the future of this movement. Your ideas and feedback will be collected and used to guide this movement in the months and years ahead.

Join your friends and neighbors -- sign up to host or attend a Change is Coming
house meeting near you: http://my.barackobama.com/changeiscoming Since the election, the challenges we face -- and our responsibility to take action -- have only gotten more urgent. You can connect with fellow supporters, make progress on the issues you care about, and help shape the future of your community and our country. Learn what you can do now to support President-elect Obama's agenda for change and continue to make a difference in your community.

Take the first important step by hosting or attending a Change is Coming house meeting. Sign up right now:
http://my.barackobama.com/changeiscoming To get our country back on track, it will take all of us working together. Barack and Joe have a clear agenda and an unprecedented opportunity for change. But they can't do it alone. Will you join us at a house meeting and help plan the next steps for this movement?

Thanks, David David Plouffe Campaign Manager Obama for America

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Schon das ist bemerkenswert: Die Kampagne hört nicht auf. Sie wird vom Obama-Team zur Bewegung umgeschmiedet und weiterentwickelt, wie David Plouffe in einem neuerlichen Video erklärt:

This grassroots organization has always been about more than an election. It's about transforming our country -- and we've only just begun. With the enormous challenges we're facing at home and abroad, we have no choice but to continue working together.

Während die Obama-Demokraten solchermaßen ihren Wahlsieg ausbauen und durch den Aufbau nachhaltiger in den Gemeinden selbst fußenden Strukturen gemeinwesenbasierter politischer Partizipation auch als eine ideologische Vorherrschaft zementieren, scheinen die Republikaner noch in ihrer Schockstarre zu verharren.

Dienstag, Dezember 02, 2008

Ansichtssache

"the biggest regret of all the presidency has to have been the intelligence failure in Iraq. A lot of people put their reputations on the line and said the weapons of mass destruction is a reason to remove Saddam Hussein."
George W. Bush

"Diverse US-Präsidenten haben gelegentlich die Unwahrheit gesagt. Aber die Einlassung Bushs, er sei von Geheimdiensten falsch informiert worden, ist eine der gröberen Verzerrungen der Wirklichkeit."
Hans Leyendecker

Sonntag, November 30, 2008

Wochenende!



Faith no More - Stripsearch

Kolumba

Samstag, November 29, 2008

Taktgefühl

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Lingua Mysteriae

"Die Moderne ist auf einem Parallelogramm antagonistischer psychopolitischer Energien aufgebaut."
Peter Neuruhrer

unberechenbar, chaosanfällig, trüb und repetitiv

Peter Sloterdijk empfiehlt im Gespräch mit der NZZ eine neu Bewertung von Wirtschaftswissenschaft und dem Geldwesen:

"Man muss endlich auch die Wirtschaftswissenschaften als Wissenschaften vom Irrationalen rekonstruieren, als eine Theorie des leidenschaftsgetriebenen und zufälligen Verhaltens. Die Psychologie beschreibt den Menschen seit über hundert Jahren als animal irrationale. Etwas Ähnliches zeichnet sich jetzt langsam in den Staats- und Wirtschaftswissenschaften ab. Auch dort porträtiert man den Menschen zunehmend als ein Wesen, das sich so gut wie nie als vernünftiger Langzeitrechner verhält.
Der wirkliche Mensch, wie er außerhalb der theoretischen Modelle erscheint, lebt durch die Leidenschaften, aus dem Zufall und dank der Nachahmung. Für aufklärerisch gesinnte Menschen enthalten diese Diagnosen starke Zumutungen. Wir wollen als vernünftig, organisiert, selbstdurchsichtig und originell gelten und sind in Wahrheit unberechenbar, chaosanfällig, trüb und repetitiv."
(NZZ)

Freitag, November 28, 2008

Schlechtes Design



Der Manager als Künstler

Die Süddeutsche Zeitung schreibt unter Bezug über die Konversionen des Kunstbetriebs und der Industrie wie sie bei den seriellen Herstellungsbatterien Damien Hirsts oder Jeff Koons deutlich werden. Dabei sei die Tatsache, dass die Künstler wie Finanzinvestoren sprechen und agieren (und z.B. Mitarbeiter "freisetzen" während sie Rekordgewinne einfahren) nur eine Seite der Medaille.
Interessanter ist die Lesart in die Gegenrichtung, derzufolge das das Idealbild des perfekten Arbeitnehmers, der als wendige, autonome, sich permanent selbst evaluierende und weiterentwickelnde Ich-AG funktioniert, selbständig und ungewöhnlich denkt, kreativ und initiativ arbeitet, auf dem Leitbild des bildenden Künstlers.

"Den "flexiblen Menschen" hat Richard Sennett noch vor zehn Jahren als Schreckbild verlorener Identität im Turbokapitalismus beschrieben; inzwischen ist der routinefreie Kämpfer, der autonom, kreativ, nichtkonform und risikobereit denkt, der wider den Stachel löckt, stur seine Ziele verfolgt, sich dabei aber permanent selbst in Frage stellt und, wenn nötig, auch immer wieder neu erfindet - inzwischen ist dieser Mensch nicht nur der feuchte Traum jedes CEO. Er ist auch eine Blaupause des autonomen Künstlers, wie ihn das 19. Jahrhundert hervorgebracht hat." (SZ Foto: RedCloverPix)

Das Recht leben zu lassen vs. sterben zu machen

"Ob es den Opfern hülfe, wenn Christian Klar seine Taten bereute? Dies würde vielleicht manches erleichtern, aber das Strafrecht verlangt das nicht, es verlangt noch nicht einmal, dass der Täter seine Tat gesteht. Christian Klar hat lange genug eingesessen. Mehr ist dazu kaum zu sagen. Er taugt offenbar nicht zum reumütigen Sünder. Er taugt aber auch nicht zur theatralischen Prominenz, zu der ihn der Berliner Intendant Claus Peymann erheben möchte – ein selbstgefälliges Theater, mit dem Peymann nun wirklich die Hinterbliebenen beleidigt." (Robert Leicht, Die Zeit)

Siehe auch: Fassungslos

Donnerstag, November 27, 2008

Bundesliga Manager

Das neueste Sparmodell der Online-Seiten: Bei der Berichterstattung über die Fußball-Bundesliga nicht die Fernsehaufnahmen teuer einkaufen, sondern als 3d-Modell nachspielen. Das kostet nichts und man kann das eigene Logo bei der Bandenwerbung einblenden.


Da für viele Fußball ohnehin mit EA Fifasoccer identisch ist, sind dann alle zufrieden – und Medienpädagogikstudenten haben ein neues Beispiel zur Verschmelzung von first Life und virtueller Realität für ihre Diplomarbeiten.

(Mit Dank für den Hinweis an reticon)

0 1

Extreme Computerspieler sind nicht süchtig.
Extreme Computerspieler sind süchtig.

Pecunia non olet

So ausgezeichnet der Schöngeist ist - das allein zahlt die Miete auch nicht. Aber immerhin ist selbst die Werbung bei Max Goldt ein gern gelesener oder gesehener Spaß.

Design im Alltag

Es ist für einen Industriedesigner wie Konstantin Grcic vermutlich die größte Auszeichnung und Freude, wenn eines seiner Produkte wie der Barhocker Miura nicht nur im MOMA steht, sondern dermaßen im Alltag angekommen ist, dass er auch an einer Pommesbude steht.

Bemerkenswert: Grcic präsentiert genau das Motiv auf seiner Webseite unter der Überschrift "Miura Reality":

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Ökonomie der Aufmerksamkeit

Süddeutsche.de nähert sich mit großen Schritten dem Jahrmarktskonzept von Spiegel-Online, das darauf abzielt, mit Berichten über skurrile Vorgänge, dem Präsentieren von YouTube Videos oder Fotos, die Abwegiges, Lustiges oder Unglaubliches zeigen, den "Boah ey, das MUSST Du sehen"-Effekt zum Zwecke gesteigerter Klickzahlen zu bewirtschaften. Irgendwann möge mal eine studie erscheinen, die abbildet, wieviele Mails in Unternehmen hin und hergeschickt, weitergeleitet und an immer größere Verteiler gesendet werden, in denen auf bei sueddeutsche.de oder Spiegel-Online präsentierte Promi-Fotogalerien, lustige Tier Videos oder spektakuläre Unfall-Berichte hingewiesen wird.

So findet sich heute der Hinweis auf das Blog "Sexy People", in dem die schönsten Portraitfotos der vergangenen Jahrzehnte ausgestellt werden - ein Horrortrip in die 80er Jahre, Toupetfrisuren und Weichzeichner. UNBEDINGT weiterleiten!

Apropos: unter www.yearbookyourself.com kann man sein Portraitfoto hochladen und im Stile der US-High-school-Jahrbucher der vergangenen Jahrzehnte bearbeiten lassen.

Mittwoch, November 26, 2008

Plug and Play

Wie Mercedes Bunz sehr schön referiert und noch vehementer kommentiert, bringt Bild gemeinsam mit Lidl die "Bild Leserreporter Kamera" heraus. Schließt man die Kamera an seinen Rechner an, öffnet sich ein Programm, mit dem die Filme direkt auf das Online-Portal Bild.de geladen werden können. So wird die Basis potentieller "Leserreporter", die B-Promis am Tiefpunkt, im Supermarkt oder am Strand filmen oder fotografieren, verbreitert. Sie müssen nicht mehr kompliziert mit der Handykamera aufzeichnen, Schnittstellen und Videoformate, selber Zugangswege suchen - die Infrastruktur ist gelegt. Die Idee dazu stammt wie Bunz berichtet, aus denUSA.

"Verraten hat Diekmann diesen Trick ausgerechnet der Journalismus Professor Jeff Jarvis, der in New York an der Graduate School of Journalism unterrichtet und das Medienkritik-Blog Buzzmachine betreibt. Er setzte Diekman diesen Floh ins Ohr, als er ihm vor einem knappen Jahr in Davos mit dem Prinzip von Flip bekannt machte. Mehr noch, Jeff Jarvis hat das Ganze sogar aufgenommen, mit der Flip natürlich, und dann auf Youtube hochgeladen und darüber berichtet - und zwar hier. Ob er dem Journalismus damit wirklich einen Gefallen getan hat, ist jedoch noch die Frage." (carta)

Siehe zum Thema auch turi und Frankfurter Rundschau

Opa, komm zurück!

Wie immer ist es F.J. Wagner, der uns die Welt erklären muss, heute Wolfgang Clements Austritt aus der SPD:

"Wir sehen da diesen Opa allein mit seinem Krückstock, einsam hinausgehend. „Opa, komm zurück!“, müssten wir ihm nachschreien. Aber dieser Opa hört uns nicht."

Die Kunst des seitlichen Vorbeigehens - Kleist Preis für Max Goldt

Max Goldt hat den Kleist-Preis verliehen bekommen. Der "unbedingt verehrenswerte" Autor stelle "das Tolle neben das Schöne, das Hässliche neben das Ziselierte, das Verkommene neben das Noble und vertraut sehr zu Recht darauf, dass seine Sprache die Widersprüche der Dinge dann schon zum Ausdruck bringt.", schreibt die taz.

Die Haltung des Ausgezeichneten, dessen Texte ein Kreisen um die Dinge sind, bis am Ende die Dinge, denen zu nähern die Texte zu Beginn als Anlass und Ziel vorgeben, entlang Hölzgen und Stöcksgen sich aufgelöst haben und das Kreisen selbst, wenn nicht als eigentliches Ziel - denn dies brächte ein Moment der schnöden Brauchbarkeit eines Lexikonartikels in diese sich als reine erzählerische Innenarchitektur ausgebende Verzierung hinein, die ironischerweise aber oftmals den aufzählenden, informierenden, inventarischen Duktus eines Lexikonartikels des Abwegigen und Nebensächlichen verwenden, ohne jedoch jemals in die bräsig ellenbogenknuffende und, höhöhö, zwinkerzwinker, sich als "lustig gemeint" selbst entwertende und bei dem zahlungswilligem Bedarf nach irritationsfreier Unterhaltung anschaffen gehende Eindeutigkeit eines Alles-doof-Schaf in Textform zu sinken - so doch als unbeabsichtigt-unerwartete, erfreulichste Unterhaltung hervorgetreten zu sein scheint, beschreibt die taz als "seitliches vorbeigehen am Schrecken der Gegenwart" und findet darin auch "die Schwäche der aufs Haarfeine kalibrierten Goldt-Sprach-Kunst": "Sie nähert sich selbst Verhältnissen, denen ein beherzter Hieb mit dem Hackebeil nicht schadete, mit der Rasierklinge" (taz)

Andererseits - wie es für verschiedene Anlässe verschiedene Werkzeuge gibt, kann ein jeder im Notfall Wiglaf Droste aus der Halterung entnehmen, die Scheibe einschlagen um groben Verhältnissen und Gefahrensituationen für Seele, Ästethik und Verstand zu entkommen.

(Wobei hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt sein soll, dass, wer Wiglaf Droste ausschließlich als Sprachwüterich begreift, ihn zu unrecht verkürzt. Die Wucht entspricht dem Maß der wütenden Verzweiflung (oder verzweifelnden Wut?) und einem, das Einklagen nach dem Aufrechten, Schönen nicht aufgeben wollenden Nichteinverstandensein mit dumpfen Zeiten. Auf einen groben Klotz gehört manchmal eben ein grober Dings.)

Zum Thema: Die Laudation von Daniel Kehlmann bei sueddeutsche.de

Pecunia non olet: So ausgezeichnet der Schöngeist ist - das allein zahlt die Miete auch nicht. Aber immerhin ist selbst die Werbung bei Max Goldt ein gern gelesener oder gesehener Spaß.

TroopTube

Wie telepolis berichtet hat die US Armee als Alternative zu dem für Militärangehörige im Irak gesperrten Youtube und myspace die eigene Videoplattform Trooptube.tv gestartet.
Offizieller Grund die privaten Plattformen zu unterbinden war die benötigte Bandbreite. Vermutlich wird aber auch die Tatsache eine Rolle spielen, dass ein vom Militär auf eigenen Servern gehosteter Dienst besser kontrolliert werden kann. Ein Schelm, wer ...

Journalismus / blogs / Lobbyismus / PR

"Wo Journalisten der Mut fehlt, sind Blogger bisweilen eher übermütig, vor allem aber widerborstig. Ein Journalist läßt sich für seine Meinung und allzuoft für die Wahrheit abwatschen, Blogger eben nicht. Der alltägliche kleine Skandal abhängiger Meinungsmacher bricht sich über das Medium Blog bahn." Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung weist Eric Altermann "auf die Probleme des Printjournalismus hin und zeigt hintergründig auf, wie Journalismus zwischen Nachrichtenarbeit und Finanzierungbedarf zum Drahtseilakt wird." (feynsinn)

Gleich und Gleich gesellt sich gern - Elitenbildung im Journalismus

Apropos Journalismus: Eine Studie der Friedrich Ebert Stiftung hat sich mit der Herkunft und Milieuzugehörigkeit der Journalisten in Deutschland beschäftigt und - siehe da - es sind kaum Kinder aus benachteiligten Milieus, die aus den Henri-Nannen-Schulen dieser Republik heraus und in die Redaktionen hineinmarschieren. "Im Journalismus herrsche dieselbe Elitenbildung wie in der Wirtschaft. Man erkennt am Habitus die soziale Herkunft und engagiert respektive befördert seinesgleichen. Da können die Lebensläufe sich bis auf jedes Auslandspraktikum und Forschungsstipendium noch so gleichen." (medienlese)

Journalismus PR - Netzwerkbildung oder Lobbyarbeit

Nebenbei bemerkt - wenn man auf der nicht gerade sehr sexy daherkommenden Webseite der Kölner Journalistenschule unter "Aufträge - Kooperationen - Projekte" unter den ersten vier Links gleich das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft in Köln findet, das zweimal jährlich zu einem Tagesseminar einlädt, bei dem, wie es heißt, Wissenschaftler des IW mit Journalistenschülern aktuelle Themen der Wirtschafts- und Sozialpolitik diskutieren, kann man über das Ziel der Entwicklung einer kritischen Urteilsfähigkeit schon ins Grübeln kommen.
Ist es nicht eilfertig, Lobbyisten die Tür zu öffnen, damit diese die angehenden Journalisten schon an der Ausbildungsstätte mit ihrer Sicht der Dinge und einer bestimmten Sprachpolitik sozialisieren können?
Wird dadurch nicht dafür gesorgt, dass ausgerechnet diejenigen, die kritisch und objektiv über Hintergründe und Zusammenhänge berichten sollen, der freie und unvoreingenommene Blick verstellt wird? Wird zu entwickelnde Unabhängigkeit hier nicht mit dem Streben nach, die eigene Karriere befördernden Kontakten kontaminiert?

Dienstag, November 25, 2008

16:9

Hallelujah: Youtube kann jetzt auch 16:9. Dadurch werde die Qualität der hochgeladenen Videos besser. Zudem kommt das dem Format der Bildschirme von heute entgegen. Die Unterstützung des aus dem Kino bekannten Breitformats bei Youtube fügt sich in die Zusammenarbeit mit Metro-Goldwyn Mayer (MGM), die in den USA u.a. Spielfilme über das Videoportal zur Verfügung stellen. (Quelle: Golem)

Montag, November 24, 2008

Samstag, November 22, 2008

Wochenende!

Pathologie

"Aber die Leiche ist tot. Sie kann sich nicht mehr bewegen. Die Leiche ist eine Leiche."
Franz-Josef Wagner, Pathologe

Zuverdienst

"Wissen Sie, der Mensch benötigt Ruhm und Geld. Ruhm habe ich genug. Geld nicht."
Marcel Reich-Ranicki

Der Idiot

"Ich wurde über den Tisch gezogen. Der Vertrag ist eine Unverschämtheit. Und ich Idiot habe ihn unterschrieben."

Marcel Reich-Ranicki

Freitag, November 21, 2008

Pädagogik II

Tip #2 There can only be one!
"No matter how many kids you have you need to pick a favourite. [...] The important thing is not to tell any of your kids who your favourite is! Just let them know you have one! That's a guessing game that'll keep them occupied and quiet on many road trips! Side tip: try misspelling one of their names every so often."

Steven Colbert

Das Prinzip Boris Becker

Heute wieder mal famos: Die Rubrik "Das Prinzip" im SZ-Magazin.

Thema heute: Boris Becker

These: Boris Becker funktioniert wie eine Sitcom: Simpel, durchschaubar - und sehr unterhaltsam!

"[...] sein Leben folgt der Dramaturgie einer sogenannten Sitcom. Nur der Sitcom-Held ist in seinen Wünschen und Träumen, seinen Stärken und Schwächen und ewigen Selbsttäuschungen ähnlich durchschaubar und simpel gestrickt. Er sagt dies, und jeder Fünfjährige vor dem Bildschirm weiß: Eigentlich meint er das. Eine cappuccinofarbene Frau tritt auf, und siehe da: Sabber, sabber, bumms, rassel, Gelächter. Dann kommt eine Blondine, er schenkt ihr mit großer Geste einen Verlobungsring, aber am Ende der Folge: Har, har, har." (SZ-Magazin)

Die Kolumnenserie ist auch als Buch erschienen und ein Top-Weihnachtsgeschenk!

(Foto: CraigPJ)

Donnerstag, November 20, 2008

Jamie Lidell in Köln

Am Mittwoch 26. November eröffnet Jamie Lidell in der Köln Arena das Elton John-Konzert, um gleich danach im SHACK noch einen Gig zu spielen. Hallelujah! Da gibt es nur drei Dinge: Hingehen! Hingehen! Hingehen!



Siehe auch: Aretha Franklin x Helge Schneider x Mr. Bungle

Dienst am Kunden

Der Perlentaucher warnt die Leser der Print-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung vor dem Lesen des Diedrich Diederichsen Artikels über das neue Album von Guns N' Roses ("liebenswerte Rocktrottel" und "Leute mit Jungstoilettenspitznamen wie Izzy und Slash"): "Vorsicht beim Aufschlagen der Zeitung: Der Artikel ist mit einem entsetzlich feisten Axl Rose bebildert."

Silly walks

Monthy Python haben einen eigenen YOUTUBE Kanal eingerichtet und stellen dort selber ihre Sketche in bester Qualität ein. Z.B das "Ministry for Silly Walks". Seit Jahren würden sie von Youtube-Nutzern abgezogen, erklären sie in einem Video. Dabei seien die geklauten Videos oft in"crap quality". Nun stellen sie ihre eigenen Videos in bester Qualität online - und rufen dazu auf, die DVDs und andere Originalprodukte zu kaufen: "buy our movies & TV shows and soften our pain and disgust at being ripped off all these years.".

Mittwoch, November 19, 2008

Veranstaltungshinweis

Besser heute nicht ins Theater...

Atomkraft - eigentlich ok

Atomkraft, eigentlich ok ...

Yamyam


Geburtstagstorte für Statistiker (Mit Dank an R-Ee)

Dienstag, November 18, 2008

Pennergame

Seit Wochen geistert das "pennergame" durch das Web und die Medien, welches - je nach Quelle wahlweise auf 1 Milliarde Aufrufe im Monat, 400.000 Aufrufe am Tag oder 3947384972947213 Clicks in 3,9 Parseks kommt.

Das Rollenspiel lässt die Spieler das Leben eines Obdachlosen simulieren. Man startet als "untalentierter Penner am Hamburger Hauptbahnhof" und kann sich von dort bis zum "Bettel-Monopolisten" und Schlossbesitzer hocharbeiten. Das gelingt unter anderem durch das geldverdienen durch das Erlernen von Musikinstrumenten, die Eroberung der besten "Schnorrplätze" oder das Sammeln von Pfandflaschen:

"Du bist ein untalentierter Penner am Hamburger Hauptbahnhof und kannst weder Lesen noch Schreiben. Doch du hast das Ziel endlich Reich zu werden. Lerne Lesen und Schreiben um endlich Plakate vor dir aufzustellen um auf dich aufmerksam zu machen. Lerne Gitarre spielen um Leute zu beeindrucken, miete dir einen Einkaufswagen um Pfandflaschen zu sammeln, werde Trickbetrüger und klaue anderen Menschen Uhren, Brieftaschen und Schmuck. Werde zum organisierten Bettelmonopolisten!", so die Spielerklärung auf pennergame.de.

Das Spiel bietet einige Funktionen, darunter: "Supermarkt für Getränke und Nahrung", "9 Musikinstrumente für ein geregeltes Einkommen", "Pfandflaschen sammeln und verkaufen", "verschiedene Verbrechen begehen", "Promillesystem", "27 verschiedene Haustiere", "Stadtkarte mit 103 Stadtteilen", "Haustierkämpfe".

"Pennergame ist ein Browserspiel. Die zeichnen sich dadurch aus, dass man keine Software herunterladen muss, und sind schon deshalb die idealen Bürospiele: kein Ärger mit der Firewall und den Administratorrechten. Beliebt sind Strategie- und Rollenspiele, manche punkten mit aufwändiger Grafik, andere mit ausgefallenen Spielideen. Pennergame folgt ausgetretenen Pfaden, hält gerade die Balance zwischen angenehm anspruchslos und ausreichend komplex. Grafisch ist es schlicht, seine Funktionen basieren auf einfachen Klicks auf Text-Links. [...] Dass das Spiel sich trotzdem herumspricht wie ein Freibier-Termin, wird daran liegen, dass Online-Rollenspiele mehr Spaß machen, wenn auch der Kollege aus dem Büro nebenan seinen Avatar durchs virtuelle Sankt Pauli steuert." (FR)

Natürlich musste man nicht lange auf die Empörung warten. Susanne Hassen, Pressesprecherin des Diakonischen Werks Hamburg zeigt sich laut Stern schockiert: " Allein schon die Formulierung "Penner"/"Pennergame" ist beleidigend. Darüber hinaus werden alle stereotypen Vorurteile gegen Menschen, die auf der Straße leben bedient und verstärkt. Gegenüber den betroffenen Menschen ist das Spiel zynisch."

In der Tat: Mit Oberstufenhumor werden hier Klischees über Obdachlose cool-ironisch dekliniert. Was vielleicht als Ulkidee begann wächst sich mittlerweile zum ausbaufähigen Geschäftsmodell. Die Macher wollen das Spiel auch in andere Länder übersetzen, stellen Leute ein und haben sogar ein Büro.

Biertrinken, Currywurst essen, Haustierkämpfe -
das Leben virtueller Obdachloser in der Statistik bei pennergame.de

Marius Follert, einer der Macher von Pennergame, beschwichtigt: Jugendliche würden Obdachlose nicht als Witzfiguren abstempeln. Im Gegenteil: Pennergame mache "mit Spaß auf das brisante Thema aufmerksam". In den Foren würde über Armut in Deutschland diskutiert, zitiert Stern Marius Follert. Man wolle sogar einen Teil ihrer Erträge an Hilfsorganisationen in Hamburg spenden.

Frike-de-hoo!

Man fühlt sich an die SchülerVZ-Macher erinnert, die in ihren Presseerklärungen beim Start des Community-Portals in vorauseilender Auffangbewegung der vorhersehbaren Kritik und Skepsis den Wind aus den Segeln nahmen, indem sie ankündigten, "einen Beirat aus Schülern, Eltern und Lehrern sowie Jugendschutzexperten aufzubauen" und es so aussehen ließen, als sie das Portal ein medienpädagogisches Instrument: "Wir setzen bei der Entwicklung des Netzwerkes auf einen intensiven Dialog mit Schülern, um ein optimales, zielgruppengerechtes Angebot zu entwickeln. Dafür wollen wir auch Schüler-, Eltern- und Pädagogenverbände einbinden und damit einen gesellschaftlichen und sozialen Mehrwert erzielen."

Und jetzt also Pennergame als jugendgerechtes Instrument für die Beförderung gesellschaftspolitischer Diskussion. Entscheidend für das Spiel und die Betreiber bleibt der Erfolg und die Verbreitung des Spiels. Da gehören der absehbare "Skandal" und die darauf folgende Berichterstattung zum Geschäftsmodell.

Siehe zum Thema "Kalkulierte Empörung als PR-Instrument" auch: Besoffen 2007

Montag, November 17, 2008

Das Leben ist verrückter als ...

Wie heise berichtet, will sich eine Engländerin von ihrem Mann trennen, nachdem sie ihn zum wiederholten Mal beim virtuellen Sex mit einer virtuellen Prostituierten in der Online-Simulation "Second Life" erwischt hat.

Die beiden hatten sich beim Chatten kennengelernt und vor drei Jahren geheiratet - auch virtuell: ihre Second-Life-Avatare schlossen in der Online-Welt ebenfalls den Bund der Ehe. Konsequenterweise reicht die 28-Jährige, die wie ihr Gatte schwer übergewichtig sein soll, in Second Life aber mit sportlicher Figur auftritt, nun die Scheidung sowohl in der realen wie in der virtuellen Welt ein.

(Bild: Cakeone)

Sonntag, November 16, 2008

Schnitzel

Wer sorgt dafür, dass Cem Özdemir sich die Koteletten, pardon Blues Brothers Balken, abrasiert?

Yes is the new No

Jim Carrey is back "on the waggon" (oder heisst es "off the waggon"?).

Mazeltov!

Der Kleist-Preis 2008 wird am 23. November 2008 an Max Goldt im Berliner Ensemble verliehen.

Hosianna!

Man muss nur im Deutschlandfunk am Sonntag um 10:05 Uhr die Übertragung des evangelischen Gottesdienstes aus der St. Marienkirche in Pirna hören (alternativ genügt auch die ätherisch versstiegene Morgenandacht nach den 6:30-Uhr-Nachrichten) , bei der die Predigt von einer Superintendentin gehalten wird, deren Namen (Uta Krusche- Räder) sie eindeutig für ein Landesbildungsministerium oder einen Posten in der hessischen SPD qualifiziert, um zu begreifen, warum die Menschen den Kirchen in Scharen davonlaufen.

Samstag, November 15, 2008

Pädagogik

I offer these simple child raising tips. Tip #1: Set some rules. Don't worry if a rule makes sense. The important thing is that it's a rule. Arbitrary rules teach kids discipline: If every rule made sense, they wouldn’t be learning respect for authority, they’d be learning logic. So go crazy with the rules.The time your child spends figuring them out is time they won't stapling firecrackers to the neighbour's dog. Here's a couple of arbitrary rules I like to throw out: Wash your hands before talking to strangers. If you look at a cat and it sneezes - no desert for a week! "red" means "stop", "green" means "go" and purple means "wednesday". I'm very firm on that one!

Steven Colbert

Newsflash

Bundesbildungsministerin Schavan erklärte bei der Jahrestagung der Initiative D21: "Informations- und Kommunikationstechnologien werden in der Bildung immer wichtiger". Währenddessen kippte in China ein Sack Reis um.

Robotronic

Mitleid für Rebecca Casati. Nicht weil sie mit dem Tom Cruise Fanclub verheiratet ist, sondern für das Interview mit Leonardo di Caprio (dessen Webseite von ausgesuchter Hässlichkeit ist) für die Wochenendbeilage der Süddeutschen Zeitung mag nicht leicht gewesen sein. Sie beschreibt seinen Stil, dass der 34jährige eine ihm gestellte Frage wiederholt und dabei die Schlüsselwörter immer so betont," als sei das jeweils die irritierendste Frage, die ihm je untergekommen sei". Aber das Ergebnis macht Spaß zu lesen.

Casati: "Seit "Titanic" kennt man Sie in jedem Winkel der Welt. Reagieren die Menschen in den unterschiedlichen Regionen unterschiedlich auf Sie?"
di Caprio: "Reagieren Sie unterschiedlich auf mich? Absolut." [...]

Casati: "Dabei hätten Sie Ihre komische Seite zeigen können. Falls es die gibt."
di Caprio "Falls es die gibt? Viele Leute haben mir bestätigt, dass es die gibt. Wenn ich über einen Spionage-Thriller wie "Body of Lies" spreche, erscheine ich nicht so."

Casati: "Nein. Sie erscheinen eher - streng."
di Caprio: "Ich erscheine Ihnen eher - streng?"

Casati: "Es heißt, Sie sind ein toller Imitator."
di Caprio: "Ein toller Imitator? Sagt wer?"

Casati: "Die vielen Leute, vor denen Sie offenbar mal jemanden toll imitiert haben."
di Caprio: "Die vielen Leute, vor denen ich mal jemanden toll imitiert habe?"

(Text: SZ /Bild: schwarzsi)

Schande! Schande!

"Schande, Schande!" Kaum hatte der Vorsitzende Richter das Urteil verlesen, sprangen zahlreiche Zuschauer auf und machten ihrer Empörung Luft. Staatsanwalt Enrico Zucca standen die Tränen in den Augen angesichts der Flut der Freisprüche, die der Richter verkündete. 29 Polizeibeamte hatte er vor Gericht gebracht, als Verantwortliche des brutalen Sturms auf die Scuola Diaz in Genua am Ende des G-8-Gipfels vor sieben Jahren. Verurteilt wurden am Donnerstagabend nur 13, die ranghöchsten Angeklagten wurden freigesprochen." (taz)

Genua 2001 bleibt unvergessen

Unternehmenskommunikation

Unternehmenskommunikation zielt zumeist darauf ab, durch gezielte Außendarstellung das Bild eines Unternehmens in der Öffentlichkeit positiv zu beeinflussen. Das ist bei Unternehmen wie Bionade, Greenpeace oder Ärzte ihne Grenzen eigentlich ein Leichtes. Was ist schließlich gegen Umweltschutz oder die Hilfe für notleidende Menschen zu sagen?

So gesehen stellen eigentlich Unternehmen, die "nicht leicht zu kommunizierende" Produkte wie Waffen herstellen, im Ruf stehen umweltschädlich zu sein (Monsanto), Mitarbeiterrechte zu verletzen (Lidl, McDonalds), gierig (alle Stromkonzerne und Banken), in die Krise geraten (UNICEF) oder einfach nur allgemein ein negatives Image haben (Deutsche Bahn, Telekom, Mobilfunkanbieter) erst eine echte Herausforderung für Öffentlichkeitsarbeit dar.

Ein Image durch gezielte PR so zu verändern, dass es in der öffentlichen Wahrnehmung sich verändert, ist die Meisterprüfung für Unternehmenskommunikation. Dies betreibt man am besten durch "pro aktive" Kommunikation, also nich , indem man in Deckung geht und sich verbarikadiert, sondern in die Offensive geht, um die öffentliche Sprachregelung steuern zu können, einen Einfluss auf die im Umlauf befindlichen Bilder und Interpretationen zu haben. So unterstützen dann Zigarettenkonzerne dann Gesundheitskampagnen, die Jugendliche über die Gefahren des Rauchens aufklären, sponsorn Autokonzerne Umweltprojekte und fördern Textilunternehmen Bildungsmaßnahmen für Entwicklungsländer. Gerade in "grünen Zeiten" wie diesen, ist es für Unternehmen zunehmend wichtig, ihre Umweltfreundlichkeit und soziales Engagement zu demonstrieren, da der "grüne Faktor" zunehmend ein Produktmerkmal geworden ist. Steht der Kunde vor zwei ähnlichen Produkten ist die Wahrscheinlichkeit, dass er sich für eines entscheidet, dass in irgendeiner Form sich das Label "Bio" zuschreibt oder dem Kunden den Eindruck vermittelt, dass er durch seinen Konsum am Ende noch etwas Gutes tut, wird dies seine Kaufentscheidung beeinflusse.

So hatte Bitburger zu Zeiten der Europameisterschaft eine Aktion, bei der pro verkauften Kasten Bier ein bestimmter Geldbetrag für die Entstehung von "Bolzplätzen" verwendet werden sollten. Mit dem Slogan "Gute Sache, gutes Bier!" startete am 1. April 2006 der Bierbrauer Krombacher eine "Spenden-Offensive", bei der für jede verkaufte Flasche Krombacher ein Cent gespendet wurde. So wurde die "WWF-Krombacher Regenwald Stiftung" gegründet.

Der stille Wasserproduzent "Volvic" hat sich mit UNICEF zusammengetan und wirbt mit der Trinkwasserinitiative ("1 Liter trinken, 10 Liter spenden"): pro verkauften soundsoviel Litern Wasser die Firma den Bau von Brunnen in Entwicklungsländern finanziert.

Bier trinken für die Jugend, Wasser trinken für Afrika, rauchen für den Weltfrieden. So macht Weltretten Spaß. Man muss nicht nur nichts an seinem Konsumverhalten ändern - das Konsumverhalten selbst wird zum politischen, gesellschaftsrelevanten Akt umgedeutet.
Schon die Aktion "Deine Stimme gegen Armut" begeisterte durch ein unmisverständliches Zeichen: Man konnte SMS und E-Mails verschicken, um die G7 Staaten zum Schuldenerlass für Entwicklungsländer aufzurufen. Das wird Angela Merkel & Co mächtig beeindruckt haben.

Im Sinne dieser Strategie der Steuerung der öffentlichen Debatte haben zahlreiche Energie und Atomstromkonzerne in den letzten Jahren enorme Summen in Werbung investiert, die die Unternehmen als Förderer umweltfreundlicher Energien darstellen oder sie in andren Kontexten präsentieren; man denke nur an die berühmten Shell-Jugendstudien.

Der Chemiekonzern Bayer kooperiert seit 2004 mit dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und unterstützt die Jugendarbeit der Umweltbehörde mit einer Million Euro jährlich. Auch der Ölkonzern BP hat erkannt, dass er an seinem Image arbeiten muss. Erster Schritt: ein neues Logo – eine gelb-grüne Sonne –, ein neuer Slogan (BP steht nun für "Beyond Petroleum"), und die Finanzierung von Unterrichtsmaterialien zum Thema Klimaschutz. So lernen die lieben Kleinen schon in der Schule, dass BP irgendwie etwas mit Umwelt und Umweltschutz zu tun hat - und nicht, dass BP sein Geld mit dem Gegenteil verdient.

Shell feilt mit Spielen und Filmen ("Clearing the air") am Umwelt-Image. McDonalds steuert gegen das Trash Image mit Lounge-Cafe-Haus-Inneneinrichtung, Salaten, Mehrweg-Verpackungen und annoncierten "Bio-Produkten".

"Clean the Air" - Shell Spiel und Spaß Seite

Bei der Telekom in der Kommunikationsabteilung zu arbeiten macht bestimmt besonderen Spaß, gibt es hier doch reichlich zu tun. Eigentlich könnte man an den Bonner Konzern direkt eine Ausbildungsabteilung für angehende Pressesprecher und Spin-Doktoren anschließen. Soviele Probleme, Skandale und kritische Situationen gibt es sonst nur noch bei Siemens.

Um so mehr fragt man sich, warum die Unternehmenskommunikation den Begriff der "Bespitzelungsaffaire" in ihrern Mitteilungen verwendet - und nicht von "schwerwiegenden Vorfällen im Umgang mit Mitarbeiterdaten" oder "Verletzung der Informationsautonomie" spricht.

Zum Thema auch:
Der Beginn des Dr. Spin über in der Online-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung.
"Reif für die Pinsel" über die Unternehmens-PR von Energiekonzernen im SZ-Magazin

(Bild: SZ-Magazin)

Freitag, November 14, 2008

Wochenende!



Bruce Springsteen - Thunder Road

Ann Coulter

Die Süddeutsche Zeitung überrascht heute im Medienteil mit einem unkritischen Interview der ultrarechtskonservativen Kolumnistin Ann Coulter (siehe hier und hier), in dem sie unkommentiert ihr Gift verspritzen kann: "Heute ist Liberalismus eher Plutokratie. Es sind einfach reiche Leute, die sich über Sachen Gedanken machen, für die sich normale Leute nicht interessieren. So etwas wie Schwulenehe."

Coulters Bücher mit Titeln wie "Wie man mit Liberalen spricht (wenn man es denn unbedingt muss)" oder "Wenn Demokraten Hirn hätten, wären sie Republikaner" liegen auf den Bestsellerlisten immer vorne. Die Gallionsfigur der konservativen Rechten schockiert immer wieder mit ihren hasserfüllten, verunglimpfenden, hetzerischen Äußerungen.

In einem Interview mit dem New York Observer erklärte Coulter zu dem US-amerikanischen Attentäter Timothy McVeigh, der 1995 einen in Oklahoma City einen Bombenanschlag auf ein regierungsgebäude verübte und dabei 168 Menschen tötete und über 500 verletzte: "Ich bedaure nur, dass Timothy nicht zum Gebäude der New York Times gegangen ist." ("My only regret with Timothy McVeigh is he did not go to the New York Times Building."). "Liberalismus und Terrorismus - unterschiedliche Stadien derselben Krankheit." In ihrer Kolumne drei Tage nach dem Anschlag auf die World Trade Center am 11. September schrieb Coulter "Wir wissen, wer diese mörderischen Irren sind. Es sind diejenigen, die jetzt tanzen und jubeln. Wir sollten in ihre Länder einmarschieren, ihre Führer umbringen und sie zum Christentum bekehren." (We know who the homicidal maniacs are.They are the ones cheering and dancing right now. We should invade their countries, kill their leaders and convert them to Christianity.")

Anhänger wie Gegner lesen ihre Bücher, hören ihre Lesungen und Vorträge. Es gibt sogar eine eigene Spielzeugpuppe, die auf Knopfdruck Ann-Coulter-Zitate von sich gibt. Auch in Fernsehshows ist sie ein immer gern gesehener Gast. Mit ihren polarisierenden Ansichten, die sie nicht selten pointiert formuliert, den garantierten Ausfällen und Beledigungen (SZ: Gibt es eigentlich für Sie einen Unterschied zwischen Liberalen und Kommunisten? Ann Coulter: Liberalismus und Kommunismus? Ich denke die Liberalen haben bessere Zähne und hübschere Kleider. ) , treibt sie die Einschaltquoten nach oben.
So wie man sich Nina Hagen oder Helmut Berger immer wieder einlädt, in angstvoller Erwartung einer bekannten Freakshow, die einen peinlich berührt, abstößt - aber v.a. nicht kalt lässt, enttäuscht Ann Coulter ihre Gastgeber nie.

So mag es vielleicht diese voyeuristische Lust gewesen sein, aufgrund derer die SZ das Gespräch heute in ihrem Medienteil abdruckt, oder die Aussicht darauf, dass man das Interesse und die Neugier, mit dem Menschen sich Inhalte zumuten, die sie aus den verschiedensten Gründen ablehnen oder nicht vertragen wie z.B. Horrorfilme oder warum man "peinliche Momente" zu gleichen Teilen meidet, wie auch von diesen magisch angezogen wird, weil der "Kitzel", der Thrill und die Wallung, die diese verursachen als lustvoll erlebt werden, publizistisch abernten kann.

Das Interview ist im Rahmen der Recherchen für ein Doku-Dramas über den US-Senator Joeseph McCarthy entstanden. McCarthy hatte in den 60er Jahren als Vorsitzender des "Ausschusses für antiamerikanische Umtriebe" Hatz auf (vermeintliche) Kommunisten gemacht. In den letzten Jahren gibt es verstärkte Versuche der politischen Rechten in den USA, McCarthy zu rehabilitieren. Eine, die dies verstärkt betreibt, ist Ann Coulter. Dass sie in der Süddeutschen eine Plattform gestellt bekommt, ihre unerträglichen Ansichten zu verbreiten, ist bedauerlich.