Freitag, Dezember 26, 2008

Ohrenkuss

In der Süddeutschen lobt Wiglaf Droste das seit zehn Jahren von Menschen mit Down-Syndrom hergestellte Magazin "Ohrenkuss": "Wo Filmfeuilletonisten quälend lange PR-Arien über angebliche Phänomene singen, braucht Julian Göpel nur ein paar Sätze. Über James Bond sagt er, was zu sagen ist: "Er ist reich. Er wohnt immer in einem großen Hotel mit einer Bar und mit einem Schwimmbad. Und er ist Agent 007 und sieht gut aus. Und das finde ich toll. Er verfolgt die Verbrecher und fährt Sportwagen mit und bekommt auch Frauen ins Bett. Das finde ich super." Welcher Filmkritiker würde das so schreiben?" (SZ)

Video Game Nerd

An Weihnachten wechselt nicht zuletzt elektronisches Spielzeug die Besitzer. Dabei sind die Schenkenden gegenüber den Beschenkten oftmals im Wissensnachteil: Welches Computerspiel kommt an und ist pädagogisch wenigstens nicht bedenklich - so bescheiden sei der Anspruch formuliert? Zum Glück gibt es den Video Game Nerd, der sich passend zur Weihnachtszeit speziell mit Bibel-Spielen beschäftigt hat. (Mit Dank an JP)

Dienstag, Dezember 23, 2008

Wunschzettel

"Der Autorin Charlotte Roche würde ich unter dem Christbaum in den Arsch treten."
FJ Wagner über seine Weihnachtswünsche

Montag, Dezember 22, 2008

Die Wahrheit stirbt an ihrer medialen Wiederholung

In der Zeit beschäftigt sich Thomas Assheuer mit dem Phänomen, dass trotz in immer intensiverem Nachrichtenstakkato eintreffender Hiobsbotschaften die Menschen sich an die Krisenmeldungen gewöhnen wie an einen Tinnitus. Man weiß, dass die Umwelt den Bach runter geht, die Wirtschaft kollabiert, es immer mehr Armut bei gleichzeitig exzessivem Reichtum gibt - und dennoch machen Boris Beckers SMS-Teenie-Beziehungen länger Schlagzeilen, als die politische Krisen und Umweltkatastrophen."Überall in der Gesellschaft herrscht informierte Apathie und unheimliche Gelassenheit, und der Glühweinverkauf auf Weihnachtsmärkten zeigt eine erfreuliche Tendenz: Es geht aufwärts" (Zeit)

Assheuers These: Die einander permanent überbietende Darstellung von Krisen und Katastrophen in den Medien führt zur Abstumpfung und Widerwillen.

" [...] die Dauerkommunikation der Krise nimmt ihr die erkenntnisfördernde Wucht. Dieselben Medien, die die Katastrophe ausmalen und dem »Denken der Frist« Raum geben, schwächen sie zugleich. Warum? Weil jeder Schock, den die Medienmaschine in ikonografischer Verdichtung ins Bild setzt, durch seine unablässige Wiederholung entschärft wird. [...] Ganz ähnlich die Bilder von der Eisbärmutter, die mit ihren Jungen auf einer Scholle einem traurigen Ende entgegentreibt. Die serielle Monotonie, mit der die Apokalypse ins kollektive Bewusstsein eingebrannt wird, betäubt den Schrecken, vor dem sie warnen will. Drastischer gesagt: Die Wahrheit stirbt an ihrer medialen Wiederholung." (Die Zeit)