Freitag, Januar 08, 2016
Sven Gatter - Fotografie
Der 1978 geborene Fotograf Sven Gatter widemt sich in seiner Fotoarbeit Goitzsche
der Gegend um Bitterfeld.
"Dort, wo einst ein gleichnamiger Braunkohletagebau die Stromversorgung der ansässigen Chemiebetriebe sicherte, haben Umweltverschmutzung, abgebaggerte Ortschaften und, viel später, die Abwicklung großer Industrieanlagen tiefe Wunden hinterlassen. Inzwischen hat sich das Umland von Bitterfeld in eine Landschaft verwandelt, die zur Erholung einladen soll. Diese umfassenden und fortlaufenden Veränderungsprozesse beflügeln die Hoffnungen der Menschen, die in der Region leben und an einer neuen Erfolgsgeschichte teilhaben möchten. Sie führen aber auch zu einer stetig wachsende Kluft zwischen Profiteuren und Verlierern des Wandels.www.svengatter.de
Ich bin in Bitterfeld aufgewachsen. Vor über 15 Jahren habe ich die Stadt verlassen. Dennoch berühren mich die Entwicklungen in dieser Region, heute mehr denn je. Zugleich irritieren sie mich, und es fällt mir schwer, den Landstrich, der mich geprägt hat, wiederzuerkennen. Ich frage mich, was mich heute mit ihm verbindet.
Wenn ich in Bitterfeld meine Familie besuche, erkunde ich immer aufs Neue die Umgebung des ehemaligen Tagebaus. Ich schaue, was sich an ihrem Erscheinungsbild noch mit meiner Erinnerung in Einklang bringen lässt. Seit fünf Jahren halte ich dabei meine Bewegungen durch den Landschaftsraum fotografisch fest. Ich versuche mir sozusagen ein Bild zu machen. Oder besser: Bilder. Bilder von den Straßen und Wegen, deren Verlauf und Bewuchs mir mit diskreter Schönheit begegnen. Von den Architekturen, die verlassen, umgebaut oder neu errichtet wurden. Vor allem aber von den Menschen, in deren Gesichtern und Körperhaltungen ich den Gemütszustand meiner Herkunftsregion zu erkennen suche.
Meine Arbeit verstehe ich nicht als klassische Dokumentation, in der es darum ginge, Bitterfeld und sein Umland in all seinen Facetten zu erfassen. Ich suche vielmehr nach subjektiven Bildern, die meinem Gefühl der Irritation, aber auch dem subtilen Wunsch nach Zugehörigkeit und Geborgenheit entsprechen. Dadurch lösen sie sich gewissermaßen von ihrem konkreten Entstehungsort, um eine eigene Wirklichkeit zu entfalten. Man könnte auch sagen, ich arbeite mich mit meinen Bildern an einem Mythos ab - dem Mythos „Heimat“."
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