Freitag, Februar 23, 2007

Lothar Günther Buchheim ist tot

Lothar-Günther Buchheim, Autor von DAS BOOT ist tot. Erst neulich wieder einmal die DVD gegengelesen (selbstverständlich die 5-Stunden-Fernsehfassung!) und begeistert gewesen. Der Film besteht aus unendlich vielen, kleinen Miniaturen, die von ihrem lakonischen Text leben und erst im Gesamt das atmosphärisch dichte Bild ergeben.

Montag, Februar 19, 2007

The Site about nothing that has something for everyone?

Schwerter zu Pflugscharen, Scheiße zu Geld, Hundepupse zu Zeitungsmeldungen - oder was soll DAS sein?

"cancel or allow?"

Zur Zeit gibt es eine Reihe wunderbarer MAC-Werbespots (Kampagnen-Name: Get a Mac): Ein uncooler, Bill Gates nicht unähnlich sehender Mensch repräsentiert einen PC und ein cooler junger Typ einen MAC.

Hier z.B. der Spot zum Thema SECURITY. Hinter dem PC-Heini steht sein Betriebssystem, dass ihn ständig die bekannten und nervtötenden Windows fragen "cancel or allow" stellt.

Und hier die anderen Spots.

Bill findet das hingegen gar nicht witzig.

"Kein Humor, das Arschloch" (Gerd Polt)

Sicher ist sicher ...

Wir lesen heute in der Taz:

"Im Vorfeld der internationalen Sicherheitskonferenz am zweiten Februarwochenende in München sollten Mitarbeiter des Bord-Service bei Fahrten nach München die Bundespolizei über "die Anreise erkennbarer Personen und Personengruppen im Zusammenhang mit Gegenveranstaltungen" informieren. Das steht in einer internen Dienstanweisung, die der taz vorliegt.
Mitarbeiter des Bord-Service arbeiten normalerweise in den Bord-Bistros oder den Bord-Restaurants der Züge. Ihre Kernaufgabe besteht also im Bedienen der Bahnkunden. In sicherheitsrelevanten Aspekten sind sie nicht geschult."

Würstchen

DIE ZEIT: Ist Hitler den Deutschen peinlich?

Broder: Den Jungen nicht. Den Älteren ist er peinlich. Weil er ein Würstchen ist. Wenn sie wenigstens von Stalin verführt worden wären, wäre das noch okay gewesen, aber dass sie von solch einem erbärmlichen Würstchen verführt worden sind, ist ihnen peinlich. Die Reaktion, aus Hitler einen großartigen Redner zu machen und am Dritten Reich nicht alles schlecht zu finden, ist verständlich: Wenn Sie für 100 Euro schlecht Essen gehen, werden Sie kaum die Kraft haben zu sagen, dass das Essen schlecht war, weil es einfach zu teuer war. Bei dem Preis, den die Deutschen bezahlt haben, können sie nicht mehr sagen, dass alles Scheiße war. Außerdem sind Würstchen auch immer von Würstchen begeistert.

Henryk M. Broder
im Interview mit der Zeit

Worum geht's hier eigentlich?

F.J. Wagner ist mal wieder kolossal und schreibt in seiner Post von Wagner an Horst Seehofer:
"Lieber Horst Seehofer, ich an Ihrer Stelle würde mir die Schelte des Kölner Kardinal Meißner nicht gefallen lassen. 1. Sind Sie kein Priester und haben das Keuschheitsgelübde abgelegt – und 2. Worum geht’s hier eigentlich?"

Genau!

PC

Taz: Am Mittwoch inszeniert die CSU in Passau ihren politischen Aschermittwoch. Wie ist denn derzeit der Stand im Konflikt Seehofer gegen Huber?

Friedrich Küppersbuch: Nach Bischof Meisners Wort, eine C-Partei dürfe außereheliche Beziehungen ihrer Vorsitzenden nicht dulden, steht ja die Entlassung Merkels bevor (geschieden, dann lange in wilder Ehe lebend). Wie auch die Heiligsprechung Kohls (hat korrekt abgewartet, bis seine Gattin sich umbringt).

Second Life, primal marketing?

Die Faz berichtet encore une fois über das Phänomen Second Life.

Interessant sind die immer wieder (und häufiger?) vorkommenden Überschneidungen von virtueller Welt und realen Auswirkungen v.a. die Ökonomisierung der terra ludens:

"„Second Life“ hat sogar schon eine echte Millionärin hervorgebracht. Die Deutsch-Chinesin Ailin Gräf, die inzwischen ihren Beruf als Sprachlehrerin aufgegeben hat, kauft unter dem Namen Anshe Chung in großem Stil Land, baut dort Häuser und verkauft sie anschließend an andere Nutzer wieder. Gräf beschäftigt inzwischen mehrere Dutzend Angestellte in China, die per Computer das Land bebauen. Wie Gräf verdienen mehr als 10.000 Menschen Geld auf „Second Life“. Aber nur mit wenigen Berufen lässt sich so viel Geld verdienen wie im Immobiliengeschäft."

Immer mehr Firmen kaufen "Land" in den virtuellen Welten, um dort präsent zu sein, Cola-Automaten aufzustellen, die Figuren Mercedes fahren oder Levis tragen zu lassen. Je mehr Zeit die Menschen dem Internet oder Online-Spielen widmen und je weniger sie fernsehen und je mehr sie von der Werbung in TV und Kino genervt sind, desto interessanter wird die weniger als Unterbrechung wahrgenommene Werbung des Product Placements im Spiel.

So gibt es schon bei den SIMS eine "strategische Medienkooperation" von Electronic Arts mit dem Springer Verlag: Die Zeitung, die DIE SIMS im Spiel lesen, um nach Jobangeboten zu suchen, ist die BILD Zeitung.

Es ergeben sich völlig andere Methoden des Marketings, die den Marketing-Strategen und Netz-Theoretikern glasige Augen machen. Jedoch sollte man herkömmlichen Wege nicht aus den Augen verlieren, wenn man bedenkt, dass ein Großteil der Spieler Männer sind: "60 Prozent der Nutzer sind Männer; das Durchschnittsalter beträgt 33 Jahre, und der Anteil der Europäer steigt stetig." Was ist mit Frauen, Alten, nicht Europäern, Off-Linern, etc.?
Bevor man sein Marketing Budget in virtuelle Grundstücke und virtuelle Pressekonferenzen etc. investiert, sollte man sich Gedanken machen, ob die Zielgruppe für Treppenlifte wirklich in Second Life erreicht werden kann, oder nicht doch weiterhin eher über Prisma.

Sonntag, Februar 18, 2007

Objectif du Jour

"Ich strebe einen Lebenswandel an, bei dem meine Anwesenheit nicht mehr erforderlich ist." Garry Trudeau zitiert nach Passig/Friebe

Digital Identity Tuning

Ein schöner Text von Katrin BachmannpreisZIA Passig und Holm WirnennenesArbeit Friebe: Wie kommt es, dass wir im unmittelbaren, sozialen Vollkontakt weiterhin die Vorsicht der Stachelschweine walten lassen, aber uns im Netz distanzlos ausziehen und flickrern, youtuben, posten, myspacen wir, was das Zeug hält.

"Mittlerweile sind allen wichtigen Anwendungen Tentakel gewachsen, mit denen sie sich untereinander vernetzen. Es kann nur noch ungefähr bis heute Nachmittag dauern, bis sie alles Organisatorische - etwa die Terminabstimmung mit Freunden - hinter unserem Rücken zu erledigen lernen. Der Comiczeichner Garry Trudeau wird häufig mit dem Satz zitiert: "Ich strebe einen Lebenswandel an, bei dem meine Anwesenheit nicht mehr erforderlich ist." Genau diesem paradiesischen Zustand nähern wir uns mit Riesenschritten."

Der ganze Artikel Public Private Partnership in der Online-Ausgabe der Berliner Zeitung.

Dazu passt auch der Taz-Artikel über den Kunden als Gratis-Designer und direkt anzapfbare Informationsquelle zur Produktentwicklung: Wenn hunderttausende brav ihre Interessen in Mode, Musik, Film u.a. in Portale eingeben, lassen sich daraus nicht nur Konsummuster ableiten und ein optimiertes Marketing entwickeln. Vielmehr kann man die aktivsten Netz-Werker direkt einspannen. Computerspiele werden von Gamern in Testläufen probegefahren und nach kritischer Rückmeldung angepasst und verändert. Die Geburt des Produkts aus den Wunschvorstellungen des Kunden.Aus dieser Entwicklung erwächst auch der Bedarf nach besonderen Dienstleistungen. So gibt es recent Medienberichten zufolge "in den USA", wo alles was neu und Trend ist herkümmt, mittlerweile bereits Agenturen, die Netzidentitäten korrigieren und Spuren, die man in früheren Zeiten im Netz hinterlassen hat löschen.

Wer sich also beim Kampfkotzen am Rande der Abiturfeier hat fotografieren lassen oder im Rückblick peinliche Forumsbeiträge unter den ersten 10 Google-Treffern bei Eingabe des eigenen Namens findet, kann diese nun von Profis beseitigen lassen. Denn nicht allzu selten wird aus dem Kamptrinker und Therapy?-Dauerhörer nach zielstrebigen Studium in Münster ein ambitionierter Consultant und Mokassinträger, der sich vielleicht Sorgen macht, dass sein Recruiter die überkommenen Netzspuren vielleicht finden und zur Abrundung und abschließenden Bewertung des im Assessment-Center ermittelten Persönlichkeitsprofils heranziehen könnte.