Samstag, Juli 12, 2008

Wochenende!



Feist - Intuition

Freitag, Juli 11, 2008

Wochenende!



Super Collider - It won't be long

Mach endlich mein Mieder auf!

Der wie immer famose Alex Rühle schreibt heute im Aufmacher des Feuilletons der SZ über - quel surprise - Carla Bruni.

""Comme si de rien n'etait" ist musikalisch nicht sehr interessant. Bruni singt mit dieser ihr eigenen sommerseidigen Stimme, einer Art akustischem Negligee, durchsichtig, gehaucht, verweht, eine Stimme, die oftmals von der eigenen Sensibilität erschöpft zu sein scheint. Man muss nicht soweit gehen wie die Rezensentin des Telegraph, die in diesem Tonfall eine "Softcore-Tradition" erkennen will, aber es ist schon ein merkwürdiges Schönheitsideal, dem viele französische Sängerinnen von Jane Birkin bis zu Coralie Clement huldigen, dieses halbinfantile, halbdevote Schnurren, so eine Mischung aus "Könnten Sie mir mal helfen, die Schuhe zuzubinden" und "Jetzt mach endlich mein Mieder auf!"." (SZ)


Mittwoch, Juli 09, 2008

Google Health

Google ist überall. Seit seinem Start als unscheinbare Suchmaschine entwickelt (oder kauft) das Unternehmen immer neue Anwendungen, die mittlerweile nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken sind: Google Maps, Google Calendar, Google Docs, Google Mail, Google Books, Google Analytics, Youtube. Die Dienste bieten ihren Nutzern vielfältige Gelegenheit, immer mehr Informationen über sich ins Netz zu stellen. Kritiker bemängeln den lässigen Umgang mit dem Urheberrecht und die unklare Verwendung gesammelter Nutzerdaten. Niemand weiß genau, welche Daten Google erfasst, wie lange sie gespeichert und zu welchem Zweck sie auswertet werden.

Seit Mai kann man nun bei Google Health eine virtuelle Krankenakte anlegen: Nutzer mit einem Google-Konto können hier alles über ihre Medikamente, Bahndlung, Krankenhausaufenthalte oder Allergien eingeben. Aber warum sollte ein Patient seine Daten in ein Online-Tool eingeben? Die Antwort hierauf ist dieselbe Antwort wie auf die Frage, warum sich der Hund die Eier leckt: Weil er es kann!

Scheinbar wohnt im Menschen mehrheitlich der Doozer (so hießen bei den Fraggles kleine Wesen, die ohne Ziel und Unterlass Gerüstkonstruktionen bauten), der auf zur Verfügung stehende Formulare, Eingabefelder und Portale mit einem Ausfüll-Reflex zu reagieren scheint. Eine Art digitale Gärtnerei führt den Menschen dazu, enorme Energien zu mobilisieren und Zeit zu investieren, um Profile einzurichten, aufzubauen, zu pflegen und zu optimieren.

Und Google kommt diesem Trieb mit immer neuen Angeboten und Tools entgegen - und lässt sich so immer mehr Informationen zuschaufeln, die von den Nutzern emsig angekarrt werden.

Die intime Atmosphäre am PC, die niedrige Schwelle des Mausklicks, die Konzentration auf den virtuellen Freundeskreis (oder die Focusierung auf den eigenen Verwendungsradius), an den allein man seine Informationen richtet, führen scheinbar dazu, dass die Aufmerksamkeit für die Tatsache, dass die Wahrscheinlichkeit besteht, dass man mit der Einspeisung persönlicher Daten in die virtuelle Agora auch die Kontrolle über diese Daten aus der Hand gibt, sinkt.

Nie würde man einem fremden, der an der Tür klingelt, die Informationen mitteilen, die man bereitwillig in Portale und Tools einträgt: Wo (Google Maps) waren sie (Facebook)? Wann haben wen (Twitter) getroffen? Wie war Ihr Treffen (Blog)? Was haben sie angehabt (FlickR)? Was für Musik hören Sie (Last FM)? usw.

Würde man das einem Fremden erzählen, der an der Tür klingelt und mitteilt, dass er für eine Umfrage zur Optimierung der Produktentwicklung seines Unternehmens all diese Dinge erfragen wollen würde? Würde man nicht!

Aber im Gitter der diversen Portale und Tools bildet sich immer mehr ein lückenloses Bild vom Nutzerverhalten (on und offline), weil diese Tools und Portale an dem Vervollständigungstrieb der Menschen anschließen, der sie dazu treibt, kontinuierlicher ihre Blogs zu pflegen, Bilder hochzuladen, Status-Updates nachzuhalten, das man sich fragt, wann diese Menschen eigentlich noch dazu kommen, ihr "first life" zu leben.

Daher ist die Kritik an der "Datenkrake Google" auch immer nur zur Hälfte wahr: Wer von der Arglosigkeit der Nutzer im Umgang mit ihren Daten nicht reden will, sollte auch von dem Datenstaubsauger Google schweigen.

Dienstag, Juli 08, 2008

Klickraten

Die Jungs vom Perlentaucher haben, wie ihre launigen Kurzzusammenfassungen dann und wann erkennen lassen, Humor. In der heutigen Feuilletonpresseschau lesen wir:

"Viele staunen über die hochdynamischen Klickraten bei welt.de. Aber ist das ein Wunder angesichts der Qualitätsbildstrecken, die dort geboten werden? Nach der Strecke "Erkennen Sie die Frau am Dekollete" empfehlen wir heute die Qualitätsbildstrecke "Raten Sie mal! Kennen Sie den Bauchnabel Ihres Lieblingsstars?"

Lujah sog i!

Die beiden "U-Bahn-Schläger" sind verurteilt, da bosbacht es schon von den Stammtischen:

"Wer das ganze Instrumentarium der Jugendhilfe erfolglos durchlaufen hat und dann ohne einen vernünftigen Anlass und ohne Anstand mit dem Kopf eines anderen Menschen Fußball spielt, so jemand hat in Deutschland nichts zu suchen." erklärte Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein, ohne sich jedoch weiter darüber auszulassen, wie es wohl aussähe, wenn jemand mit vernünftigem Anlass und mit Anstatt mit dem Kopf eines anderen Menschen Fußball spielte.

Montag, Juli 07, 2008

Kneipenrevoluzza

"Es gab 42 historische Attentate auf Adolf Hitler – dieses Attentat ist ein Attentat aus der Kneipe."

FJW

Sonntag, Juli 06, 2008

H&M, TCM, IKEA, SZ

Auch gut: Die SZ lässt jetzt in Ergänzung der zig SZ-Produkte (SZ-Bibliothek, SZ-Cinemathek, SZ-Klassik-Edition, SZ-Vinothek, usw.) nun direkt Objekte designen und verkloppt diese dann selbst.


Ein weiterer Schritt zur Homogenisierung des Massengeschmacks, der umfassenden Durchsetzung des Amazon-Prinzips ("Kunden die dieses Prdukt gekauft haben,. haben auch jenes Produkt gekauft): Wer SZ liest, hört jene Musik, schaut diese Filme und packt sich dann noch jene Lampen und Möbel in die Bude.

Das das, was wir für individuell halten nur die Quersumme eines sich in Musikgeschmack, innenausstatterischen Vorlieben, Urlaubsverhalten, Ernährungsgewohnheiten usw. ausdrückenden typisierbaren Stils ist, haben uns die Forscher von Sinus Sociovision gezeigt.
Anstatt sich in die Anstrengung der Individuation und der Stilentwicklung zu stürzen, tauchen die Massen dankbar in die von den Marketingstrategen basierend auf den solchermaßen zugänglich gewordenen habituellen Konsummustern entwickelte Angebote.

Durch die solchermaßen entstehenden vorgezeichneten Geschmackskanäle - schließlich lenkt das Amazon-Prinzip gemäß eines auf statistischen Erhebungen ermittelten Wahrscheinlichkeitswerts unsere aufmerksamkeit und betreibt eine Homogenisierung des Massengeschmacks, wie sie die Gleichmacherei sozialistischer Einheitsmode angestrebt hat.

Ob Amazon, dass Produkte entlang kumulativer Konsum-Merdiane empfiehlt und so Geschmackskorridore erzeugt oder Last FM, wo Musiktitel gemäß Verschlagwortung Weg Gleiches mit Ähnlichem verbindet: So entsteht eine Geschmackssegregation und -ghettoisierung, die eine irritiationsfreie Monokultur ohne Überraschung Vorschub geleistet.

Vielleicht entspricht im 21. Jahrhundert, einem durch permanenten Entscheidungsdruck gekennzeichneten Alltag diese automatisierte Vorauswahl durch Verschlagwortung und Statistische Häufigkeit dem Wunsch nach Entlastung. Wer permanent vermittelt bekommt, das er seine Biographie als plastine Masse zu verstehen und zu getalten, sich selbst in Stellung zu bringen und wettbewerbsfähig zu machen und halten hat, der will vielleicht wenigstens im Freizeitbereich nicht auch noch wählen, entscheiden und gestalten müssen, sondern einfach entspannt auf Autopilot fliegen.

"Was findet hier - wie auch andernorts in der Presse (Zeit, Spiegel, Welt, Bild, Brigitte, FR etc.), aber bei der SZ am bislang exzessivsten - eigentlich statt? Zurückblickend richtete sich das zusätzliche Geschäftsfeld auf ein diversifiziertes “Modernes Antiquariat”, das alle kulturellen Medienbereiche durchforstete und deren bereits hinlänglich zur Prominenz gelangten (& “abverkauften“) Objekte der “Backlists” noch einmal zu Dumpingpreisen recycelte. Aber nicht als wahllose Einzelobjekte, sondern in Form einer sowohl kanonische Relevanz (“The Best of“) als auch Vollständigkeit suggerierenden Geschlossenheit als SZ-“Edition”, die durch die Fachberatung & -empfehlung bekannter journalistischer “Ratgeber” nobilitiert wird, die einem aus der täglichen SZ-Lektüre vertraut sind." (Wolfram Schütte/titel)

Ob man bald schon komplett eingerichtete SZ-Häuser kaufen kann, in denen die SZ-Möbel, SZ-Weine, SZ-Klamotten und SZ-Menschen gleich enthalten sind?