Hugh Wolverine Jackman singin an dancin'
Freitag, März 16, 2007
Boring!
Immer wenn in Springfield sich etwas in Gegenwart von Homer Simpson ereignet, dass diesen langweilt, sei es eine Sendung im Fernsehen, ein Beitrag bei einer Stadtversammlung oder ein Künstler bei einer festlichen Gala, muss man nicht lange warten, sondern darf sich daran erfreuen, dass Homer, im Unterschied zum zur höflichen Selbstkasteieung (v)erzogenen Zuschauer über keinerlei Selbstzensur verfügt und laut "Booooooring!" ruft.
Das hätte man gerne dann und wann im Deutsch-Unterricht getan (Annette von Droste-Hülsoff "Die Jugendbuche") und so manches Buch ist trotz des medial verstärkten Kultur-Imperativs ("LESEN! Alles, was man wissen MUSS!") nie zu Ende gelesen worden. Dies brachte die Betreiber des Literaturportals literature.de nun auf die Idee (sicher auch zur Steigerung ihrer Zugriffszahlen, wozu hier mit Verlinkung auch beigetragen werden soll) eine Umfrage zu veranstalten, um herauszufinden, welches Buch am häufigsten nicht zu Ende gelesen wurde. Thomas Mann (egal was)? Der Koalitionsvertrag?
Zur Umfrage auf literaturnetz.com...
Das hätte man gerne dann und wann im Deutsch-Unterricht getan (Annette von Droste-Hülsoff "Die Jugendbuche") und so manches Buch ist trotz des medial verstärkten Kultur-Imperativs ("LESEN! Alles, was man wissen MUSS!") nie zu Ende gelesen worden. Dies brachte die Betreiber des Literaturportals literature.de nun auf die Idee (sicher auch zur Steigerung ihrer Zugriffszahlen, wozu hier mit Verlinkung auch beigetragen werden soll) eine Umfrage zu veranstalten, um herauszufinden, welches Buch am häufigsten nicht zu Ende gelesen wurde. Thomas Mann (egal was)? Der Koalitionsvertrag?
Zur Umfrage auf literaturnetz.com...
Donnerstag, März 15, 2007
Lebenserfahrung
"Trinken ist das Schwierigste auf der Welt. Man muss es lernen wie Autofahren oder die Liebe."
F.J. Wagner heute in Bild
F.J. Wagner heute in Bild
Letzte Ölung. In Memoriam Robert Gernhardt
"Ich leide an Versagenangst
besonders,wenn ich dichte.
Die Angst, die machte mir bereits
manch schoenen Reim zuschanden."
Gestern im Rahmen der litcologne bei einem Abend "in memoriam Robert Gernhardt" gewesen, dem im letzten Sommer (am 30. Juni, dem denkwürdigen Elfmeter-WM-krimi Deutschland/Argentinien) verstorbenen (nicht nur) komischen Dichter, Autor für Otto Waalkes ("Guck ihn an, den Doktor, in der Ecke hockt er. Zwitschert einen und macht krach, legt die Oberschwester flach"), Zeichner und Maler.
Im Theater am Tanzbrunnen traten nun verschiedene Weggefährten wie F.W. Bernstein, Bernd Eilert, Peter Knorr und entferntere Freunde wie Gerd Köster, Jürgen v.d. Lippe zur "letzten Ölung" an, um unter der gewohnt bildungsbeflissen kurzweiligen fistelstimmigen Moderation von Roger Willemsen (Der seine erste Begegnung mit Robert Gernhardt schilderte, bei der er als 15jähriger auf einem Berg in Oedekoven - bei Bonn - sitzend, was die Einwohner von "Odin" herleiten und nicht von "öde", wie der ewige Oberstufenschüler seinem schmunzelschmunzel -Publikum erläuterte, einen - und zwar seinen ersten - Fanbrief "in pompösester Prosa" an Robert Gernhardt schrieb, der dem Jugendlichen mit seiner Serie an Zeichnungen mit einer Figur names Schnuffi die Bürde des Lebens erleichterte und von dem Zeichner und Dichter eine Postkarte mit einer Zeichnung der verehrten Figur und persönlichem Gruß erhielt: "Lieber Roger alles Gute in Oedekoven!") in Erinnerung an Robert Gernhardt seine häufig komischen, oft deftig-derb versauten aber auch einfach schönen, traurigen und manchmal bitter-grimmig ernsten Werke vorzutragen.
Jürgen von der Lippe suchte sich natürlich den Quatsch raus, z.B. den Klassiker:
Deutung eines allegorischen Gemäldes
Fünf Männer seh ich
inhaltsschwer -
wer sind die fünf?
Wofür steht wer?
Des ersten Wams strahlt
blutigrot -
das ist der Tod
das ist der Tod.
Der zweite hält die
Geißel fest -
das ist die Pest
das ist die Pest.
Der dritte sitzt in
grauem Kleid -
das ist das Leid
das ist das Leid.
Des vierten Schild trieft
giftignaß -
das ist der Hass
das ist der Hass.
Der fünfte bringt stumm
Wein herein -
das wird der
Weinreinbringer sein.
Ergänzt wurde die Aufstellung der alten Herren von dem "Neuen Frankfurter Schulorchester", das Gernhardt vertonte und z.B. "Mama" als Schnulze vortrug:
Mama -
kein einziges Wort auf der Welt
das so viele Mas enthält wie Mama.
Ja -
Kaktushecke hat mehr Kas
Braunbärbabies hat mehr Bes
Erdbeerbecher hat mehr Es
Schamhaaransatz hat mehr As -
Aber Mas?
Koblenz hat keine Ma
München hat so gut wie keine Ma
Mannheim hat nur eine Ma
doch welche Stadt hat zwei Ma?
Na?
Göttingen! Ja!
Denn dort wohnt meine Mama.
Groß!
besonders,wenn ich dichte.
Die Angst, die machte mir bereits
manch schoenen Reim zuschanden."
Gestern im Rahmen der litcologne bei einem Abend "in memoriam Robert Gernhardt" gewesen, dem im letzten Sommer (am 30. Juni, dem denkwürdigen Elfmeter-WM-krimi Deutschland/Argentinien) verstorbenen (nicht nur) komischen Dichter, Autor für Otto Waalkes ("Guck ihn an, den Doktor, in der Ecke hockt er. Zwitschert einen und macht krach, legt die Oberschwester flach"), Zeichner und Maler.
Im Theater am Tanzbrunnen traten nun verschiedene Weggefährten wie F.W. Bernstein, Bernd Eilert, Peter Knorr und entferntere Freunde wie Gerd Köster, Jürgen v.d. Lippe zur "letzten Ölung" an, um unter der gewohnt bildungsbeflissen kurzweiligen fistelstimmigen Moderation von Roger Willemsen (Der seine erste Begegnung mit Robert Gernhardt schilderte, bei der er als 15jähriger auf einem Berg in Oedekoven - bei Bonn - sitzend, was die Einwohner von "Odin" herleiten und nicht von "öde", wie der ewige Oberstufenschüler seinem schmunzelschmunzel -Publikum erläuterte, einen - und zwar seinen ersten - Fanbrief "in pompösester Prosa" an Robert Gernhardt schrieb, der dem Jugendlichen mit seiner Serie an Zeichnungen mit einer Figur names Schnuffi die Bürde des Lebens erleichterte und von dem Zeichner und Dichter eine Postkarte mit einer Zeichnung der verehrten Figur und persönlichem Gruß erhielt: "Lieber Roger alles Gute in Oedekoven!") in Erinnerung an Robert Gernhardt seine häufig komischen, oft deftig-derb versauten aber auch einfach schönen, traurigen und manchmal bitter-grimmig ernsten Werke vorzutragen.
Jürgen von der Lippe suchte sich natürlich den Quatsch raus, z.B. den Klassiker:
Deutung eines allegorischen Gemäldes
Fünf Männer seh ich
inhaltsschwer -
wer sind die fünf?
Wofür steht wer?
Des ersten Wams strahlt
blutigrot -
das ist der Tod
das ist der Tod.
Der zweite hält die
Geißel fest -
das ist die Pest
das ist die Pest.
Der dritte sitzt in
grauem Kleid -
das ist das Leid
das ist das Leid.
Des vierten Schild trieft
giftignaß -
das ist der Hass
das ist der Hass.
Der fünfte bringt stumm
Wein herein -
das wird der
Weinreinbringer sein.
Ergänzt wurde die Aufstellung der alten Herren von dem "Neuen Frankfurter Schulorchester", das Gernhardt vertonte und z.B. "Mama" als Schnulze vortrug:
Mama -
kein einziges Wort auf der Welt
das so viele Mas enthält wie Mama.
Ja -
Kaktushecke hat mehr Kas
Braunbärbabies hat mehr Bes
Erdbeerbecher hat mehr Es
Schamhaaransatz hat mehr As -
Aber Mas?
Koblenz hat keine Ma
München hat so gut wie keine Ma
Mannheim hat nur eine Ma
doch welche Stadt hat zwei Ma?
Na?
Göttingen! Ja!
Denn dort wohnt meine Mama.
Groß!
Mittwoch, März 14, 2007
Vomiterama
"Ich ermuntere alle jungen Leute in ihren Filmen eine Kotz-Szene zu haben. Es geht einfach zu drehen, und man bekommt immer eine Reaktion." John Waters
Besoffen 2007
Ausgerechnet mitten in der aktuellen Debatte rund um den exzessiven Alkoholkonsum Jugendlicher (Stichwort: Komasaufen), die von dem Fall eines 16jährigen in Berlin ausgelöst wurde, der sich in ein Koma getrunken hatte und in Lebensgefahr schwebt, glänzt die Marketingabteilung, die Amy Winehouse pusht mit feinfühliger, pädagogisch wertvoller Prosa:
"Mit der ersten Single "Rehab" kommentiert sie ihren exzessiven Lifestyle mit einem selbstironischem Augenzwinkern und erteilt jedem, der sie am liebsten im Alkoholentzug sehen will, eine Absage: "They tried to make me go to rehab, I said no no no."
Pünktlich zum Wochenende liefert euch Amy den Soundtrack zum Feiern, Abstürzen und für den Morgen danach. Wunderbar!"
Ob dieses "Wunderbar" gemeint war, als die Sprecherin der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen, Christa Merfert-Diete, sagte, das größte Problem sei der unkritische Umgang der Gesellschaft mit Alkohol und ob dies ein Beitrag zu der von der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Sabine Bätzing (SPD) geforderten gesellschaftlichen Thematisierung verantwortlichen Alkoholkonsums ist? (SZ)
Nina Simone aus der Stanzmaschine der PR-Abteilung
Wenn ein/e neue/er Künstler/in "aufgebaut", geBREAKt und platziert werden soll, entstehen Images, Konzepte und in deren Folge gruselige Texte für Pressemitteilungen, Webseiten ("Amy hatte dem Erbe der großen (Soul-)All-Stars ihren ganz persönlichen Jazz-Witz aufgedrückt und damit ganz beiläufig den Kern des Menschseins getroffen.") und aufwandlos hergestellte Zeiitungsartikel entstehen. Bei Amy Winehouse lautet das Konzept: Weiblich, schön, jung, Soul, sexy und die USP : ALK!
Winehouse kokettiert damit, (das man ihr unterstelle) ein Alkoholproblem zu haben, sie aber (Rebell Yell! Sperrig! Unbequem! Eigener Kopf! Unagepasst!) darauf beharrt , dass sie nur das mache, was ihr Spaß mache (Leben auskosten!). Zum Soul gehört eben autentische Erfahrung, Lebenskompetenz dazu und dies - das wird durch das lancierte Image suggeriert - hängt u.a. mit dem trotzig-bewussten gesundheitsschädlichen Verhalten Winehouse zusammen.
Dabei könnte man auch einfach sagen und schreiben: Die Musik ist tipptopp!
Stattdessen setzt die PR-Truppe darauf, Winehouse als Liebhaberin von Hochprozentigem zu verkaufen. "Ihren Lieblings-Cocktail, eine schlimme Geschmacksverwirrung namens «Rickstasy» mit Triple Vodka, Southern Comfort, Baileys und Bananenlikör, erwähnt die Pressemappe ebenso wie ihren Kommentar dazu: «Nach zwei Gläsern hiervon sollte man sich besser hinsetzen und unten bleiben, bis die Vögel anfangen zu zwitschern.» Das passende Jump'n'run-Spiel, in dem man eine Flaschen werfende Amy «vor der Betty-Ford-Klinik bewahren» soll, steht auch schon online unter www.voll-auf-entzug.de. Ein Alkoholproblem als Werbemaßnahme. Berichte, die von einer «Schnapsdrossel in Zwitscherlaune» (Die Welt) oder «trinkfesten Maid» (Kronen Zeitung) sprechen, sind da wohl einkalkuliert." (Netzeitung)
Bei dem Online-Spiel lautet das Spielziel "Rette Amy vor dem Alkoholentzug!" In der Anleitung wird das fröhliche Trinken zur schrulligen Attitüde einer unangepassten Individualität.
"Du bist Amy Winehouse und Du hast nicht nur Soul in der Stimme sondern auch Hochprozentiges im Blut! Du weichst nicht von Deinem Kurs ab und lässt dir von niemandem was sagen! Sei Amy würdig und schleudere jedem, der sich Dir in den Weg stellt, mehr als nur ein "No! No! No!" entgegen - Prost!"
Die PR-Abteilung zimmert die eine Retorten-Protesthaltung einer jungen Frau, die sich von niemandem etwas vorschreiben lässt. Uiuiui. Niemand käme auf die Idee einer erwachsenen Person, solange sie sich innerhalb der Grenzen des Strafrechts bewegt das Recht zuzugestehen, sich selbst Gesundheit, Erinnerungsvermögen und den guten Atem zu ruinieren.
Die PR-kreierte Rebellenpose und der Suff werden aber bewusst als Marketinginstrument für ein jugendliches Publikum eingesetzt. Da hört die Verantwortungslosigkeit auf.
Die Winehouse-Werbung apelliert gezielt an als Käuferschicht zu mobilisierende Jugendliche und bedient mit dem standardisierten Profil alle Klischees pubertär nachgefragter Gesten, Haltungen, Attitüden - kurz Images, die sich in das pubertäre Lebensgefühl indifferenten Nichtverstandenwerdens, sichwidersetzens, unangepasstseins spiegeln und auszustatten helfen.
So heißt es in der Anleitung zum Online-Spiel "Du weichst nicht von Deinem Kurs ab und lässt dir von niemandem was sagen!"
Mit der Alk-verharmlosenden PR wird Amy Winehouse gezielt und bewusst Jugendlichen angedient, die im Zuge ihrer Entwicklung zur Selbstbestimmung über Abgrenzung, bewusst regelverletzendes, provozierendes und auch selbstschädigendes Verhalten gerichtet gegen ein mal mehr mal weniger indifferentes "Ihr" (Eltern, Schule, Erwachsene, Kirche, Spießer, "das System") immer auf der Suche nach Symbolen, kulturellen Codes, Stilen und Accessoires sind, um ihre Selbstwerdung, Sie-selbst-sein ausstellen zu können.
Das ein Plattenkonzern zum Zwecke der Gewinnmaximierung ausgerechnet in der Alkoholismus-Debatte auf diese Karte setzt und dabei bewusst öffentliche Empörung einkalkuliert, da jede Öffentlichkeit erstmal bekanntheitssteigernd ist, ist geschmacklos.
Facts and Figures
"Etwa 10,4 Millionen Menschen konsumieren in Deutschland Alkohol in gesundheitlich riskanter Form - 1,7 Millionen gelten als alkoholabhängig.
Nur etwa 10 Prozent unterziehen sich einer Therapie, oft erst viel zu spät, nach 10 bis 15 Jahren einer Abhängigkeit. [...]
Die volkswirtschaftlichen Kosten alkoholbezogener Krankheiten werden auf mehr als 20 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt.
Jährlich sterben ca. 42 000 Personen direkt (durch Alkoholmissbrauch) oder indirekt (u.a. durch alkoholbedingte Unfälle) an den Folgen des Alkoholkonsums.
Der Anteil alkoholbedingter Todesfälle an allen Todesfällen im Alter zwischen 35 und 64 Jahren beträgt 25 Prozent bei den Männern und 13 Prozent bei den Frauen.
20 Prozent der Jugendlichen im Alter von 12 bis 25 Jahren trinken regelmäßig Alkohol.
Die in der deutschen Bevölkerung weit verbreitete unkritisch positive Einstellung zum Alkohol verhindert einen realistischen Blick auf die Folgen zu hohen Alkoholkonsums bei Erwachsenen und Jugendlichen. Pro Jahr werden 238.000 Straftaten unter Alkoholeinfluss begangen.
Im Straßenverkehr spielt jährlich bei 60 Prozent der 150.000 Verurteilten Trunkenheit eine Rolle." (BMG)
Siehe zum Thema auch:
When a man loves a women mit Meg Ryan
28 days mit Sandra Bullock
Das Angebot der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
www.bist-du-staerker-als-alkohol.de
"Mit der ersten Single "Rehab" kommentiert sie ihren exzessiven Lifestyle mit einem selbstironischem Augenzwinkern und erteilt jedem, der sie am liebsten im Alkoholentzug sehen will, eine Absage: "They tried to make me go to rehab, I said no no no."
Pünktlich zum Wochenende liefert euch Amy den Soundtrack zum Feiern, Abstürzen und für den Morgen danach. Wunderbar!"
Ob dieses "Wunderbar" gemeint war, als die Sprecherin der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen, Christa Merfert-Diete, sagte, das größte Problem sei der unkritische Umgang der Gesellschaft mit Alkohol und ob dies ein Beitrag zu der von der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Sabine Bätzing (SPD) geforderten gesellschaftlichen Thematisierung verantwortlichen Alkoholkonsums ist? (SZ)
Nina Simone aus der Stanzmaschine der PR-Abteilung
Wenn ein/e neue/er Künstler/in "aufgebaut", geBREAKt und platziert werden soll, entstehen Images, Konzepte und in deren Folge gruselige Texte für Pressemitteilungen, Webseiten ("Amy hatte dem Erbe der großen (Soul-)All-Stars ihren ganz persönlichen Jazz-Witz aufgedrückt und damit ganz beiläufig den Kern des Menschseins getroffen.") und aufwandlos hergestellte Zeiitungsartikel entstehen. Bei Amy Winehouse lautet das Konzept: Weiblich, schön, jung, Soul, sexy und die USP : ALK!
Winehouse kokettiert damit, (das man ihr unterstelle) ein Alkoholproblem zu haben, sie aber (Rebell Yell! Sperrig! Unbequem! Eigener Kopf! Unagepasst!) darauf beharrt , dass sie nur das mache, was ihr Spaß mache (Leben auskosten!). Zum Soul gehört eben autentische Erfahrung, Lebenskompetenz dazu und dies - das wird durch das lancierte Image suggeriert - hängt u.a. mit dem trotzig-bewussten gesundheitsschädlichen Verhalten Winehouse zusammen.
Dabei könnte man auch einfach sagen und schreiben: Die Musik ist tipptopp!
Stattdessen setzt die PR-Truppe darauf, Winehouse als Liebhaberin von Hochprozentigem zu verkaufen. "Ihren Lieblings-Cocktail, eine schlimme Geschmacksverwirrung namens «Rickstasy» mit Triple Vodka, Southern Comfort, Baileys und Bananenlikör, erwähnt die Pressemappe ebenso wie ihren Kommentar dazu: «Nach zwei Gläsern hiervon sollte man sich besser hinsetzen und unten bleiben, bis die Vögel anfangen zu zwitschern.» Das passende Jump'n'run-Spiel, in dem man eine Flaschen werfende Amy «vor der Betty-Ford-Klinik bewahren» soll, steht auch schon online unter www.voll-auf-entzug.de. Ein Alkoholproblem als Werbemaßnahme. Berichte, die von einer «Schnapsdrossel in Zwitscherlaune» (Die Welt) oder «trinkfesten Maid» (Kronen Zeitung) sprechen, sind da wohl einkalkuliert." (Netzeitung)
Bei dem Online-Spiel lautet das Spielziel "Rette Amy vor dem Alkoholentzug!" In der Anleitung wird das fröhliche Trinken zur schrulligen Attitüde einer unangepassten Individualität.
"Du bist Amy Winehouse und Du hast nicht nur Soul in der Stimme sondern auch Hochprozentiges im Blut! Du weichst nicht von Deinem Kurs ab und lässt dir von niemandem was sagen! Sei Amy würdig und schleudere jedem, der sich Dir in den Weg stellt, mehr als nur ein "No! No! No!" entgegen - Prost!"
Die PR-Abteilung zimmert die eine Retorten-Protesthaltung einer jungen Frau, die sich von niemandem etwas vorschreiben lässt. Uiuiui. Niemand käme auf die Idee einer erwachsenen Person, solange sie sich innerhalb der Grenzen des Strafrechts bewegt das Recht zuzugestehen, sich selbst Gesundheit, Erinnerungsvermögen und den guten Atem zu ruinieren.
Die PR-kreierte Rebellenpose und der Suff werden aber bewusst als Marketinginstrument für ein jugendliches Publikum eingesetzt. Da hört die Verantwortungslosigkeit auf.
Die Winehouse-Werbung apelliert gezielt an als Käuferschicht zu mobilisierende Jugendliche und bedient mit dem standardisierten Profil alle Klischees pubertär nachgefragter Gesten, Haltungen, Attitüden - kurz Images, die sich in das pubertäre Lebensgefühl indifferenten Nichtverstandenwerdens, sichwidersetzens, unangepasstseins spiegeln und auszustatten helfen.
So heißt es in der Anleitung zum Online-Spiel "Du weichst nicht von Deinem Kurs ab und lässt dir von niemandem was sagen!"
Mit der Alk-verharmlosenden PR wird Amy Winehouse gezielt und bewusst Jugendlichen angedient, die im Zuge ihrer Entwicklung zur Selbstbestimmung über Abgrenzung, bewusst regelverletzendes, provozierendes und auch selbstschädigendes Verhalten gerichtet gegen ein mal mehr mal weniger indifferentes "Ihr" (Eltern, Schule, Erwachsene, Kirche, Spießer, "das System") immer auf der Suche nach Symbolen, kulturellen Codes, Stilen und Accessoires sind, um ihre Selbstwerdung, Sie-selbst-sein ausstellen zu können.
Das ein Plattenkonzern zum Zwecke der Gewinnmaximierung ausgerechnet in der Alkoholismus-Debatte auf diese Karte setzt und dabei bewusst öffentliche Empörung einkalkuliert, da jede Öffentlichkeit erstmal bekanntheitssteigernd ist, ist geschmacklos.
Facts and Figures
"Etwa 10,4 Millionen Menschen konsumieren in Deutschland Alkohol in gesundheitlich riskanter Form - 1,7 Millionen gelten als alkoholabhängig.
Nur etwa 10 Prozent unterziehen sich einer Therapie, oft erst viel zu spät, nach 10 bis 15 Jahren einer Abhängigkeit. [...]
Die volkswirtschaftlichen Kosten alkoholbezogener Krankheiten werden auf mehr als 20 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt.
Jährlich sterben ca. 42 000 Personen direkt (durch Alkoholmissbrauch) oder indirekt (u.a. durch alkoholbedingte Unfälle) an den Folgen des Alkoholkonsums.
Der Anteil alkoholbedingter Todesfälle an allen Todesfällen im Alter zwischen 35 und 64 Jahren beträgt 25 Prozent bei den Männern und 13 Prozent bei den Frauen.
20 Prozent der Jugendlichen im Alter von 12 bis 25 Jahren trinken regelmäßig Alkohol.
Die in der deutschen Bevölkerung weit verbreitete unkritisch positive Einstellung zum Alkohol verhindert einen realistischen Blick auf die Folgen zu hohen Alkoholkonsums bei Erwachsenen und Jugendlichen. Pro Jahr werden 238.000 Straftaten unter Alkoholeinfluss begangen.
Im Straßenverkehr spielt jährlich bei 60 Prozent der 150.000 Verurteilten Trunkenheit eine Rolle." (BMG)
Siehe zum Thema auch:
When a man loves a women mit Meg Ryan
28 days mit Sandra Bullock
Das Angebot der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
www.bist-du-staerker-als-alkohol.de
Neues vom Aktionsrat für Bildung
"Um Cosa Nostra zu leiten, braucht man kein Abitur." Michele Prestipino, Staatsanwalt Mailand
Dienstag, März 13, 2007
Neues Tori Amos Album!
Der 1. Mai ist ein wichtiges Datum. In Berlin-Kreuzberg verschwinden immer mehr Steine aus den Bürgersteinen, der Tag der Arbeit wird mit Müßiggang begangen und Tori Amos, die Königinmutter aller nymphenhaften, TwinPeaks-esk rätselhaften Musikerinnen (was macht Björk eigentlich so..?) legt ihr neuntes Album vor: American Doll Posse.
Außerdem started sie eine Tournee und kommt auch nach Deutschland und spielt in Hamburg, Düsseldorf, München, Stuttgart, Nürnberg, Berlin, Frankfurt. Warum nie Köln?
Außerdem started sie eine Tournee und kommt auch nach Deutschland und spielt in Hamburg, Düsseldorf, München, Stuttgart, Nürnberg, Berlin, Frankfurt. Warum nie Köln?
Narzistischer Entzug der hippen Mittelschichtsmänner
Weil wir sie schon ein paar Wochen begleiten, mal wieder (und mal wieder in der taz): "Die Grundthese ist einfach und bekannt: Die Welt ist oversexed and underfucked. Die Welt findet für Schirach vorwiegend an der Bar in Szenekneipen, wahrscheinlich in Berlin-Mitte statt. Interessant an ihrem Buch ist etwas anderes: Die Form und der Ton. Lässig werden Formate durchmischt: das populäre Sachbuch, persönliche Geschichten à la Stuckrad-Barre-Pop-Roman und ein bisschen Porno, das heißt explizite Sprache. Das Buch funktioniert wie eine Barplauderei. Klar, dass es dabei um Sex und Sexiness geht."
Der Artikel von Ines Kappert analysiert aber einfach, unaufgeregt und genau das, was sich um von Schirach entspannt: Sie plaudert als Repräsentantin einer neuen Frauengeneration, die locker mit Männer und Frauen befreundet sein kann, "Porno" und "Onanie" entspannt über die Lippen bringt, sich über die Bindungsunlust der Männer wundert, deren Ursache in der medialen Übersättigung mit quasi pornographischen Reizen vermutet und am Ende der lockeren Treffen in Szenebars mit anderen hippen 30somethings v.a. Liebe sucht und so im Kitsch versinkt. Persönliche Eindrücke werden gnadenlos verallgemeinert
"Doch sieht man davon einmal ab, dann trifft das Buch einen Punkt im Zeitgeist, der nicht versteht, dass Männer und Frauen viel Spaß miteinander haben können, es aber mit der Liebe dennoch nur selten hinhaut."
Der Artikel von Ines Kappert analysiert aber einfach, unaufgeregt und genau das, was sich um von Schirach entspannt: Sie plaudert als Repräsentantin einer neuen Frauengeneration, die locker mit Männer und Frauen befreundet sein kann, "Porno" und "Onanie" entspannt über die Lippen bringt, sich über die Bindungsunlust der Männer wundert, deren Ursache in der medialen Übersättigung mit quasi pornographischen Reizen vermutet und am Ende der lockeren Treffen in Szenebars mit anderen hippen 30somethings v.a. Liebe sucht und so im Kitsch versinkt. Persönliche Eindrücke werden gnadenlos verallgemeinert
"Doch sieht man davon einmal ab, dann trifft das Buch einen Punkt im Zeitgeist, der nicht versteht, dass Männer und Frauen viel Spaß miteinander haben können, es aber mit der Liebe dennoch nur selten hinhaut."
The Autumn leaves
Nichts reicht an die melancholische Milan-Kundera-eske Schönheit des Außenbereichs eines Swingerclubs im Herbst heran.
Der Nichtraucherbereich lädt zum fröhlichen nichtrauchen ein.
Auch Swinger haben ein soziales Gewissen (auch wenn man konventionellerweise ob der Swingerei dazu geneigt wäre, lockere Moralvorstellungen und ein misjustiertes Ordnungsempfinden zu unterstellen): " Damen spenden mindestens 10,-- € für die Armen hier in Deutschland".
Ich wünschte, mehr Menschen in Deutschland, z.B. die feinen Herren Politiker, würden sich bei den Swingern eine Scheibe abschneiden.
Der Nichtraucherbereich lädt zum fröhlichen nichtrauchen ein.
Auch Swinger haben ein soziales Gewissen (auch wenn man konventionellerweise ob der Swingerei dazu geneigt wäre, lockere Moralvorstellungen und ein misjustiertes Ordnungsempfinden zu unterstellen): " Damen spenden mindestens 10,-- € für die Armen hier in Deutschland".
Ich wünschte, mehr Menschen in Deutschland, z.B. die feinen Herren Politiker, würden sich bei den Swingern eine Scheibe abschneiden.
Montag, März 12, 2007
Relentless
"Bei Battlefield 2 handelt es sich keineswegs um ein kleineres Scharmützel, sondern vielmehr um einen erbarmungslosen, mit High-Tech Waffen geführten Krieg." Computerspielehersteller EA Games
Sonntag, März 11, 2007
Civilians on Battlefield - Kriegsspiele im Bayerischen Wald
Im bayerischen Wald üben deutsche Statisten in Rollenspielen mit US-Soldaten für deren Einsatz im Irak. Die Zeit hat die Regisseurin Teresina Moscatiello interviewt, die darüber den Dokumentarfilm "Weltverbesserer auf dem Schalftfeld - Civilians on the Battlefield (C.O.B.)" gedreht hat.
Das ganze Interview Sie lernen zu töten in der Online-Ausgabe der Zeit
Die Internetseite zum Film Weltverbesserer auf dem Schlachtfeld bei Sinafilms
Links zum Film bei filmz.de
Das ganze Interview Sie lernen zu töten in der Online-Ausgabe der Zeit
Die Internetseite zum Film Weltverbesserer auf dem Schlachtfeld bei Sinafilms
Links zum Film bei filmz.de
Hard Drinking
"Der Weg der Ausschweifung führt zum Palast der Weisheit ("The road of excess leads to the palace of wisdom") William Blake
This is not funny. Helge Schneider Lesung
"Wann hört die Menschheit endlich auf, so doof zu sein?"Helge Schneider gestern bei seiner Lesung im Kölner Schauspielhaus im Rahmen der Litcologne.
Das Buch, aus dem er las "Die Memoiren des Rodriguez Faszanatas. Bekenntnisse eines Heiratsschwindlers" ist, wie immer, famos. Helge kann einfach schreiben. Dabei wird Helge erkennbar älter, in dem angenehmen Sinne, dass er nicht mehr par tout den direkten Weg zumTour, sprich zur Pointe, zum naheliegenden Witz sucht und in den letzten Jahren die Kunst perfektioniert hat, sich den groß und breitbeinig im Raum stehenden Erwartungshaltungen zu verweigern. So ist Helge dem amerikanischen Dada-Comedian Andy Kaufman immer näher gekommen. Er arbeitet an seiner Unkonsumierbarkeit, Unetikettierbarkeit.
Dennoch ist das Schauspielhaus gefüllt mit Menschen in Lachbereitschaft. Helge enttäuscht sie nicht. Wie Van Gogh aus Mülheim betritt, nein schreitet er in Zeitlupe auf die Bühne, blaues Arbeitsjäckchen, Altherrensommerstrohut, bolerige Jeans in hohe braune Cowboystiefel gestopft. Aber kaum sitzt er am Klavier beginnt das Spiel. Alles wartet auf die erste Grimasse, das erste als Gag erkennbare musikalische Klischee, dass auch dem musikalischen Laien als bewusstes, witzig gemeintes Zitat erkennbar ist. Dabei spielt Helge einfach über weite Strecken einfach Klavier, und zwar famos. Aber, er enttäuscht sein Publikum nicht und macht natürlich auch zwischendrin den Clown. Jedenfalls lässt seine gestisch-mimische Performance an den heilig-komischen Ernst eines Lars Vogt denken, die mit schwarzem Rollkragenpulloverkünstlergestus bedeutsame Miene zu überzogenem Spiel machen.
Das Buch und Helges Lesung enttäuscht viele Zuschauer, wie beim Verlassen des Theaters aus vielen Gesprächen zu hören ist. Zu wenig Witze, wie man sie vom "alten" Helge gewohnt war, die kindischen Übertreibungen, absurden Aneinanderreihungen von nicht zusammenpassenden Dingen. Dabei fällt einem im Laufe des Abends immer mehr auf, wie gut Helge Schneider schreiben kann. Er muss nie in Spanien gewesen sein, um mit wenigen Klischees ("Die Luft zerrte an den Nerven") und aus dem DTV-Lexikon Zusammengelesenen sein Barcelona zu kreieren. Wenn Helge Figuren und Situationen mit wenigen Sätzen beschreibt und in der Vorstellung des Zuhörers lebendig werden lässt, ist das einfach gelungen - und für das Publikum problematisch, das auf Gags wartet (Doch diese Gags sind spärlich gestreut und werden von Helge dann auch offensiv von der Bühne gerufen: "..ich arbeitete für eine Begleitagentur, die Agentur Senora FUCK!"), auf einen "Beweis", dass da einer nur so tut, als sei er Autor, als schriebe er einen Roman. Dass eigentlich alles Spaß ist, ein Spaß, der als Spaß erkennbar und rezipierbar und also harmlos, weil die Rezeptionserwartung bedienend, ist. Helge entwickelt sich zunehmend in Richtung eines Humors, der seine eindeutige Kennzeichnung verweigert und sich damit die subversive Kraft bewahrt, die Humor, Ironie als anarchische Sonderform von Kritik, die den letzten Standpunkt verweigert schon immer hatte. Dabei ist es im Fall von Helge wohl eher so, dass es Altersgelassenheit und Langeweile angesichts der Routine von Werbeauftritten bei "Wetten Dass" ist, die ihn dazu bringen, einfach nicht die Erwartungen zu bedienen.
Schön, wenn Helge im Laufe des Abends immer weniger Lust auf das anstrengende Lesen hat, eine Weile still liest ("...ach so! Laut!"), Seiten überspringt und nur sporadisch einzelne Sätze liest, um dann wieder 50 Seiten voranzugehen.
Bis er schließlich den Schluss vorträgt und der Zuhörer nach Hause gehen kann im gefühl einer umfassenden Produktvorführung beigewohnt zu haben, was bei der Kaufentscheidung sehr behilflich sein kann. Doch wird das Buch nicht gekauft. Denn am Schönsten ist es, wenn Helge mit seiner vielseitigen Stimme seine Texte vorliest. Aber das Buch gibt es ja gottseidank auch schon als Hör-CD.
Helge-TV:
The early Helge 1992 bei Schmidteinander
Helge 1995 again bei Gottschalk Late Night
"Oh schon viertel nach zehn ... sollen wir nicht mal langsam nach Hause gehen..?" Helge 2007 bei Wetten Dass...
Das Buch, aus dem er las "Die Memoiren des Rodriguez Faszanatas. Bekenntnisse eines Heiratsschwindlers" ist, wie immer, famos. Helge kann einfach schreiben. Dabei wird Helge erkennbar älter, in dem angenehmen Sinne, dass er nicht mehr par tout den direkten Weg zumTour, sprich zur Pointe, zum naheliegenden Witz sucht und in den letzten Jahren die Kunst perfektioniert hat, sich den groß und breitbeinig im Raum stehenden Erwartungshaltungen zu verweigern. So ist Helge dem amerikanischen Dada-Comedian Andy Kaufman immer näher gekommen. Er arbeitet an seiner Unkonsumierbarkeit, Unetikettierbarkeit.
Dennoch ist das Schauspielhaus gefüllt mit Menschen in Lachbereitschaft. Helge enttäuscht sie nicht. Wie Van Gogh aus Mülheim betritt, nein schreitet er in Zeitlupe auf die Bühne, blaues Arbeitsjäckchen, Altherrensommerstrohut, bolerige Jeans in hohe braune Cowboystiefel gestopft. Aber kaum sitzt er am Klavier beginnt das Spiel. Alles wartet auf die erste Grimasse, das erste als Gag erkennbare musikalische Klischee, dass auch dem musikalischen Laien als bewusstes, witzig gemeintes Zitat erkennbar ist. Dabei spielt Helge einfach über weite Strecken einfach Klavier, und zwar famos. Aber, er enttäuscht sein Publikum nicht und macht natürlich auch zwischendrin den Clown. Jedenfalls lässt seine gestisch-mimische Performance an den heilig-komischen Ernst eines Lars Vogt denken, die mit schwarzem Rollkragenpulloverkünstlergestus bedeutsame Miene zu überzogenem Spiel machen.
Das Buch und Helges Lesung enttäuscht viele Zuschauer, wie beim Verlassen des Theaters aus vielen Gesprächen zu hören ist. Zu wenig Witze, wie man sie vom "alten" Helge gewohnt war, die kindischen Übertreibungen, absurden Aneinanderreihungen von nicht zusammenpassenden Dingen. Dabei fällt einem im Laufe des Abends immer mehr auf, wie gut Helge Schneider schreiben kann. Er muss nie in Spanien gewesen sein, um mit wenigen Klischees ("Die Luft zerrte an den Nerven") und aus dem DTV-Lexikon Zusammengelesenen sein Barcelona zu kreieren. Wenn Helge Figuren und Situationen mit wenigen Sätzen beschreibt und in der Vorstellung des Zuhörers lebendig werden lässt, ist das einfach gelungen - und für das Publikum problematisch, das auf Gags wartet (Doch diese Gags sind spärlich gestreut und werden von Helge dann auch offensiv von der Bühne gerufen: "..ich arbeitete für eine Begleitagentur, die Agentur Senora FUCK!"), auf einen "Beweis", dass da einer nur so tut, als sei er Autor, als schriebe er einen Roman. Dass eigentlich alles Spaß ist, ein Spaß, der als Spaß erkennbar und rezipierbar und also harmlos, weil die Rezeptionserwartung bedienend, ist. Helge entwickelt sich zunehmend in Richtung eines Humors, der seine eindeutige Kennzeichnung verweigert und sich damit die subversive Kraft bewahrt, die Humor, Ironie als anarchische Sonderform von Kritik, die den letzten Standpunkt verweigert schon immer hatte. Dabei ist es im Fall von Helge wohl eher so, dass es Altersgelassenheit und Langeweile angesichts der Routine von Werbeauftritten bei "Wetten Dass" ist, die ihn dazu bringen, einfach nicht die Erwartungen zu bedienen.
Schön, wenn Helge im Laufe des Abends immer weniger Lust auf das anstrengende Lesen hat, eine Weile still liest ("...ach so! Laut!"), Seiten überspringt und nur sporadisch einzelne Sätze liest, um dann wieder 50 Seiten voranzugehen.
Bis er schließlich den Schluss vorträgt und der Zuhörer nach Hause gehen kann im gefühl einer umfassenden Produktvorführung beigewohnt zu haben, was bei der Kaufentscheidung sehr behilflich sein kann. Doch wird das Buch nicht gekauft. Denn am Schönsten ist es, wenn Helge mit seiner vielseitigen Stimme seine Texte vorliest. Aber das Buch gibt es ja gottseidank auch schon als Hör-CD.
Helge-TV:
The early Helge 1992 bei Schmidteinander
Helge 1995 again bei Gottschalk Late Night
"Oh schon viertel nach zehn ... sollen wir nicht mal langsam nach Hause gehen..?" Helge 2007 bei Wetten Dass...
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