Samstag, Mai 23, 2009
Randnotiz von der BuPrä-Wahl
Gerüchte, wonach Jasmin Tabatabai ihre Freundin Katja Riemann unter ihrer Bluse in die Bundesversammlung schmuggelte, um so die Stimmen für Gesine Schwan nach oben zu treiben und Ottried Fischer wiederum aus Anlass einer Wette die beiden zusammen unter seinem Sacko trug, wurden nicht bestätigt.
Ausstellung "UFO - Grenzgänge zwischen Kunst und Design" im NRW Forum Düsseldorf
Ist Design Kunst? Ist Kunst Design? In den letzten Jahren wird diese Frage immer häufiger - immer ergebnisoffen, manchmal auch erkenntnisfrei - diskutiert. Dabei ist die wechselseitige Durchdringung der Bereiche längst in vollem Gange: Designer gestalteten Einzelobjekte, die direkt in Galierien ausgestellt und in den Kunstmarkt eingespiesen werden oder Künstler hirsten mit industriell gefertigten Werken ganze Hallen voll, um sie zu Höchstpreisen an Jogginganzugrussen zu verkaufen.
In der Ausstellung "UFO - Grenzgänge zwischen Kunst und Design" präsentiert das NRW Forum Düsseldorf nun Objekte von Designern wie Ron Arad, Richard Artschwager, Fernando + Humberto Campana, Mon Hatoum, Konstantin Grcic, u.a., die nur noch (mehr oder weniger) entfernt an Design im Sinne von gestalteten Gebrauchsgegenständen erinnern und in ihrer singulären Skulpturalität (oder skulpturalen Singularität) scheinbar direkt eher für das Museum konzipiert und hergestellt wurden. Dabei scheint das geheime Leitmotiv gewesen sein "Hauptsache, es sitzt". Jedenfalls sind es v.a. Sitzmöbel - Stühle, Sessel und Liegen - in allen Variationen, die die Ausstellung dominieren.
Viele der ausgestellten Arbeiten zählen zu Kultobjekten des Design, wie etwa Marc Newson’s für 1,1 Millionen Pfund versteigerte "Lockheed Lounge".
Doch diese Singularitäten werden vom Stern der Originalität Martino Gampers "A 100 chairs in 100 days" einfach überstrahlt. Der gebürtige Süd-Tiroler hat Stühle, darunter Design-Klassiker wie dem unvermeidlichen Lounge-Chair oder Arne Jakobsons 3107 zerzägt, zerlegt und in mannigfaltigen Kombinationen zu neuen Formen zusammengestellt (Foto rechts: NRW Forum). Als habe ein betrunkener Chirurg Unfallopfer zusammengeflickt und dabei die Einzelteile durcheinandergebracht, stehen die Objekte wie eine Parade hybrider Möbel-Freaks da: Ein Hocker mit einem Klavierfuß, ein aus drei Rückenteilen zusammengestellter Liegestuhl, eine aus Rückenlehnen und ineinander gesteckten Stahlrohrrahmen erstellte Liege, die selbst wieder wie ein Tausendfüssler erscheint. Auch gibt es erstaunliche Vermählungen, wenn eine Design-Ikone sich in einer Liason mit einem Plastik-Stapelstuhl vereint und dabei eine neue Form entsteht. Gampers 100 Chairs zeigen nicht nur, dass das Thema "Stuhl" noch längst nicht erschöpft sei, wie der gefürchtete Design-Inquisitor Knuth Hornbogen bemerkte. Vielmehr verblassen die Objekte der bekannten Namen, wie das scheinbar aus Reststücken der Innsbrucker Bergbahnstation gefertigte Sofa von Zaha Hadid, der "Rock Mirror" des notorischen Arik Levy oder die Hahaha-Sessel der derzeit mit einer eigenen Werkschau im Vitra Museum versehenen Gebrüder Campana, neben der Originalität, dem Esprit und Witz von Martino Gampers Stuhlparade.
Dabei ist Gampers Stuhldeklination (Foto rechts: Martino Gamper) zwar oft witzig, jedoch ohne auf den vordergründigen Effekt oder Überwaltigung des Betrachters hin konzipiert zu wirken oder sich im Klamauk zu erschöpfen. Während manche Objekte keine Frage offen lassen und für ein Design stehen "dass in der Wohnung nicht beim Bügeln stört" (Hornbogen), bleibt bei Gampers Arbeit immer noch eine Leerstelle, die etwas offen und unausgesprochen lässt, zu einer neuen Lesart und Betrachtung auffordert und sich darin eben nicht abnützt oder abschließend erklärt. Mag mancher Vernissage-Besucher beim Meinungsaustausch der oft gehörten Meinung beipflichten, dass allein Gampers Stühle schon gereicht hätten, ist gerade diese direkte Gegenüberstellung mit zertifiziert wertvollen Objekten und "Marken" hilfreich: Neben der vitalen Kraft von Gampers überströmendem Ideenreichtum und konventionsfreien Arbeiten wirkt das Design-Establishment stellenweise bieder bis einfallsarm und es zeigt sich: Da geht noch einiges.
Dienstag bis Sonntag 11 - 20 Uhr, Sonntags bis 24 Uhr geöffnet
Eintritt: 5,50 Euro (ermäßigt 3,50 Euro)
Fotos von der Vernissage und der Exponate im Flickr-Stream des NRW Forums.
Infos zur Ausstellung unter www.nrw-forum.de
Viele der ausgestellten Arbeiten zählen zu Kultobjekten des Design, wie etwa Marc Newson’s für 1,1 Millionen Pfund versteigerte "Lockheed Lounge".
Doch diese Singularitäten werden vom Stern der Originalität Martino Gampers "A 100 chairs in 100 days" einfach überstrahlt. Der gebürtige Süd-Tiroler hat Stühle, darunter Design-Klassiker wie dem unvermeidlichen Lounge-Chair oder Arne Jakobsons 3107 zerzägt, zerlegt und in mannigfaltigen Kombinationen zu neuen Formen zusammengestellt (Foto rechts: NRW Forum). Als habe ein betrunkener Chirurg Unfallopfer zusammengeflickt und dabei die Einzelteile durcheinandergebracht, stehen die Objekte wie eine Parade hybrider Möbel-Freaks da: Ein Hocker mit einem Klavierfuß, ein aus drei Rückenteilen zusammengestellter Liegestuhl, eine aus Rückenlehnen und ineinander gesteckten Stahlrohrrahmen erstellte Liege, die selbst wieder wie ein Tausendfüssler erscheint. Auch gibt es erstaunliche Vermählungen, wenn eine Design-Ikone sich in einer Liason mit einem Plastik-Stapelstuhl vereint und dabei eine neue Form entsteht. Gampers 100 Chairs zeigen nicht nur, dass das Thema "Stuhl" noch längst nicht erschöpft sei, wie der gefürchtete Design-Inquisitor Knuth Hornbogen bemerkte. Vielmehr verblassen die Objekte der bekannten Namen, wie das scheinbar aus Reststücken der Innsbrucker Bergbahnstation gefertigte Sofa von Zaha Hadid, der "Rock Mirror" des notorischen Arik Levy oder die Hahaha-Sessel der derzeit mit einer eigenen Werkschau im Vitra Museum versehenen Gebrüder Campana, neben der Originalität, dem Esprit und Witz von Martino Gampers Stuhlparade.
Dabei ist Gampers Stuhldeklination (Foto rechts: Martino Gamper) zwar oft witzig, jedoch ohne auf den vordergründigen Effekt oder Überwaltigung des Betrachters hin konzipiert zu wirken oder sich im Klamauk zu erschöpfen. Während manche Objekte keine Frage offen lassen und für ein Design stehen "dass in der Wohnung nicht beim Bügeln stört" (Hornbogen), bleibt bei Gampers Arbeit immer noch eine Leerstelle, die etwas offen und unausgesprochen lässt, zu einer neuen Lesart und Betrachtung auffordert und sich darin eben nicht abnützt oder abschließend erklärt. Mag mancher Vernissage-Besucher beim Meinungsaustausch der oft gehörten Meinung beipflichten, dass allein Gampers Stühle schon gereicht hätten, ist gerade diese direkte Gegenüberstellung mit zertifiziert wertvollen Objekten und "Marken" hilfreich: Neben der vitalen Kraft von Gampers überströmendem Ideenreichtum und konventionsfreien Arbeiten wirkt das Design-Establishment stellenweise bieder bis einfallsarm und es zeigt sich: Da geht noch einiges.
Dienstag bis Sonntag 11 - 20 Uhr, Sonntags bis 24 Uhr geöffnet
Eintritt: 5,50 Euro (ermäßigt 3,50 Euro)
Fotos von der Vernissage und der Exponate im Flickr-Stream des NRW Forums.
Infos zur Ausstellung unter www.nrw-forum.de
Donnerstag, Mai 21, 2009
300
"Etwa 300 Internet-Freaks gibt es in Deutschland, die wie Jörg Kantel ein so genanntes Weblog betreiben." schrieb der FOCUS vor 7 Jahren. (via Medienlese)
Einzelkritik
Heute findet sich in der SZ eine wieder mal sehr schöne Spieler-Einzelkritik im Nachgang zum Spiel des Ivan gegen die Bremer:
Naldo -- "...leistete sich entgegen seiner Gewohnheit keinen Fehlpass. Musste in der Verlängerung einsehen, dass diese Leistung einem Verteidiger nicht hilft, wenn er beim Siegtreffer des Gegners einen Sicherheitsabstand von vier Metern zum Torschützen hält." (SZ)
Naldo -- "...leistete sich entgegen seiner Gewohnheit keinen Fehlpass. Musste in der Verlängerung einsehen, dass diese Leistung einem Verteidiger nicht hilft, wenn er beim Siegtreffer des Gegners einen Sicherheitsabstand von vier Metern zum Torschützen hält." (SZ)
Dienstag, Mai 19, 2009
Grenzerfahrung
Es gibt einen neuen Film von Lars von Trier. Die Süddeutsche schreibt dazu:
"Wer von "Breaking the Waves" verstört, von "Dogville" schockiert war, muss hier entweder fliehen, seine Empfindungen abschotten, sich mit Hohngelächter oder heftigen Buhrufen schützen - oder er ist am Ende dieses Horrortrips reif für die Therapie." (SZ)
Hmmm
"Wer von "Breaking the Waves" verstört, von "Dogville" schockiert war, muss hier entweder fliehen, seine Empfindungen abschotten, sich mit Hohngelächter oder heftigen Buhrufen schützen - oder er ist am Ende dieses Horrortrips reif für die Therapie." (SZ)
Hmmm
Diffus
"Diffus scheint es mir in Ihrem Hoch-Lockenköpfchen zuzugehen."
Franz-Josef Wagner an Gesine Schwan
Franz-Josef Wagner an Gesine Schwan
Monsanto - mit Gift und Genen
Im vergangenen Jahr lief eine erstaunliche Dokumentation über den Bio-Konzern "Monsanto" auf ARTE: Monsanto - mit Gift und Genen. Der Film beschreibt nicht nur die bedenklichen Auswirkungen des genveränderten Monsanto-Saatguts und anderer Produkte, sondern auch die rabiaten Geschäftsmethoden des Biokonzerns. Wenn man die herausragende Doku sieht, stehen einem nicht nur die Haare zu Berge, sondern man hat den Eindruck, dass Monsanto die Vorlage zu den Bio-Konzernen ist, die in Polit-Filmen wie "Der ewige Gärtner" oder "Michael Clayton" als juristisch hocharmiertes internationales Kartell und regelrechte Mächte der Finsternis dargestellt werden, in denen skrupellose Menschen allein auf ihre private Karriere focusiert der dunklen Seite der Macht dienen.
Der herausragende Dokumentarfilm ist als DVD erhältlich und mittlerweile auch bei Google-Video online zugänglich.
Auch im vergangenen Jahr erschien in der britischen Vanity Fair ein hervorragend geschriebener und noch aufwändiger recherchierter Artikel über den Konzern mit dem bezeichnenden Titel "Harvest of Fear".
(Dank für den Hinweis an UN/Bild: Gorex)
Der herausragende Dokumentarfilm ist als DVD erhältlich und mittlerweile auch bei Google-Video online zugänglich.
Auch im vergangenen Jahr erschien in der britischen Vanity Fair ein hervorragend geschriebener und noch aufwändiger recherchierter Artikel über den Konzern mit dem bezeichnenden Titel "Harvest of Fear".
(Dank für den Hinweis an UN/Bild: Gorex)
Sonntag, Mai 17, 2009
Radio kills the Videostar
So schlecht das Fernsehen sein mag so sehr ist das Radio Balsam auf die von Dschungel-, Casting- , Retro- und (Polit-)Talk-Shows geschundene Seele. Insbesondere Deutschlandfunk und DeutschlandradioKultur leisten hier Erstaunliches. Während in der Flimmerkiste alles, was sich nicht in 15-Sekündern darstellen lässt, als unverdaulich gilt, leistet sich z.B. der Deutschlandfunk den Luxus Wissenschaftler in einer differenzierte Debatte über den Einfluss von Wissenschaftlern für die Politik zu diskutieren, um in Anschluss daran ein Feature über Literatur im Nachkriegsdeutschland zu bringen, bei dem einem die Ohren schlackern. Das ist eben Radio!
So auch heute morgen, als zwischen 8 und 9 auf der Autobahn von Frankfurt nach Limburg auf SWR2 eine Sendung, ein Vortrag über "Schillers Freiheitsbegriff" läuft.
Man selbst kümmte ja nie auf die Idee, sich Wallenstein durchzulesen, einzelne Szenen mit Ideen aus den Briefen über die ästhetische Erziehung des Menschen zu vergleichen und mit Äußerungen Goethes und geschichtlichen Phänomenen in Beziehung zu setzen. Zu massiv stehen das gewaltige Werk und die schiere Menge (ideen)geschichtlichen Materials vor dem Ahnungslosen. Wie und wo ansetzen, sich erste Orientierungspunkte ergattern, Markierungspfosten aufpflanzen?
Hierzu braucht es einen Kenntnisreichen, der einen didaktischen Weg folgend, einen strukturierenden Zugang erschließt, einige Punkte auswählt, kommentiert, einander gegenüberstellt, betont, einordnet, auf das sich ein erstes Gerüst im Rezipienten bildet, das es ihm ermöglicht alles Folgende daran orientiert einzuordnen und zu verstehend auszubauen. Im Idealfall ist das die lebendige Beziehung, die sich zwischen Lehrer und Schüler abspielt. So entstehen Wissen und Bildung.
Genau von dieser Qualität war die Sendung, deren Text so unglaublich dicht wie der Sprechstil des Autors ungemein einnehmend war und mal wieder die Erfahrung bestätigene, dass es beim Lernen eben nicht nur um die Sachebene geht, sondern darum, ob sich zwischen Lehrendem und Lernenden eine Beziehung aufbaut, der Lehrende dem Lernenden etwas zu sagen hat. Hier war es für mich jedenfalls der Fall.
Manuskript und MP3 stehen zum Download zur Verfügung. (Bild: Wikipedia)
So auch heute morgen, als zwischen 8 und 9 auf der Autobahn von Frankfurt nach Limburg auf SWR2 eine Sendung, ein Vortrag über "Schillers Freiheitsbegriff" läuft.
Man selbst kümmte ja nie auf die Idee, sich Wallenstein durchzulesen, einzelne Szenen mit Ideen aus den Briefen über die ästhetische Erziehung des Menschen zu vergleichen und mit Äußerungen Goethes und geschichtlichen Phänomenen in Beziehung zu setzen. Zu massiv stehen das gewaltige Werk und die schiere Menge (ideen)geschichtlichen Materials vor dem Ahnungslosen. Wie und wo ansetzen, sich erste Orientierungspunkte ergattern, Markierungspfosten aufpflanzen?
Hierzu braucht es einen Kenntnisreichen, der einen didaktischen Weg folgend, einen strukturierenden Zugang erschließt, einige Punkte auswählt, kommentiert, einander gegenüberstellt, betont, einordnet, auf das sich ein erstes Gerüst im Rezipienten bildet, das es ihm ermöglicht alles Folgende daran orientiert einzuordnen und zu verstehend auszubauen. Im Idealfall ist das die lebendige Beziehung, die sich zwischen Lehrer und Schüler abspielt. So entstehen Wissen und Bildung.
Genau von dieser Qualität war die Sendung, deren Text so unglaublich dicht wie der Sprechstil des Autors ungemein einnehmend war und mal wieder die Erfahrung bestätigene, dass es beim Lernen eben nicht nur um die Sachebene geht, sondern darum, ob sich zwischen Lehrendem und Lernenden eine Beziehung aufbaut, der Lehrende dem Lernenden etwas zu sagen hat. Hier war es für mich jedenfalls der Fall.
Manuskript und MP3 stehen zum Download zur Verfügung. (Bild: Wikipedia)
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