Samstag, September 01, 2007
The Darjeeling Limited
Mazeltov! Wes Anderson hat einen neuen Film gemacht. The Darjeeling Limited. Mit Owen "WeddingCrashers StarskyandHutch MinusMan TheRoyalTenenbaums" Wilson, Jason "Rushmore" Schwartzman und Adrien "SummerofSam" Brody.
Meisner bleib bei Deinen Leisten
Der Künstler Gerhard Richter hat für den Kölner Dom ein neues Fenster entworfen. Kölns Kardinal Meisner gefällt's nicht: "Passt eher in eine Moschee".
"Der Mann hat keine Ahnung" (taz)
"Position des neunzehnten Jahrhunderts" (faz)
"Kardinalswut" (fr)
"Der Kardinal hat zu arbeiten" (Ksta)
"Ein Ozean aus Glas" (faz)
"Der Mann hat keine Ahnung" (taz)
"Position des neunzehnten Jahrhunderts" (faz)
"Kardinalswut" (fr)
"Der Kardinal hat zu arbeiten" (Ksta)
"Ein Ozean aus Glas" (faz)
Freitag, August 31, 2007
Instant Online Trauer
Am 31. August 1997 verunglückte Lady Diana tödlich. Bild hat ihrem Instinkt für die Gosse und die eskapistischen Bedürfnisse von Kassiererinnen und Frisösen folgend ein Online-Kondolenz-Buch eingerichtet, in dem "das Volk", deren Herzen Königin zu sein ihr Ziel war, Lady Diana persönliche Grüße und Wünsche eintragen kann.
Das vom Boulevard kreierte, übergroß aufgeblasene kitschige Image einer zur Wunderheilerin verklärten Nichtstuerin kam und kommt den Bedürfnissen einer mentalen, ästhetischen und auch ganz veritablen Unterschicht nach einer schillernden Projektionsfläche für Tagträume und Alltagsfluchten entgegen und wird von den Medien zum eigenen Nutzen und Gewinn bewirtschaftet, bis der Leichenbestatter kommt.
Und so gibt das Kondolenzbuch einen Einblick in die seelische Mondlandschaft deutscher Köpfe:
Jan Schwertner, Saarbrücken Dein Lächeln, Dein Mut und Dein Arrangement für kranke und schwächere Menschen war unersetzlich und ist unvergesslich.
Ursula Domke, Essen „Du warst etwas ganz besonderes un d wärst bestimmt jemand ganz großes geworden. Die Welt hat eine Frau verloren, deren Engagement noch über den Tod hinaus geht.“
Elfriede Böhr, Buxtehude „Sie war die Königin der Herzen, weil sie einfach soo menschlich war. Durch ihre Schwächen war sie eine starke und beliebte Frau !“
Alexandre Hubert, München „Mögest DU im ewigen Licht sein!“
Daniela K., Bad Nenndorf „sie fehlt! ihr lachen...ihre offende menschlickeit anderen gegenüber...ihre herzlichkeit..ihre führsorge für ihre kinder...diana, nicht mehr unter uns ,aber immer bei uns. niemals wird man sie je vergessen.“
John Gans, Seebad Bansin „Ich trauere um sie heute wie an ihrem Todestage und schäme mich meiner Tränen nicht.“
Matze Kotnascher, Franken Diana muss heilig gesprochen werden, der Heilige Stuhl sollte dafür sorgen.
Kalle P. Sücho, Krefeld Ich könnte schreien! Dianas Tod macht mich so wütend. Rasend macht mich das. Ich könnte ausflippen!
Und so gibt das Kondolenzbuch einen Einblick in die seelische Mondlandschaft deutscher Köpfe:
Jan Schwertner, Saarbrücken Dein Lächeln, Dein Mut und Dein Arrangement für kranke und schwächere Menschen war unersetzlich und ist unvergesslich.
Ursula Domke, Essen „Du warst etwas ganz besonderes un d wärst bestimmt jemand ganz großes geworden. Die Welt hat eine Frau verloren, deren Engagement noch über den Tod hinaus geht.“
Elfriede Böhr, Buxtehude „Sie war die Königin der Herzen, weil sie einfach soo menschlich war. Durch ihre Schwächen war sie eine starke und beliebte Frau !“
Alexandre Hubert, München „Mögest DU im ewigen Licht sein!“
Daniela K., Bad Nenndorf „sie fehlt! ihr lachen...ihre offende menschlickeit anderen gegenüber...ihre herzlichkeit..ihre führsorge für ihre kinder...diana, nicht mehr unter uns ,aber immer bei uns. niemals wird man sie je vergessen.“
John Gans, Seebad Bansin „Ich trauere um sie heute wie an ihrem Todestage und schäme mich meiner Tränen nicht.“
Matze Kotnascher, Franken Diana muss heilig gesprochen werden, der Heilige Stuhl sollte dafür sorgen.
Kalle P. Sücho, Krefeld Ich könnte schreien! Dianas Tod macht mich so wütend. Rasend macht mich das. Ich könnte ausflippen!
SZ-Magazin
Das SZ-Magazin ist immer wieder famos. Heute ein sehr gut geschriebener Artikel über die "Journalismus-Galeere" Spiegel Online (Der Autor ist zwar auch Xing Nutzer, aber - nichts ist perfekt.), eine sehr gut beantwortete Gewissensfrage, ein schöner Artikel über das Fremdgehen international, Apple ("Steve Jobs' Auftritte sind inszeniert wie Gottesdienst. Und wo in einer Kirche das Kreuz hängen würde, schwebt ein großer angebissener Apfel.") und die penetrante Präsenz "Prominenter" in der Werbung.
Donnerstag, August 30, 2007
Bild Dir Deine Meinung
Was für ein Service! Für diejenigen Leser, denen die hochkomplexe Geschichte von Prinzessin Diana in Worten irgendwie echt too much ist, hat die Bild, dass Ganze als Comic gestalten lassen. Ein neuer Trend? Demnächst Nachrichten über Selbstmordattentate in Baghdad (BUMM), die Konjunkturentwicklung ($$$), Eisenbahnunglücke (POW! TÄNG) und Koalitonsverhandlungen (*Grmpfbrummel*) usw. als Comic?
(Quelle: Bild)
(Quelle: Bild)
Mittwoch, August 29, 2007
Liebe zum Detail
Im Rahmen der Berichterstattung rund um den Kollaps von Ben Becker zeigt die BILD Zeitung mal wieder eine barocke Liebe zum Detail und schreibt BILD über die Frau, die mit Ben Becker zusammen war, als dieser in seiner Wohnung zusammenbrach:
"Jessica von R., die schon im Spielfilm „Romeo ohne Julia“ mitspielte und seit Geburt auf einem Auge blind sein soll, wollte sich gestern nicht zu ihren Stunden mit Ben Becker äußern."
Wie immer erhellend ist auch hier, der Name der URL, unter der BILD den Artikel abgelegt hat:
"wilde-nacht-letztes-foto"
Btw: Auf www.benbecker.de lautet die letzte aktuelle News:
"Von Mai – Juli 2007 hat Ben Becker die Hauptrolle in der Neuinszenierung von „Endstation Sehnsucht“ in Hamburg übernommen."
"Jessica von R., die schon im Spielfilm „Romeo ohne Julia“ mitspielte und seit Geburt auf einem Auge blind sein soll, wollte sich gestern nicht zu ihren Stunden mit Ben Becker äußern."
Wie immer erhellend ist auch hier, der Name der URL, unter der BILD den Artikel abgelegt hat:
"wilde-nacht-letztes-foto"
Btw: Auf www.benbecker.de lautet die letzte aktuelle News:
"Von Mai – Juli 2007 hat Ben Becker die Hauptrolle in der Neuinszenierung von „Endstation Sehnsucht“ in Hamburg übernommen."
Owen Wilson begeht Selbstmordversuch
Wie verschiedene Quellen melden, hat der Schauspieler Owen Wilson am Sonntag versucht, sich das Leben zu nehmen.
Seit Owen Wilson in einer minutenkurzen Nebenrolle in dem unterschätzen, von Ben Stiller inszenierten Jim Carrey-Film CABLE GUY auftrat, hat er immer wieder begeistert. Nicht nur als Schauspieler (The Minus Man, The Royal Tenenbaums, Meet the Parents, The Wedding Crashers, The Life Aquatic with Steve Zissou, Starsky and Hutch und Qualitätsfilme wie Anaconda und Armageddon), sondern auch als Co-Autor von Rushmore und The Royal Tenenbaums.
Wie sehr die Fähigkeit zu Comedy mit einer Offenheit und Sensibilität für Menschliches zu tun hat und darum sehr nah an Melancholie oder Irrsinn gebaut ist, haben nicht die sprichwörtlichen traurigen Clowns wie Buster Keaton, Charlie Chaplin oder die Lebensverläufe von Robbie Williams, Lenny Bruce oder Mitch Hedberg gezeigt. Die Fähigkeit zum Lachen und Lächerlichen ist nicht selten mit der Fähigkeit zum Weinen und Verzweifeln verbunden. Die Extraversion mit Schüchternheit, Selbstinzenierung mit Selbstzweifeln. Echte Komik trägt daher auch immer Subversion in sich. Das Lachen ist das Medium der in Frage Stellung der bestehenden Ordnung und daher immer auch nah an der Anarchie, Verzweiflung und Irrsinn.
Komik macht das nicht-perfekte sichtbar, den Riss in der Ordnung und verlangt daher nach einer Wahrnehmungsfähigkeit für die Gegenentwürfe des al zu Perfekten.
Anyhoo. Gute Besserung, Owen.
Seit Owen Wilson in einer minutenkurzen Nebenrolle in dem unterschätzen, von Ben Stiller inszenierten Jim Carrey-Film CABLE GUY auftrat, hat er immer wieder begeistert. Nicht nur als Schauspieler (The Minus Man, The Royal Tenenbaums, Meet the Parents, The Wedding Crashers, The Life Aquatic with Steve Zissou, Starsky and Hutch und Qualitätsfilme wie Anaconda und Armageddon), sondern auch als Co-Autor von Rushmore und The Royal Tenenbaums.
Wie sehr die Fähigkeit zu Comedy mit einer Offenheit und Sensibilität für Menschliches zu tun hat und darum sehr nah an Melancholie oder Irrsinn gebaut ist, haben nicht die sprichwörtlichen traurigen Clowns wie Buster Keaton, Charlie Chaplin oder die Lebensverläufe von Robbie Williams, Lenny Bruce oder Mitch Hedberg gezeigt. Die Fähigkeit zum Lachen und Lächerlichen ist nicht selten mit der Fähigkeit zum Weinen und Verzweifeln verbunden. Die Extraversion mit Schüchternheit, Selbstinzenierung mit Selbstzweifeln. Echte Komik trägt daher auch immer Subversion in sich. Das Lachen ist das Medium der in Frage Stellung der bestehenden Ordnung und daher immer auch nah an der Anarchie, Verzweiflung und Irrsinn.
Komik macht das nicht-perfekte sichtbar, den Riss in der Ordnung und verlangt daher nach einer Wahrnehmungsfähigkeit für die Gegenentwürfe des al zu Perfekten.
Anyhoo. Gute Besserung, Owen.
Sonntag, August 26, 2007
"Ich sach mal guten Morgen..."
Wenn man die Ahoi!-aufgebrausten Texte im Umfeld von ZIA, Friebe & Co liest, erwartet man bei einem Festival dieser sich als Szene behauptenden und "Wir" sagenden Protagonisten ein Feuerwerk spritzig geführter Debatten oder wenigstens gut angezogene Leute.
Umso ernüchternder, wenn man das Programm von 9to5 überfliegt, das neben der Realeinlösung von im Medientreibhaus rund um Hypethemen (Blogosphäre! Berlin!) ventilierten Namen und Marken BunzNiggemeierSpreadshirtPassigBildblog und dem damit verbundenen Abnicken der Redundanz des Bekannten, v.a. biedere Angebote bereithält, als säße man in einer Informationsveranstaltung des Studentenwerks der Uni Münster, von deren Einfallslosigkeit nur der Pop behauptende Titel ablenkt. Zeitmanagement, Steuertipps, rechtliche Bedingungen für Start Ups. Gähn.
Die "der Stimmung auf den Sommerakademien einer Schwerstbegabtenstiftung" (SZ) vergleichbare Atmosphäre ist allerdings keine Enttäuschung, da die Bob-Andrews-Gang mit ihrer W-Lan-Ideologie nie behauptet hat, Rock 'n Roll zu verkaufen, sondern immer klar die Fortsetzung von Arbeitgeberpräsident Hundt (Mittelstand! Investitionen!) mit anderen Begriffen betrieben hat, das ganze nur unpolitischer, affirmativer, mit unbedingtem Willen zur maximalen Ausdehnung juveniler Verantwortlungslosigkeit und der Konzentration des universitär aufgespexten Denk- und Sprachapparates auf Produkte der "Knalloballokultur" (Max Glodt).
Für ein vorhersehbares, ununterhaltsames Programm, in unattraktiver Umgebung, mit humor-, wortwitz- und geistfreier Moderation Eintritt zu bezahlen - kann man das nicht an der Universtität haben? Wenn man dann noch die spröde Einführungsseminaratmosphäre hört, die über das Podcast durch das Kabel kriecht, ist der Hörsaal-Eindruck perfekt.
Mit antinomisch gesampleten Titeln und interpretativen Zuordnungen unterlaufenden, allesabdeckenden Definitionen wie kapitalistisch-sozialistisches Joint Venture oder Fragen wie z.B., was ein linker Neoliberlasmus sei, erschöpft sich auch schon die Spritzigkeit. Kaum ist das Mikrophon freigegeben, bricht die Ödnis in Gedanken und Sprache los, an deren Spitze sich encore une fois Dr. Mercedes Bunz als Protagonsitin eines inhaltlich und sprachlich kalorienarm en im Vortragsstil absolut Bundestagsfähigen Beitrag behauptet.
Zugegeben - wir haben es nicht ertragen, den monoton und mit zittriger Stimme vom Blatt gelesenen Beitrag von Dr. Bunz länger als 3 Minuten zuzuhören, denn, Hey!, wir haben schon zuviel Erstsemesterreferatspremieren mit unoriginell aneinandergereihten, mehr zu bedeuten behauptenden Plattitüden nachdenklicher Mädchen gehört, die den Grundsatz, dass das Gegenteil von gut gut gemeint ist, bestätigen und v.a. so schnell als möglich mit den Alten zusammen nach Bayreuth düsen wollen. Dabeisein, Dazugehören, ist diesen sich bei Jugendlichen als coolere Erwachsene, bei den Erwachsenen als Connaisseurs eines erstrebenswerten Jugendpopdiskurs empfehlenden Figuren, alles. Als Kinder verkleiden sie sich als und spielen Erwachsene. Als 30somethings irgendwie im Erwachsensein angekommen, wollen sie das nicht sein und verkleiden sich als Jugendliche und mixen sich mit Sneakern, H&M-Cord-Jackets, Notebook, mehr oder weniger differenziertem Musik- und Modegeschmack einen Transferstil zusammen, der hilft die Statuspassage ästhetisch zu dämpfen, während sie mit zunehmenden Alter seltener in Bars herumhängen, im Supermarkt als Erstes das Tchibo/TCM-Regal ansteuern, nach Partnerschaft und Familie und darum auch ins Establishment drängen. Der Gestus und Stil behauptet Hippness. Die Mentalität ist die der Eltern, bzw. Großeltern.
Im unbedingten Willen zum biographisch-kommerziellen Durchbruch verkommt die Individualität zur Masche, nah an der Grenze zur Selbstparodie. Die im selben thematischen Umfeld und Tätigkeitstümpel (Journalist/Blog/irgendwasmitmedien/Agentur) mehr oder weniger verbundene Berlin-Combo geht den im Spiegel ihrer universitären Halbbildung zur Zeichenhaftigkeit aufgeblasenen Alltagstrivialitäten auf den Leim.
Entweder, weil sie wirklich meinen, Allgemeingültiges entdeckt zu haben und also naiv sind, oder weil sie den schnellsten Weg zum Tor suchen und als erfolgreiche Marketingstrategen Konzepte und Hypes wie "digitale Bohème" setzen, um in deren Umfeld, Produkte und Dienstleistungen zu verkaufen.
Dennoch ist jede Zeile, die behauptet Ironie zu sein, eine Werbebotschaft in eigener Sache, deren allgemeine Bedeutung doch nur lautstark behauptet wird. Zur Wir-Maschine wird man nicht allein dadurch, daß man sich zum Nabel der Welt erklärt. (Quelle: FAZ)
Artikel zum Thema:
Die Trends von morgen. Holm Friebe im Interview mit der Netzeitung
Jetzt ist wer dran? Die Neokons, wer sonst? (SZ-Magazin)
Das Prenzlauer-Berg-Paradoxon (Süddeutsche Zeitung)
Die Kindheit für Erwachsene (NZZ)
Ich mache was mit Medien (SZ)
Arbeit tötet (SZ)
Länger leben ohne Chef - die digitale Bohème (BZ)
Rezension von "Wir nennen es Arbeit" (DeutschlandradioKultur)
Faria, faria, ho (Spiegel)
Die digitale Bohème (Frankfurter Rundschau)
Schreibtisch mit Milchkaffee ( Die Zeit)
Umso ernüchternder, wenn man das Programm von 9to5 überfliegt, das neben der Realeinlösung von im Medientreibhaus rund um Hypethemen (Blogosphäre! Berlin!) ventilierten Namen und Marken BunzNiggemeierSpreadshirtPassigBildblog und dem damit verbundenen Abnicken der Redundanz des Bekannten, v.a. biedere Angebote bereithält, als säße man in einer Informationsveranstaltung des Studentenwerks der Uni Münster, von deren Einfallslosigkeit nur der Pop behauptende Titel ablenkt. Zeitmanagement, Steuertipps, rechtliche Bedingungen für Start Ups. Gähn.
Die "der Stimmung auf den Sommerakademien einer Schwerstbegabtenstiftung" (SZ) vergleichbare Atmosphäre ist allerdings keine Enttäuschung, da die Bob-Andrews-Gang mit ihrer W-Lan-Ideologie nie behauptet hat, Rock 'n Roll zu verkaufen, sondern immer klar die Fortsetzung von Arbeitgeberpräsident Hundt (Mittelstand! Investitionen!) mit anderen Begriffen betrieben hat, das ganze nur unpolitischer, affirmativer, mit unbedingtem Willen zur maximalen Ausdehnung juveniler Verantwortlungslosigkeit und der Konzentration des universitär aufgespexten Denk- und Sprachapparates auf Produkte der "Knalloballokultur" (Max Glodt).
Für ein vorhersehbares, ununterhaltsames Programm, in unattraktiver Umgebung, mit humor-, wortwitz- und geistfreier Moderation Eintritt zu bezahlen - kann man das nicht an der Universtität haben? Wenn man dann noch die spröde Einführungsseminaratmosphäre hört, die über das Podcast durch das Kabel kriecht, ist der Hörsaal-Eindruck perfekt.
Mit antinomisch gesampleten Titeln und interpretativen Zuordnungen unterlaufenden, allesabdeckenden Definitionen wie kapitalistisch-sozialistisches Joint Venture oder Fragen wie z.B., was ein linker Neoliberlasmus sei, erschöpft sich auch schon die Spritzigkeit. Kaum ist das Mikrophon freigegeben, bricht die Ödnis in Gedanken und Sprache los, an deren Spitze sich encore une fois Dr. Mercedes Bunz als Protagonsitin eines inhaltlich und sprachlich kalorienarm en im Vortragsstil absolut Bundestagsfähigen Beitrag behauptet.
Zugegeben - wir haben es nicht ertragen, den monoton und mit zittriger Stimme vom Blatt gelesenen Beitrag von Dr. Bunz länger als 3 Minuten zuzuhören, denn, Hey!, wir haben schon zuviel Erstsemesterreferatspremieren mit unoriginell aneinandergereihten, mehr zu bedeuten behauptenden Plattitüden nachdenklicher Mädchen gehört, die den Grundsatz, dass das Gegenteil von gut gut gemeint ist, bestätigen und v.a. so schnell als möglich mit den Alten zusammen nach Bayreuth düsen wollen. Dabeisein, Dazugehören, ist diesen sich bei Jugendlichen als coolere Erwachsene, bei den Erwachsenen als Connaisseurs eines erstrebenswerten Jugendpopdiskurs empfehlenden Figuren, alles. Als Kinder verkleiden sie sich als und spielen Erwachsene. Als 30somethings irgendwie im Erwachsensein angekommen, wollen sie das nicht sein und verkleiden sich als Jugendliche und mixen sich mit Sneakern, H&M-Cord-Jackets, Notebook, mehr oder weniger differenziertem Musik- und Modegeschmack einen Transferstil zusammen, der hilft die Statuspassage ästhetisch zu dämpfen, während sie mit zunehmenden Alter seltener in Bars herumhängen, im Supermarkt als Erstes das Tchibo/TCM-Regal ansteuern, nach Partnerschaft und Familie und darum auch ins Establishment drängen. Der Gestus und Stil behauptet Hippness. Die Mentalität ist die der Eltern, bzw. Großeltern.
Im unbedingten Willen zum biographisch-kommerziellen Durchbruch verkommt die Individualität zur Masche, nah an der Grenze zur Selbstparodie. Die im selben thematischen Umfeld und Tätigkeitstümpel (Journalist/Blog/irgendwasmitmedien/Agentur) mehr oder weniger verbundene Berlin-Combo geht den im Spiegel ihrer universitären Halbbildung zur Zeichenhaftigkeit aufgeblasenen Alltagstrivialitäten auf den Leim.
Entweder, weil sie wirklich meinen, Allgemeingültiges entdeckt zu haben und also naiv sind, oder weil sie den schnellsten Weg zum Tor suchen und als erfolgreiche Marketingstrategen Konzepte und Hypes wie "digitale Bohème" setzen, um in deren Umfeld, Produkte und Dienstleistungen zu verkaufen.
Dennoch ist jede Zeile, die behauptet Ironie zu sein, eine Werbebotschaft in eigener Sache, deren allgemeine Bedeutung doch nur lautstark behauptet wird. Zur Wir-Maschine wird man nicht allein dadurch, daß man sich zum Nabel der Welt erklärt. (Quelle: FAZ)
Artikel zum Thema:
Die Trends von morgen. Holm Friebe im Interview mit der Netzeitung
Jetzt ist wer dran? Die Neokons, wer sonst? (SZ-Magazin)
Das Prenzlauer-Berg-Paradoxon (Süddeutsche Zeitung)
Die Kindheit für Erwachsene (NZZ)
Ich mache was mit Medien (SZ)
Arbeit tötet (SZ)
Länger leben ohne Chef - die digitale Bohème (BZ)
Rezension von "Wir nennen es Arbeit" (DeutschlandradioKultur)
Faria, faria, ho (Spiegel)
Die digitale Bohème (Frankfurter Rundschau)
Schreibtisch mit Milchkaffee ( Die Zeit)
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