Wie nennt man eigentlich die Sabber-Ablagerungen, die sich unter elektrischen Zahnbürsten ablagern?
Samstag, Oktober 04, 2008
Skype zensiert in China
Der Anbieter von kostenloser Chat- und Internettelefonie Skype hat am Freitag eingeräumt, dass die Behörden in China nicht nur die Chats zensieren, sondern zensierte Textnachrichten auf Servern speichern. Wozu das geschieht kann man sich wohl denken.
Schon 2006 hatte Skype darauf hingewiesen, dass die chinesische Version des Programms mit einer speziellen Filtersoftware arbeitet, die Nachrichten, die bestimmte Wörter beinhalten, ausblendet.
Skype-Präsident Josh Silverman zeigte sich nun darüber "beunruhigt", dass die inkriminierten Nachrichten gespeichert worden seien. In einer Stellungnahme erklärte Silverman dass das Unternehmen nicht gewusst habe, dass der Geschäftspartner in China, TOM Online, zensierte Textnachrichten mit vermeintlich heiklen politischen Inhalten auf Servern speichert.
Ei, wer hätte das auch ahnen können, dass ein Land, dass in derselben Stellungnahme als bekannt dafür bezeichnet wird, Zensur zu betreiben, ein Interesse daran haben könnte, Kommunikation nicht nur zu steuern und kontrollieren, sondern auch der Urheber nicht genehmer Kommunikation habhaft zu werden.
Das im chinesischen Internet die Wörter "Tibet" oder "Demokratie" nicht vorkommen, ist trauriges Allgemeinwissen. E-Mails werden durchleuchtet, Suchabfragen zurückverfolgt und wer mehrere Stunden am Stück online ist, macht mitunter die Erfahrung, dass der Staat ihn buchstäblich für mehrere Tage vom Netz nimmt: Wer länger als 1 Stunde online ist, kann ja nur Subversives im Schilde führen.
Würde China nur halb so viel Anstrengungen in der Bekämpfung von Armut, Hunger oder Umweltverschmutzung investieren, wie es in die Ausspionierung der eigenen Bevölkerung investiert, wäre die Welt ein anderer Ort. Und allle machen mit. Google zensiert seine chinesische Suchseite, Yahoo liefert Nutzerdaten an die Behörden, denn niemand will sich den riesigen Markt, den China darstellt, entgehen lassen.
Wenn Siverman am Ende seiner Stellungnahme ein triefiges Bekenntnis zu der "Mission" von Skype, weltweite Kommunikation zu ermöglichen, gibt und so tut, als sei Skype die Speerspitze der Demokratie - allerdings nur "im Rahmen lokaler Gesetze" agieren könne - ist dies nur ein weiteres Stück aus dem Schmierentheater.
Schon 2006 hatte Skype darauf hingewiesen, dass die chinesische Version des Programms mit einer speziellen Filtersoftware arbeitet, die Nachrichten, die bestimmte Wörter beinhalten, ausblendet.
Skype-Präsident Josh Silverman zeigte sich nun darüber "beunruhigt", dass die inkriminierten Nachrichten gespeichert worden seien. In einer Stellungnahme erklärte Silverman dass das Unternehmen nicht gewusst habe, dass der Geschäftspartner in China, TOM Online, zensierte Textnachrichten mit vermeintlich heiklen politischen Inhalten auf Servern speichert.
Ei, wer hätte das auch ahnen können, dass ein Land, dass in derselben Stellungnahme als bekannt dafür bezeichnet wird, Zensur zu betreiben, ein Interesse daran haben könnte, Kommunikation nicht nur zu steuern und kontrollieren, sondern auch der Urheber nicht genehmer Kommunikation habhaft zu werden.
Das im chinesischen Internet die Wörter "Tibet" oder "Demokratie" nicht vorkommen, ist trauriges Allgemeinwissen. E-Mails werden durchleuchtet, Suchabfragen zurückverfolgt und wer mehrere Stunden am Stück online ist, macht mitunter die Erfahrung, dass der Staat ihn buchstäblich für mehrere Tage vom Netz nimmt: Wer länger als 1 Stunde online ist, kann ja nur Subversives im Schilde führen.
Würde China nur halb so viel Anstrengungen in der Bekämpfung von Armut, Hunger oder Umweltverschmutzung investieren, wie es in die Ausspionierung der eigenen Bevölkerung investiert, wäre die Welt ein anderer Ort. Und allle machen mit. Google zensiert seine chinesische Suchseite, Yahoo liefert Nutzerdaten an die Behörden, denn niemand will sich den riesigen Markt, den China darstellt, entgehen lassen.
Wenn Siverman am Ende seiner Stellungnahme ein triefiges Bekenntnis zu der "Mission" von Skype, weltweite Kommunikation zu ermöglichen, gibt und so tut, als sei Skype die Speerspitze der Demokratie - allerdings nur "im Rahmen lokaler Gesetze" agieren könne - ist dies nur ein weiteres Stück aus dem Schmierentheater.
Freitag, Oktober 03, 2008
One heartbeat away, ready to lead
"Tonight, Governor Palin proved beyond any doubt that she is ready to lead as Vice President of the United States." Jill Hazebaker, Commications Director der McCain Kampagne
You can call me Al
Mit der unerwarteten Nominierung Sarah Palins, der bis dahin völlig unbekannten Gouverneurin von Alaska, vermochte die McCain Kampagne die mediale Dominanz der Demokraten nach ihrem perfekt organisierten Inthronisationsparteitag einige Wochen zu brechen. Mit einer für "frisch" befundenen Rede wusste sie den republikanischen Parteitag zu begeistern.
Alle sprachen über Palin. Die machtvollen Bilder des demokratischen Parteitages schienen vergessen.
Jedoch sank ihr Stern in den letzten Tagen rapide. Der Vorwurf wurde laut, dass das McCain-Wahlkampfteam die für zu unerfahren eingeschätzte Kandidatin von der Presse abschirme: "By CNN's count, Biden has done nearly 100 interviews as Obama's running mate. Palin has done three. And they haven't gone well."
Es schien auch jeden Grund für die Presse-Abstinenz zu geben: In den wenigen seit ihrer Nominierung gegebenen Interviews stolperte Palin von einem Fettnapf in den nächsten:
Im Gespräch mit Charles Gibson wusste sie nicht, was die Bush-Doktrin ist und versuchte ihrer Ahnungslosigkeit durch penetrantes Nennen ihres Gesprächspartners beim Vornamen und zusammenhangloses Nennen von Versatzstücken und unbeholfenes Herausstellen ihrer nicht Zugehörigkeit zum Washingtoner Establishment beizukommen.
Im Interview mit Katie Couric geriet ihre Erläuterung, inwiefern die geographische Nähe Alaskas zu Russland als Auweis für ihre außenpolitische Kompetenz diene, zum hochnotpeinlichen Fiasko.
Genug Material für Comedians, Late-Night-Talker und Palin-Parodien bei der US-Comedy-Show Saturday Night Life.
So kam es, dass man der einzigen Debatte der Vizepräsidentschaftskandidaten mit mehr Spannung entgegen sah, als der nächsten Diskussionrunde von John McCain und Barack Obama. Im direkten Vergleich mit dem international erfahrenen, rhetorisch versierten Senator Joe Biden wurde nichts Geringeres als ein Schlachtfest erwartet.
Indes, die konservativen Wahlkampfmanager können aufatmen. Palin hat sich nicht, wie zu befürchten stand, in die Nesseln gesetzt. Wie schon in den Interviews kompensiert Palin ihre inhaltlichen und rethorischen Schwächen mit einer forschen und physisch offensiven Haltung. Bei dem Interview mit Katie Couric hat man den Eindruck, dass sie auf der Vorderkante des Sessels zu sitzen scheint und den zu erwartenden kritischen Fragen entgegenspringen möchte, um dadurch zu signalisieren, dass sie für alles gewappnet ist.
Auch bei der Debatte bot sie diese Attitüde, rauschte forsch auf die Bühne und ergriff die Initiative gegenüber dem älteren Gentleman-Senator "Hey, can I call you Joe?".
Palin war offensichtlich sehr gut auf die Debatte vorbereitet - was zugleich ein Problem darstellt. Denn Palin lieferte hauptsächlich - wie schon so oft - "tightly scripted speeches" (CNN), die sie immer mit direktem Blick in die Kameras aufsagte, anstatt sich wirklich auf eine Debatte mit Biden einzulassen.
CNN bietet die Debatte der Vizepräsidentschaftskandidanten nicht nur als Video, sondern auch als Transcript an. Das bietet Gelegenheit nachzulesen, wie holprig es wird, wenn Palin auf der Suche nach passenden, auswendig gelernten Sätzen ins Stolpern kommt "Again, John McCain and I, that commitment that we have made, and we're going to follow through on that, getting rid of that corruption." und wie gestelzt vorgestanzt es wird, wenn sie dann wieder den internen Teleprompter anschmeißt: "let's commit ourselves just every day American people, Joe Six Pack, hockey moms across the nation, I think we need to band together and say never again. Never will we be exploited and taken advantage of again by those..."
Alle sprachen über Palin. Die machtvollen Bilder des demokratischen Parteitages schienen vergessen.
Jedoch sank ihr Stern in den letzten Tagen rapide. Der Vorwurf wurde laut, dass das McCain-Wahlkampfteam die für zu unerfahren eingeschätzte Kandidatin von der Presse abschirme: "By CNN's count, Biden has done nearly 100 interviews as Obama's running mate. Palin has done three. And they haven't gone well."
Es schien auch jeden Grund für die Presse-Abstinenz zu geben: In den wenigen seit ihrer Nominierung gegebenen Interviews stolperte Palin von einem Fettnapf in den nächsten:
Im Gespräch mit Charles Gibson wusste sie nicht, was die Bush-Doktrin ist und versuchte ihrer Ahnungslosigkeit durch penetrantes Nennen ihres Gesprächspartners beim Vornamen und zusammenhangloses Nennen von Versatzstücken und unbeholfenes Herausstellen ihrer nicht Zugehörigkeit zum Washingtoner Establishment beizukommen.
Im Interview mit Katie Couric geriet ihre Erläuterung, inwiefern die geographische Nähe Alaskas zu Russland als Auweis für ihre außenpolitische Kompetenz diene, zum hochnotpeinlichen Fiasko.
Genug Material für Comedians, Late-Night-Talker und Palin-Parodien bei der US-Comedy-Show Saturday Night Life.
So kam es, dass man der einzigen Debatte der Vizepräsidentschaftskandidaten mit mehr Spannung entgegen sah, als der nächsten Diskussionrunde von John McCain und Barack Obama. Im direkten Vergleich mit dem international erfahrenen, rhetorisch versierten Senator Joe Biden wurde nichts Geringeres als ein Schlachtfest erwartet.
Indes, die konservativen Wahlkampfmanager können aufatmen. Palin hat sich nicht, wie zu befürchten stand, in die Nesseln gesetzt. Wie schon in den Interviews kompensiert Palin ihre inhaltlichen und rethorischen Schwächen mit einer forschen und physisch offensiven Haltung. Bei dem Interview mit Katie Couric hat man den Eindruck, dass sie auf der Vorderkante des Sessels zu sitzen scheint und den zu erwartenden kritischen Fragen entgegenspringen möchte, um dadurch zu signalisieren, dass sie für alles gewappnet ist.
Auch bei der Debatte bot sie diese Attitüde, rauschte forsch auf die Bühne und ergriff die Initiative gegenüber dem älteren Gentleman-Senator "Hey, can I call you Joe?".
Palin war offensichtlich sehr gut auf die Debatte vorbereitet - was zugleich ein Problem darstellt. Denn Palin lieferte hauptsächlich - wie schon so oft - "tightly scripted speeches" (CNN), die sie immer mit direktem Blick in die Kameras aufsagte, anstatt sich wirklich auf eine Debatte mit Biden einzulassen.
CNN bietet die Debatte der Vizepräsidentschaftskandidanten nicht nur als Video, sondern auch als Transcript an. Das bietet Gelegenheit nachzulesen, wie holprig es wird, wenn Palin auf der Suche nach passenden, auswendig gelernten Sätzen ins Stolpern kommt "Again, John McCain and I, that commitment that we have made, and we're going to follow through on that, getting rid of that corruption." und wie gestelzt vorgestanzt es wird, wenn sie dann wieder den internen Teleprompter anschmeißt: "let's commit ourselves just every day American people, Joe Six Pack, hockey moms across the nation, I think we need to band together and say never again. Never will we be exploited and taken advantage of again by those..."
Bei "Joe Sixpack" und den "Hockey Moms" wird es schon ankommen. Unabhängig davon, wie vorgestanzt und auswendig gelernt es auch wirkt: Tapfer sagte Sarah Palin die offensichtlich geschriebenen Texte in die Kamera auf.
Winke-winke an den Wähler. Mit Formulierungen wie "you're darn right" oder "a heck of a lot", unverstellter Schleimerei ("the American workforce is the greatest in this world") und kumpelig gemeintem Augenkniepen mühte sich Palin, die rustikale "folksyness" sprachlich abzubilden, die für George W. Bush so typisch ist und ihn für viele Wähler attraktiv macht: Weil es den einfachen Wähler eher widerspiegelt als das gewandt abgehobene Auftreten der an Eliteuniversitäten ausgebildeten Profipolitiker.
"Howdee Folks, I yam just like yee!" Palin zog ihr Laienschauspiel gnadenlos durch, incl. trainertem Lächeln und Augenkniepen. Da fragt man sich fast: Ist jemand, der derartig schmerzfrei ist, nicht vielleicht GERADE dazu geeignet das Amt des Vizepräsidenten auszufüllen?
Donnerstag, Oktober 02, 2008
Mittwoch, Oktober 01, 2008
$$$
trade missions back and forth
In der Comedy-Verarsche eines Interviews mit der konservativen Vizepräsidentschaftskandidatin Palin antwortet diese auf die Frage, was sie mit dem Hinweis, dass Russland und Alaska nah beieinander lägen ein Beleg für ihre außenpolitische Kompetenz sei, dass sie nah beieinander lägen und nur ein wenig Wasser dazwischen sei und überhaupt, dass Russland ganz doll nah an Alaska liegt und Alaska "Handelsbeziehungen vorwärts-rückwärts" mit Russland habe.
Man lacht darüber, aber wer glaubt, dass das Scherze sind, zuckt beim Original zusammen.
Man lacht darüber, aber wer glaubt, dass das Scherze sind, zuckt beim Original zusammen.
Dienstag, September 30, 2008
Wenn zwei sich aufreiben ...
Aus der Presseschau des Deutschlandfunk:
"es werden wohl eher Tage als Wochen vergehen, bis Horst Seehofer den Parteivorsitz übernimmt", prophezeit der FRÄNKISCHE TAG.
Auch die AUGSBURGER ALLGEMEINE hat sich schon auf diesen Kandidaten festgelegt und begründet das so:
"Seehofer hat, was Huber und Beckstein fehlt: Ausstrahlung, bundespolitische Statur. Ein Mann, der Bierzelte füllen und die Fahne der CSU in Berlin hochhalten kann. Qualitäten, die im Wahljahr 2009 gefragt sind. Gut möglich, dass dem Retter in der Not am Ende des Selbstfindungsprozesses die ganze Macht in den Schoß fällt."
Das wird eine bemerkenswerte Wende, wenn Seehofer, der auf dem CSU-Parteitag vor fast genau einem Jahr in dem Pauli-Beckstein-Getöse zur Randfigur wurde nun als lachender Dritter
als Phoenix aus der Asche aufersteht.
Es war auch die immer wieder quasi selbststeuernde Dynamik des politisch-publizistischen Apparates, die die Großwetterlage als "automatisch" auf Huber/Beckstein zulaufend interpretierte und kommunizierte und diese Stimmung in den Parteikörper injizierte, bis der letzte Ortsverband sich dieser Schwingung angeschlossen hatte.
Es ist dieselbe Dynamik, die nun die Scheinwerfer auf Seehofer richtet und es nun so darstellen wird, dass die Übernahme des Parteivorsitzes doe logische Konsequenz ist.
Alles, was Seehofer nun machen muss, ist sich zurücklehnen und warten, bis die wundgeprügelte Partei zu ihm gekrochen kommt, bereit alle Bedingungen zu akzeptieren, wenn er nur den Rudolf Scharping/Kurt Beck/Rudi Völler/Jürgen Klinsmann macht.
Anders als diese Nothelfer, die letztlich von eben den Truppen erlegt wurden, die sie zuvor auf den Schild hoben, wird Seehofer allerdings nicht der trügerischen Annahme erliegen, das Lob und die Schmeicheleien, die in den nächsten Tagen auf ihn herabregnen werden, für einen belastbaren Kredit zu halten.
Bemerkenswert ist, dass die Eigenschaften, die Seehofer zuletzt gönnerhaft-honorig angerechnet wurden (ein versierter Bierzelt-Rhetoriker und verdienter Minister mit Erfahrung auf Bundesniveau) aber als irrelevant im Partei-Kontext bewertet wurden (weil einerseits bürokratisch-abstrakte Kompetenz anstatt volkstümliches "Mir san mir" gefordert sei, andererseits Seehofer zu sehr "nach Berlin riecht"), ausgerechnet jetzt als die Qualitäten dargestellt werden, die Beckstein/Huber fehlen und die die CSU dringend braucht.
Das muss Seehofer mit tiefer Genugtuung erfüllen. (und Stoiber erst! Der wird sich in Wolfratshausen zurücklehnen und entspannt seine Muschi kraulen.)
Seehofer, der "Bierbotschafter 2007", ist der personifizierte, CSU-typische Spagat zwischen Laptop und Lederhose, Bierzelt und Berlin, modern und traditionell, provinziell und gewandt auf dem großen Parkett zu agieren.
Ein Schelm, der unterstellt, Seehofer habe sich vor einem Jahr mit seiner eher schwachen, frei gehaltenen Rede nicht richtig um den Parteivorsitz bemüht, weil er darauf spekuliert habe, dass Beckstein/Huber sich aufbrauchen werden und er sich den Parteivorsitz nicht erstreiten muss, sondern nur zu warten braucht, bis dieser ihm angetragen wird und er einen größeren Gestaltungsspielraum hat, seine Bedingungen durchzusetzen.
"es werden wohl eher Tage als Wochen vergehen, bis Horst Seehofer den Parteivorsitz übernimmt", prophezeit der FRÄNKISCHE TAG.
Auch die AUGSBURGER ALLGEMEINE hat sich schon auf diesen Kandidaten festgelegt und begründet das so:
"Seehofer hat, was Huber und Beckstein fehlt: Ausstrahlung, bundespolitische Statur. Ein Mann, der Bierzelte füllen und die Fahne der CSU in Berlin hochhalten kann. Qualitäten, die im Wahljahr 2009 gefragt sind. Gut möglich, dass dem Retter in der Not am Ende des Selbstfindungsprozesses die ganze Macht in den Schoß fällt."
Das wird eine bemerkenswerte Wende, wenn Seehofer, der auf dem CSU-Parteitag vor fast genau einem Jahr in dem Pauli-Beckstein-Getöse zur Randfigur wurde nun als lachender Dritter
als Phoenix aus der Asche aufersteht.
Es war auch die immer wieder quasi selbststeuernde Dynamik des politisch-publizistischen Apparates, die die Großwetterlage als "automatisch" auf Huber/Beckstein zulaufend interpretierte und kommunizierte und diese Stimmung in den Parteikörper injizierte, bis der letzte Ortsverband sich dieser Schwingung angeschlossen hatte.
Es ist dieselbe Dynamik, die nun die Scheinwerfer auf Seehofer richtet und es nun so darstellen wird, dass die Übernahme des Parteivorsitzes doe logische Konsequenz ist.
Alles, was Seehofer nun machen muss, ist sich zurücklehnen und warten, bis die wundgeprügelte Partei zu ihm gekrochen kommt, bereit alle Bedingungen zu akzeptieren, wenn er nur den Rudolf Scharping/Kurt Beck/Rudi Völler/Jürgen Klinsmann macht.
Anders als diese Nothelfer, die letztlich von eben den Truppen erlegt wurden, die sie zuvor auf den Schild hoben, wird Seehofer allerdings nicht der trügerischen Annahme erliegen, das Lob und die Schmeicheleien, die in den nächsten Tagen auf ihn herabregnen werden, für einen belastbaren Kredit zu halten.
Bemerkenswert ist, dass die Eigenschaften, die Seehofer zuletzt gönnerhaft-honorig angerechnet wurden (ein versierter Bierzelt-Rhetoriker und verdienter Minister mit Erfahrung auf Bundesniveau) aber als irrelevant im Partei-Kontext bewertet wurden (weil einerseits bürokratisch-abstrakte Kompetenz anstatt volkstümliches "Mir san mir" gefordert sei, andererseits Seehofer zu sehr "nach Berlin riecht"), ausgerechnet jetzt als die Qualitäten dargestellt werden, die Beckstein/Huber fehlen und die die CSU dringend braucht.
Das muss Seehofer mit tiefer Genugtuung erfüllen. (und Stoiber erst! Der wird sich in Wolfratshausen zurücklehnen und entspannt seine Muschi kraulen.)
Seehofer, der "Bierbotschafter 2007", ist der personifizierte, CSU-typische Spagat zwischen Laptop und Lederhose, Bierzelt und Berlin, modern und traditionell, provinziell und gewandt auf dem großen Parkett zu agieren.
Ein Schelm, der unterstellt, Seehofer habe sich vor einem Jahr mit seiner eher schwachen, frei gehaltenen Rede nicht richtig um den Parteivorsitz bemüht, weil er darauf spekuliert habe, dass Beckstein/Huber sich aufbrauchen werden und er sich den Parteivorsitz nicht erstreiten muss, sondern nur zu warten braucht, bis dieser ihm angetragen wird und er einen größeren Gestaltungsspielraum hat, seine Bedingungen durchzusetzen.
Montag, September 29, 2008
Österreichs Kellerkinder
"das Protestmotiv geht ausschließlich nach rechts außen und das sagt sehr viel aus über die Befindlichkeit der österreichischen Gesellschaft." (SZ)
Nullouvert
Frage des Tages (nein, nicht CSU!) Wieviel Niederlagen/Unentschieden kann "Grinsi-Klinsi" (BILD) sich in München noch leisten? In der FAZ findet sich heute ein famoser Begriff, der eine Bereicherung des sprachlichen Plattitüden-Angebots zur Umschreibung eines zu-Null-verlorenen Spiels darstellt:
"Bleich sah er aus, tief enttäuscht und auch ein bisschen ratlos, als er den zweiten bayerischen Nullouvert binnen einer Woche zu erklären versuchte."
Nullouvert! Tonnerwetter!
"Bleich sah er aus, tief enttäuscht und auch ein bisschen ratlos, als er den zweiten bayerischen Nullouvert binnen einer Woche zu erklären versuchte."
Nullouvert! Tonnerwetter!
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