Samstag, April 19, 2014

Silent but happy easter

Mittwoch, April 16, 2014

Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

taz: Was haben wir gelernt aus drei Tagen Sicherheitskonferenz?

Friedrich Küppersbusch: Zum hundertsten Jubiläum der Rede seines Amtsvorgängers Wilhelm II. haut unser aktuelles Staatsoberhaupt eine modische Coverversion raus: Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Verantwortung. Gauck dröhnt vom „besten Deutschland, das wir je hatten“ – ein Widerspruch in sich. Denn wäre dieses Deutschland gut, hätte es einen Repräsentanten, der sich lieber die Zunge abbeißen würde, als so zu prahlen. „Eine fundamentale Neuorientierung der Außen- und Sicherheitspolitik“, verbrämt Gauck sein „Germans to the front“. Ein trockener Alkoholiker beim Überfall aufs Schnapsregal wäre froh, so schöne Worte dafür zu finden. (...)"

Hotelkritik

SZ-Magazin: Was ärgert Sie in Hotels?

Wes Anderson: Der Handtuchhalter ist einen Tagesmarsch von der Dusche entfernt. Es gibt keinen Haken für den Bademantel. Neben dem Waschbecken ist kaum Platz für Toilettenartikel, weil Hoteldesigner Ablageflächen zu verachten scheinen. Um im Bett lesen zu können, müsste man eine Taschenlampe im Gepäck haben. Man muss Lampen ausstöpseln oder unters Bett kriechen, um eine Steckdose zum Aufladen des Laptops zu finden. Beim Zubettgehen sucht man vergebens den Schalter, mit dem man die letzte noch brennende Lampe ausknipsen kann. Soll ich weitermachen?

The Picasso of passive/aggressive karate

What are we doing?

"We fight and we fuck and that's what we do. It's our thing."

Giraffenhölderlin

Der WAGNER von Montag in Ton Hölderlin in der dunklen Stimmung Celan:

"lassen Sie uns über Giraffen reden. Eine Giraffe, in ihrer stolzen Reglosigkeit, ist für mich ein afrikanischer Prinz. Ein Massai unter den Tieren. Von einer Giraffe habe ich noch nie etwas Böses gehört. Sie frisst Blätter von hohen Bäumen.

Der Hals einer Giraffe ist schöner als der Hals eines Schwans oder einer Claudia Schiffer. Eine Giraffe ist das schönste Model Afrikas.

Im dänischen Zoo wird die Giraffe zerlegt und an Raubtiere verfüttert.

Löwen springen auf das Fleisch.

Der Zoo-Direktor sagt, das ist das Leben. Fressen und Leben."

Wer, wenn nicht Hoeneß?

Guter Kommentar in der Mitteldeutschen Zeitung

"Interessant ist vor allem, dass Hoeneß beteuerte, in den vergangenen Jahren fünf Millionen Euro gespendet und im letzten Jahrzehnt 50 Millionen Steuern gezahlt zu haben: „Ich bin kein Sozialschmarotzer.“ Das ist eine kühne Behauptung. Einer, der 50 Millionen Euro Steuern zahlt und damit 18,5 Millionen weniger, als er zahlen müsste, einer, der fünf Millionen Euro spendet und damit 13,5 Millionen Euro der Beute für sich behält, darf durchaus als Sozialschmarotzer angesprochen werden. Es ist ein Rätsel, warum dieses Wort in Deutschland vorzugsweise dann – vor allem im Milieu von Hoeneß – verwendet wird, wenn es darum geht, die Schwarzarbeit eines Hartz-IV-Empfängers zu geißeln. Betrügt aber einer den Staat um die achtfache Summe dessen, was ein Akademiker zeit seines Lebens verdient, dann fühlt er sich durch den Begriff in seiner Ehre angetastet. Sozialschmarotzer? Wer, wenn nicht Ulrich Hoeneß."

Fisten für den Standortfaktor

Fisten im Berghain und Koksen auf den Club-Toiletten ist harte Arbeit für die Konkurrenzfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Berlin: Diedrich Diederichsen im Interview mit TIP BERLIN zu seinem neuen Buch.
Womit der Hipster zum Dienstleister des Standortmarketings geworden wäre, der die Stadt zwecks Hebung der Attraktivität für Investoren und Touristen mit seinem pittoresken Auftreten schmückt.
Das war ja schon bei den Bohemiens von Montmartre vor 120 Jahren ähnlich. Wir haben in Köln einmal das "Ministerium für das Pittoreske" gegründet. Als die Junkies aus der Innenstadt vertrieben werden sollten, haben wir gesagt, die Junkies seien in Wirklichkeit Angestellte des "Ministeriums für das Pittoreske" und müssten daher Schutz genießen.

Deshalb dürfen die Clubs auch nicht drogenfrei werden, wenn Berlin für Touristen und Investoren attraktiv bleiben will. Fisten im Berghain und Koksen auf den Club-Toiletten ist harte Arbeit an der Konkurrenzfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Berlin?
Natürlich nicht nur, das macht ja auch Spaß. Aber klar, in gewisser Weise ist auch das Arbeit. Aber so schlau zynisch, das so zu sehen, ist natürlich niemand in der Berliner Senatskanzlei. Der Kapitalismus, der von diesen Prozessen profitiert, muss am Ende diese kreativen Milieus aus den guten Stadtlagen vertreiben, auch wenn damit Gründe, nach Berlin zu ziehen und hier zu investieren, wegfallen. Er muss sie vertreiben, in der Hoffnung, dass sie irgendwo anders hinziehen und dann in Marzahn eine neue Form von Subkultur-Attraktivität herstellen.

Nuttentour des Greises

"Wer keinen Rucksack trägt, keinen ausgefransten Pullover zu Fetzenjeans, sondern nur normal angezogen ist, ist eben ein Dandy."Liebevoll-begeisterte Rezension der Tagebücher 2002-2012 von Fritz J. Raddatz in der ZEIT.

Schamverlust und Peinlichkeitskultur

In der ZEIT findet sich ein teilweiser Vorabdruck des Buchs "Schamverlust" von ZEIT-Redakteur Ulrich Greiner.
"Im Gegenzug zur Sexualisierung und Pornografisierung hat sich ein neuer Puritanismus eingeschlichen, der alles, was die Leistungsfähigkeit einschränken könnte, unter die Strafe der Peinlichkeit oder gar des schuldhaften Versagens stellt. Gesundheit ist die neue Religion des Zeitalters, und wer sich ihrem Diktat verweigert, indem er dem Genuss des Rauchens, Trinkens oder Essens bedenkenlos frönt, macht eine peinliche Figur und sich selber unmöglich. Der Keuschheitsgedanke ist ausgewandert in jene Selbstkasteiung, die sich in der Magersucht und im body shaping des Fitness-Kults Ausdruck verschafft. Die Askese ist zurückgekehrt, in utilitaristisch verkürzter Form."