Samstag, August 13, 2011
Total Viral: Google, please hire me!
Matthew Epstein will als Digital Strategy Marketing Dingsbums für GOOGLE arbeiten. Abgesehen davon, dass dies ein gaga-Anliegen ist, ist sein Vorgehen sehr gelungen: Nachdem er auf normalen Wege keine Einladung zum Bewerbungsgespräch bekommen hatte, zog er seine Hose aus, klebte einen falschen Bart an und drehte ein lustiges Video, dass er auf einer googlig gestalteten Internetseite mit unmisverständlicher Adresse postete:
www.googlepleasehire.me
("hire me" / hire m.e. = matthew epstein; .me ist übrigens die Länderdomain von ... na? Montenegro)
("hire me" / hire m.e. = matthew epstein; .me ist übrigens die Länderdomain von ... na? Montenegro)
Seitdem verbreitet sich die Nachricht wie ein Lauffeuer durchs Netz - und wieder einmal entsteht eine dieser Web-Geschichten: Klickzahlen gehen durch die Decke, der Youtubecounter läuft heiß und am Ende berichten Nachrichten rund um die Erde in der "Vermischtes"-Abteilung.
In seinem Blog fasst Matthew ein paar statistische Ergebnisse zusammen:
# …received over 300,000 unique visits and 640,000 page views for www.googlepleasehire.me/ and shockingly 36% of my traffic came from direct traffic (typing in the URL) which seems to suggest strong brand/campaign awareness outside of social sharing and news articles.
# …received 20,000% increase in visitor traffic for www.matthew-epstein.com
# …received over 330,000 YouTube views
# …received over 14,000 Facebook Likes, 4,000 Tweets and 3,600 Google +’s
# Only 25,000 of you (8%) visited the site more than once. I don’t blame you! One can only watch a bad actor with a mustache but so many times.
# According to YouTube insights only 17% of the viewers were female. I’m a bit hurt by this data. I had assumed women would have been fonder of my pasty legs and mop top haircut.
# received over 80 career opportunities from startups, Fortune 1000, 500 and 100 companies as well as Microsoft, Amazon and Google.
# …received over 20 offers to monetize my brand/viral success (I declined all 20 offers).
So oder so. Well done! That calls for a drink.
Balin, Alter!
Gutes Café: Galao, Berlin, Weinsbergweg 8, Nähe Rosenthaler Platz
Prater, Kastanienallee
Hauptstadthumor
Roley Poley
Important Knowledge: Don Drapers whiskey glasses are "Roley Poley glasses" designed by Dorothy Carpenter Thorpe (1904-1989), a Los Angeles-based artist. Thorpe designed other sterling-edged entertaining ware such as cocktail pitchers and cheese domes.
Montag, August 08, 2011
Der Räuber
Am Wochenende den sehr gelungenen österreichischen Spielfilm "Der Räuber" von Benjamin Heisenberg gesehen. Der Film basiert auf der wahren Geschichte eines Mannes, der Ende der 80er eine Reihe spektakulärer Banklüberfälle beging. Auf diesem Fall beruht das Buch „Der Räuber“ von Martin Prinz, das Heisenberg, nach seinem preisgekrönten Erstling SCHLÄFER, verfilmt hat.
Im Film lebt Johann Rettenberger nach seiner Haftentlassung als erfolgreicher Marathonläufer mit seiner Freundin Erika in Wien. Immer wieder zieht er zu Banküberfällen aus, nach denen er der Polizei buchstäblich davon läuft. Dabei geht es ihm nicht um Reichtum, den Kick der Macht oder Gewalt. Wie in Luc Bessons Film "Im Rausch der Tiefe" ist der Held der Welt entrückt. Rettenberger steht in keinem Bezug zu den Kategorien, Motivationen und Ordnungsstrukturen dessen, was man gewöhnlich als "normales Leben" verstehen würde. Eher einem Tier ähnelnd folgt Rettenberger einem unbewusst in ihm angelegten Automatismus, einem Trieb, dem er sich unterwirft und der ihn letztlich absehbar untergehen lassen wird.
Da keine Motivation, Wille oder dingliches Ziel den Helden treibt, wird auch kaum gesprochen (Zuschauer, die die Untertitel für Hörgeschädigte dazuschalten, um die wenigen gemurmelten Sätze österreichischen Zungenschlags besser verstehen zu können, sehen häufig die Wörter "Stille" und "Schweigen"): Wo es keine Gründe gibt, gibt es nicht zu erläutern.
Rettenberger überfällt Banken nicht, um reich zu werden oder aus Lust an der Gewalt und Macht. Ebenso trainiert er nicht, um Rennen zu gewinnen, Rekordzeiten zu erzielen. Es läuft, um zu laufen. Er läuft, weil er läuft, weil er läuft. Im Grunde will er sich im Laufen auflösen, selber reine Energie werden. "Das was Du Leben nennst, hat mit dem, was ich tue, nichts zu tun", sagt er zu seiner Freundin Erika, als sie seine Identität aufdeckt und ihn fragt, ob sein Leben ihm das bischen Beutegeld wert sei.
Dazu hat Heisenberg unaufgeregte Bilder inszeniert, die die Entwicklung nüchtern protokollarisch präsentieren und in ihrem langsamen Duktus einen intensiven Sog entwickeln. Ein sehr gelungener Film.
Im Film lebt Johann Rettenberger nach seiner Haftentlassung als erfolgreicher Marathonläufer mit seiner Freundin Erika in Wien. Immer wieder zieht er zu Banküberfällen aus, nach denen er der Polizei buchstäblich davon läuft. Dabei geht es ihm nicht um Reichtum, den Kick der Macht oder Gewalt. Wie in Luc Bessons Film "Im Rausch der Tiefe" ist der Held der Welt entrückt. Rettenberger steht in keinem Bezug zu den Kategorien, Motivationen und Ordnungsstrukturen dessen, was man gewöhnlich als "normales Leben" verstehen würde. Eher einem Tier ähnelnd folgt Rettenberger einem unbewusst in ihm angelegten Automatismus, einem Trieb, dem er sich unterwirft und der ihn letztlich absehbar untergehen lassen wird.
Da keine Motivation, Wille oder dingliches Ziel den Helden treibt, wird auch kaum gesprochen (Zuschauer, die die Untertitel für Hörgeschädigte dazuschalten, um die wenigen gemurmelten Sätze österreichischen Zungenschlags besser verstehen zu können, sehen häufig die Wörter "Stille" und "Schweigen"): Wo es keine Gründe gibt, gibt es nicht zu erläutern.
Rettenberger überfällt Banken nicht, um reich zu werden oder aus Lust an der Gewalt und Macht. Ebenso trainiert er nicht, um Rennen zu gewinnen, Rekordzeiten zu erzielen. Es läuft, um zu laufen. Er läuft, weil er läuft, weil er läuft. Im Grunde will er sich im Laufen auflösen, selber reine Energie werden. "Das was Du Leben nennst, hat mit dem, was ich tue, nichts zu tun", sagt er zu seiner Freundin Erika, als sie seine Identität aufdeckt und ihn fragt, ob sein Leben ihm das bischen Beutegeld wert sei.
Dazu hat Heisenberg unaufgeregte Bilder inszeniert, die die Entwicklung nüchtern protokollarisch präsentieren und in ihrem langsamen Duktus einen intensiven Sog entwickeln. Ein sehr gelungener Film.
Das Gegenteil von gut ist gut gemeint
Das Gegenteil dazu stellt "Im Angesicht des Verbrechens" dar. Nachdem die Mini-Serie von Dominik Graf über einen jüdisch-russisch-stämmigen Polizisten, der im Milieu der Berliner Russenmafia ermittelt, in vielen Artikeln für seinen Realismus, die Inszenierung und vor allem die autentischen Dialoge hochgelobt wurde, ist die Enttäuschung groß: Die Inszenierung wirkt hölzern und findet keine Form, um die Figuren in Zusammenhängen zu zeigen, die ihre Motivation und ihr Handeln erklären.
Stattdessen wird gequasselt, bis der Arzt kommt. Dabei haben die Deklamationen die Qualität von Beipackzetteln ("Seit 10 Jahren ist unser Bruder tot und immer noch denke ich an ihn und kann keinen Beruf finden, weswegen jede Beziehung zu einem Mann im Schatten dieses Ereignisses steht..") oder bemühter Lyrik ("Die Nacht verschlingt die Sehnsucht einer hoffnungsfrohen Zukunft im kalten Schlund ihrer Erbarmungslosikgeit").
Zudem wird das Ganze zugekleistert mit überambitionierter Ausstattung, dem hasten von einem bemüht, erwartbarem Bildmotiv zum nächsten (Tätowierung, Vodka, Disko, jüdisches Familienfest...). Bei Dominik Graf ist die Russenmafia so subtil und authentisch, wie Sankt Pauli bei Dieter Wedel. HBO macht das subtiler.
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