Samstag, Juni 02, 2007

Danke, Internet!

In dem Film SPARTAN, dem neuen Werk von David Mamet , spielt Alexandra Kerry (Tochter des Kandidaten der Demokratischen Partei bei den US-Präsidentschaftswahlen 2004 John Kerry) eine Nebenrolle als Barkeeperin.

Confessiones

In der eigenen Erinnerung lagert eine Episode einer im Wald bei Lagerfeuer und Tuborg verbrachten ersten Mainacht, die von einem Cassettenrecorder mit einer Live-Platte der Scorpions beschallt wurde. Die Ballade Holiday und Angel müssen so gefühlte 324982749274294 mal in der Nacht gelaufen sein, bis der Recorder seinen Geist aufgab.

Die Scorpions gibt es immer noch und werden in Indonesien und der Ukraine eifrig gehört. Die Taz hat die Hannoveraner Herren besucht.

"Ganz anders Rudolf Schenker, der uns ein breites Lächeln schenkt und kurz seine wertvolle Rechte hinhält, bevor er sich in die Lektüre der Speisekarte vertieft. Schenker ist das, was man einen "Gitarrengott" nannte damals, als der Rock noch "Hardrock" und so weiter. Es gibt Leute, die würden diese Hand küssen für die Riffs, die sie schon gespielt hat. Wenn auch womöglich nicht mehr unbedingt hierzulande, dann doch in Indonesien, Thailand oder Russland, notfalls sogar Weißrussland: "Wir sind international ganz gut aufgestellt, wir gehen dahin, wo die Leute uns hören wollen", wird Schenker später sagen. Seine ganze Körpersprache sagt: Tach auch, here I am, rock me like a hurricane. Es ist zum Verzweifeln."

Der ganze Artikel Tach auch, here I am in der Online-Ausgabe der Taz.

Muschi ohne Hitlerbart. Willemsens Rosetten-Motette

Kim Fishers Muschi hat keinen Hitlerbart und Dr. Roger Willemsens Mutter liebt ihn nicht, aber dafür hat er mal eine Frau mit königlichem Arsch in denselben gepoppt anstatt ein Erbstück zu retten .

Dieses Insider-Wissen verdanken wir Charlotte Roche die mit Ferris MC, Mieze, Kim Fisher und Dr. Roger Willemsen ("Das Existenzrecht der Dichtung. Zur Rekonstruktion einer systematischen Literaturtheorie im Werk Robert Musils.") "Wahrheit oder Pflicht" spielt, das filmen und bei YouTube einstellen lässt.



Eine sehr schöne Analyse dieses Abends mit "Wahrheit oder Pflicht" bei Charlodde von Max Scharnigg gibt es bei jetzt.de

"Der Tiefpunkt der Show folgt auf dem Fuß, als sich bei der Frage nach Anal-Erfahrung der notorisch beredte Roger W. gegen alle Widerstände durchsetzt, um eine Rosetten-Motette darzubringen, die sich weder durch eine Pointe noch durch etwas anderes, als eine widerliche Willemsen-Weltschau auszeichnet " oder wie Charlodde es formuliert:"Der Roger ist total super darin, so Porno-Scheiße rumzuphilosophieren."

Weiter bei jetzt.de:
"Dritter Teil:
Mieze bestimmt sehr geistesgegenwärtig, dass Charlotte und Doc Rog gemeinsam pinkeln sollen, was diese dann auch brav machen. Charlodde pinkelt in die Badewanne, während der alte Mann auf dem Klo sitzt. "Willemsen: "Es läuft noch, der Strom ist ungebrochen.“ Das ist wirklich sehr erhellend,24/7-Intelektuelle wie Roger W. können also auch die banalsten Verrichtungen in eine Heldensaga umdichten. Herrlich dann, dass Charlotte rausstürmt und Roger noch wie ein alter Herr im Zugklo an seiner Hose rumnestelt. [...]
Im Hintergrund ist vom aufmerksamen Zuschauer jetzt ein super Hin und Her zwischen Klassensprecherin Kim Fisher („Ferris und ich sind ein bisschen sprachlos“) und Ferris zu beobachten, der völlig weggetreten immer versucht zu verstehen, was die Klassensprecherin von ihm will: „Was ich?“ Ich?“ „Bin ich?“ „Ich bin was?“ „Sprach…äh?"

Groß!

Kaum hat man sich vom Kotzreiz ob der widerlich klebrigen Art, mit der Willemsen die Menschen mit seiner "Drama des begabten Kindes"-Version belästigt und offenbar nicht begreifend, dass er NICHT bei Freunden privat zu Hause ist, sondern in alle Öffentlichkeit Intimstes auswalzt und seine Mutter ungefragt zum Vehikel seiner Ich-Show macht, die ihn nun nachträglich auch nicht mehr de-gebähren kann, obwohl sie es wahrscheinlich gerne würde (und wenn man Willemsen an diesem Abend gesehen hat, wunderte man sich nicht, wenn es tatsächlich so wäre, dass sie ihn nie geliebt hätte - wahrscheinlich eine düstere Vorahnung, zu was für einen veritablem K***kanne sich der vor lauter Aufregung über seine permanente n Mash-up aus Literatur- Kulturwissenschaftsjargon und Medienwissen aufgeregt fistelnde Brillenträger entwickln würde.) erholt, kommt auch schon die Arschfickgeschichte, bei der Charlotte es auf den Punkt bringt "Der Roger ist super darin so Porno-Scheiße zu philosophieren."

Das kann Willemsen auf jeden Fall besser als Hellmut Karasek, Mathias Matussek oder Michel Friedman (die aber immerhin direkt Nutten ordern.) und ist damit nur die Speerspitze einer sich als Kultur- und Infoelite empfindenden "Berliner Republik", die über ihre Zentralorgane und Institutionen den Rest des Landes mit der Publikation von selbstgefälliger Benimm- und Streberlektüre, die den Horizont der eigenen Ahnungslosigkeit zu kanonisieren sich erdreistet, Untertertia sagt, wenn Mittelstufe gemeint ist und die eigene Ahnungslosigkeit über das Kulturschaffen nach 1980 für einen Ausweis dessen halten, dass es seitdem nichts Gutes mehr gab und gibt und eigentlich doch nur ficken will, es nur verschwurbelter ausdrückt.

Im Windschatten dieser, im Kern hochgradig verklemmten Sexualverhaltens surfen dann Ariadne von Schierachs und verdienen sich mit ihren, mit Erstsemester-Literaturlisten angereicherten Kleinmädchentagebuchgeständnissen ein Zubrot. Dann doch lieber gleich Lady Bitch Ray (www.myspace.com/ladybitchray), die Vodse sagt, wenn sie Fotze meint.

Freitag, Juni 01, 2007

Afrique, mon amour

Im Vorfeld des G8-Gipfels prasselt es überall einfühlsame Freunde Afrikas:

"Auf so einen Platz stellt der Deutsche nicht mal eine Kuh"
erklärt uns Nigerias Nationaltrainer Berti Vogts im SPIEGEL-Interview.
Und er weiß auch, was Afrika fehlt: "Disziplin und Ordnung. [...] Für Afrika braucht man Zeit und Geduld. Nur die Europäer können Afrika helfen. Ohne sie geht der Kontinent zugrunde. Das ist hier überall wie beim afrikanischen Fußballverband: Es fehlt die Organisation. Ohne Organisation geht es nicht."

Die BILD-Zeitung aber wartet heute mit einer besonders widerlichen Ausgabe auf, bei der Bob "I dont like Mondays but I like to live my whole life on one song that worked" Geldof als Chefredakteur, der scheinbar keine Ahnung hat, mit was für einem bigott-zynischem "Blut-und-Sperma-Blatt" (Gerhard Henschel) er sich da einlässt. Aber zwischen vielen Telefonaten ("Hello Kofi") und Rucola-Salat kann einem das auch schon mal durchgehen.

"Frau Kanzlerin, weinen Sie für Afrika?", fragt Chefredakteur Geldof gleich auf Seite zwei Angela Merkel und erhält umgehend eine Antwort, die so staubtrocken preußisch wie merkeltypisch ist: "Ich glaube nicht, dass das ein Erfolg versprechender Weg wäre."

In der Online-Ausgabe der Bild gibt es zwar kein Oben-Ohne-Mädel aber doch immerhin
das ein- bzw. ausladende Dekoltée von Cossy Ojiakor, Star in „Nollywood“, Nigerias Antwort auf die US-Traumfabrik Hollywood und der Inbegriff des Weißseins, Claudia Schiffer erklärt uns, dass afrikanische Designs "aufregend" seien und dekretiert mit der lässigen Geste einer Frau, die nicht mehr im Wettbewerb steht gönnerhaft von ihrem Thron, dass es wunderbar zu sehen sei, wie afrikanische Models erfolgreich seien.

Wie Berti Vogts Perspektive das Andere nur durch die eigene Brille zu betrachten und in allem Anderen v.a. und ausschließlich die Reflexion des eigenen zu erkennen, denkt auch BILD-Kolumnist F.J. Wagner in seiner ganz eigenen Weise mit einer Mischung aus Hemingway vom LIDL Grabbeltisch, Stammtisch, Spielhalle, und jede Menge Irrsinn v.a. an sich und seine Lebenswirklichkeit, die aus Restaurants und Puffs zu bestehen scheint, wenn er an Afrika denkt: "Wenn ich an Afrika denke, dann denke ich auch an Brandenburg. Viele schöne Menschen Afrikas sind Nutten und Kellner geworden." So ist das Leben als Boheme Dandy, wenn man nie selber kocht und Frauen bezahlen muss, damit sie sich mit einem beschäftigen.

"Wie kann Deutschland Afrika helfen?" fragt BILD und vereint alle Experten: Nina Ruge und Jogi Löw, Papst Benedikt XVI. und Campino, Bill von Tokio Hotel und Bill Clinton, Bill Gates und Nelson Mandela, Claudia Schiffer und George Clooney, Jeannette Biedermann und Heino ("In Afrika leben Millionen Menschen, denen es nicht so gut geht wie uns."), Gerald Asamoah und Anne Will, Bono und Biolek, Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller und "Jahrhundert-Playmate" Gitta Saxx, Rallyestar Jutta Kleinschmidt und "Fußball-Liebling Rudi Völler" ("Entwicklungshilfe ist der große Überbegriff."), "Rodel-Legende Georg Hackl" und BMW-Chef Norbert Reithofer, Box-Promoter Wilfried Sauerland und Uli Stielike, Schlagerstar Frank Zander und Volksmusik-Stars Marianne & Michael, "Ski-Olympia-Sieger Markus Wasmeier" ("Man sollte nicht nur Geld runterschicken") und Schauspieler Bernd Herzsprung ("Wir können Afrika nur mit Spenden helfen: Geld, Geld, Geld wird benötigt."), Jörg Piolawa ("Entscheidend ist nicht nur die Menge Geld, die wir zur Verfügung stellen"), Kofi Annan und George W. Bush.

Sehr smarte Tipps geben diese Profis. Soll mal einer sagen, man lerne im Volksmusikbuisness nichts. Marianne und Michael als Herbergseltern der afrikanischen Entwicklungshilfe würden das Problem in einem 3/4 Jahr lösen:

"Afrika braucht Hilfe zur Selbsthilfe. Deshalb Entwicklungshilfe halbieren und pensionierte Lehrer, Ingenieure, Landwirte dorthin schicken. In zehn Jahren bilden dann junge Afrikaner wieder neue Afrikaner aus." Ach so!

Die beiden könnten sich mit dem Hackl Schorsch zusammentun, der sich auch auskennt:

"Wir müssen Krankenhäuser und Schulen bauen damit die Menschen Bildung erfahren. Nur so haben die Afrikaner eine Chance, aus dem Teufelskreis herauszukommen. Hilfe zur Selbsthilfe ist das!"

Helmut Zierl hat eine irre Idee, auf die man nicht käme, wenn man nicht in der 3. Klasse ist: "Afrika braucht Hilfe zur Selbsthilfe. Wie wäre es, wenn jeder Bundesbürger, besser noch jeder Europäer, nur einen Euro spenden würde? Das tut keinem weh, und es würde eine enorme Summe zusammenkommen."

Ja...Wahnsinn! Was da zusammenkäme. Sicher mehr als ... ich sach mal... 100.000 Euro bestimmt! Und wenn man schon dabei ist: Wenn jeder ein Butterbrot schmieren würde und das "da runter schicken"(Markus Wasmeier) würde ... det wär doch och schon wat, wa?

Erstaulicherweise lesen wir im SPIEGEL eine super Kritik dieser "journalistischen Sause zwischen Naivität und Zynismus."

Donnerstag, Mai 31, 2007

Not am Mann

Der Osten blutet aus. Schon immer gab und gibt es eine starke Abwanderungsbewegung Richtung Westdeutschland. Insbesondere gut (aus)gebildete Menschen, die sich generell durch hohe Mobilität, Bereitschaft zu Veränderung auszeichnen und die Erfolgswahrscheinlichkeiten eines Umzugs in ein anderes Bundesland oder sogar ins Ausland auch aufgrund ihrer recht guten bis hervorragenden Ausbildungsvoraussetzungen und Qualifikation positiv einschätzen, wagen den Sprung. Zurück bleiben schlecht ausgebildete, arbeitslose, Geringqualifizierte. Ein demographischer Mischungsvorgang, der sich im negativen Sinn verstärkt: Investitionen in Ostdeutschland erscheinen unattraktiv, wenn kein ausreichend qualifiziertes Personal gefunden werden kann. Gut ausgebildete Menschen zieht es nicht in die mit Arbeitslosigkeit, Rechtsradikalismus und Trostlosigkeit assoziierte Ostdeutsche Provinz. Die Studie "Not am Mann" des Berlin Instituts formuliert das, was ohnehin zu vermuten war: Diese Sozialen Wanderungen haben ein klares Geschlechtsmuster. Es sind v.a. junge, gut ausgebildete Frauen zwischen 18 bis 29 Jahren, die ihre ostdeutsche Heimat verlassen. Zurück bleiben junge Männer mit schlechter Ausbildung und ohne Job. Eine neue Unterschicht bildet sich - sie ist männlich, schlecht qualifiziert, arbeitslos, alleinlebend und anfällig für rechtsradikales Gedankengut. Eine Entwicklung, die den Trend verschärft. Je mehr Arbeitslosigkeit eine Region dominiert, desto höher die Motivation, derjenigen (Frauen), diesen Raum zu verlassen, desto höher ihr Risikobereitschaft auch mit geringeren Erfolgsaussichten den Sprung zu wagen und ihre Energien in die Einlösung der Gelingenswahrscheinlichkeit der Bemühungen zu investieren.

Der allgemeine Trend, dass Schulversagen und Bildungsstagnation männlich dominiert, wird von den Forschern bestätigt: Während fast 60 Prozent aller Gymnasiasten junge Frauen sind, schafften in den vergangenen Jahren deutlich weniger Jungen als Mädchen auch nur den Hauptschulabschluss. Am schlechtesten sieht es im brandenburgischen Landkreis Elbe-Elster aus: Dort sind den Angaben zufolge 70 Prozent der Schulabgänger, die seit 1995 keinen oder höchstens einen Hauptschulabschluss erreichten, männlich.

"Zusammen mit einer hohen Arbeitslosigkeit und den schlechteren Chancen auf einen Ausbildungsplatz führt dieses Bildungsgefälle dazu, dass viele junge Frauen ihr Glück in Westdeutschland versuchen", sagte der Leiter der Studie, Steffen Kröhnert. "Hinzu kommt, dass die Frauen sich einen Partner mit ähnlichem Bildungsniveau suchen - und diesen nicht in Ostdeutschland finden."

Die Kombination aus beruflicher Perspektivlosigkeit, genereller Resignation, sowie negativer Einschätzung der eigenen Einflussmöglichkeiten auf die Situation, wird durch das von anderen arbeitlosen, schlecht (aus)gebildetenen Männern dominierte Umfeld verstärkt und dazu führt, dass keine Anstrengungen mobilisiert werden, um an der Situation etwas zu verändern.

Der zusätzlich und als eine Folge davon auftretende Mangel an privat-emotionaler Bindung, macht diese Gruppe offenbar für rechtsradikales Gedankengut und den mit Gemeinschaftserlebnissen, die Zugehörigkeit und Orientierung vermittelnden Sozialverband, den eine Gruppe des rechtsradikalen Milieus darstellt, sehr anfällig. Schöne Aussichten.

Männer in Not. Kommentar der FAZ
Frauenmangel im Osten in der ZEIT

Mittwoch, Mai 30, 2007

Connaisseurs du Cinema

Sehr schön die Besucherkommentare bei tvmovie.de zu Pirates of the Carribbean 3, die ein schönes Beispiel für Redundanz im Stile von "Ich kann nur bestätigen, was meine 23974294723942749 Vorschreiber gesagt haben - der Film ist echt total geil!!!!" sind.

"Der Film ist einfach nur geil!!!!!!Die ganzen Specialeffekte und die Musik dazu sind einfach erste Sahne!Es muss unbedingt noch einen 4.Teil geben,der dann hoffentlich genau so gut wird!!!!"

"einfach ein super film. einige sachen muss man einfach der fantasie überlassen. aber ich hoffe es kommt noch ein 4. teil sonst wär das ende echt zu traurig. aber der film ist trotzdem entgeil. (dvd wird auch gekauft, 1 und 2 hab ich schon)"

"Der Film ist cool. Es gibt viele geile Effekte und rasante Action. Das einzige Makel ist die etwas schwach geratene story. Aber welcher Hollywoodfilm hat das heutzutage noch?"

"Ich hab bei dem Film immer zwischen wütend und neugierig sein geschwankt. Ich glaube man muss ihn mehrmals schauen, um den Inhalt richtig verstehen und deuten zu können."

"gute fortsetzung allerdings streckenweise wirklich schwer zu verfolgen, vor allem die kampfszenen."

Mein Favorit:

"Ich denke die Wertung vom Bayrischen Rundfunk "genüsliches Popkorn-KIno" trifft hier absolut zu."

www.epd.de/film
www.filmdienst.de

Nomma Police

Die besten Texte in der Süddeutschen Zeitung finden sich in den Rubriken Sport und Feuilleton, wobei es v.a. Beiträge zur Popkultur sind, die hier herausstechen. Garantierter Sprachmüll ist alles, was im Politikteil steht. "Generalsekretär hastdunichtgesehen rief seine Partie zur Geschlossenheit auf..." Schnarrrch. Heute in der SZ ein wunderbarer Artikel über THE POLICE.

"Sollte man als Pubertist in den albernen achtziger Jahren, zumal in der besonders tristen zweiten Hälfte der Dekade, das Glück gehabt haben, hier und da das Zimmer eines tollen Mädchens von innen zu sehen, die Ernüchterung folgte gleich auf dem Fuße. In Ermangelung echter Helden hing an den Wänden zum Beispiel nicht das schöne Bild, das Ava Gardner und Frank Sinatra beim Strandspaziergang zeigt, selbst ein Sir vom Schlage Bryan Ferrys war zu jenem Zeitpunkt schon ein paar Jahre zu alt. Stattdessen schaute mit zermürbender Sicherheit der Sänger Sting vom Plakat - ein Klon aus Friedensvogel und Übermensch, irgendwas zwischen Möwe Jonathan und blondem Loverboy, gottogott. Zu jener Zeit war Sting auf Solopfaden unterwegs mit Kassenschlagerjazzpop, mediokren Filmauftritten sowie Interviews, in denen er darüber Auskunft gab, wie der Regenwald zu retten sei und dass er es als Liebhaber mit tantrischen Kräften auf zehn Orgasmen pro Nacht bringe."

Der ganze Artikel Ziggi-di-ziggi-di und dann: Katunk! in der Online-Ausgabe der SZ

www.thepolice.com

Zahnfee schlägt Bronko

Die näselnden Kissenpuper von der Zeit haben beschlossen, die Rubrik "Leben" zu einem eigenen Magazin auszubauen und haben in einem antizyklischen Anfall (Cooles raus - Langweiliges rein) Katz & Goldt gecancelt und machen stattdessen mit der Zahnfee Tante Schmidt eine Rubrik, die lässig sein soll und doch nur die alterstypische Eigenart alles, was an einen herandringt nur gelangweilt (been there, done that) im Spiegel eigener Erfahrung und als ein Echo derselben zu intepretieren, als besonders tiefsinnige Weisheiten eines Weitgereisten , Vielerfahrenen misversteht.

Da liegt in einem Katz & Goldt-Comic mehr Erkenntnispotential.

Dienstag, Mai 29, 2007

The Police LIVE

Die FAZ wartet mit einer hymnischen Konzertkritik zum Tourstart von the Police auf: "Die eigentliche Sensation aber ist Stewart Copeland. Mit Brille, Radfahrertrikot, Lederhandschuhen und Schweißband wirkt er wie ein gerade aus dem Höhentraining zurückgekehrter Leistungssportler, und wie gedopt hämmert er sich auch durch seine Sprints und Bergetappen, bei denen zwischendurch auch noch Einrad-Akrobatik drin ist. Es ist einfach unglaublich, in welchen kleinsten Lücken er noch zischelnde und knackende Zierelemente unterbringt: Beim Schlagzeug sind die sonst so kargen „Police“ ornamental und barock."


Der ganze Artikel Ihre Rückkehr wird Spuren hinterlassen in der Online-Ausgabe der FAZ.

Apropos, eines der schlechtesten Musikvideos der Rockgeschichte: "Police macht Urlaub im Sauerland":


Musikantenstadl

Die angesagten Deutschpopper Pearls before Swine rund um den Wahlmünsteraner, Rollkragenpullifan und Armani-Brillen-Fetischisten Timm "Timmbaland" Helten sind am Dienstag, 5. Juni im Münsteraner Gleis 22 zu bewundern, wo sie mit ihren eingängigen Melodien und frechen Texten ihr Publikum zu begeistern wissen werden . Ohrstöpsel mitbringen - Kalisch spielt!

Alles in Maßen. Das Prenzlauer-Berg-Paradoxon des Deutschpop

"Diese Band hat keinen Stil, also bemüht sie sich auch um keinen. Ärger noch ist Holofernes’ Mädchengekiekse, aber nicht einfach, weil es auf Dauer nervt. Schlimmer, es dementiert alle Schärfe in den Texten, so die nicht eh zur Verniedlichung neigen: Die Lyrics schon des ersten Liedes "(Ode) An die Arbeit" sind pures Kinderfernsehdeutsch. Es ist dieses Eigentlich, das Wir sind Helden so ungreifbar macht: Eigentlich haben wir was mitzuteilen. Eigentlich ist die Welt schlecht. Eigentlich müssten wir was tun. Eigentlich sollten wir erwachsen sein."

Nicht schlecht, Dirk Peitz!

"Man könnte dies das Prenzlauer-Berg-Paradoxon des Deutschpop nennen, der damit nur in Tönen nachvollzieht, was sich lebensweltlich besonders in Berlin entwickelt hat: Je unüberschaubarer die Welt angeblich ist, desto größer die Neigung zum Rückzug in althergebrachte Strukturen, in Familie und eherne Werte - doch das äußert sich nicht wie früher symbolisch in Stadtflucht, im Gegenteil. Man verbarrikadiert sich stattdessen in den luxussanierten Kulissen urbaner Vergangenheit, schafft sich seine eigenen Idyllen der Gründerzeit-Vormoderne, wird gefühlspolitisch und grünkonservativ, kauft im Biomarkt, gibt seinen Kindern altdeutsche Namen und engagiert sich in Bürgerinitiativen gegen zeitgenössische Architektur.

Das ist gut und schön. Aber was als Musik hinten rauskommt, ist das Gegenteil von Pop im emphatischen Sinne."

Mazeltov!

Der ganze Artikel Ein kleines Stück vom großen Glück in der Online-Ausgabe der SZ

Shemme!

Genau das, was man bei DEM Wetter braucht.



Überragendes Musikvideo von Jonathan Glazer zu UNKLE "Rabbit in your Headlights" feat. Thom Yorke. Der weggetretene Wanderer im Tunnel ist Denis Lavant, den man aus Die Liebenden von Pont Neuf kennen kann.

Jungsheft, Mädchenheft

Vor einiger Zeit berichtete die taz über zwei Kölner Mädels, die ein Sexheft für junge Frauen herausgeben, das "normale Jungs" abbildet und nicht die Photshop-Realität der Hochglanzmagazine ("der Typ, der abends neben dir liegt, sieht nicht aus wie ein muskelbepackter, ölverschmierter Feuerwehrmann."): "Ein Heft mit nackten Jungs, in dem auch mal jemand was über Ausfluss schreibt."

Der ganze Artikel Wir machen keine Pornographie in der Online-Ausgabe der Taz.

Nun machen die Elke und Nicole auch ein Heft für Jungs "Es gibt Playboy, Hustler & Co , wo alle perfekt und durchgetrimmt aussehen und auf der anderen Seite Happy Weekend und Konsorten, wo nur Gabys und Tiffys zu sehen sind. Nichts dazwischen. Deshalb nun das Giddyheft."

Die JETZT-Redaktion findet's aber eher gähn, bzw. even worse "gut gemeint", was bekanntlich das Gegenteil von "gut" ist.

www.jungsheft.de/giddypage.html

Montag, Mai 28, 2007

Vorsprung durch Technik

Letztens ergab es sich, dass ich einen Telefonanruf nach Äthiopien, Addis Abeba tätigte. Das muss man sich mal klarmachen: Da hebt einer in Deutschland einen Telefonhörer ab, wählt eine Zahlenkombination, die einen Mechanismus auslöst, der durch Kabel über den europäischen Kontinent, durch das Meer, durch Afrika hindurch geht, bis in ein Büro in Addis Abeba, wo ein Telefon klingelt und der gewünschte Mensch den Hörer abhebt! Wahnsinn!

Das Leiden junger Männer

Im Spiegel schreibt Frank Walter, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Göttingen, über die Verunsicherung der "jungen Männer" in Zeiten postmoderner Optionenvielfalt, der die jungen gut ausgebildeten Frauen scheinbar positiver begegnen, als der junge gut ausgebildete Mann. Der schiebt Paranoia und Depression.

"Die jungen Männer mit Abitur präsentieren sich in einer ganz anderen Verfassung. Sie repräsentieren die Kehrseite der Chancen- und Optionsmedaille: Die grassierende Angst davor, sich falsch zu entscheiden, die Furcht vor dem Versagen, dem Scheitern."

Kein Wunder, dass Ana Kurnikova sich einen neuen Mann und Vater ihrer Kinder suchen muss.

Der ganze Artikel Das Leiden junger Männer in der Online-Ausgabe des Spiegel

Kultur am Montagmorgen

Durch Zufall noch das Ende des hervorragenden Essays "Wer leiden kann, muss nicht vernünftig werden" im Deutschlandfunk gehört, der den gesamten Essay sowohl als Text wie als Audiofile online kostenlos verfügbar macht. So stelle ich mir Radio vor!

Sonntag, Mai 27, 2007

Beastie Boys - Off the Grid

Bei Popnutten den Hinweis gelesen, dass die Beasties ein neues Instrumental-Album herausbringen und schon deux videos im Netz kursieren.



Außerdem dem Hinweis auf die immer noch überragende lyrische Kraft von Klaus Meine dankenswert zur Kenntnis genommen.

Back to the Future

Wenn man durchs Netz klickt, bekommt man den Eindruck, dass die virtuelle Welt früher oder später komplett durchdesignt ist und sich alle an ein Design angepasst haben werden.

Die digitale Bohème trifft sich gerne zum designen und networken im Starbucks. Gemeinsam werden neue Projekte besprochen, Start-Ups eingestiehlt oder einfach nur Minesweeper gespielt, bis der Arzt kommt

Dann und wann aber trifft man auf Webseiten, die entweder erfrischend anders konzipiert und gestaltet sind (wie die von Jeff Bridges) , durch die Abwesenheit von Gestaltung glänzen oder die sich ihren Web 0.0 Charme erhalten haben, wie z.B. die Internetseite von Ray "MTV Most Wanted" Cokes oder von Sean "Der nette Dicke aus Herr der Ringe, Pardon, HdR!" Astin (NICHT Austin!)

Also, Webdesigner in Berlin, Köln und Hamburch: Legt mal eben Eure Starbuckströte bei Seite - es gibt noch viel zu tun. Mailt doch mal an die genannten Herren und bietet ihnen Eure Hilfe an. Rum und Ehre ist Euch sicher.