Samstag, Dezember 26, 2009
Mittwoch, Dezember 23, 2009
2012
Für die Süddeutsche Zeitung hat Tobias Kniebe Roland Emmerichs 2012 gesehen und erkennt dabei - oh Wunder - eine neuerliche Ausführung des immergleichen schwäbischen Fertigbau-Musters.
Dazu gehören die ethno-paritätisch besetzten Figuren, die politisch korrekt angelegt sind: Die jugendlich weiße Familie aus dem kleinbürgerlichen Milieu vs. dem jugendlich schwarzen Hoffnungsträgerpaar bestehend aus promovierter Präsidententochter und smarten Wissenschaftler (Brille!).
Dazu gehören auch die Aufführung der den Kinozuschauern bekannten Kapitel in der von ihnen erwarteten Reihenfolge: von der Erkenntnis, die zunächst einige Wenige erfahren, dann die Ignoranz der politisch Handelnden (wie schon der an einen Gebrauchtwagenhändler erinnernde Bürgermeister in Steven Spielbergs DER WEISSE HAI, der trotz der Warnungen vor der tödlichen Gefahr für die Badegäste die Strände öffnen lässt.) oder die Skrupellosigkeit einer amorphen Finanzmafia, vertreten durch einen Repräsentanten, der im Laufe des Films und zur Freude des Publikums von der in Kauf genommenen oder bewusst geschürten Katastrophe vernichtet wird.
Es folgt die Orgie der Zerstörung, die trotz aller inszenierter Vernichtung keine Sekunde beunruhigt, auch wenn es auf der Leinwand kracht und brennt: Weil unter der Oberfläche des ins Bild gesetzten Auseinanderbrechens der Welt in der vorhersehbaren Erzähltstruktur eine einlullende Stabilität liegt.
"Wie oft kann man Los Angeles dem Erdboden gleichmachen, das Weiße Haus pulverisieren, den Petersdom flach-, Las Vegas in Schutt und Asche legen? Offenbar unendlich oft. (...) Die Szene, in der ein Flugzeug gerade noch von der Startbahn abhebt, während hinter ihm eine Welle der Vernichtung heranrollt, hat er schon in "Independence Day" erfolgreich benutzt - hier bringt er sie wieder, Version 2.0 sozusagen, und nicht nur einmal, sonder mehrfach. Der naheliegendste Vergleich ist dabei natürlich der Pornofilm, wo man sich auch kaum mit der Darstellung eines einzigen Geschlechtsakts zufriedengeben würde." (SZ)
Genau umgekehrt machen es Filme wie The Road nach Cormack McCarthys Novelle, John Boorman's Deliverance oder Tobe Hoopers Texas Chainsaw Massacre. Diese an der Bildoberfläche sparsamen Filme zeigen das Zusammenbrechen der öffentlichen Ordnung als den eigentlichen Horror. In ihnen erscheint die Zivilisation als dünne Oberfläche, unter der Gewalt, Willkür, Unmenschlichkeit und Irrsinn lauern und bei der leisesten Erschütterung durchbrechen.
Das dem Katastrophenfilm Emmerichscher Prägung einwohnende Moment erinnert an die einschläfernde schematische Ausführung von Reihenhäusern. Im Kontrast zu dem von der Tonspur und den Bildinformationen permanent behaupteten Superlativen macht sich hier eine Betulichkeit breit, gegen die eine Kaffee-Reklame als Krimi erscheint. Daher liebt ein bestimmtes Publikum diese Filme. 2 Stunden Achterbahnfahrt ohne Risiken. Der Thrill ist nur inszenierte Show. Es besteht keine Gefahr. Daher mögen Emmerich-Filme Filmfreunden ein Graus und für Investoren eine Freude sein: weil man hier nie überrascht oder gefordert wird. What you see is what you get. Wie ein Reklamespruch auf den Filmplakaten schon sagt: Wir waren gewarnt.
Dazu gehören die ethno-paritätisch besetzten Figuren, die politisch korrekt angelegt sind: Die jugendlich weiße Familie aus dem kleinbürgerlichen Milieu vs. dem jugendlich schwarzen Hoffnungsträgerpaar bestehend aus promovierter Präsidententochter und smarten Wissenschaftler (Brille!).
Dazu gehören auch die Aufführung der den Kinozuschauern bekannten Kapitel in der von ihnen erwarteten Reihenfolge: von der Erkenntnis, die zunächst einige Wenige erfahren, dann die Ignoranz der politisch Handelnden (wie schon der an einen Gebrauchtwagenhändler erinnernde Bürgermeister in Steven Spielbergs DER WEISSE HAI, der trotz der Warnungen vor der tödlichen Gefahr für die Badegäste die Strände öffnen lässt.) oder die Skrupellosigkeit einer amorphen Finanzmafia, vertreten durch einen Repräsentanten, der im Laufe des Films und zur Freude des Publikums von der in Kauf genommenen oder bewusst geschürten Katastrophe vernichtet wird.
Es folgt die Orgie der Zerstörung, die trotz aller inszenierter Vernichtung keine Sekunde beunruhigt, auch wenn es auf der Leinwand kracht und brennt: Weil unter der Oberfläche des ins Bild gesetzten Auseinanderbrechens der Welt in der vorhersehbaren Erzähltstruktur eine einlullende Stabilität liegt.
"Wie oft kann man Los Angeles dem Erdboden gleichmachen, das Weiße Haus pulverisieren, den Petersdom flach-, Las Vegas in Schutt und Asche legen? Offenbar unendlich oft. (...) Die Szene, in der ein Flugzeug gerade noch von der Startbahn abhebt, während hinter ihm eine Welle der Vernichtung heranrollt, hat er schon in "Independence Day" erfolgreich benutzt - hier bringt er sie wieder, Version 2.0 sozusagen, und nicht nur einmal, sonder mehrfach. Der naheliegendste Vergleich ist dabei natürlich der Pornofilm, wo man sich auch kaum mit der Darstellung eines einzigen Geschlechtsakts zufriedengeben würde." (SZ)
Genau umgekehrt machen es Filme wie The Road nach Cormack McCarthys Novelle, John Boorman's Deliverance oder Tobe Hoopers Texas Chainsaw Massacre. Diese an der Bildoberfläche sparsamen Filme zeigen das Zusammenbrechen der öffentlichen Ordnung als den eigentlichen Horror. In ihnen erscheint die Zivilisation als dünne Oberfläche, unter der Gewalt, Willkür, Unmenschlichkeit und Irrsinn lauern und bei der leisesten Erschütterung durchbrechen.
Das dem Katastrophenfilm Emmerichscher Prägung einwohnende Moment erinnert an die einschläfernde schematische Ausführung von Reihenhäusern. Im Kontrast zu dem von der Tonspur und den Bildinformationen permanent behaupteten Superlativen macht sich hier eine Betulichkeit breit, gegen die eine Kaffee-Reklame als Krimi erscheint. Daher liebt ein bestimmtes Publikum diese Filme. 2 Stunden Achterbahnfahrt ohne Risiken. Der Thrill ist nur inszenierte Show. Es besteht keine Gefahr. Daher mögen Emmerich-Filme Filmfreunden ein Graus und für Investoren eine Freude sein: weil man hier nie überrascht oder gefordert wird. What you see is what you get. Wie ein Reklamespruch auf den Filmplakaten schon sagt: Wir waren gewarnt.
Dienstag, Dezember 22, 2009
Wort zum Sonntag
tbartels007 postet auf YouTube diverse Videos , in denen er verschiedenste Songs auf seinem Schlagzeug nachspielt ("Another YouTube member commented to me that the kick drum is the key to the pattern in the beginning. He was right as it creates a poly-rhythm with the hi-hat when the hi-hat comes in."): Sting, Slipknot oder eben Tool. Über letztere schreibt er:
"That's part of the greatness of Tool: making the complex and odd sound perfectly normal."
"That's part of the greatness of Tool: making the complex and odd sound perfectly normal."
Montag, Dezember 21, 2009
Verhältnismäßigkeit
"Der Staat hat kein Geld, sagt Wolfgang Schäuble. Also weist er die Forderung nach fünf Prozent Lohnerhöhung für Krankenschwestern, Erzieher, Sachbearbeiter und sonstige Angestellte im öffentlichen Dienst mit Abscheu und Empörung zurück.
Hat der Staat wirklich kein Geld?
Er hat es gehabt, als er die Konjunkturprogramme auflegte. Er hat es auch gehabt, als die Banken gerettet wurden. Er hat es gehabt, als er die Kurzarbeit in der Industrie finanzierte. Und jüngst hat er auf viel Geld verzichtet, als er den Hoteliers eine unsinnige Senkung der Mehrwertsteuer zuschusterte.
Ob der Staat ein bisschen mehr Geld für seine Angestellten hat, ist keine Frage des Könnens, sondern des Wollens und Sollens."
Selbstkannibalisierung
"Welchen Rohstoff besitzen Deutschland und Schweden, der mit dem Öl verglichen werden könnte? Dieser Rohstoff ist der Sozialstaat. Denn der Sozialstaat erzeugt eine riesige Masse von armen, aber nicht völlig verarmten Konsumenten, die in großer Zahl billige Produkte konsumieren – und somit große Vermögen entstehen lassen. Das heutige Kapital verkauft den Sozialstaat an ihn selbst – und verdient dabei in einem Ausmaß, das früher unvorstellbar schien." Boris Groys in der ZEIT
Bilanz
"Mit Hartz IV hat die Armut im Lande zugenommen. Hartz IV hat die Stimmung im Land niedergedrückt (...) Gefördert wurde also nicht Qualifizierung, sondern Degradierung von Arbeit." Heribert Prantl in der Süddeutschen Zeitung
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