Freitag, August 01, 2008

Wochenende!



Buddy Rich vs. The Animal

Donnerstag, Juli 31, 2008

Stasi 2.0

Alle wollen Daten! Ob Paybackkarte, Deutsche-Bahn-Bonuspunkte, Online Konzertkartenkauf oder an der Kasse bei Saturn ("Darf ich für unsere statistische Erhebung noch nach ihrer Postleiztzahl fragen?"): Ständig wird man aufgefordert seinen Namen, Adresse, E-Mail, Telefonnummer und gerne auch noch mehr Informationen anzugeben.

Ob mit diesen Daten tatsächlich etwas gemacht wird, ob man Flyer zu geschickt bekommt, ob eine Datenbank angelegt wird, die die Anzahl und Art der Kaufvorgänge erfasst, um Konsumprofile zu erstellen und zielgenaue "Informationsangebote" machen zu können, bleibt unklar. Das Motto lautet, den Kontakt zum Kunden zu nutzen, um soviel Daten wie möglich abzusaugen. Wer weiß, wofürs mal gut ist.

Ein Beispiel: Wenn man in Berlin im Pergamonmuseum die aktuelle Ausstellung "Babylon - Mythos und Wahrheit" zum Museumsvorzugspreis von 12 Euro besuchen will, kann man sich online Zeitfenster-Tickets kaufen: Die Tickets haben ihre Gültigkeit in einem Zeitfenster von 30 Minuten, innerhalb dessen man ins Museum gehen kann - so versucht man die Besuchermassen etwas zu steuern.

Will man nun ein Ticket online kaufen, klickt man sich durch die einzelnen Fenster, bis man, kurz vor dem Bezahlvorgang aufgefordert wird, sich zu registrieren und ein entsprechendes Formular auszufüllen.



Als Mensch, der seine Daten als schützenswertes Gut betrachtet, hat man nun drei Möglichkeiten:

1. ziviler informationeller Ungehorsam:
Man gibt brav Name und Adresse ein: "Wolfjank Scheuble, wohnhaft in der Alleswisserwoller Alle 0815 in 01234 Gehtdichnixan

2. Verweigerung:
Man verzichtet auf den Kauf und legt sich bei dem schönen Wetter an den See, solange man dort noch nicht von patroullierenden Ordnungsamtsmitarbeitern aufgefordert wird, sich zu registrieren und erfassen lassen, um der Stadtverwaltung eine bessere Übersicht über das Freizeitverhalten der Bürger und die Nutzung öffentlicher Grünflächen zu ermöglichen ("Allet zu Ihrem Besten, wa!").

3. Man bricht den Kaufvorgang ab und ruft an, um die Ticket-Reservierung telefonisch abzuwickeln. Doch auch hier wird man von dem routiniert in den Hörer callcenternden Personal nach Blutgruppe, Stuhlgang und Sexualverhalten befragt. Der vermutlich kritische Anrufe besänftigen sollende Hinweis aus dem Gesprächs-Script des Telefonisten (die in der Callcenter-Sprache nicht umsonst "Agenten" heißen, eine Bezeichnung, die nahelegt, dass sie Akteure einer geheimen, verbergenswerte Ziele verfolgenden Organisation sind), man habe mit der Angabe von Adresse und E-Mail keine unerwünschte Post zu befürchten, löst jedoch nur mehr Befremden aus: Wozu werden dann die Informationen abgefragt?

Muss man, wenn man im Supermarkt einkauft, auch zuvor Fragen nach dem Wohnort, Gemüsevorlieben und warum man so weit von seinem Wohnort entfernt Kondome kauft, obwohl man doch verheiratet ist und sich die Ehefrau offensichtlich nicht am selben Ort aufhält (weil die kurz zuvor in einer anderen Stadt mit ihrer Kreditkarte Kleider gekauft und einen entsprechenden Registrierungsbogen ausgefüllt hat) beantworten?

Man könnte nun sagen, dass, wer dies alles nicht wolle, es ja sein lassen könne. Aber so einfach ist es eben nicht. Es ist nicht hinnehmbar, dass man aus öffentlichen Räumen verdrängt wird, weil die Zugänge zu diesen Orten an die informationelle Entblößung gebunden ist. Es ist genau wie mit dem Rauchen: Der Raucher hat die Wahl zu rauchen oder nicht. Der Nichtraucher nicht. Wenn der Zugang zu öffentlichen Orten, die Nutzung bestimmter Dienste derartig mit der Preisgabe der informationellen Selbstbestimmung verknüpft wird, ist das eben kenie freie Wahl mehr. Allein derjenige, der die Dienste anbietet (und sei es der Staat, der den "Dienst"anbietet, das man als sein Bürger leben kann) bestimmt den Grad der Einschränkungen oder vom Nutzer zu leistenden Akte.

Erstaunlich ist, wie wenig Aufhebens um diese Entwicklungen gemacht werden. Gab es im Umfeld der Volkszählung 1987 noch erhebliche Proteste tippen die Menschen heute bereitwillig privateste Informationen über ihre Aufenthaltsorte und Vorlieben, Urlaubspläne und Gewohnheiten in Plattformen wie Facebook, stasiVZ, Blogs und Twitter. Die Foucault'sche Vision vom Gefangenen, der den Wärter überflüssig gemacht hat, weil er sich selbst kontrolliert, ist Realität geworden. Wir müssen nicht mehr ausgefragt und repressiv kontrolliert werden. Die Repression erledigen wir mit Freuden selber.

Über die Konsum- und Unterhaltungsinfrastruktur ist eine neue Informationskultur entstanden, die die Empfindlichkeit für Eingriffe und Kontrolle in unsere Freiheit abgestumpft hat und so geht kein Zucken durch den Volkskörper wenn der Staate auf die Erhebung detailliertester maschinenlesbarer Daten via Chips in Krankenversichertenkarten, biometrische Daten in Personalausweisen, Überwachungskameras an öffentlichen Orten drängt.

Bei allen Vorstößen, die den Freiheitsraum in der Art einschränken, dass man das man sich bereitwillig zum Datenlieferanten für Unternehmen macht oder im Rahmen sicherheitspolitischer Eingriffe das informationelle Hoheitsrecht über die eigene Bewegung aus der Hand gibt, werden wahlweise die Vorteile (für eine prospektiv organisierte = amazonisierte Konsuminfrastruktur) oder Unumgänglichkeit (für die "totale Sicherheit") dieser Maßnahmen in den Vordergund gerückt - und man erinnert sich an Brad Pitts Analyse in 12 MONKEYS, dass der Mensch als Produzent überflüssig geworden sei, lediglich als Konsument benötigt würde und Konsumverweigerung in einem solchem System als geisteskrank bewertet würde:

"There's the TV. It's all right there. Commercials. We are not productive anymore, they don't need us to make things anymore, it's all automated. What are we for then? We're consumers. Okay, buy a lot of stuff, you're a good citizen. But if you don't buy a lot of stuff, you know what? You're mentally ill! That's a fact! If you don't buy things...toilet paper, new cars, computerized blenders, electrically operated sexual devices...(getting hysterical) SCREWDRIVERS WITH MINIATURE BUILT-IN RADAR DEVICES, STEREO SYSTEMS WITH BRAIN IMPLANTED HEADPHONES, VOICE-ACTIVATED COMPUTERS, AND..."


Ähnlich mag mancher das vehemente Zurückweisen der Datenerhebung als überzogenes, hysterisches Ablehnen informationstechnischer Vorgänge erscheinen, die wahlweise das Leben bequemer oder sicherer machen, weswegen also eine solcher Person wahlweise als schrullig, verrückt oder gar verdächtig erscheint: Warum sollte jemand all die Segnungen der Technik ablehnen, wenn nicht weil sie verrückt ist oder einen Anlass zur Verbergung hat?

So erwächst schon allein aus der technisch möglichen Kontrolle ein Klima der Verdächtigung und betreibt eine Umkehrung der Verhältnisse: gemäß der liberalen Tradition sind die Eingriffe des Staates in das Leben der Bürger rechenschaftspflichtig und nicht die Freiheitsakte der Bürger.

Mit dem Hinweis, durch infomationstechnische Maßnahmen und die rechtliche Absicherung spekulativ konstruierter Gefährdungen findet ebenso der Foucault-Mechanimsus seine Übersetzung in den politischen Raum: Sicherheitspolitiker machen sich das Denken und die "Logik" des Terrorismus zu eigen (in der irrigen Annahme, dieses Denken unterliege einer ausrechenbaren Logik, der man mit entsprechenden Maßnahmen begegnen könne) und entwickeln auf dieser Gesetze und Maßnahmen, die auf spekulativen Szenarien bis zu abstrusester Annahmen, was alles denkbar wäre und also abgewendet werden muss, beruht.
So wird der Terrorist zum Gesetzgeber.

Liefert Politik sich diesem Prinzip aus, gibt es kein Halten mehr: Die denkbaren Möglichkeiten von Bedrohungsszenarien ist prinzipiell unendlich. Lässt man sich von dieser Logik die Prinzipien, nach denen man die Gesellschaft organisieren will, diktieren, ist dies das Ende des öffentlichen Raumes: Mit dem Verweis auf die zu schützende Freiheit, schränkt man eben diese immer mehr ein.

Abschließender Tipp: Wer ins Berliner Pergamonmuseum möchte, aber so etwas wie Wettbewerbsgleichheit herbeiführen möchte, sollte ein Gegenmanuskript vorbereiten. Bevor man unter 0180 366 3668 Fragen die eigene Person betreffend beantwortet, sollte man den Gesprächspartner nach seinem Wohnsitz, seiner Telefonnummer, seiner E-Mail-Addresse und - wenn man schon mal dabei ist - der Lieblingsfarbe, dem bevorzugten Transportmittel und sexuelle Vorlieben fragen.

Siehe auch:
Der User ist der Content ist der User ist der... bei reticon
Desinformation
Sexualverhalten ein Indiz für Terror

Porno bizarr!



Mittwoch, Juli 30, 2008

Falls mal jemand danach fragt...

"Von zehn festen EMMA-Mitarbeiterinnen leben zur Zeit sieben mit Männern und drei mit Frauen." (Emma)

Qualifikation

Stellt Google eigentlich nur Alkoholiker ein?

Reporterleistung

Den Besuch des US-Präsidentschaftskandidaten Barack Obama in Berlin verarbeitet die Bild-Zeitung mit Journalismus auf dem analytischen und sprachlichen Niveau eines Teenager-Chats ("Ich so... NE! Und die so: Doch! Ich so: WAHRSCHEINLICH! Irgendwie so keine Ahnung halt...") und bot einen "Bericht" über die Begegnung einer Bild-Reporterin mit Obama in einem Berliner Fitness-Studio:

<<„Hallo, wie geht’s?“, fragt er auf Englisch
mit kräftiger, sehr männlicher Stimme. Ich antworte: „Sehr gut. Und wie geht es Ihnen?“ ER: „Sehr gut, danke!“
Am Ende gab es sogar noch ein Foto mit den beiden.>>
(Bild)



Während Obama sich von der Bild-Frau gelinkt fühlte, die sich nicht als Reporterin zu erkennen gegeben habe, sondern Obama, als dieser das Fitness-Studio verlassen wollte - lediglich um ein Foto gebeten habe, sich amerikanische Medien über den schwülstigen Poesie-Album-Stil (Barack Obama legt den Arm um meine Schultern, ich fasse ihn um die Hüfte – wow, er schwitzt nicht mal! Ich denke: WAS FÜR EIN MANN!") eher amüsiert zeigten, lobte Kai Dieckmann, wie Hans Leyendecker in der SZ referiert, die investigative "Reporterleistung", mit der die Bild-Sportlerin "Obamas ausgeklügelte, bis ins letzte geplante PR-Inszenierung für den US-amerikanischen Wahlkampf gestört [hat]. Das war eine tolle Reporterleistung, denn Bild ist nicht Teil der Wahlkampfmaschinerie" (SZ)

Montag, Juli 28, 2008

Nich kieken - koofn!

Wenn man auf einen Flohmarkt geht, kommen einem ja die verschiedensten Dinge unter die Augen. Alte Möbel, gruselige Schallplatten, unerträgliche Klamotten die dann mit TREND! behauptender Haltung von ungepflegten Schlafwandelnden 20somethings offensiv zur Schau getragen werden. Manchmal bleibt einem aber auch nur einfach die Spucke weg, was Menschenhand alles schafft, wie z.B. diese kolossalen Figuren, die für den Sensationspreis von nur 28 Euro auf dem Flohmarkt am Berliner Mauerpark angeboten wurden:




Es bleibt, wie so oft, nur Burt Young aus ES WAR EINMAL IN AMERICA zu zitieren: "Das Leben ist noch verrückter als Scheiße!"

Berlin rockt