Samstag, November 15, 2008

Pädagogik

I offer these simple child raising tips. Tip #1: Set some rules. Don't worry if a rule makes sense. The important thing is that it's a rule. Arbitrary rules teach kids discipline: If every rule made sense, they wouldn’t be learning respect for authority, they’d be learning logic. So go crazy with the rules.The time your child spends figuring them out is time they won't stapling firecrackers to the neighbour's dog. Here's a couple of arbitrary rules I like to throw out: Wash your hands before talking to strangers. If you look at a cat and it sneezes - no desert for a week! "red" means "stop", "green" means "go" and purple means "wednesday". I'm very firm on that one!

Steven Colbert

Newsflash

Bundesbildungsministerin Schavan erklärte bei der Jahrestagung der Initiative D21: "Informations- und Kommunikationstechnologien werden in der Bildung immer wichtiger". Währenddessen kippte in China ein Sack Reis um.

Robotronic

Mitleid für Rebecca Casati. Nicht weil sie mit dem Tom Cruise Fanclub verheiratet ist, sondern für das Interview mit Leonardo di Caprio (dessen Webseite von ausgesuchter Hässlichkeit ist) für die Wochenendbeilage der Süddeutschen Zeitung mag nicht leicht gewesen sein. Sie beschreibt seinen Stil, dass der 34jährige eine ihm gestellte Frage wiederholt und dabei die Schlüsselwörter immer so betont," als sei das jeweils die irritierendste Frage, die ihm je untergekommen sei". Aber das Ergebnis macht Spaß zu lesen.

Casati: "Seit "Titanic" kennt man Sie in jedem Winkel der Welt. Reagieren die Menschen in den unterschiedlichen Regionen unterschiedlich auf Sie?"
di Caprio: "Reagieren Sie unterschiedlich auf mich? Absolut." [...]

Casati: "Dabei hätten Sie Ihre komische Seite zeigen können. Falls es die gibt."
di Caprio "Falls es die gibt? Viele Leute haben mir bestätigt, dass es die gibt. Wenn ich über einen Spionage-Thriller wie "Body of Lies" spreche, erscheine ich nicht so."

Casati: "Nein. Sie erscheinen eher - streng."
di Caprio: "Ich erscheine Ihnen eher - streng?"

Casati: "Es heißt, Sie sind ein toller Imitator."
di Caprio: "Ein toller Imitator? Sagt wer?"

Casati: "Die vielen Leute, vor denen Sie offenbar mal jemanden toll imitiert haben."
di Caprio: "Die vielen Leute, vor denen ich mal jemanden toll imitiert habe?"

(Text: SZ /Bild: schwarzsi)

Schande! Schande!

"Schande, Schande!" Kaum hatte der Vorsitzende Richter das Urteil verlesen, sprangen zahlreiche Zuschauer auf und machten ihrer Empörung Luft. Staatsanwalt Enrico Zucca standen die Tränen in den Augen angesichts der Flut der Freisprüche, die der Richter verkündete. 29 Polizeibeamte hatte er vor Gericht gebracht, als Verantwortliche des brutalen Sturms auf die Scuola Diaz in Genua am Ende des G-8-Gipfels vor sieben Jahren. Verurteilt wurden am Donnerstagabend nur 13, die ranghöchsten Angeklagten wurden freigesprochen." (taz)

Genua 2001 bleibt unvergessen

Unternehmenskommunikation

Unternehmenskommunikation zielt zumeist darauf ab, durch gezielte Außendarstellung das Bild eines Unternehmens in der Öffentlichkeit positiv zu beeinflussen. Das ist bei Unternehmen wie Bionade, Greenpeace oder Ärzte ihne Grenzen eigentlich ein Leichtes. Was ist schließlich gegen Umweltschutz oder die Hilfe für notleidende Menschen zu sagen?

So gesehen stellen eigentlich Unternehmen, die "nicht leicht zu kommunizierende" Produkte wie Waffen herstellen, im Ruf stehen umweltschädlich zu sein (Monsanto), Mitarbeiterrechte zu verletzen (Lidl, McDonalds), gierig (alle Stromkonzerne und Banken), in die Krise geraten (UNICEF) oder einfach nur allgemein ein negatives Image haben (Deutsche Bahn, Telekom, Mobilfunkanbieter) erst eine echte Herausforderung für Öffentlichkeitsarbeit dar.

Ein Image durch gezielte PR so zu verändern, dass es in der öffentlichen Wahrnehmung sich verändert, ist die Meisterprüfung für Unternehmenskommunikation. Dies betreibt man am besten durch "pro aktive" Kommunikation, also nich , indem man in Deckung geht und sich verbarikadiert, sondern in die Offensive geht, um die öffentliche Sprachregelung steuern zu können, einen Einfluss auf die im Umlauf befindlichen Bilder und Interpretationen zu haben. So unterstützen dann Zigarettenkonzerne dann Gesundheitskampagnen, die Jugendliche über die Gefahren des Rauchens aufklären, sponsorn Autokonzerne Umweltprojekte und fördern Textilunternehmen Bildungsmaßnahmen für Entwicklungsländer. Gerade in "grünen Zeiten" wie diesen, ist es für Unternehmen zunehmend wichtig, ihre Umweltfreundlichkeit und soziales Engagement zu demonstrieren, da der "grüne Faktor" zunehmend ein Produktmerkmal geworden ist. Steht der Kunde vor zwei ähnlichen Produkten ist die Wahrscheinlichkeit, dass er sich für eines entscheidet, dass in irgendeiner Form sich das Label "Bio" zuschreibt oder dem Kunden den Eindruck vermittelt, dass er durch seinen Konsum am Ende noch etwas Gutes tut, wird dies seine Kaufentscheidung beeinflusse.

So hatte Bitburger zu Zeiten der Europameisterschaft eine Aktion, bei der pro verkauften Kasten Bier ein bestimmter Geldbetrag für die Entstehung von "Bolzplätzen" verwendet werden sollten. Mit dem Slogan "Gute Sache, gutes Bier!" startete am 1. April 2006 der Bierbrauer Krombacher eine "Spenden-Offensive", bei der für jede verkaufte Flasche Krombacher ein Cent gespendet wurde. So wurde die "WWF-Krombacher Regenwald Stiftung" gegründet.

Der stille Wasserproduzent "Volvic" hat sich mit UNICEF zusammengetan und wirbt mit der Trinkwasserinitiative ("1 Liter trinken, 10 Liter spenden"): pro verkauften soundsoviel Litern Wasser die Firma den Bau von Brunnen in Entwicklungsländern finanziert.

Bier trinken für die Jugend, Wasser trinken für Afrika, rauchen für den Weltfrieden. So macht Weltretten Spaß. Man muss nicht nur nichts an seinem Konsumverhalten ändern - das Konsumverhalten selbst wird zum politischen, gesellschaftsrelevanten Akt umgedeutet.
Schon die Aktion "Deine Stimme gegen Armut" begeisterte durch ein unmisverständliches Zeichen: Man konnte SMS und E-Mails verschicken, um die G7 Staaten zum Schuldenerlass für Entwicklungsländer aufzurufen. Das wird Angela Merkel & Co mächtig beeindruckt haben.

Im Sinne dieser Strategie der Steuerung der öffentlichen Debatte haben zahlreiche Energie und Atomstromkonzerne in den letzten Jahren enorme Summen in Werbung investiert, die die Unternehmen als Förderer umweltfreundlicher Energien darstellen oder sie in andren Kontexten präsentieren; man denke nur an die berühmten Shell-Jugendstudien.

Der Chemiekonzern Bayer kooperiert seit 2004 mit dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und unterstützt die Jugendarbeit der Umweltbehörde mit einer Million Euro jährlich. Auch der Ölkonzern BP hat erkannt, dass er an seinem Image arbeiten muss. Erster Schritt: ein neues Logo – eine gelb-grüne Sonne –, ein neuer Slogan (BP steht nun für "Beyond Petroleum"), und die Finanzierung von Unterrichtsmaterialien zum Thema Klimaschutz. So lernen die lieben Kleinen schon in der Schule, dass BP irgendwie etwas mit Umwelt und Umweltschutz zu tun hat - und nicht, dass BP sein Geld mit dem Gegenteil verdient.

Shell feilt mit Spielen und Filmen ("Clearing the air") am Umwelt-Image. McDonalds steuert gegen das Trash Image mit Lounge-Cafe-Haus-Inneneinrichtung, Salaten, Mehrweg-Verpackungen und annoncierten "Bio-Produkten".

"Clean the Air" - Shell Spiel und Spaß Seite

Bei der Telekom in der Kommunikationsabteilung zu arbeiten macht bestimmt besonderen Spaß, gibt es hier doch reichlich zu tun. Eigentlich könnte man an den Bonner Konzern direkt eine Ausbildungsabteilung für angehende Pressesprecher und Spin-Doktoren anschließen. Soviele Probleme, Skandale und kritische Situationen gibt es sonst nur noch bei Siemens.

Um so mehr fragt man sich, warum die Unternehmenskommunikation den Begriff der "Bespitzelungsaffaire" in ihrern Mitteilungen verwendet - und nicht von "schwerwiegenden Vorfällen im Umgang mit Mitarbeiterdaten" oder "Verletzung der Informationsautonomie" spricht.

Zum Thema auch:
Der Beginn des Dr. Spin über in der Online-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung.
"Reif für die Pinsel" über die Unternehmens-PR von Energiekonzernen im SZ-Magazin

(Bild: SZ-Magazin)

Freitag, November 14, 2008

Wochenende!



Bruce Springsteen - Thunder Road

Ann Coulter

Die Süddeutsche Zeitung überrascht heute im Medienteil mit einem unkritischen Interview der ultrarechtskonservativen Kolumnistin Ann Coulter (siehe hier und hier), in dem sie unkommentiert ihr Gift verspritzen kann: "Heute ist Liberalismus eher Plutokratie. Es sind einfach reiche Leute, die sich über Sachen Gedanken machen, für die sich normale Leute nicht interessieren. So etwas wie Schwulenehe."

Coulters Bücher mit Titeln wie "Wie man mit Liberalen spricht (wenn man es denn unbedingt muss)" oder "Wenn Demokraten Hirn hätten, wären sie Republikaner" liegen auf den Bestsellerlisten immer vorne. Die Gallionsfigur der konservativen Rechten schockiert immer wieder mit ihren hasserfüllten, verunglimpfenden, hetzerischen Äußerungen.

In einem Interview mit dem New York Observer erklärte Coulter zu dem US-amerikanischen Attentäter Timothy McVeigh, der 1995 einen in Oklahoma City einen Bombenanschlag auf ein regierungsgebäude verübte und dabei 168 Menschen tötete und über 500 verletzte: "Ich bedaure nur, dass Timothy nicht zum Gebäude der New York Times gegangen ist." ("My only regret with Timothy McVeigh is he did not go to the New York Times Building."). "Liberalismus und Terrorismus - unterschiedliche Stadien derselben Krankheit." In ihrer Kolumne drei Tage nach dem Anschlag auf die World Trade Center am 11. September schrieb Coulter "Wir wissen, wer diese mörderischen Irren sind. Es sind diejenigen, die jetzt tanzen und jubeln. Wir sollten in ihre Länder einmarschieren, ihre Führer umbringen und sie zum Christentum bekehren." (We know who the homicidal maniacs are.They are the ones cheering and dancing right now. We should invade their countries, kill their leaders and convert them to Christianity.")

Anhänger wie Gegner lesen ihre Bücher, hören ihre Lesungen und Vorträge. Es gibt sogar eine eigene Spielzeugpuppe, die auf Knopfdruck Ann-Coulter-Zitate von sich gibt. Auch in Fernsehshows ist sie ein immer gern gesehener Gast. Mit ihren polarisierenden Ansichten, die sie nicht selten pointiert formuliert, den garantierten Ausfällen und Beledigungen (SZ: Gibt es eigentlich für Sie einen Unterschied zwischen Liberalen und Kommunisten? Ann Coulter: Liberalismus und Kommunismus? Ich denke die Liberalen haben bessere Zähne und hübschere Kleider. ) , treibt sie die Einschaltquoten nach oben.
So wie man sich Nina Hagen oder Helmut Berger immer wieder einlädt, in angstvoller Erwartung einer bekannten Freakshow, die einen peinlich berührt, abstößt - aber v.a. nicht kalt lässt, enttäuscht Ann Coulter ihre Gastgeber nie.

So mag es vielleicht diese voyeuristische Lust gewesen sein, aufgrund derer die SZ das Gespräch heute in ihrem Medienteil abdruckt, oder die Aussicht darauf, dass man das Interesse und die Neugier, mit dem Menschen sich Inhalte zumuten, die sie aus den verschiedensten Gründen ablehnen oder nicht vertragen wie z.B. Horrorfilme oder warum man "peinliche Momente" zu gleichen Teilen meidet, wie auch von diesen magisch angezogen wird, weil der "Kitzel", der Thrill und die Wallung, die diese verursachen als lustvoll erlebt werden, publizistisch abernten kann.

Das Interview ist im Rahmen der Recherchen für ein Doku-Dramas über den US-Senator Joeseph McCarthy entstanden. McCarthy hatte in den 60er Jahren als Vorsitzender des "Ausschusses für antiamerikanische Umtriebe" Hatz auf (vermeintliche) Kommunisten gemacht. In den letzten Jahren gibt es verstärkte Versuche der politischen Rechten in den USA, McCarthy zu rehabilitieren. Eine, die dies verstärkt betreibt, ist Ann Coulter. Dass sie in der Süddeutschen eine Plattform gestellt bekommt, ihre unerträglichen Ansichten zu verbreiten, ist bedauerlich.

Mittwoch, November 12, 2008

Zäh wie Lava

Die Süddeutsche guckt ZDF:

"Doch das Drehbuch sieht [...] Sätze vor, die auch für diesen Film stehen könnten: "Wo keine Überraschung ist, kommt irgendwann die Langeweile angekrochen - wie Lava." Zäh fließen die Dialoge, und damit noch der Letzte kapiert, dass die Hausfrau einen Verdacht hegt, muss sie ihre Gedanken laut vorsagen, als sie die Taschen des Gatten durchsucht. [...]
Das ZDF hat versucht, lustig zu sein, es hat sogar den Komiker Dirk Bach für eine Nebenrolle engagiert - aber herausgekommen ist bloß eine Art deutsche Pilcher-Klamotte, die an ihrer Harmoniesucht erstickt."

Wifi-Nation

"Wie eine moderne Gesellschaft hingegen das Recht auf freien Internet-Zugang für Jedermann in den Alltag umsetzt, kann man in Estland bewundern: Hier gibt es flächendeckend freies Internet. Cafés, Museen, Tankstellen und seit einigen Monaten sogar Bus und Bahn bieten kostenloses WIFI. In der Innenstadt von Tallinn hängen überall Straßenschilder, die auf staatlich gesponserten Datenfunk hinweisen. Und nicht mal die Luxushotels der Stadt - sonst die schlimmsten Beutelschneider - können es sich hier leisten, für Internetzugang Geld zu verlangen."

Morgenkommichspäterrein gefunden bei Prokrastination

Palin Terminator

"Die einzig gute Sache an John McCain ist, dass er uns eine wirkliche Konservative geschenkt hat, Sarah Palin. [...] Wie Sarah Connor in "The Terminator," ist Sarah Palin dazu bestimmt eine neue Bewegung hervorzubringen. Deshalb versuchen die Demokraten sie umzubringen. Und Arnold Schwarzenegger ist auf eine gewisse Weise auch beteiligt."

Wie immer ausgewogen, sachlich und angemessen im Stil: Ann Coulter

Google Flutrends

Immer wieder wird in der Öffentlichkeit über die Macht des Internet-Suchmaschinenbetreibers Google berichtet und diskutiert. Seit dem Start vor zehn Jahren ist Google zum Marktmonopolisten geworden. Das Wort "googlen" ist mittlerweile das Synonym für die Suche nach Informationen im Internet. Folglich wächst dem Unternehmen, dass den Algorythmus, auf dem basierend die Suchergebnisse erstellt und gelistet werden, hütet wie die Cola-Rezeptur, eine dominante Stellung zu: Wer bei Google nicht auf den ersten beiden Seiten erscheint, existiert praktisch nicht.

Insbesondere Datenschützer und kritische Netz-Organisationen bemängeln Googles Informationspolitik zum Umgang mit Nutzeranfragen und Kundendaten. Es wird befürchtet, dass das Unternehmen Suchanfragen und die im Rahmen der vielen Google-Anwendungen wie wie z.B. dem Blog-System Bogger, Google-Health, Google-Text und Tabellen, Google-Maps etc.) anfallenden Informationen speichert und für sinistre Zwecke bündelt, miteinander kombiniert und auswertet.

Schon jetzt macht Google mit dem Wissen über seine Nutzer Geld und bietet den Werbekunden an, ihre Botschaften passgenau an die richtigen Abnehmer und Zielgruppen zuzustellen. So durchforstet das Google-Mailprogramm "Googlemail" automatisiert die verschickten Texte und blendet beim Empfänger Werbung ein, die an Schlüsselbegriffen in den Mailtexten angepasst sind. Berichtet man in einer Mail über den schönen Urlaub in Griechenland wird folglich Werbung von Hotels in Griechenland, Billigflügen nach Athen oder Sprachkurs-CDs Griechisch eingeblendet.

Nun hat Google die anfallenden Datenmassen zu einer weiteren, scheinbar v.a. hilfreichen Anwendung gebündelt: Google Flutrends bildet Suchanfragen zu Grippe-Symptomen geographisch ab. Durch diese Lokalisierung sollen mögliche Grippe-Epedemien frühzeitig erkennbar werden.


Die dahinter stehende Annahme liegt auf der Hand: Wenn Menschen krank werden, erste Erkältungssymptome zeigen, googlen sie die Symptome. Wenn Suchanfragen zu entsprechenden Schlüsselbegriffen wie "Schnupfen", "Kopfschmerzen", "Grippe" etc. in einer Region signifikant zunehmen, darf vermutet werden, dass hier eine Grippewelle im Ausbruch begriffen ist.

Eine sinnvolle Anwendung. Dennoch: Google Flutrends ist nur ein neuerliches Beispiel dafür, wie aus Daten durch Kombination Informationen werden. Dieses Potential hat durchaus kritische Komponenten.

Im Rahmen der Debatte um die Patientenkarte, eine Chip-Karte für Krankenversicherte, ging und geht es um die Frage, was hier gespeichert werden soll. Es gibt Forderungen, Diagnosen, Krankheitsverläufe oder auch Bluttyp, Erbkrankheiten usw. auf dem Chip zu speichern. Dadurch würde vermieden, dass Daten mehrfach erhoben würden, eine zielgenauere Behandlung würde ermöglicht etc. Aber ebenso wäre denkbar, dass z.B. private Krankenversicherungen diese Informationen nutzen, um ihre möglichen Kosten zu reduzieren, in dem sie per se Menschen mit der Veranlagung zu bestimmten Krankheiten ausschließen. Von hier aus, lassen sich viele Einzelinformationen vorstellen, die in anderen Verwendungskontexten ihre Harmlosigkeit verlieren und deutlich machen, was Privatsphäre wert ist: Man stelle sich vor, man arbeitet für einen kirchlichen Träger, aber dieser kann in Erfahrung bringen, für welche Bücher, Filme oder sonstige Themen man sich interessiert.

In dem Film Se7en (Sieben) ermittelt der von Morgan Freeman gespielte Detective eine kleine Gruppe in Frage kommender Verdächtiger, indem er eine Reihe von Buchtiteln zusammenstellt, die zum ideologischen Hintergrund einer Mordserie passen und vom FBI, das diese Daten erhebt und speichert, überprüfen lässt, wer zuletzt diese Titel in öffentlichen Bibliotheken ausgeliehen hat.

Es zeigt sich: Je mehr Daten auflaufen und je valider die abgeleiteten Muster und Typologien werden, desto problematischer wird der Aspekt des Umgangs mit ihnen. Allein der Anwender kann hier durch einen kontrollierten und kritischen Umgang mit Daten und Informationen entscheiden, wie wichtig ihm seine Privatsphäre ist.

(NT/heise/SZ/reticon - Bild: giselaroyo, SXC)

Zum Thema auch: Stasi 2.0 und Desinformation

...but then again... too few to mention

"As his presidency nears its end, a reflective President Bush suggested Tuesday that he regrets some of his more blunt statements on the war on terrorism over the last eight years and said he wishes he had not spoken in front of a "Mission Accomplished" banner only a month after U.S. troops in Iraq were deployed. Bush told CNN's Heidi Collins when asked to reflect on his regrets over his two terms as president.
Bush told CNN's Heidi Collins when asked to reflect on his regrets over his two terms as president. "I regret saying some things I shouldn't have said," Bush told CNN's Heidi Collins when asked to reflect on his regrets over his two terms as president. "Like 'dead or alive' and 'bring 'em on.' My wife reminded me that, hey, as president of the United States, be careful what you say." (CNN)

Also wirklich ... kann ICH doch nicht wissen, dass man als US-Präsident aufpassen muss, was man sagt. Als wenn STÄNDIG alle darauf achten, was man da sagt...

(Bild: CraigPJ/SXC)

Dienstag, November 11, 2008

Jeder Jeck is anders



In England, Polen und anderen Ländern wird heute des Waffenstillstands des ersten Weltkriegs gedacht. In Köln, Düsseldorf und anderen Städten ist es an diesem Tag traditionell toleriertes Verhalten, tagsüber betrunken zu sein. Jedem Tierchen sein Pläsierschen.

Ansichtssache

Man kann sich nur wiederholen: Oftmals ist der Sportteil der Süddeutschen Zeitung sprachlich und inhaltlich der Beste der gesamten Zeitung. So z.B. auch in der Nachberichterstattung zum Spiel Schalke gegen München.

"Auch Bayern-Manager Uli Hoeneß, der noch vor wenigen Wochen eine angenehme Bettruhe wünschte und dann wortlos entschwand, übertraf sich diesmal nach Spielende mit Lobpreisungen des eigenen Personals. Von einem "unglaublichen Spiel beider Mannschaften" sprach er, womit auch die letztlich bemitleidenswert einfallslosen Hausherren wenigstens einen Fürsprecher hatten. "Selten haben die so gut gespielt", fügte Hoeneß großzügig an, und auch Michael Rensing, der eigene Torwart, habe übrigens "das Spiel mit gewonnen und heute auch die Ausstrahlung gehabt, die man ja ein bisschen vermisst hat". Hätten die Bayern nicht zum Flieger gemusst - Hoeneß hätte vermutlich noch die Qualitäten des geschassten CSU-Tandems Huber/Beckstein ins rechte Licht gerückt. [...]
Dass sich die Bayern in Schalke trotz Luca Tonis frühem Führungstor eine halbe Stunde in der eigenen Hälfte hatten einschnüren lassen müssen, als seien sie Arminia Bielefeld in Unterzahl, stand jedenfalls später nicht mehr zur Debatte." (SZ)

Sonntag, November 09, 2008

Abhängig beschäftigt

Aus dem Newslettter der oft famosen Sibylle Berg:

"Sieben am Morgen. Bellevue in Zürich. Umschlagplatz der Trams, Umsteiger aus den Vororten, auf dem Weg in Büros. Wie Kinder, in Uniformen gezwängt von hektischen Eltern, viel zu früh. Die Gesichter blass, die Uniformen kratzen, sie müssen aus einem Kinderschlafgesicht ein Erwachsenen Gesicht machen. Schnell. Jetzt. Und ab in Büros, in Verkaufsräume. Nicht zu spät kommen, nur nicht. Solche Angst vor dem Zu spät kommen, dem nicht genügen, dem Ausgetauscht werden. Von wem nur. Manche haben vielleicht noch einen Chef- Lebendig. Jung, dynamisch. Ein Arschloch in jedem Fall.

[...]

Den ganzen Tag verkaufen, eine Stunde Mittagspause, aber nur nicht überziehen, nicht aus der Masse ragen, nicht auffallen, sich ducken. Nach Dienstschluss in eine Bar. Den Stress wegsaufen. Dazu eine rauchen, Geht bald nicht mehr. Dann wenigstens einen Joint- der ist verboten. Klar, daran verdient der Staat auch nichts, es macht keinen Kater nicht aggressiv, nicht blöd genug. Trinken sollt ihr. Trinken Freunde, um zu vergessen, was da passiert, mit euch und eurem Leben, nicht hier in der Stadt, dass ist zu teuer, da sind die Spekulanten vor.

Wartelisten für die neuen 20 Tausend Fränkigen Mietwohnungen am Bellevue in Zürich. Nicht für dich, ab in die Tram, den Zug und in der Dunkelheit heim, schnell einkaufen, sich von Schlechtbezahltem Kassenpersonal schlecht behandeln lassen, von schlechtgelaunten Kondukteuren kontrollieren lassen, essen, fernsehen , schlafen, morgen von vorne, da geht alles wieder los. Aber gerne. Freiwillig, und wenn wir uns alle gut versklaven lassen, gibt es eine Belohnung: Wir dürfen konsumieren. Hurra. Zeug kaufen, gegen den Frust an, gegen das Gefühl von Sinnlosigkeit an."

Das erinnert sprachlich und thematisch zwar an Mathias Altenburg (oder Altenburg erinnert an Sibylle Berg), der die Unmenschlichkeit der "Info-Elite" beschreibt, die Armut der jungen Anzugträger, die "Beziehung" statt "Liebe" sagen, "clever" statt "klug" sind:

"Banker, Werber, Netzwerkspezialisten, Elite, das alles, jung, hoch qualifiziert, im Zweifel ungebildet. Gut gelaunt und modisch natürlich on top. Denn am teuersten gekleidet ist man immer dort, wo es am unseriösesten zugeht. In den Banken, den Agenturen, den Autosalons. Das rackert zwölf Stunden, das huscht in die Puffs und hängt noch ab beim Table-Dance. "Gerade die stressgeplagten Banker verlangen immer öfter nach einem Gegengift zu ihrem kunstfremden Arbeitsalltag", sagt Peter Eschberg, der Schauspielintendant, damit wir wissen, was man hier unter Kunst versteht." (Die Zeit)

Wie gesagt, Berg erinnert hier an Altenburg oder Altenburg erinnert an Berg - Wie auch immer, macht es die Sache inhaltlich nicht weniger richtig und formal nicht weniger schön.