Samstag, Mai 26, 2007

Erstens Bitch, zweitens Türkin, drittens Akademikerin

Emanzipation direkt aus der Möse, verspricht Reyhan Şahin alias Lady Bitch Ray, die als deutschtürkische Lil Kim hauptsächlich und ausschließlich Porno-Rap fabriziert und dabei sich selbst in Hochglanzverfügbarkeitsästhetik inszeniert.


In Artikeln über Lady Bitch wird immer zunächst eilfertig berichtet, dass sie intelligent sei, was durch Abitur und Studium belegt werde. Das Selbstpornographisierung und Intelligenz sich nicht zwingend ausschließen, scheint den Autoren, die sich "wie ein Aasgeier auf die Klitoris" (John Cleese in Der Sinn des Lebens) auf diesen vordergründigen Widerspruch stürzen, nicht aufzugehen und so soll auch hier brav aufgeführt werden, dass Lady Bitch Ray nach ihrer Magisterarbeit über "Jugendsprache im HipHop" an der Uni Bremen derzeit über "Semiotik der Kleidung" promoviert.

Bekannt ist sie aber weniger als Soziologin, sondern für ihre Musik und ihr Konzept des offensiven Porno-Sprech. In ihren Songs sind Säfteaustauschanimation in allen Variationen zu besichtigen. Auf ihrer MySpace-Seite heißen Links zur Kontaktaufnahme "Quickie", "Gangbang" und "Fuck me". Und natürlich hat sie nicht Freunde bei MySpace, sondern "horny Freunde".

"Mushy Delüks"

Ihre TV-Internetsendung Große Fische, kleine Fische ist im Grunde "MTV most wanted" bzw. das, was Stefan Raab zu Beginn mit Vivasion bei VIVA gemacht hat, nur dass das hier eben alles Porno ist.
Was beim Sehen auffällt ist -neben der Qualität der Produktion - dass Lady Bitch wie eine deutschtürkische HipHip Version von Pipi Langstrumpf durch ihre Sendung wirbelt und dabei bestens amüsiert vermeintliche Reizworte in extremster Über- und Dauerpräsenz benutzt, bis es selbst den männlichen HipHop-Adepten im Publikum zu rätselhaft wird.

Die dadaistisch-kindliche Freude, mit der sie ohne Unterlass nicht nur Porno-Vokabeln skandiert, sondern auch ausgiebig ihre Menstruation, die Schwierigkeiten, Tampons einzuführen und die Problematik Slipeinlagen mit Tangas zu kombinieren, macht das wesentliche Element des Porno, die Erniedrigung der Frau durch die Inszenierung als stets willige, zum Zwecke der Erbauung des Mannes aufgehübschte, Verfügbarkeitsmasse, zunichte. Es ist immer wieder erbauend zu sehen, wie den coolen HipHoppern die Luft ausgeht, wenn ihnen eine Frau, die als Moderatorin die Zirkusdirektorin macht, fröhlich ins Gesicht flötet, ob sie "n geiler Stecher" seien.


Der taz hat sie erklärt, dass es sich hier um eine affirmativ auftretende Form offensiver Emanzipation handelt, also die Brechung der Erniedrigung der Frau, durch Übernahme der Porno-Ästehtik. Emanzipation direkt aus der Möse eben. Wenn man die Bigotterie der Magazin- und Videoclipästhetik oder der Karrierekonzepte von Popsternchen betrachtet, die sich reichlich der Pornogrammatik bedienen, um sich zugleich stets als "hart arbeitende Karrieremenschen", mit Familienwunsch und bravem Hochzeitskitsch darzustellen, kann man das Konzept "Wenn schon, dann auch richtig" nur erfrischend finden.

Wäre der Popzirkus ein Kindergarten, wäre Lady Bitch dasjenige Mädchen, das lautlachend mit voller Absicht und Schwung trotz ihres Kleidchens in die große Pfütze springt, während die Umstehenden nur damit kokettieren. Lady Bitch Ray betreibt die Auflösung des Porno durch Totalisierung und Entgrenzung. Wenn man alle Substantive und Verben seines Sprachgebrauchs pornographisiert, verlieren diese Begriffe ihre Bedeutung, die sie nur vor dem Hintergrund des anderen, des Normalen, nicht-portnographischen gewinnen. Wenn Porno total wird, verschwindet er. Wo alles Porno ist, ist nichts mehr Porno.

Manche werden dies nur für eine weitere Form durchschaubaren Selbstmarketings in einer bislang so noch nicht dagewesenen, die Integrationsfähigkeit des Mainstream einige weitere Grade ins Extreme verschiebenden Weise halten (wobei klar ist, dass es einen Mainstream, der so aufnahmefähig ist, dass Lady Bitch auf einem BRIGITTE-Dinner-Musik-Sampler auftaucht, nie geben wird) - in ihrer Direktheit, Konsequenz und Wucht ist sie nicht zuletzt v.a. unterhaltsam und komisch. Wie ihre Porno-Persiflage eines Preisausschreibens:

"Du willst mit deiner Nase in Lady Rays Muschi? Wenn du Glück hast, wird dein Traum wahr:
Gewinne einen von drei getragenen sexy Fick-Slips von Bitch Ray.

Was musst du tun?

Für Jungs:
Schick ein Foto oder Video an slip@ladybitchray.de in dem du deutlich machst, dass du der geile Stecher bist, der es verdient hätte, Ray verwöhnen zu dürfen.

Für Mädchen:
Zeig deine Titten."

www.myspace.com/ladybitchray

Freiheitskämpfer.

Kabarettisten werden arbeitslos, wenn das Leben die ästhetische Reflexion, ironische Brechung gleich mit erledigt.

"Innenminister Schäuble hat Sympathie für protestierende G-8-Kritiker bekundet. „Die Demonstrationen sind von der Bundesregierung grundsätzlich erwünscht“, sagte er einem Bericht zufolge. Er wandte sich gegen eine pauschale Kriminalisierung der Globalisierungsgegner. Er wandte sich gegen eine pauschale Kriminalisierung der Globalisierungsgegner." (Quelle: FAZ)

Unser Dorf soll schöner werden!

Danke, C&A

Foodwatch

Warum meinen eigentlich alle Restaurants, dass man, wenn man einen "gemischten Salat" bestellt, ein Kunstwerk will, bei dem sich ein Küchen-Rodin an Karotten und Paprika schnitzenderweise vergehen kann, mit Walnüssen, Kokosnuss und anderem Dekorationstinneff?

SO sieht ein Salat aus!

Freitag, Mai 25, 2007

Schulbubiburg

"Ewig dieses Geschnulle, Gewolle und Gelalle, Mann!" und "Unbegründbares Hirngewichse"
sind nur zwei der famosen Sentenzen aus diesem Katz und Goldt Comic:
http://www.katzundgoldt.de/wi_muetterberaterin_1.htm

Mehr Pferde für den Herrenreiter

Stefan Niggemeier hat dankenswerterweise auf einen Spaß hingewiesen. Der Spiegel ist ja schon seit Jahren so etwas wie die GALA für konservative Spießer, hergestellt von Herrenreitern, die inkonsequentes Nichteintreten in die CDU, "Juli"-CD im Porsche haben und in "Artikeln" über DSDS ("So schlecht, dass es schon wieder Kult ist...") hin und wieder ein Kultiviertheit und Connaissance simulierendes Zitat fallen zu lassen oder Namedropping für Grundstudiumsgimpel zu pflegen ("In Zeiten, wo man Dinge irgendwie leicht kopieren kann, hat Benjamin Franklin, Walter Ben Wisch .. na... der Dings aus Mannheim - oder war es Mainz? ... jedenfalls hat der es gesagt...") für einen Ausweis an Coolness halten, mit dem sie Redakteurshasen zu beeindrucken versuchen - und falls das nicht zieht, wird die in der Redaktionskonferenz so lange zusammenkartätscht ("Was ist das denn für eine SPD-Scheiße?!"), bis der Reichsarzt kommt.

"Getriebeprobleme gab es mit keinem der Fahrzeuge."

Jedenfalls wird die montagliche Broschüre von solchen Zigarrerauchern erstellt. Da wundert es nicht, wenn der Larry King-Simulator und Chefredakteurdarsteller es als Teil seiner journalistischen Pflicht versteht, sich "mit Produkten der deutschen Industrie" zu befassen. Ja, wie? Staubsaugerbeutel und Treppenlifte testen? Nö - "den neuen Audi R8, 420 PS, 300 km/h Spitze, 14,6 Liter auf 100 Kilometer, Grundpreis jenseits von 100.000 Euro."

Musique nonstop

Apropos GNTM, noch eine Frage: Warum Monrose Hot Summer hören, wenn man gleich Justin Timberlake Sexy Back hören kann?

Geständnisse gehen weiter.

Nach der Radwelt erfasst das Geständnis-Tsunami weitere Gebiete. Anni: "Eigentlich hätte ich viel lieber gewonnen!" Bruce: "isch muss in meine Hose Kaka maken."

Donnerstag, Mai 24, 2007

Tonnerwetter

Das "Rauschen", das derzeit angesichts der Geständnisse von Radprofis, gedopt zu haben, "durch den Blätterwald" geht, wird vermutlich von noch größeren Skandalen übertrumpft werden. Die Geständniswelle, die gerade im Gefolge der Papst-Begeisterung und des damit verbundenen Katholen-Backlashs zum neuen Extremsport "Extrembeichting" führt, erfasst immer breitere Kreise: Michael Schumacher "Ich habe oft in der Formel 1 gewonnen, weil ich mehr Gas gegeben habe als andere." Dieter Bohlen: "Ich klatsche häufig einfach wahllos Akkorde aneinander und kippe da sinnlose Texte drüber.", Kurt Beck: "Ich weiß gar nicht, was die Leut von mir wollen?", Thomas Brussig: "Die Nutten tun häufig nur so, als ob sie einen sexy finden!", Stefan Aust: "Oft fällt mir erst beim Tontaubenschießen mit Arnulf Baring ein, dass wir noch einen Spiegel zusammenkleistern müssen. Wir nehmen dann schnell irgendein Thema (Bildung - das neue Megathema, Ist Nackt Sex?, Zukunft Internet?) und machen daraus einen Titel."

Mittwoch, Mai 23, 2007

"sauber wie ein Ibis-Hotel"

"Um nur ein Beispiel zu nennen: In einer ihrer jüngsten Ausgaben druckte die Berliner Boulevardzeitung „B.Z.“ unter der Überschrift „Kneifen? Drehen? Oder ziehen?“ einen „Ratgeber für Busen-Liebhaber“ (“So fummelt er richtig“), der in der Erkenntnis gipfelte, mit den Berührungen des Busens sei es „wie mit einer anständigen Käseplatte: Man beginnt stets mit den leichten und zarten, geht danach zu den kräftigeren über.“

Artikel wie diese müssen genannt werden, damit wir wissen, worüber wir jetzt reden. Dasselbe Boulevardblatt, das sich im Übrigen zu Teilen durch Sexanzeigen finanziert, fragte vergangenes Jahr beim Schriftsteller und Drehbuchautor Thomas Brussig (“Helden wie wir“, „Am kürzeren Ende der Sonnenallee“) an, ob er nicht Lust habe, für sie Bordelle zu testen. Es wird wahrscheinlich niemand überraschter gewesen sein als die Redaktion selbst - jedenfalls sagte Brussig zu und testete dann also im Auftrag des Springer-Verlags, der alle Spesen zahlte, die Hauptstadt-Puffs durch. Brussigs Recherchen sind jetzt gesammelt im Piper Verlag erschienen - und zeichnen ein erschütterndes Bild: vom Autor Thomas Brussig."

Der ganze Artikel Das kostet extra in der Online-Ausgabe der FAZ

Top Journalismus

Der Spiegel aus Hamburg ist v.a. wegen seiner Recherche und Hintegrundberichte renommiert, geschätzt und gefürchtet. So wie z.B. diesem Bericht: Ursula von der Leyen trägt einen Minirock und kann die Knie leicht beugen.

Dienstag, Mai 22, 2007

179212

"Jens Söring sitzt seit seinem 19. Lebensjahr wegen des Mordes an den Eltern seiner Freundin in Haft. Er ist heute 40 Jahre alt und soll nach dem Willen der US-Behörden im Gefängnis sterben - obwohl es starke Zweifel an seiner Schuld gibt."

Die Dokumentation "Lebend begraben. Diplomatensohn hinter Gittern" um 22:15 im ZDF, zeichnet den Fall des Deutschen nach, der nicht nur nach Ansicht der ehemaligen stellvertretenden Staatsanwältin seit 21 Jahren unschuldig hinter Gittern sitzt. Keine Augenzeugen, keine Fingerabdrücke, keine DNA - nur Fußspuren, die viel zu klein sind für Jens Söring, den Deutschen, dem man vor über 20 Jahren den Prozess gemacht hat.

Die Filmemacher wurden durch einen Artikel von Karin Steinberger für die Süddeutsche Zeitung über den Fall Jens Söring aufmerksam und begannen die Arbeit an der Dokumentation.

37 Grad: Lebend begraben - Diplomatensohn hinter Gittern, Heute, ZDF, 22:15

Post von Wagner von morgen schon heute

Die Süddeutsche berichtet: "Unbekannte haben in der vergangenen Nacht ein Auto von Kai Diekmann in Brand gesetzt. Die Polizei fand kein Bekennerschreiben, hält aber einen politischen Hintergrund für wahrscheinlich. (...) Inzwischen meldete sich auch Kai Diekmann zu Wort: Das Familienauto, ein Wagen der Mercedes-R-Klasse, sei völlig zerstört. "Das war kein Luxusauto, sondern ein Familienkombi“, sagte Diekmann."

Damit Franz-Josef Wagner nicht so viel Arbeit für seine Kolumne "Post von Wagner" morgen nicht so viel Arbeit hat, haben wir schon mal etwas vorgeschrieben, das er gerne verwenden kann:

Liebe Brandattentäter,

gestern habt ihr den Mercedes von BILD-Chef Diekmann (Studienabbrecher, Preisträger "Goldene Feder", Kanzlerbiograph) angezündet. Dieser brutale Akt sinnloser Gewalt traf kein Zeichen des Bonzentums, wie von Euch Irren aus guten Stücken vielleicht gewollt - sondern einen Kombi.

Ein Kombi ist keine Bonzenkarre. Ein Kombi ist das Symbol für Familie. Kein Potenzprotz-Porsche, kein Raser-BMW, kein Victory-Ackermann-Stellenvernichter-Schlitten, sondern ein Auto, das Windeln transportiert, den treuen Familienhund, auf dessen Rücksitz die Kleinen quengeln, wenn es in den ersten gemeinsamen kleinen Urlaub geht, den die alleinerziehende Mutter sich mit blutigen Händen im Bombenhagel auf der Flucht zusammengespart hat.

Ich frage mich, in welchen Autos Ihr von euren Eltern vom Kindergarten abgeholt wurdet, zur Schule gebracht, zur ersten Sommerfete gebracht wurdet. Das erste Weinen, der erste Kuss, die erste Tour zum Straßenstrich, die erste Fahrerflucht.

Ein Familienauto erzählt mehr Geschichte als jedes Buch.

Kai Diekmann hat drei Kinder. In Zeiten, in denen junge Menschen v.a. ihren Traum nach schnellem Geld verfolgen setzt Diekmann auf altmodisches. Ehe, Kirche, Kinder.

Alles das habt Ihr gestern angezündet. Nicht das Auto ist verbrannt. Die Versicherung wird den Schaden ersetzen. Die Hoffnung auf mehr Kinderlachen in Deutschland ist verbrannt. Wir brauchen mehr Kinderlachen und weniger Molotow-Cocktails auf zerhackte Kinderleichen im Bombenhagel der WK-II-Opfermütter wie meiner Mutter, die meinen zitternden Leib in
klirrender Kälte nur mit ihrer Spucke und der Sehnsucht nach einem neuen Morgen auf den dampfenden Trümmern einer verlorenen Vergangenheit wärmte.

Katholische Kirche, Boogie Woogie, Zungenkuss, Schmetterling, Freiheit, Suff, Hemingway, Rauchen, Sexmonsterfürimmerwegsperren, Studentinnen, Protest, Frieden, kjsajswndwadla
(Im Suff auf der Tastatur eingeschlafen - jetzt muss ich noch schnell in die Paris-Bar, mich mit Matussek und Schirrmacher treffen, einen zwitschern und dann schön zusammen in den neuen Puff -SPIEGEL-Hauptstadtbüro- um die Ecke)

Ihr
F.J. Wagner

Grausames Seminardeutsch

Sehr schöner Text von dem häufig sehr guten Dirk Peitz auf Seite 19 der Süddeutschen über Musikjournalismus in Zeiten rückläufiger Auflagenzahlen und der Entspexung. Insbesondere die nach Berlin umgezogenen Diederichsen-Erben kriegen schön einen drüber: "Sie halten die akademische Sprache ihrer Vorgänger fälschlicherweise für einen Aufruf zu nachlässigem Schreiben. Ein eher plumper antijournalistischer Reflex ist da zu spüren, doch die Folge davon sind grausames Seminardeutsch und unfreiwillige Parodien auf klassische journalistische Formen wie Portrait und Reportage." Recht so!

Montag, Mai 21, 2007

Hauptsache, et knallt

"überflüssige Sexszenen, die kein Mensch braucht". Gibt's das, Mercedes?

Sonntag, Mai 20, 2007

Heckler

Der Alptraum eines jeden Künstlers ist es, von Zwischenrufern gestört zu werden, oder allgemeiner, von Menschen, die den sorgfältig komponierten Gesamtablauf einer Show stören. Helge Schneider kann da ein Lied von singen. Im amerikanischenglischen spricht man von "Hecklern". damit sind aber v.a. Zwischenrufer gemeint, die einen Comedian bei seiner Show unterbrechen und stören.

In der Episode "THE FIRE" der Sitcom SEINFELD wird Jerry von Kramers Freundin Toby geheckled. Erst lacht sie laut und nervt mit Zwischenrufen "That is SO TRUE! THAT'S TRUE!", um dann zu buhen und zu hissen.

JERRY: You boo me?! You hiss?! You didn't stop blathering throughout the whole set!
TOBY: Oh, come on! I thought you're a pro! That's part of the show.
JERRY: No! Not part of the show! Booing and hissing are not part of the show! You boo puppets! You hiss villains in silent movies!
TOBY: Well, that's the way I express myself. How are you gonna make it in this business if you can't take it?

Als Jerry sie nach seinem Auftritt zur Rede stellt vermeldet sie lapidar, dass er, wenn er das nicht aushalte, wohl nicht tough genug für dieses Buisness sei.

Jerry macht sich daraufhin auf den weg in ihr Büro, stellt sich bei ihr in die Tür und buht und stört sie.

TOBY: You know, I have work to do here! I'm very busy!
JERRY: Oh, is this disruptive? You find it hard to work with someone...interrupting?
TOBY: Well, how would you like it if I called security?
JERRY: Security? Well, I don't know how you're gonna make it in this business if you can't take it! Ya gotta be tough! Booo! Boooo!

SEINFELD-Darsteller Michael Richards Karriere erlitt jüngst einen Dämpfer der Sonderklasse, als ein Video eines Auftritts in einem Comedyclub im Internet auftauchte, auf dem zu sehen war, wie Richards in einem Wutanfall über einen Heckler diesen (Farbigen) mit rassistischen Sprüchen belegte.
Richards zeigte sich in der Letterman Show zerknirscht, ohne sich bei den Betroffenen zu entschuldigen und Jerry Seinfeld, der diesen Auftritt vermittelte, erzählt, dass Richards auf der Bühne sich einfach gehen lässt und sich verliert, was andererseits diese Ausfälle nicht entschuldigt. In dem Zusatzmaterial zur Episode THE NOSE Job berichtet Julia Louis-Dreyfus, das Michael Richards sehr sauer wurde, weil sie durch ständiges Lachen eine Szene mehrfach verpatzte. Richards erscheint im Interview auch Jahre nach den Dreharbeiten immer noch nicht amüsiert über das von ihm als mangelnde Professionalität empfundene Verhalten von Louis-Dreyfus.
Was die Schauspielerei und das Comedian-sein anbelangt, ist er offensichtlich ein humor- und kompromissloser Profi, der auch derartig in seiner Performance auf- und abgeht, dass er die Regeln der wirklichen Welt komplett vergisst, wenn es um seine Performance geht.

Anyhoo. Bei YouTube gibt es einige Videos zu besichtigen, bei denen man sehen kann, wie Comedians mit Hecklern umgehen und fertig werden (oder auch nicht). In gewissem Sinne ist der Umgang mit Hecklern die Königsdisziplin für Stand Up Comedians. Eine Show mit einer sorgfältig aneinandergereihten Komposition an Witzen schreiben und aufsagen, performen ist eine Sache - aber in einer Live-Situation mit geistreichen, witzigem talk back auf Zwischenrufer reagieren, dabei den Zwischenrufer wie den Gimpel dastehen zu lassen, der er / sie ist, ist wirklich eine Herausforderung für Live-Performer.

Der amerikanische Fernsehsender NBC hat aus diesem Duo Comedian/Heckler das TV-Format "Last Comic Standing" gemacht. Konzept: Eine Gruppe Comedians tritt in Paaren mit/gegeneinander an. Jeweils ein Comedian steht auf der Bühne und zieht seinen "Act" durch, während der/die andere im Publikum sitzt und hackled. Bei YouTube sind einige Auftritte aus der vierten Staffel zu besichtigen (Hier und Hier)

Das Ergebnis ist (mal mehr, mal weniger) funny und man begegnet einigen talentierten Comedians wie Kristin Key. Was aber auch auffällt, ist - und das ist eine gute Nachricht für alle Web-Designer - dass es selbst im Jahr 2007 immer noch Webseiten gibt, die aussehen, als habe sie ein 11jähriger im Jahr 1987 zusammengebastelt, wie z.B. die Seite von Rebecca Corry, Joey Gay oder Kristin Key.

Still, much work to do.