Samstag, Februar 16, 2013

Schavanengesang

Bild: TITANIC
Nachdem die Universität Düsseldrof Bundesbildungsministerin Annette Schavan den Doktortitel entzogen hat, schlägt Jürgen Kaube in der FAZ vor, dass konsequenterweise nun ALLE Promotionen ab 1980 geprüft werden müssten. 

Das seien etwa 500.000 Arbeiten. Da die Uni Düsseldorf allein für die Arbeit von Schavan zig Monate gebraucht habe, benötige man indes wesentlich mehr Prüfer. Kaube regt ironisch den Start eines Sonderprogramms "zur Akribischen Untersuchung der Gesamtmenge inländischer Altpromotionen (AUGIAS) an. 

"(...) dann müsste in dessen Rahmen nur für eine Prüferzahl von etwa 300.000 gesorgt werden, damit die Sache in gut fünfzehn Jahren erledigt wäre. Das wiederum entspräche ungefähr dem Doktorandenaufkommen von nur fünfzehn Jahren deutscher Universitätsgeschichte. Was uns nun endgültig einer Lösung des Problems nahebringt. Es wird einfach jeder Promovend verpflichtet, nach Abschluss seines Verfahrens sofort und für die nächsten Jahrzehnte Kommissionen zur Überprüfung aller anderen Promotionen zur Verfügung zu stehen. Vermutlich würde allein die Aussicht, so gelesen zu werden, vom Schreiben abhalten, und dann ginge die Sache arithmetisch auf." 
Aber im Ernst: Verschiedene Leitmedien wie Süddeutsche Zeitung ("Die Entscheidung ist juristisch vertretbar, dennoch ist sie nicht richtig."), DIE ZEIT ("Bloß nicht zurücktreten!") und WELT sind sich einig: DIE WELT hält die Entscheidung der Universität Düsseldorf für "infam"
"Die Universität Düsseldorf hat sich für die scharfe Eindeutigkeit ihres Urteils entschieden. Nach der Promotionsordnung steht ihr das frei. Aber weil das nordrhein-westfälische Verwaltungsverfahrensgesetz die Rechtsgrundlage für das Prüfverfahren war, ist der Schritt auch infam. In diesem Landesgesetz gilt eine Verjährungsfrist von 30 Jahren, die im Fall der Zuerkennung des Doktorgrads an Schavan seit drei Jahren verstrichen ist. Das Schlupfloch für die Aberkennung ist die Bestimmung, ein Bekanntwerden neuer Umstände hemme die Verjährung oder lasse sie sogar neu anlaufen. Die Passagen in der Doktorarbeit sind aber nicht neu. Sie liegen seit 1980 zu Tage, die zitierten Werke sogar noch länger. Doktorväter sind auch Aufsichtsräte, und Universitäten haben eine gewisse Mitverantwortung für den Verwaltungs-Rechtsakt Doktorgrad. Sie verleihen ihn ja, statt dass Doktoranden ihn sich einfach selber zusprechen, und es ist nicht zu viel verlangt, dass eine Fakultät vor diesem Rechtsakt die Literaturzitate einer Doktorandin überprüft."