"Andererseits darf man mittlerweile wohl getrost annehmen, dass die Bahn den Schaden für viele Millionen Bahnreisende billigend in Kauf nimmt, um sich der GDL als Gesprächspartner zu entledigen. Anders ist es nicht zu erklären, dass sich der größte deutsche Transport- und Logistikkonzern seit Monaten weigert, ein fünfprozentiges Lohnplus für einige Zehntausend Beschäftigte trotz imposanter Profite zu genehmigen", kommentiert Sebastian Christ in der HUFFINGTON POST.
Bei TELEPOLIS schreibt Patrick Spät, dass "die Deutsche Bahn (und nicht die GDL) die Streiks eskalieren lässt. Andernfalls hätte der DB-Konzern nicht schon 200 Millionen Euro während der Streiks verbraten, mit denen man die Forderungen der GDL locker auf Jahre hinweg hätte finanzieren können. Die Bahn will Stimmung machen für das Tarifeinheitsgesetz, um künftig ihre Lohnarbeiter in Schach halten und besser ausquetschen zu können."
In der taz legt auch Martin Reeh die Bigotterie des konsum- und komfortorientierten Öko-Liberalismus offen:
"die GDL macht das, was eine Gewerkschaft üblicherweise macht, um für die Rechte ihrer Mitglieder zu kämpfen: Sie streikt, weil sie es mit einem renitenten Gegner zu tun hat. Die Bahn verweigert der GDL ein Tarifangebot für einige Berufsgruppen – und hofft statt dessen auf einen billigeren Abschluss mit der willfährigen DGB-Gewerkschaft EVG. Will der Gesetzgeber solch lange Streiks vermeiden, weil er die Bahn zur öffentlichen Daseinsvorsorge zählt, muss er das Zugpersonal eben wieder verbeamten.
Und andererseits treffen Schlagzeilen wie die von Bild und Berliner Zeitung einen Nerv in der Bevölkerung. Selbst viele Teile der grün-affinen Mittelschichten glauben heute, dass gesellschaftliche Veränderungen möglich sind, ohne auch nur kleinste Unbequemlichkeiten oder Wohlstandseinbußen in Kauf nehmen zu müssen."
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