Niklas Maak beschreibt am Beispiel der zu Tode gehypten "Neuen Leipziger Schule" in der FAZ sehr schön, wie sich das Verhältnis von Bürgertum und Künsterbohème umgekehrt hat und es scheint sich der Spruch von Sloterdijk zu bewahrheiten, dass wirklich revolutionär immer nur das Kapital sei. Die Dekandenz kann sich Eskapaden erlauben. Der aus einfachen Verhälntissen einer großen Idee gegen alle (wirtschaftlichen) Widerstände folgende Künstler ist verschwunden gegen ein, an die Fabrikationsfähigkeit des Genies und durch das Studieren Erlernbare Außerordentliche glaubt. So werden Filmemacher, Maler, Bildhauer und Autoren auch zu Berufen, wie alle anderen auch. Durchzogen von den Logiken von Förderprogrammen, Wettbewerben, von Sparkassenvorständen gestifteten Preisen liquidieren sie sich selbst und reihen sich ein in die lauwarme Stipendiatenexistenz:
"Man arbeite hier ruhig und disziplinert, komme täglich morgens, male bis zum Abend und fahre dann heim. (...) Wie in Berlin sei es nict. Keine Lokale, in denen das diskutiert wird, was Kinst sein könnte. (...) Die Verhältnisse haben sich umgekehrt: Während die bürgerlichen Kunstsammler in MIami das nachspielen, was sie für "das Leben der Kunstszene" halten, nämlich Nächte durchsaufen, diskutieren, tantzen, pflegen die von ihnen verehrten Künstler den durch und durch disziplinierten und geordneten Büroalltag des klassischen Bürgers."
Siehe auch Die stille Revolte in der Online-Ausgabe der Zeit