Montag, März 26, 2007

Everything is illuminated

Zuletzt auf Befehl eines cineastisch vertrauenswürdigen Freundes gesehen: EVERYTHING IS ILLUMINATED. Fazit: Die Zigeuner-Musik hat gefallen. Man wundert sich über einen Film der so europäisch aussieht und doch von Liev Schreiber ist (was Kyra Scheuer im Filmmagazin SCHNITT mit "American Kusturica" sehr treffend beschreibt), mit wenig Text auskommt und wenn Dialog stattfindet ist der auch noch russisch.

Zunächst hat man den Eindruck einen Film zu sehen, der sich andeutungsweise als SNATCH ausgibt: Die Handlung wird angehalten und ein Voice Over kommentiert leidlich humorvoll, was wir sehen. Auch ist die Humorausbeute übersichtlich, die sich aus der Aneinanderreihung von Motiven und Situationen ergibt, in denen die osteueropäischen Versuche, westliche Standards zu kopieren, in Szene gesetzt werden.

Der junge Nerd Jonathan, "der vom einstigen Oberhobbit Elijah Wood bis an die Grenze der Nichtschauspielerei beeindruckend ausdruckslos dargestellt wird" (taz), fährt nach dem Tod der Großmutter in die Ukraine, um heruaszufinden, wer die Frau ist, die auf einem Foto neben seinem Großvater steht. Als einzigen Hinweis hat er den Namen einer Stadt: Trachimbrod. Am Ende der Reise wird Jonfen, wie ihn sein ukrainischer Dolmetscher Alex nennt, erfahren haben, dass das Dorf von den Nazis ausradiert wurde und dass die Frau auf dem Foto die erste Ehefrau seines Großvaters war, die ebenfalls von den Nazis ermordet wurde. Der Großvater seines Reiseführers und Dolmetschers ist selbst ein Überlebender des Massakers dem auch die Gesuchte zum Opfer fiel und der durch den Amerikaner zu seinen lang verdrängten Erinnerungen geführt wird und als er schließlich den Ort Trachimbrod gefunden hat, in der Wiedererinnerung an das Ende seiner Reise gekommen zu sein scheint und sich umbringt. So weit so kurz.

Kyra Scheuer schreibt sehr richtig im Filmmagazin Schnitt: "Es gibt satte Farben, skurrile Reihungen, sentimentale Großaufnahmen, erfreulich wenig Dialog, einige sinnvolle neue Einfälle zum Originalstoff, schlecht versteckte pädagogische Zeigefinger, [...], zu große Sonnenblumenfelder, eine Liebe zum Detail, die gefällt, und ganz viel Botschaft und pseudo-philosophischer Überbau zum Thema Erinnern" und beglückt uns mit der Feststellung, "daß Elijah Wood sogar von einem Hund locker an die Wand gespielt wird" und stellt fest: "Der Film will übereindrucken, ich war unterwältigt."