Der Anbieter von kostenloser Chat- und Internettelefonie Skype hat am Freitag eingeräumt, dass die Behörden in China nicht nur die Chats zensieren, sondern zensierte Textnachrichten auf Servern speichern. Wozu das geschieht kann man sich wohl denken.
Schon 2006 hatte Skype darauf hingewiesen, dass die chinesische Version des Programms mit einer speziellen Filtersoftware arbeitet, die Nachrichten, die bestimmte Wörter beinhalten, ausblendet.
Skype-Präsident Josh Silverman zeigte sich nun darüber "beunruhigt", dass die inkriminierten Nachrichten gespeichert worden seien. In einer Stellungnahme erklärte Silverman dass das Unternehmen nicht gewusst habe, dass der Geschäftspartner in China, TOM Online, zensierte Textnachrichten mit vermeintlich heiklen politischen Inhalten auf Servern speichert.
Ei, wer hätte das auch ahnen können, dass ein Land, dass in derselben Stellungnahme als bekannt dafür bezeichnet wird, Zensur zu betreiben, ein Interesse daran haben könnte, Kommunikation nicht nur zu steuern und kontrollieren, sondern auch der Urheber nicht genehmer Kommunikation habhaft zu werden.
Das im chinesischen Internet die Wörter "Tibet" oder "Demokratie" nicht vorkommen, ist trauriges Allgemeinwissen. E-Mails werden durchleuchtet, Suchabfragen zurückverfolgt und wer mehrere Stunden am Stück online ist, macht mitunter die Erfahrung, dass der Staat ihn buchstäblich für mehrere Tage vom Netz nimmt: Wer länger als 1 Stunde online ist, kann ja nur Subversives im Schilde führen.
Würde China nur halb so viel Anstrengungen in der Bekämpfung von Armut, Hunger oder Umweltverschmutzung investieren, wie es in die Ausspionierung der eigenen Bevölkerung investiert, wäre die Welt ein anderer Ort. Und allle machen mit. Google zensiert seine chinesische Suchseite, Yahoo liefert Nutzerdaten an die Behörden, denn niemand will sich den riesigen Markt, den China darstellt, entgehen lassen.
Wenn Siverman am Ende seiner Stellungnahme ein triefiges Bekenntnis zu der "Mission" von Skype, weltweite Kommunikation zu ermöglichen, gibt und so tut, als sei Skype die Speerspitze der Demokratie - allerdings nur "im Rahmen lokaler Gesetze" agieren könne - ist dies nur ein weiteres Stück aus dem Schmierentheater.