Gestern braver Romy Schneider Film in der ARD mit gediegen cremigen Bildern wie eine 2stündige Jakobs-Krönung-Werbung.
Im Anschluss an den Film eine Doku, die exakt diesselben biographischen Stationen deklinierte, die auch der Film zeigte. Da fragt man sich, warum man überhaupt so einen Film macht, anstatt sich gleich auf das ausreichend dokumentierte Original zu begrenzen. Oder das wenigstens Breloer-like mit einer Montage von Originalaufnahmen, Spielszenen und Interviews mit "Zeitzeugen" anzugehen. Oder warum man nicht einen wirklich dramatisierenden Film in Anlehnung an die Biographie gemacht hat, in dem ein Autor nicht das Leben biographisch korrekt und nachbildet, sondern sich auf den emotionalen Kern der Geschichte konzenrtiert? Weil (die Redakteure unterstellen, dass) das Publikum die bekannten Stationen, Bilder, Posen und Figuren sehen und abhaken will (und entsprechend von einem Film erwarten, dass er auf Nummer sicher geht). Weil der Film erst dann als vollständig, richtig und gut bewertet wird, wenn diese inventarische Rezeptionserwartung vollständig bedient wurde.
Die sepiafarbene Harmonisierung "deutscher Themen" und bevorzugt historischer Stoffe in Gestalt von Großproduktionen, die die dargestellten Ereignisse vornehmlich als cineastische Tapete für Vom-Winde-verweht-Posen bekannter Werbeträger und Gala-Party-Report-Hauptdarsteller verwendet, bedient zudem den Trend des Neo-Heimatfilms, für den v.a. die Produktionsfirma Degeto stehe, die auch Romy mitproduzierte, den Georg Seeßlen in der EPD Film zum Start von "Der rote Baron" analysierte.
"Im deutschen Fernsehen hat sich mittlerweile neben den Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen das Genre des Neo-Heimatfilms fest etabliert, das in den verschiedensten Formaten [...] - eigentlich immer nur eine Geschichte erzählt: Die Geschichte vom deutschen Menschen, der in der großen Welt emotionalen, moralischen und ökonomischen Schiffbruch erlitten hat und nun zurückkehrt in seine enge, aber geborgene Provinzheimat, wo er Glück und Frieden findet in der Rettung des familiären Unternehmens und den Armen der Jugendliebe, die er einst schmählich verlassen hatte. Offensichtlich wird das deutsche Fernsehpublikum dieser Geschichte niemals müde, auch wenn sich die Drehbuchautoren kaum noch Mühe geben, nennenswerte Variationen zu erfinden. So wie die Protagonisten zurückkehren, so kehren auch die Träume zurück. Die Menschen in dieser Heimat-Welt benutzen Mobiltelefone und tragen Markenklamotten, aber sie denken und fühlen wie Menschen der fünfziger Jahre. Der Unterschied ist allenfalls ein leichter Hang zur Hysterie und der bemerkenswerte restaurative Elan, mit dem diese heimgekehrten Söhne und Töchter die elterlichen Unternehmungen, die Tierarztpraxen und Ponyhöfe, Bäckereien und Dorfbrauereien wieder auf die Höhe bringen. Auch diese teutonischen Heidis und Geißenpeters können brauchen, was sie gelernt haben: Sie restaurieren die Heimat mit den Mitteln der New Economy."