"die Haltung des Vaters gegenüber allem anderen wird durch nichts als Angst und Misstrauen geprägt, durch den Wunsch nach Isolation und durch die Ablehnung aller Hilfeleistungen gegenüber anderen armseligen Menschen, denen die beiden gelegentlich auf der Straße begegnen.(...)
Im Prinzip leben alle anderen auch nach dieser Devise, und jeder akzeptiert sie als das vorherrschende Gesetz.
Aber je länger man danach lebt, desto unmenschlicher droht man zu werden, gerade auch dann, wenn man sicher zu wissen glaubt, wer die Guten und wer die Schlechten sind, so wie der Vater, der seinem Sohn die Welt erklären muss, nachdem er einen Straßenräuber erschossen hat. (...) je häufiger sich ähnliche Vorfälle wiederholen, desto weniger vertretbar erscheint diese väterliche Haltung, und der Junge droht daran zu zerbrechen. Klarer als sein Vater spürt er, dass sie so nicht überleben werden, weder moralisch noch körperlich. Denn was "die Guten" wirklich ausmacht, lässt sich kaum noch erklären, wenn das, was früher einmal Nächstenliebe hieß, nicht mehr zum Verhaltenskodex dazu gehört. DIE WELT: Killekille "Das wahre Entsetzen gehört den bedingungslosen Schriftstellern, Autoren wie Joseph Conrad, Samuel Beckett oder Cormac McCarthy. Gegen ihren Horror sind die Gespenstergeschichten eines H.P. Lovecraft oder Stephen King bloßes Killekille. Natürlich ist „Die Straße“ trotz allem ein tief religiöser Roman – mit einem Messias im Zentrum. Der Junge trägt die Last der Welt und erlöst sie von ihren Sünden. „Du bist nicht derjenige, der sich um alles Gedanken machen muss“, sagt der Vater. „Der Junge blickte auf, sein Gesicht feucht und schmutzig. Doch, das bin ich, sagte er. Ich bin derjenige.“ Ely, der gar nichts glaubt, verwechselt ihn mit einem „Engel“." Süddeutsche Zeitung: Gegen die Verrohung"Das humanistische Projekt schrumpft zusammen auf den Willen zu überleben, ohne töten zu müssen. Der Mann will die Reinheit des Jungen bewahren, dabei ist es längst der Junge, der durch sein Entsetzen den Vater davor bewahrt, im Kampf ums Überleben selbst zu verrohen." FAZ: Sehen ohne Augenlieder "plötzlich versteht man, was Heinrich von Kleist mit den "abgeschnittenen Augenlidern" gemeint hat in seinen "Empfindungen vor Friedrichs Seelandschaft". Da steht Kleist vor Caspar David Friedrichs "Mönch am Meer", auf dem winzig klein ein Kapuzinermönch von hinten zu sehen ist - "der einzige Lebensfunke im weiten Reich des Todes" -, und er hat das Gefühl, selbst zu diesem Mönch zu werden: "Das Bild liegt, mit seinen zwei oder drei geheimnisvollen Gegenständen, wie die Apokalypse da, und da es, in seiner Einförmigkeit und Uferlosigkeit nichts als den Rahmen zum Vordergrund hat, so ist es, wenn man es betrachtet, als ob einem die Augenlider abgeschnitten wären." Schrecken und Grauen sorgen beim bildbetrachtenden Kleist nicht für erhabene Gefühle, weil das Erhabene voraussetzt, dass der Betrachter Distanz hat und sich in Sicherheit wähnt. Diese Distanz aber ist mit den Augenlidern, die das Blickfeld begrenzen und die Augen schützen, entrissen. Und sie ist es auch bei McCarthy. Beim Lesen der "Straße" bleibt einem die Zuschauerrolle verwehrt. Man selbst wird mit Vater und Sohn zum letzten Menschen, empfindet keine Lust am Schrecken, nur blankes Entsetzen.“ Kundenrezension "Es wird meist nur beschrieben und nicht so viel Wert auf Erklärungen gelegt."