Sonntag, September 01, 2013

LA GRANDE BELEZZA

Egal, was die heulsusigen Kritiker quaken: LA GRANDE BELEZZA ist ein
großartiger Film. Der Film begleitet den Schriftsteller Jep Gambardella auf seinen Streifzügen durch das frühmorgendliche Rom. Er hat gerade seinen 65. Geburtstag gefeiert und hinterfragt die routinierte Leichtigkeit und den damit verbundenen Ennui. 

Als Zeremonienmeister beherrscht er die römische Schickeria der Journalisten, verkrachten Theaterautoren, Salonkommunisten, Galeristen, reichen Witwen, verarmten Adeligen. Jep gibt ausschweifende Parties, dominiert die endlosen Plaudereien geistreicher Oberflächlichkeit (Einem depressiven jungen Mann rät er: "Das Einzige, was man ernst nehmen sollte, ist die Speisekarte."). 

40 Jahre ist es her, das sein erster und einziger Roman erschien, auf dem sich sein Ruhm gründet. Jetzt schreibt er mit spöttisch-ironischer Distanz, die nichts ernst nimmt und auf ihre Weise doch auf der Suche nach Tiefe ist, für eine Zeitung und erinnert sich an vergangene Lieben.
Zweieinhalbstunden lang schwelgt dieser Film in fantastischen Bildern, grandiosen Tableaus, und taumelt von einem irren Einfall in den nächsten poetischen Moment untermalt von einem kongenialen Soundtrack, der Bunga-Bunga-Euro-Trash-Disco und sakrale Vokalmusik vereint.

Die Filmkritik wirft dem Regisseur vor, Fellinis Werk schamlos zu plündern. Da ich noch keinen Fellini-Film gesehen habe (und mich auch frage, ob mich im Jahr 2013 ein Marcello Mastroiani im Schwarz/weiß der 50er Jahre berühren kann), juckt mich das nicht.