Womit der Hipster zum Dienstleister des Standortmarketings geworden wäre, der die Stadt zwecks Hebung der Attraktivität für Investoren und Touristen mit seinem pittoresken Auftreten schmückt.
Das war ja schon bei den Bohemiens von Montmartre vor 120 Jahren ähnlich. Wir haben in Köln einmal das "Ministerium für das Pittoreske" gegründet. Als die Junkies aus der Innenstadt vertrieben werden sollten, haben wir gesagt, die Junkies seien in Wirklichkeit Angestellte des "Ministeriums für das Pittoreske" und müssten daher Schutz genießen.
Deshalb dürfen die Clubs auch nicht drogenfrei werden, wenn Berlin für Touristen und Investoren attraktiv bleiben will. Fisten im Berghain und Koksen auf den Club-Toiletten ist harte Arbeit an der Konkurrenzfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Berlin?
Natürlich nicht nur, das macht ja auch Spaß. Aber klar, in gewisser Weise ist auch das Arbeit. Aber so schlau zynisch, das so zu sehen, ist natürlich niemand in der Berliner Senatskanzlei. Der Kapitalismus, der von diesen Prozessen profitiert, muss am Ende diese kreativen Milieus aus den guten Stadtlagen vertreiben, auch wenn damit Gründe, nach Berlin zu ziehen und hier zu investieren, wegfallen. Er muss sie vertreiben, in der Hoffnung, dass sie irgendwo anders hinziehen und dann in Marzahn eine neue Form von Subkultur-Attraktivität herstellen.
Mittwoch, April 16, 2014
Fisten für den Standortfaktor
Fisten im Berghain und Koksen auf den Club-Toiletten ist harte Arbeit für die Konkurrenzfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Berlin: Diedrich Diederichsen im Interview mit TIP BERLIN zu seinem neuen Buch.