Mittwoch, Januar 13, 2016

Die Heldenreise des Mannes

Das "Zentrum für initiatisch-phänomenlogische Arbeit und Therapie" (ZIPAT) in Köln informiert im aktuellen Newsletter über eine Reihe speziell für Männer konzipierte Termine und Seminare.

Ein Kernangebot ist die "Heldenreise". Ein solches Seminar-Angebot umfasst eine Reihe von Terminen, an denen eine Gruppe Männer über mehrere Tage Kernthemen und existenzielle Fragen (und damit verbundene Ängste und zu entwickelnde Kräfte) des Mann-Werdens und -Seins bearbeiten.

Die verschiedenen Dimensionen des Mann-Seins werden mit symbolischen Figuren, sogenannten "Archetypen" (Krieger, Heiler, Liebhaber, König, usw.) gleichgesetzt, denen bestimmte Qualitäten (sich gegen andere behaupten, konkurieren können; sich auch gegen Widerstand durchsetzen können; sich für sich und andere einsetzen; unabhängig sein können; Führerschaft und Verantwortung für andere übernehmen ) zugeordnet sind.


Die einzelnen Archetpyen werden typischerweise bestimmten Lebensaltern zugeordnet, zu denen bestimmte Themen "dran sind": Unabhängig-werden im Jugendalter, sich-durchsetzen, seinen Platz in der Welt finden und -behaupten im jungen Erwachsenenalter, Verantwortung für andere übernehmen im reifen Erwachsenenalter, usw.
Diese Dimensionen des Mannseins gilt es im Lauf des Lebens zu entwickeln. Dieser stufenförmige Reifungsprozess wartet an den Schwellen des Übergangs mit schmerzhaften oder überfordernden Prüfungen auf, denen es sich zu stellen gilt.

Ein Topos, der sich in archetpyischen Erzählungen wie Märchen, Sagen und Mythen spiegelt: Der Held, der aus der Normalität seines Alltag durch eine Aufgabe gefordert wird, das vertraute zu Hause zu verlassen, sich dabei in der Fremde existenziellen Gefahren stellt, Aufgaben löst und Prüfungen besteht, um am Ende verwandelt als er selbst und doch ein anderer wieder heimzukehren.

Viele Männer (das Konzept gibt es spiegelbildlich auch für Frauen) haben nicht alle diese Phasen abgeschlossen, nur manche Archetypen entwickelt. In der Folge leiden sie an bestimmten Aspekten - etwa an einer als mangelhaft erlebten Konfliktfähigkeit und Angst vor Ablehnung, wenn "der Krieger" nicht ausgebildet ist; oder einem notorisch jugendlichen Verhalten auch im reifen Alter, wenn der Archetyp des "Königs", des reifen Entscheiders und weisen Führers nicht entwickelt wurde.

Im Rahmen von Heldenreisen-Seminaren werden die mit den verschiedenen Archetypen verbundenen existenziellen Fragen adressiert. Dies geschieht vor allem mit körperorientierten Übungen, die den Zugang zu tiefen Gefühlen erschließen sollen. Bei den Übungen werden symbolisch die existenziellen Fragen und Herausforderungen der jeweiligen Archetpyen inszeniert, um im Rahmen der Übung sich der
intensiven Gefühle, die diest auslöst, zu öffnen und damit die Möglichkeit für einen Entwicklungsschritt zu befördern: Wovor habe ich große Angst? Worüber bin ich sehr traurig? Mit wem will ich was klären? An wen habe ich einen alten Wunsch?

Solche Fragen werden in ein inszeniertes Setting übersetzt. Stellvertreter übernehmen Rollen wichtiger Personen. So können Schlüsselsituationen symbolisch gespielt werden, und alte Ängste und Wut, unerfüllt gebliebene Bedürfnisse und Traurigkeit zugelassen, angenommen und integriert werden. Dies kann ein wichtiger Baustein sein, damit die Betroffenen, durch dieses Erlebnis im Inneren bewegt mit dem bislang nicht entwickelten Archetypen in Berührung gekommen und "schmecken", wie es sich anfühlt: die Krieger-Energie (Nein sagen können; mich durchsetzen können; mal riskieren anzuecken), die Königs-Energie (um Rat gefragt werden; Streit schlichten; eigene egoistische Bedürfnisse zum Wohl der Gruppe zurückstellen) usw. zu entwickeln.

Daher nennt sich die Arbeit "initiatisch-phänomenologisch". Phänomenologisch, weil hier mit Erlebnissen, Phänomenen, dem, was ist gearbeitet wird. "Initiatisch", weil dies ein Prozess der "Einführung" ist, bei dem Männer in einer Verbindung mit anderen Männern diese Erlebnisse machen und von ihnen begleitet werden. Diese sich "Seminare" nennenden therapeutischen Konstrukte sind in diesem Sinne ein Ersatz für die in der westlichen Moderne fast völlig abhanden gekommenenen Orte für initiatorische Erlebnisse, Rituale des Übergangs, Zirkel der Einweisung.

Mehr Info auf der Webseite www.zipat.de