Donnerstag, Juli 07, 2016

Warum töten US-Polizisten so viel häufiger als Polizisten in Europa?

In verschiedenen Beiträgen nach den beiden jüngsten Fällen, indenen weiße Polizisten farbige Verdächtige erschossen werden nun Erklärungen gesucht.

So wird - wieder einmal - auf die Verbreitung von Schusswaffen in den USA  hingewiesen: Ein Polizist in den USA muss immer damit rechnen, das ein Verdächtiger bewaffnet ist. Diese permanente, mögliche Bedrohung erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass ein Polizist schneller von der Schusswaffe Gebrauch macht, als ein europäischer Kollege.

Quelle: HUFFINGTON POST
Ein weitere Aspekt, den Paul Hirschfield in einem Beitrag für THE CONVERSATION (der von der HUFFINGTON POST ebenfalls verbreitet wird) aufführt ist der Umstand, dass die Polizei in vielen Standorten unterfinanziert sei. Dadurch würden  Verwarnungsgelder bei Verkehrskontrollen eine wichtige Einnahmequelle. Was dazu führe, dass die Polizei wesentlich mehr Verkehrskontrollen durchführe und strenger auch kleine Vergehen ahnde, als nötig. Zudem sei die Polizeipraxis in europäischen Ländern an strengere Regeln und Standards gebunden, als in den USA. So seien aufgrund der EU Menschenrechtskonvention die unterzeichnenden Länder daran gebunden, tödliche Gewalt nur dann anzuwenden, wenn es "absolut notwendig" sei.

In den USA verlangten dagegen lediglich 8 Bundesstaaten, dass ein Polizist verbale Warnungen ausspreche, während Warn- und Beinschüsse üblicherweise erlaubt seien- Dagegen müssten Polizisten in Finnland und Norwegen die Erlaubnis eines Vorgesetzten einholen, bevor sie auf eine Person schießen.

Ein weiterer Punkt sei der unterschiedliche Charakter der Ausbildung: So gebe es in europäischen Ländern nationale Standards. In Norwegen, Finnland und den Niederlanden müssten angehende Polizisten 3 Jahre eine Nationalakademie besuchen - während Polizeiakademien in den USA ihren Nachwuchs nach 19 Wochen Training auf die Straße schickten.

Auch stünde bei der US-Ausbildung die Anwendung von Gewalt zur Konfliktlösung mehr im Zentrum als Methoden der Deeskalation:
"the average recruit in the US spends almost 20 times as many hours of training in using force than in conflict de-escalation. Most states require fewer than eight hours of crisis intervention training. Desperate and potentially dangerous people in Europe are, therefore, more likely than their American counterparts to encounter well-educated and restrained police officers."