Eigentlich muss man dazu nichts sagen, denn die durchsichtige Kampagne kommentiert sich in ihrer unverfrorenen Anmaßung und Geschmacklosigkeit selbst. Aber weil Schweigen den Megaphonen das Feld ohne Gegenwehr zu überlassen bedeuten würde, sei es doch gesagt: Die aktuelle Plakat-Kampagne der BILD-Zeitung ist von solch unverschämter Anmaßung, dass einem die Spucke wegbleit. "Jede Wahrheit braucht einen Mutigen, der sie ausspricht" schlagzeilt einem "Europas größte und übelste Sexualklatschkloake" (Gerhard Henschel) entgegen und es ist klar, das BILD hier von sich selbst redet - BILD das unbequeme Blatt, Sprachrohr der entrechteten Massen, das es "denen da oben", den "feinen Herren Politikern" so richtig zeigt; und dabei wähnt sich BILD auf demselben Niveau wie andere "Mutige", die denn auch die Plakate zieren: Mahatma Ghandi, Siegmund Freud, Martin Luther King. Es ist schon von kollossaler Geschmacklosigkeit, dass BILD, das in seiner Online-Ausgabe immer nur einen Mausklick von der Pornographie entfernt ist, v.a. aus den Unterhosen der F-Prominenz berichtet, sich auf einer Ebene mit Menschen sieht, die für mehr Frieden ihr Leben gaben.
Lesen Sie zu dem Thema auch Nehmt BILD beim Wort! in der Online-Ausgabe der Taz.