Da ist eine solche klara Ansage natürlich ein Aufreger erster Güte. "Die feinen Herren", "die da oben" nehmen dem "kleinen Mann" immer mehr aus den Taschen und erdreisten sich auch noch solche Sprüche hinterherzuschicken.
Gut beobachtet hat die Taz das Phänomen, dass für den Deutschen die Arbeitsethik mit Qual verbunden ist und also der Urlaub, die Vorstellung der Flucht vor der Arbeit zur Projektionsfläche wird:
"Es ist ein populäres Missverständnis, anzunehmen, dass der Arbeit in der protestantischen Ethik eine positive Rolle zukomme. Das Gegenteil ist der Fall. Arbeit gilt nur deshalb als verdienstvoll, weil sie mit Schweiß und Tränen verbunden ist, Mühe kostet und schlechte Laune bereitet. Wer in seinem Beruf aufgeht, wird als "Selbstverwirklicher" verspottet, wer über seine Arbeit nicht ständig klagt, ist mit der harten Wirklichkeit offenbar nicht recht vertraut. Verstärkt wurde diese Tendenz in Deutschland durch den Krieg: Eine ganze Generation, deren Lebensplanung fremdbestimmt war, gönnte auch den Kindern nicht die Wahl.
Weil Spaß im Alltag nicht erlaubt war, saßen also Millionen von Deutschen jahrein, jahraus im Wohnzimmer und wälzten Urlaubskataloge oder Reiseführer für die eine große Flucht im Jahr. Ein Phänomen, das die Grenzen der sozialen Schichten sprengt. Ob einer nun Ballermann bucht, den DuMont-Kunstführer bemüht oder die Reiseroute entlang der Michelin-Restaurants plant - die Sehnsucht bleibt immer die gleiche." (Unlust im Alltag, Taz vom 19. August)