Montag, Dezember 24, 2007
Duuf
Im Program findet sich ein differenzierter Vortragstitel des unvermeidlichen Prof. Dr. Christian Pfeiffer: "Medien machen dumm und gewalttätig."
Aber der Artikel liest sich sehr lustig:
"Eine Referentin betonte den Namen des Computerspiels "Doom" konsequent wie den Kölner "Dom", was Jugendliche wohl ziehmlich duuf fänden." Im Rahmen der crossover Verwertung bringt die Süddeutsche den Artikel nicht in ihrer Online Ausgabe, sondern im jetzt-Magazin, das per se nur online erscheint.
Sonntag, Dezember 23, 2007
Guilty Pleasure
Man ist aufs Angenehmste über die hochgradige Ironie, zu der Michael Bay fähig ist ("This is easily 100 times cooler than ARMAGEDDON!" ruft ein Jugendlicher angesichts von Meteoritenähnlicheneinschlägen derer er Zeuge wird, aus.) überrascht und bestens unterhalten.
Wie Kevin "The male unbonding" Dunn und Julie White das Elternpaar von Shia LaBeouf spielen, ist schönstes Adlibbing, die amerikanische Familienszenerie, um die herum sich das fantastische Abenteuer anordnet reinster Spielberg, wie auch VARIETY erklärte: Der Film "follows the early Steven Spielberg formula (he's on board as an exec producer): Take a likeable young Joe with an ordinary upper-middle-class family and have him champion some aliens."
Bernie Mac und John Torturro machen die Sache rund, die Effekte sind tadellos.
Wer im Netz sich nach Rezensionen umschaut, wird nur gespreizte Michael-Bay-Reflexe finden von prätentiösen, humorfreien Filmkritikern, die per se meinen, dass seit R.W. Fassbinder kein ordentlicher Filmemacher mehr auf Erden gewandelt ist und STARSHIP TROOPERS allen Ernstes Faschismus vorgeworfen haben. Davon sollte man sich aber nicht irritieren lassen. TRANSFORMERS ist hervorragendste Popcorn-Unterhaltung und beste Sonntagmorgenverarbeitung.
www.transformersmovie.com
Samstag, Dezember 22, 2007
Die etwas andere Meinung
Mittwoch, Dezember 19, 2007
Das Wort, das schreit
Mitarbeiter des Tages
www.andriankreye.com
Dienstag, Dezember 18, 2007
Grenzwertig
"Mit der würde doch jeder einen Tag im Disneyland rumhängen wollen."
Wie wahr!
Apropos Disney: Robin Williams widmet sich in seinen "Stand Up"s häufig den Franzosen, die er immer als eingebildete, dauer-rauchende Typen darstellt. Bei Minute 1:08 erklärt der von
Williams dargestellte Franzose, der soeben seine Liebe für die kurz zuvor noch verachteten Amerikaner wiederentdeckt hat, sobald die Deutschen ihn bedrohen, den Amis, sie könnten ein Disneyland in der Nähe von Paris bauen:
"You can build a Disneyland near Paris. We won't go ... but build it!"
Apropos SZ. Auf Seite 6 oder 8 im Politikteil findet sich das Unicef Foto des Jahres von der sehr guten Fotografin Stephanie Sinclair. Sehr Beeindruckend. (Wagner hat das auch beeindruckt: "Wenn ich jemals wieder geboren würde, dann lieber als Hund als ein Mädchen in Afghanistan.")
Schließlich: Heute fallen die Grenzen zwischen Deutschland und Polen und wie immer stellt die BILD Zeitung die richtigen Fragen:
Montag, Dezember 17, 2007
Nicht in Windeln zum Abi antreten
Die taz macht es richtig und befragt Friedrich Küppersbusch zum Zustand der Welt im Allgemeinen und Borussia Dortmund im Besonderen.
taz: Was war schlecht in der letzten Woche?
Friedrich Küppersbusch: Springer-Chef Döpfner spricht im Spiegel bereits im pluralis majestatis: "Unser Vertrauen in Politikerzusagen war nie sehr hoch. Jetzt ist es unter null."
Was wird besser in dieser?
Wegen des Mindestlohns wähnt Döpfner, mit dem Postdienst PIN "bis zu 600 Millionen verbrannt" zu haben. Endlich mal einer, der Ernst macht mit "Enteignet Springer".
Sonntag, Dezember 16, 2007
BnE
Arbeiter und Bauernstaat
IKEA Köln
Freitag, Dezember 14, 2007
Donnerstag, Dezember 13, 2007
Is death bad?
"We're NOT going to talk about the "funeral industry" in America and how it rips off people - which it does."
Mittwoch, Dezember 12, 2007
Noch einmal: Mein Körper
Mein Körper rät mir:
Ruh dich aus!
Ich sage: Mach ich,
altes Haus!
Denk aber: Ach, der
sieht´s ja nicht!
Und schreibe heimlich
dies Gedicht.
Da sagt mein Körper:
Na, na, na!
Mein guter Freund,
was tun wir da?
Ach gar nichts! sag ich
aufgeschreckt,
und denk: Wie hat er
das entdeckt?
Die Frage scheint recht
schlicht zu sein,
doch ihre Schlichtheit
ist nur Schein.
Sie läßt mir seither
keine Ruh:
Wie weiß mein Körper
was ich tu?
Robert Gernhardt
Siebenmal mein Körper
Mein Körper ist ein schutzlos Ding,
wie gut, daß er mich hat.
Ich hülle ihn in Tuch und Garn
und mach ihn täglich satt.
Mein Körper hat es gut bei mir,
ich geb' ihm Brot und Wein.
Er kriegt von beidem nie genug,
und nachher muß er spein.
Mein Körper hält sich nicht an mich,
er tut, was er nicht darf.
Ich wärme mich an Bild, Wort, Klang,
ihn machen Körper scharf.
Mein Körper macht nur, was er will,
macht Schmutz, Schweiß, Haar und Horn.
Ich wasche und beschneide ihn
von hinten und von vorn.
Mein Körper ist voll Unvernunft,
ist gierig, faul und geil.
Tagtäglich geht er mehr kaputt,
ich mach ihn wieder heil.
Mein Körper kennt nicht Maß noch Dank,
er tut mir manchmal weh.
Ich bring ihn trotzdem übern Berg
und fahr ihn an die See.
Ich rede, er bleibt stumm.
Ich leb ein Leben lang für ihn.
Er bringt mich langsam um.
Robert Gernhardt
Dienstag, Dezember 11, 2007
Sentir
Das Lied komplett gesungen von Estrella Morente...
Der Text zum mitsingen...
Sonntag, Dezember 09, 2007
Nicht lustig
Dienstag, Dezember 04, 2007
Sonntag, Dezember 02, 2007
That's just the way it is ...
Mehr Bruuuuce unter www.brucehornsby.com
Freitag, November 23, 2007
Einfühlsam
"Für diese Entscheidung muss man wirklich Eier in der Hose haben. Ich wünsche ihr alles Gute." (Quelle: Bild)
Donnerstag, November 22, 2007
Lob der Dummheit
Hans-Magnus Enzensberger "Im Irrgarten der Intelligenz", 59 Seiten, 7 Eur
Blasen
"Alle Welt wollte wissen, wie Du riechst, wie sich Deine Haut anfasst, was Du träumst. Der Reporter, der Dich interviewte, war ich. Du warst wunderbar. Ich hab Deine Hände angefasst, Du hast mir Deine Blasen an den Füßen gezeigt. Ich war verliebt in Dich." (Bild)
Der Crisan-Streber
"Bierhoff hat natürlich ein großes Problem: Das Lied "Es gibt nur ein‘ Olli Bierhoff" - das gibt es nicht. Bierhoff ist halt in Italien nur Meister und Schützenkönig geworden, er entschied nur das EM-Finale 1996 mit seinen Toren. Eine Legende wie Völler ist er deshalb noch lange nicht; dafür polarisierte der Stürmer Bierhoff zu sehr, und dafür schloss er ein Studium und einen Shampoovertrag zu viel ab." (Quelle: SZ)
Mittwoch, November 21, 2007
Liebe Anne Will ...
(Quelle: BILD)
Dienstag, November 20, 2007
Sonntag, November 18, 2007
Walk on the wildside
Freitag, November 16, 2007
Larry David
I stare at it for 10 minutes and then go "Ok, I get it.."
Urteilsfähigkeit
So ist auch die heutige Ausgabe des Magazins von einem Künstler, Francesco Vezzoli, "durchregiert". Noch bevor man das Magazin erst mit spitzen Fingern, dann immer verzweifelter vor und zurückgeblättert hat, bevor man die Einsicht zulässt "Heute kein gemischtes Doppel", liegt auch schon die erfrischend deutlich einordnende Mail vom Comedy-Berater in der Inbox:
"bilde mal einen satz mit den worten "heute -sz-magazin - von vorne bis hinten - hundescheisse."
Keine weiteren Fragen - ihr Zeuge.
Donnerstag, November 15, 2007
Was auf meinem Grabstein sehen soll
Google Maps
Genuss, nicht Fluchthilfe
"Durch ihre klischeehaften Ausführungen von dem, was die Autorin unter Familienleben versteht, schlägt ihr Buch in eine Kerbe, die uns in der Emanzipation um Jahre zurückwirft: „Die Mama ist jetzt ein wenig wie Mary Poppins“, schreibt sie. Und: „Eine verliebte Mutter gibt ihren Kindern keinen Anlass zur Beschwerde“. Mit Verlaub, da fällt einem nichts mehr ein. Außer vielleicht, dass eine Mutter kein Dienstleister ist, und sie vor allem sich selbst gegenüber verpflichtet ist, zufrieden zu sein." (Quelle SZ)
Vokabeltrainer
Mittwoch, November 14, 2007
Dienstag, November 13, 2007
Immer noch kein Wochenende!
Journey - Don't stop believing
Man beachte die Gestik bei 1:15 und 2:31, die die Bedeutung des Textes "on and on and on and.." unterstützend erläutern soll.
JD - Book 'em now thank me later
Captured by Robots (Who?)
Sonntag, November 11, 2007
PTA
THERE WILL BE BLOOD!
Schon der Trailer zeigt, dass Daniel Day Lewis mal wieder eine grandiose Performance abliefert, wenn es auch auf den ersten Blick wie eine Variation seines Bill the Butcher wirkt.
SL
Phillip Seymour Hoffman ist Andy, Ethan Hawk sein Bruder Hank. Beide sind in finanziellen Schwierigkeiten und kommen auf die geniale Idee, den Juwelierladen ihrer Eltern (Albert Finney, ) zu überfallen. Natürlich geht die Sache schief und the whole thing explodes in their face. Das Ganze wird dadurch ergänzt, dass Andys Freundin (Marisa Tomei) eine Affaire mit Hank hat.
Somit hat man alle Zutaten, um einen Plot voranzutreiben.
Trailer bei Apple
Kinderbuch
Eine ganz bestimmte Sorte weiblicher Priminenz, die gerne auf Partys herumsteht und sich als Dame geriert und nach Seelenrückführung oder total tiefgehenden Erfahrungen während Dreharbeiten in einem anderen Land, die eigene Ernsthaftigkeit entdeckt, greift dann gerne zum Stift und schreibt ein Kinderbuch.
Warum keinen Roman? Warum keine Balladen, oder humoristische Prosa, oder Filmkritiken? Weil Kinder zur Marke Veronika Ferres, Nina Ruge, Madonna und jetzt auch noch Franziska van Almsick passen. Weil sie dem Irrtum erliegen, dass ein Kinderbuch keine "echte" Literatur sei (im Unterschied zu einem Roman), dass es leichter zu schreiben sei, weil es wenige Seiten habe und eine Backe-Backe-Kuchen-Sprache erfordert und man im Grunde nur Wunderwesen zusammen tolkienen muss.
Bionade-Biedermeier
Aber zum Glück lesen Andere den Eimer und weisen einen bei Zeiten dann auf gute Artikel hin, wie diesen über den "Bionade-Biedermeier, den die "Loha"s im Prenzlauer Berg verbreiten und aus dem Viertel ein saturiertes Gettho der Besserverdienenden machen.
Ein Immobilienmakler ist begeistert:
"In den Wohnungen, die er verkauft, rücken die Küchen in den Mittelpunkt, das gute Leben, umstellt von Bildungsbürgerbücherwänden. „Ich frag meine Käufer immer, ob sie mehr als 3000 Bücher mitbringen – dann muss ich nämlich noch mal an die Statik ran.“ Stahlmann erkennt in seiner Kundendatei mittlerweile „eine neue intellektuelle Schicht, die den Wertewandel im Deutschland der letzten zwanzig Jahre geprägt hat“. Über den Dächern von Berlin setzt sich Rot-Grün zur Ruhe und legt hedonistisch Hand an. [...]
Die Kinder auf den Wartelisten der Kitas heißen in der Regel Paul und Paula, Conrad und Jacob, Marie und Mathilda. Alternativ zu sein heißt hier mittlerweile, in einer Zeit verwirrend vielfältiger Lebensentwürfe zu seiner Bürgerlichkeit zu stehen."
Der ganze Artikel Bionade-Biedermeier in der Online-Ausgabe der Zeit
Samstag, November 10, 2007
Toyota Prosa
Wenn man die famos geschriebene Rezension liest, fragt man sich, warum diese Mühe betrieben wird. Warum mit Kanonen auf Spatzen schießen? Es ist so offensichtlich, dass hier ein
erzählerisches Unvermögens, Abwesenheit von schriftsprachlichem Handwerk, literarische Unbildung (die vielleicht meint, nichts kennen zu müssen, weil sie sich mit Originalität verwechselt) im "Stil der erstbesten Assoziation" einer Oberstufenschülerinnenprosa arbeitet, die nichts außer Plattitüden und Klischees aneinanderzureihen vermag, weil sie von den Dingen, von denen sie berichten will, keine Ahnung hat und daher nur auf die (vermutlich medial) vermittelte Erfahrung aus zweiter Hand zurückgreifen muss, wobei Stilblüten an Klischees gereiht werden und eine Sprache herauskommt"die nichts will, eine Sprache, mit der man auf Nummer sicher geht, wie mit einer Van-Gogh-Reproduktion im Wohnzimmer.", dass man sich also fragt: Warum werden solche Bücher (das Vierte in Folge) geschrieben? Warum gibt es Verlage dies es drucken - ganz einfach: weil es Menschen gibt, "die sich zwar für Literatur nicht interessieren, die aber dennoch "gerne lesen" (Mathias Altenburg)
Was wiederum die Verlagsbranche als die auf Gewinn orientierte Branche erscheinen lässt, die sie ist. Biographien von Dieter Bohlen und Dolly Buster, Mathias Effenberg oder jetzt der Erziehungsratgeber "Was Kinder stark macht" von Boris Becker werden gekauft - und darum geht's. Das herstellen, was die Massen haben wollen. Was ja nicht schlimm ist. Aber dass dieser Woolworth-Betrieb, der schmökerproduzierenden Industrie die Simulation von Tiefsinn betreibt und dabei LeutInnen mit ihren sich eraufrichtig und ernsthaft gemeinten Gedanken verheizt, anstatt dass man ihnen bezeiten eine Umschulung zur Reisebürokauffrau anrät, ist schon ennervierend.
Auf die Frankfurter Messe zu gehen, heißt, den Buchhandel hassen zu lernen
Sibylle Berg schreibt in ihrem Newsletter so richtig"Auf die Frankfurter Messe zu gehen, heißt, den Buchhandel hassen zu lernen. Ich war gerade dort, und weiß, wovon ich rede. Herzlich willkommen im Turbokapialismus [...] Schriftsteller vermag ich keine zu sehen, die wurden entweder von Joschka Fischers Bodyguards in die Ecke getreten, oder waren gar nicht erst geladen worden. Was ich sehe ist: Katja Kessler, Mark Medlock, Jörg Pilawa. Schreibende TV-Köche, schreibende Moderatoren, schreibende Fußballer, Jammergestalten, Fernsehfressen.
Warum die unangenehmste Sorte Mensch Bücher schreibt? Weil es sich lohnt. Weil die uniformierten Herren die heute Buchfabriken wie Bertelsmann, Holzbrink und Random House leiten zwar keine Ahnung von Literatur, wohl aber vom ABVERKAUF haben. Hört man überall: prima ABVERKAUF. Sie fegen mit Wirtschaftsprüfern durch frisch aufgekaufte Verlage, streichen Lektoren und Korrektorenstellen. Braucht man nicht. Was man bracht, ist ein gutes
Marketingkonzept. [...] Als würde die Branche nicht von in Deckel gebundenen Werbebroschüren plattgewalzt. Warum der ABVERKAUF des ganzen Mülls funktioniert? Weil die Menschen noch nie die Schlausten waren, weil einen eigenen Geschmack zu entwickeln mühsamer ist, als den Empfehlungen von Bild und Kerner zu folgen. Hat der auch ein Buch schreiben lassen? Fast bin ich mir sicher, allein die Unterscheidung all dieser Nasen mag mir nicht gelingen. [...] Was hilft mein Gezeter? Gar nichts. Die Leute werden das Zeug kaufen, ein paar wenige, die von Büchern mehr erwarten als Unterhaltung werden in ihre alten Bibliotheken schlurfen und Zola lesen.
Dann eben zum 10 mal. Und hoffen, das die Welt, die immer voller und unappetitlicher wird, sich irgendwann selber reinigt. Vielleicht könnte sie damit in Gütersloh beginnen."
Freitag, November 09, 2007
Donnerstag, November 08, 2007
Informal learning
Dazu braucht es informelles Lernen durch Anschauung und Nachahmung. Indem man von Mitreisenden erfährt, dass manchmal die Steckdosen, die sich in den alten ICE nur an den Tischen befinden, keinen Strom haben, was an den kleinen Lämpchen über eben diesen Steckdosen zu erkennen ist und das dies dann zumeist daran liegt, dass die zugehörige Sicherung herausgesprungen ist.
Diese Sicherung ist aber über ein kleines Loch auf der Unterseite der Leiste, in der die Steckdose sich befindet, zugänglich und lässt sich mit einem Stift, der aber dünn genug sein muss, dass er da durch passt, wieder reindücken und einschalten.
DAS ist relevantes Lernen!
Mittwoch, November 07, 2007
Raumgestaltung
Sonntag, November 04, 2007
Armut macht krank
"Allein im vergangenen Jahr", sagt Ross Isaacs, ein Nierenspezialist der Uni-Klinik in Charlottesville in Virginia, "starben in den USA mehr Menschen an vermeidbaren chronischen Erkrankungen als Soldaten in allen unseren Kriegen seit 1775."
Armut macht stumm in der Online-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung
Wenn der Arztbesuch zum Luxus wird bei D-Radio.de
Freitag, November 02, 2007
Donnerstag, November 01, 2007
Das Imperium schlägt zurück
Nicholas Negroponte hat eine Vision. Als er in Kambodscha eine Schule gründete, eine Satellitenschüssel, Generatoren aufstellte und den Kindern Laptops gab, stellte er fest, das Menschen, die nie zuvor einen Computer gesehen hatten, nicht einmal Elektrizität kannten, innerhalb kürzester Zeit die Rechner benutzen lernten, einander Dinge erklärten und zeigten. Die Kinder nahmen die Computer mit nach Hause und brachten ihren Eltern bei, was sie gelernt hatten. Die Schülerzahlen stiegen rapide an, sobald bekannt geworden war, dass man dort m den Laptops arbeiten könne. Negroponte dachte sich, wie es wäre, wenn jedes Kind sein eigenes Laptop hätte, dass es wie ein Schulbuch oder eigene Stifte behalten und verwenden könne.
Gerade in Entwicklungsländern, in denen es kein ausgebautes Bildungssystem gibt, zu wenig Lehrer, nicht ausreichendes Lernmaterial, könnten Laptops eine Möglichkeit sein, das unerschöpfte Bildungsreservoir zu mobilisieren.
Jedoch wurde schnell klar, dass die gängigen Computer für Regierungen zu teuer und den Bedingungen in Entwicklungsländern nicht angepasst waren. Also formulierte der ehemalige Gründer und Direktor des Media Lab am renommierten MIT eine Visision: Die Entwicklung eines Laptops, dass robust genug ist, unter den besonderen Bedingungen der Entwicklungsländer zu bestehen, dicht gegen Wasser, Sand und Schmutz, besonders stoßfest, ein Display, dass man auch im Freien und in der Sonne verwenden kann und das v.a. billig genug ist, dass Entwicklungsländer sie massenhaft kaufen können, so dass jedes Kind sein eigenes Laptop bekommt.
Diese Vorstellung stand bei der Namensgebung des Vorhabens denn auch Pate: One Laptop per Child, OLPC, heißt das Vorhaben, dass als eine offene, weltumspannende Community ohne öffentliche Gelder arbeitet und keine komerziellen Absichten verfolgt.
Negroponte gelang es, den größten Laptophersteller der Welt, Quanta zu gewinnen. Dieser würde mt der Massenproduktion beginnen sobald bezahlte Vorbestellungen in Millionenhöhe vorlägen. Also musste Negroponte Klinken putzen und Regierungen für sein Projekt gewinnen.
Anfangs wurde Negroponte kritisiert oder belächelt. Intel-Chef Craig Barrett lästerte über das 100-Dollar-Gadget. Hintegrund dürfte nicht zuletzt die Tatsache gewesen sein, dass das 100-Dollar-Laptop oder kurz "XO" nicht mit Intel-Chips arbeitet.
Irgendwann dürfte aber auch Barrett aufgefallen sein, dass er dabei war, einen potentiellen, riesigen Markt an die Open Source Bewegung zu verlieren. Millionen Jugendliche in den Entwicklungsländern drohten mit dem XO, Linux und anderen Open Source Produkten aufzuwachsen. Potentielle Wartungsverträge und Lizenzen mit ganzen Kontinenten würden nicht zu Stande kommen. Also entwickelte Intel das Konzept für einen proprietären Zwilling des XO: Den Classmate.
Der Chipgigant setzte seine gewaltige Infrastruktur und Mittel in Bewegung, um verlorenen Boden wieder gut zu machen. Es wurden Regierungen lockende Angebote gemacht, um bereits gegebene Absichtserklärungen für das XO zu unterlaufen. Negroponte warf Intel vor, ausschließlich Gewinninteressen zu verfolgen und das OLPC Projekt durch negative PR zu schädigen. Die Aktivitäten von Intel (in der Zwischenzeit hat auch Asus mit dem Eee PC ein eigenes Modell auf den Markt gebracht) blieb nicht ohne Auswirkungen. Es gelang Negroponte nicht, einen verbindlichen Deal auf die Beine zu stellen, der Zeitplan des Projekts musste permanent verändert, der Preis des XO nach oben korrigiert werden.
"Ich habe zu einem gewissen Grad den Unterschied zwischen dem Handschlag eines Regierungs-Chefs und dem Unterschreiben eines Schecks unterschätzt.", erklärte Negroponte der New York Times
Um den Projekt neuen Schub zu geben, startete OLPC zuletzt die "give 1 get 1" Kampagne, bei der für eine kurze Zeitspanne das XO in Nordamerika auch im normalen Handel für 200 Dollar gekauft werden kann. Von den Einnahmen sollen Laptops für Entwicklungsländer finanziert werden.
Der Classmate von Intel (links) gegen das XO von OLPC (rechts)
Die Auseinandersetzungen von Intel und OLPC nahmen eine unerwartete Wende, als Intel der OLPC Initiative beitrat. Damit gab Intel aber nicht seine Classmate-Pläne auf und wenn man nun liest, dass Intel genau einen Tag, nachdem OLPC den ersten verbindlichen Deal mit Urugay bekannt gegeben hat, verkündet, seinen Classmate ausgerechnet an Nigeria und Libyen zu verkaufen, die bislang immer als heiße Kandidaten für das XO genannt wurden, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier der Bock zum Gärtner gemacht wurde.
Ein Bock, der gleich in mehrere Gärten das Kommando führt. Denn ausgerechnet Barrett ist auch Chairman der "UN-Initiative Global Alliance for Information and Communication Technologies and Development" (GAID)" und empfiehlt bei der "Connect Africa" - oh Wunder" - dass Afrika auf die Funktechnologie Wimax setzen möge, die zufällig auch zum Kerngeschäft von Intel gehört.
Zum Thema auch:
"Die nächste Milliarde Menschen online bringen" bei Telepolis
"Kinderleicht lernen für alle" bei heise
Mittwoch, Oktober 31, 2007
The Sopranos
Ebenso, dass die Serie und ihre Darsteller mit 21 Emmy-Awards, 5 Golden Globes und etlichen anderen Preisen ausgezeichnet wurden, von HBO produziert wurde und also offenbar famos sein musste.
Dennoch lagen diese Hausaufgaben bislang immer ubearbeitet auf Seite. Man hat ja schließlich noch anderes zu tun: Seinfeld, Scrubs, Curb your enthusiasm ... wann soll man das alles arbeiten? Jetzt also die Zeit dafür gefunden und die erste Staffel innerhalb kürzester Zeit durchgepflügt und für großartig befunden.
Der gleichzeitig Verletzlichkeit, Melancholie und Gewalttätigkeit darstellen könnende James Gandolfini glänzt als zwischen den Pflichten und Nöten eines Familienvaters und Capos einer kleinen "Crew" aufgeriebener Anthony Soprano, der unter Panikattacken leidend zur Psychotherapeutin Dr. Melfi (Gespielt von Lorraine "Goodfellas" Bracco) geht. Das klingt zwar nach "Analyse this" könnte aber von Komödie nicht weiter entfernt sein.
Sicher mag es humorig sein, die Gleichzeitigkeit von abgebrühter Brutalität, der notorischen Unterbelichtung der Ballonseide tragenden Goldkettchenitalos und deren Beschäftigung mit nichtigsten Details zu beobachten.
Jedoch ist es mehr als beachtlich, wie die Serie die Vielschichtigkeit der Mob-Welt am Beispiel von Anthony Soprano ausleuchtet und sich Zeit lässt, die komplexe Beziehung zu seiner Familie, den Kindern zu zeigen, den Terror der Mutter auszustellen und den permanenten Eiertanz des Ausbalancierens von Interessen in der Welt der Gangster nachzuzeichnen.
Eine Frage bleibt in der Serie allerdings unbeantwortet: Wo bekommen diese Menschen eigentlich diese eigentümlichen Klamotten her?
http://www.hbo.com/sopranos
Dienstag, Oktober 30, 2007
Eee PC
"Ich will eigentlich nur mailen, im Internet surfen, Dokumente schreiben und drucken und vielleicht Musik hören.", sagt mancher Nutzer und befindet sich damit in Gemeinschaft mit Millionen Anwendern, die nicht mal einen Bruchteil ihrer teuren, schweren, überdimensionierten Hochleistungsmaschinen nutzen, mit denen sie zwar die ISS im Weltraum steuern könnten, die ihnen aber alle Nase lang Probleme machen, wenn sie einen neuen Drucker anschließen wollen.
Der Eee PC von Asus mit seiner weißen Apple-Ästhetik und dem 7-Zoll-Display und einem Marktpreis von ca. 200 Eur könnte die Antwort auf alle Gebete derjenigen sein, die insbesondere auf Reisen E-Mails und Protokolle vor- oder nachschreiben und ein Liedchen hören wollen, während der ICE durch die Landschaft pflügt, allerdings wenig Freude daran haben, ihr 17-Zoll-Monster in dekorativen Taucheranzugstoffhüllen, die sie wiederum in separaten Bree-Taschen spazierentragen müssen, durch die Gegend zu schleppen.
Der Eee PC hat nicht viel Speicherplatz, die Stromversorgung ist ein Kapiel für sich und die Tastatur eigenet sich scheinbar nicht, um "Mein Jahr in der Niemandsbucht2 abzutippen - dafür ist das kleine Wunderkind aber eben auch nur 7-Zoll groß wiegt weniger als 1 kg, ist W-Lan fähig und wird derzeit in Taiwan in verschiedenen Modellen zwischen 170 und 240 Eur verkauft.
Heise hat sich das Gerät angesehen und getestet. "Unter dem Desktop läuft ein Xandros Linux mit IceWM-Oberfläche nebst KDE-Anwendungen. Davon merkt der Anwender jedoch nichts, die Bedienung des Systems und der Anwendungen ist für Nutzer aller gängigen Betriebssysteme selbsterklärend. Asus hat hier ganze Arbeit geleistet und die Linux-Oberfläche für diesen kleinen Bildschirm optimal angepasst."
Der ganze Testbericht bei Heise mobil.
Montag, Oktober 29, 2007
Er ist ein wirklich schlechter Redner
Personals und dessen Unfähigkeit zu genuin eigenen vitalen Regungen praktisch toten politischen Körpers.
Allein im Spiegel der pointenreichen Analysen Kurt Kisters bekommt man den Eindruck, etwas verpasst zu haben.
"Während der Delegierte sagt, Beck habe doch in seiner endlosen Rede am Freitag alles angesprochen, sagt der Journalist, erstens sei genau das das Problem, und zweitens habe er sich nicht zur bemannten Weltraumfahrt geäußert. Dann dreht sich der Delegierte um und ist böse. [...] "Neue Staatsverschuldung für die "Bürgerbahn" kommt gut an bei etlichen Delegierten, während Finanzminister Peer Steinbrück mit leicht verkniffenem Mund intensiv in seine Handflächen blickt, so als stünde da geschrieben: "Lauter Verrückte."(SZ)
Dabei kommt in Kisters Ausführungen immer des Herrn eigner Geist, der im Geist der Zeiten - und das heißt im diesem Fall der Parteitage (wie z.B. zuletzt den der CSU)- sich bespiegelt.
Das zu lesen macht aber einfach Freude und man fragt sich, wie es Kurt Beck gehen mag, wenn er Sachen liest wie "Müntefering aber ist der beste Parteivorsitzende, den die SPD nicht hat." (SZ) oder "Tosender Beifall, der sich überschlägt. Müntefering geht zurück auf seinen Platz, vorbei an Beck, der so eine Rede, die aus dem Herzen kommt und ins Herz der Partei trifft, niemals hinkriegen wird. Und weil der Saal gar nicht aufhören will zu toben, läuft Müntefering noch einmal nach vorn ans Pult, und dabei nimmt er Kurt Beck mit.
Die beiden stehen da, Beck überspült von Münteferings Jubel. Wäre man garstig, könnte man denken, dass das eine sehr subtile Form der nahezu patriarchalischen Rache ist, wie Müntefering seinen Parteichef da in einer Begeisterung baden lässt, die Beck selbst nicht erzeugen kann." (SZ)
Mehr Kister:
Im SZ-Magazin beschrieb Kister zehn Phänotypen ("Laurenz Meyer und andere Looser") des Berliner Politbetriebes, "die er am meisten vermissen wird"- Die Pfaueninsel
Auch lesenswert die "Post-Gerd-Ära" ebenfalls von Kurt Kister
Sonntag, Oktober 28, 2007
Le Zitat du jour
Ronald Reagan am 13. August 1984, bei einer Mikrofonprobe in der irrigen Annahme, das Gerät sei abgeschaltet.
Method acting
"We have had an unfortunate situation that we've had three things come together: very dry areas, very hot weather and then a lot of wind," Schwarzenegger said. "And so this makes the perfect storm for a fire." (Quelle: Huffington Post)
Dabei weiß man nicht, was schlimmer ist: Ein ehemaliger Schauspieler, der auswendig gelernte Drehbuchsätze zum Besten gibt und für den Politik ein Film mit einer einer Reihe aufeinanderfolgender "Szenen" ist, oder ein Politiker der ungelenk ins grammatikalische Nirendwo mäandernde Satzungetüme zusammenstoibert.
Samstag, Oktober 27, 2007
Wochenende!
Sie macht nicht nur tolle Filme wie In her shoes, Sixth Sense, About a boy oder Little Miss Sunhine, sondern auch okaye Musik: Toni Collette and the Finish - Look up
Mittwoch, Oktober 24, 2007
Marschbefehl
Sonntag, Oktober 21, 2007
Trailer Show
Ethan (Joaquin Phoenix) muss mit ansehen, wie sein zehnjähriger Sohn Josh von einem Auto erfasst und getötet wird. Der Täter , Dwight (Mark Ruffalo), begeht Fahrerflucht. Wie besessen und von Rachegefühlen getrieben, sucht Ethan nach Hinweisen, die ihn auf die Spur des Flüchtigen führen könnten. Dabei merkt er nicht, wie er sich immer mehr von seiner trauernden Frau Grace (Oscar-Preisträgerin Jennifer Connelly) und seiner kleinen Tochter entfremdet. Währenddessen plagen Dwight schwere Gewissensbisse. Allein die Angst, seinen Sohn endgültig an seine geschiedene Frau (Oscar-Preisträgerin Mira Sorvino) zu verlieren, hält ihn davon ab, sich dem Gesetz zu stellen. Doch als Ethan rechtlichen Beistand sucht, wird ausgerechnet Dwight als Anwalt mit der Betreuung des neuen Klienten betraut.
Michael Clayton mit dem famosen George Clooney, der nach Goodnight and Goodluck und Syriana wieder einmal im Kern politisches Kino macht.
Michael Clayton (George Clooney), Rechtsanwalt, trägt den Spitznamen "The Janitor", der Hausmeister, bekannt, da er hinter den Kulissen die persönlichen Probleme seiner wichtigsten Klienten "bereinigt". Als er eine Millionen-Dollar-Klage im Auftrag seiner New Yorker Kanzlei ausfechten soll, befindet er sich plötzlich selbst inmitten einer tödlichen Intrige, in der ihn ausgerechnet sein ehemaliger Partner zu Fall bringen will. Ein atemberaubender Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Susan Vahabzadeh schrieb in der Süddeutschen Zeitung, der Film sei „ein Erbe des legendären "Drei Tage des Condor"“. Clayton irre „durch New York wie einst Robert Redford“ und zeige „mitreißend“ „die Qual und den Schmerz, die Verzweiflung“.
Walk Hard. The Dewey Cox Story mit "Mr. Supporting Actor" John C. Reilly (Magnolia, Boogie Nights, Talladega Nights, Thin Red Line, Gangs of New York, Perfect Storm, Dark Water) ist die Comedyversion von Walk the Line und erzählt die Karriere von Dewey Cox, der als Musikstar alle Moden von den 40ern bis in die 90er mitmacht. John C. Reilly singt, Patrick "Der Mann aus dem Meer" Duffy bekommt eine reingehauen - was will man mehr?
Official Website...
We own the night mit once again Joaquin Phoenex und Mark Wahlberg (Boogie Nights, Rockstar, Planet der Affen, Perfect Storm, Three Kings, The Departed) in einer Variation des Themas von HEAT ("Vereint durch das Verbrechen getrennt durch das Gesetz") spielen sie ein Brüderpaar. Bobby Green (Phoenix) ist Manager eines Nachtclubs, in dem zunehmend auch Gangster und Dealer verkehren. Das erregt die Aufmerksamkeit der Polizei. Der ermittelnde Beamte Joseph Grusinsky (Wahlberg) ist Bobbys Bruder.
In weiteren Rollen sind Robert Duvall (Der Pate, Colours, Falling Down, A Civil Action) und Eva Mendes zu bestaunen.
Official Website...
I'm not there zeigt sechs hochkarätige Stars - darunter Richard Gere, Heath Ledger, Christian Bale und mit Cate Blanchett sogar eine Frau - die Bob Dylan in den unterschiedlichen Phasen und Stationen seines bewegten Lebens portraitieren.
Eher schwach, SZ-Magazin
Auch die Ausgabe Nr. 41 trumpfte mal wieder mit einem wunderschönen Titelbild Post veröffentlichenund einer schelmigen Ansage auf: Im Stammhain. 30 Jahre deutscher Herbst. Dazu ein Foto von einem Wald und eine Reportage von Willi Winkler über einen Waldbesitzer. Grandios!
Auch der Artikel "Düstere Aussichten" des SPD-Abgeordneten Marco Bülow, der von dem desillusionierenden Alltag als Bundestagsabgeordneter in Ausschüssen und Fraktion berichtet, hat erschüttert und begeistert.
Bülow berichtet, dass, wer sich den Luxus einer eigenen Meinung, gar eines Gewissens oder - even worse - eines Rückgrats leistet, diese auch gegen die Linie von Partei und Fraktion zu behaupten, v.a. Gefahr läuft, von Kollegen geschnitten und der Leitungsebene geschuhriegelt zu werden und v.a. sein Fortkommen im politischen Betrieb und die Aussicht auf ein gut bezahltes Abstellgleis in Verbänden und Vorständen gefährdet. Dies führe dazu, dass Duckmäuser- und Anpassertum herrsche.
Wenn man Marco Bülow zu seinem Artikel gratulieren und sich danach erkundigen will, wie denn nach seinen offenen Worten wohl nun seine Stellung in der Fraktion sei, findet man auf seiner Homepage eine Stellungnahme zu dem Artikel, in der er einige Dinge zum Zustandekommen desselben berichtet, der sehr ent-täuscht.
Der Artikel wurde nicht von ihm geschrieben, auch wenn in der Überschrift sein Name als Autor angegeben wird. Vielmehr führte ein Journalist 2 Gespräche mit ihm und schrieb in Folge dessen den Artikel, ohne dass sich in der Print oder Online-Ausgabe ein Hinweis darauf findet.
Aussagen wurden durch Überbetonung, Umstellung oder Weglassung zugespitzt, verschärft.
Alles im journalistischen Interesse, eine pointierte Darstellung eines glasklaren Sachverhalts zu bekommen (nämlich, dass Abgeordnete in der Fraktion nichts zu sagen hätten). Das die Macher des SZ-Magazins aus ihrer Unterstellung, den hinter den differenzierteren Äußerungen von Bülow liegenden Sachverhalt, besser und klarer verstanden zu haben, als er es in seiner ausgewogenen und differenzierten Weise dargestellt habe und sie sich deshalb scheinbar im Recht wähnten, dem, was Bülow nach Dafürhalten der Redaktionsleitung (der Bülow die Verantwortung für diesen Vorgang zu schreibt), "eigentlich" sagen wollte, zur klare(re)n Darstellung zu verhelfen, ist schon ein starkes, bzw. schwaches Stück.
Von der Süddeutschen Zeitung und dem Magazin der SZ hätte man mehr erwartet. Schade.
Reticon antwortet mit einem Leserbrief, dem nichts mehr hinzuzufügen ist.
Samstag, Oktober 20, 2007
Freitag, Oktober 19, 2007
Gut und schön: Filmkunst 27
Mancher zieht nach Münster, weil er Wilsberg sehen und den Satz von der schwierigen Lage am Wohnungsmarkt leben möchte und sich nicht bis London traut.
Einer der vielen Gründe, es in Köln gut auszuhalten ist nicht nur das erfrischende Naturell der Einheimischen ("Pass op, do Aaaschloch!"), sondern auch das breite Angebot an Kneipen, Restaurants, Musik und der vielen zu entdeckenden Ecken. So findet man im belgischen Viertel, das, was man von Berlin immer geholmt und gefriebet wird, in klein und angenehm vor: Gut gekleidete, attraktive 30somethings, hinter Schaufenstern, die an großen Apple-Bildschirmen einer mehr oder weniger kreativen Selbstausbeutung nachgehen und ihre Converse-Sneaker, Armani-schwarzrahm-Brille und Cordsackos mittags und abends in durch das Viertel mäandernde gut ausgebauter Freizeit- und Entspannungsinfrastruktur für nicht-mehr-Kinder-und-noch-nicht-so-ganz-Erwachsene lenken.
Das Studio von Ehrensenf findet sich ebenso, wie sehr geschmackvolle Feinkostläden und Weinfachgeschäfte, in denen man schlichte, im Zeitlupentempo zubereitete, von überfordertem Personal nicht innerhalb von 3 Parsec servierte, überteuerte, exotische Speisen wie Nudeln mit Tomatensuppe ("Ab wieviel Bildung muss man eigentlich Pasta sagen, statt Nudeln?") zu sich nehmen kann.
Auf der Aachener Straße laden der überbewertete Salon Schmitz, die schön eingerichtete, riesige Bar Tabac, in der der FC Bayern München seine Meisterschaften gleichzeitig mit den Auf- und Abstiegsfeiern des FC Köln abhalten könnte und es lecker Flammkuchen gibt oder das Bauturmtheater, in dem für alle, die mal nicht ins Kino gehen wollen aber sich auch nicht mit Kultur überanstrengen wollen, seit gefühlten 2o3472347096645679213 Jahren "Kunst" von Yasmina Reza läuft.
Wenn man auf der Aachener Straße in das Schaufenster der Nr. 27 schaut, meint man, zunächst, in ein Museum, eine Galerie oder einen Apple-Showroom zu blicken. Dabei stimmt von allem etwas.
Hier findet sich Filmkunst 27, eine Videothek für den guten cineastischen Geschmack, die dadurch besticht, dass Form und Inhalt Hand in Hand gehen. "Warum muss etwas, das gut ist, schlecht aussehen oder sich unattraktiv präsentieren?", mag sich Hannah Sondermann gefragt haben, als sie ihren Laden einrichtete. Dieser bietet ein hervorragendes Sortiment in ästhetisch-geschmackvollem Ambiente. Das CI bildet sich auf der Internetseite ebenso wie der Visitenkarte ab und man erkennt: Hier waltet ein alle Kommunikations- und Distributionskanäle durchformender Stil als ästhetische Haltung und Programmlinie.
Herkömmliche Videotheken arbeiten sich heute oftmals noch am ästehtischen Ballast der 80er Jahre mit handgemalten Covern, "Die Supernasen", "Terence Hill & Bud Spencer", "Michael Dudikoff"-Serien und Ramschporno ab. Mit dem Charme cineastischer Verrichtungsboxen konzentrieren sie sich darauf, den Weg zum aktuellen Blockbuster oder Videospiel so kurz und irritationsfrei wie möglich zu gestalten, damit sich das mentale Prekariat mit Medien versorgen kann, die das geräusch- und schmerzlose Versickern des eigenen Dasein im Bermuda-Dreieck von Mediamarkt, Fitness-Studio und Sonnenbank erleichtern.
In Räumlichkeiten, die in ihrem Dekor mit einer Überfrachtung an Spiegeln und Pappaufstellern der großen Stars, sowie den Glamour behauptenden Namen (Video Palace, Empire, Movie Colosseum) doch v.a. das erfolglose Bemühen um und also die Abwesenheit von Grandezza dokumentieren, sucht man europäisches Kino oftmals vergebens, während Furz- und Kotzwitzfilme sich in ausreichender Menge finden.
Um so angenehmer für das Auge und Gemüt "Filmkunst 27". Dessen umfangreiches Filmangebot kommt in klar aufgeräumter Aufbereitung daher, überfordert beim Sichten nicht und präsentiert sich in musealer Klarheit, ohne dabei - bei aller Reduktion - die aseptische sinnenfeindliche Atmosphäre eines Operationsraums zu vermitteln. Die Kaffeebar bietet die Gelegenheit sich länger niederzulassen, mit dem freundlichen Personal über Filme zu plaudern und die Zeit verstreichen zu lassen.
Die Filmpalette bietet nahezu jede Sparte, vom aserbaidschanischen Frauenproblemfilm mit Untertiteln in Farsi, über die unvermeidlichen und doch oft vergebens gesuchten Klassiker bis zu Dokumentarfilmen wie Working Man's Death oder Unser täglich Brot, die man in der EMPIRE Videothek vergeblich zwischen "Tripple X" und "Saw III" sucht.
Bei aller Differenziertheit kommt Filmkunst 27 dabei ohne die verkniffene oberstudienratige Besserwisserattüde eines Connaisseur de Cinema daher, der außer Eric Romer, Bernhard Wicki, Fassbinder und Antonioni nichts gelten lässt. So finden sich in den Regalen auch "guilty pleasures" wie "Fluch der Karibik", "Starsky and Hutch", "Weding Crashers" oder "Sex and the City". Jedoch dominiert der Qualitätsfilm eindeutig das Programm.
Für einen Jahresbeitrag von 10 Euro kann man eine Kundenkarte erwerben, mit der die Ausleihe eines Films für 2 Tage nur 2,50 kostet.
Filmkunst 27, Aachener Straße 27, 50674 Köln
www.filmkunst27.de
Wochenende!
Qu'il ne nous donne rien et qu'il nous promet tout
Carla Bruni - Quelqu'un m'a dit
Kanzlerin
Ihre mimischen Reaktionen auf die Frage, ob der Vorwurf von Bischof Mixa, sie würde Frauen zur Gebärmaschinen degradieren, sie gekränkt hätten und ob sie Nicholas Sarkozy sexy finde (Siehe Bild rechts) oder worauf sie bei einem Mann zuerst achte (Siehe Bild unten), werden ihre Zustimmungswerte durch die Decke jagen. Wirkte Ursula von der Leyen mit ihrem nach hinten gekämmten, von einem Haarreifen zusammengehaltenen Haar, dem Strickjäckchen wie eine streberhafte Querflötistin aus einem Schweizer Internat, kommt sie in der Fotostrecke als fröhliche, lebenslustig-sinnliche Frau herüber.
Von der Leyen wirkt nicht wie sie bislang bieder und spröde, sondern lustig, bzw. fröhlich, herrlich normal. Man hat den Eindruck: Die kocht bestimmt nett in der Küche, drumherum ist Trubel, Kinder kommen nach Hause, knallen den Schulranzen in die Ecke, schleppen Dreck und Freunde mit in die Wohnung. Alles plaudert, es ist laut, Telefone und Handys klingeln, irgendwo dröhnt eine Stereoanlage. Sie hat alles im Blick ohne ständig alles regulieren oder im Ton keifend werden zu müssen. Sie ist nicht angestrengt oder übellaunig.
Von der Leyen hat mit diesem Foto-Interview das Kunstück fertig gebracht, das Bild von ihr endgültig in eine andere Richtung zu korrigieren. Nachdem sie ihre Frisur änderte, ist dies eindeutig der Schwenk zu einer natürlich-fröhlich-attraktiven und patenten Frau. Dabei gelingt ihr das Kunststück auch als sinnliche Frau zu erscheinen, ohne dass sie wie Ute Vogt im Radio "beichtet", hin und wieder einen Organsmus vorzutäuschen, oder sich wie Ulla Schmidt bei Günther Jauch nach der Qualität ihres Sexlebens befragen lässt.
Im Unterschied zu Dr. Silvana Koch-Mehrin, die sich nicht entscheiden kann, ob sie die Mama-Karte, den Jugend-Bonus oder den Sex-Blondinenfaktor ausspielen soll und sicherheitshalber alle Bereiche abdeckt und sich Demi-Moore-esk mit dem nackten schwangerschaftsprallen Bauch ablichten lässt oder ein gedankensparsames Buch , das einen modernen Feminismus zu beschreiben behauptet aber über die Aneinanderreihung von gehobenem Stammtisch/Kaffeekränzchen-Allgemeinplätzen nicht hinauskommt, veröffentlicht, schafft von der Leyen es mit der Fotostrecke, aus dem Bieder-Image auszubrechen, ohne sich unauthentisch als sexy Frau aus der FA-Reklame zu behaupten.
Sie ist immer noch Mutter von erstaunlich vielen Kindern, hat immer noch die etwas mädcheninternatsaufseherinnenhaften schavanige Tonlage - aber justiert dieses Image in Richtung "lustig", froh, aufgeräumt, zupackend und immerlockerbleiben.
Tonnerwetter.
Namensberatung
Wenn man in der Politik reüssieren will, brauchts's scheinbar einen komplizierteren Namen. Einen, der sich entweder schwierig aussprechen oder schreiben lässt.
Bulmaaaaaahn. DAS ist ein Name. Andrea Ypsilanti. DA horcht man auf. Einen Kanzler "Schmidt" wäre heute nicht mehr zu vermitteln. Schröder? Zufall! Koch? Geh weida!
Wer in der Bildungspolitik vorankommen will, sollte weiblich sein und einen Doppelnamen haben. Wolf oder Schavan sind da eigentlich ungünstig. Da fragt die Boulevard-Presse nur nach: Kein Doppelname? Nicht verheiratet? Den ganzen Tag nur Arbeit? Immer allein unterwegs?
Wichtig für den Bildungsbereich ist, dass der Name klingt, als sei er der Augsburger Puppenkiste entlehnt. Frau Zangenbier, Herr Schirmeisen. DAS sind Namen für Lehrer.
Knobloch-Saalckenberg, Perzl-Schomrichhausen. Hickmann-Feudenlaub.
DAS sind Namen für Bildungsminister.
Freitag, Oktober 12, 2007
Discovery Channel
Freitag, Oktober 05, 2007
It's up to you
Das Besondere: Die Fans entscheiden selbst, wie viel ihnen der Download der zehn neuen Tracks wert ist und was sie bezahlen wollen. Auf einer Website können Kunden sich bereits registrieren und für den Download einen Betrag ihrer Wahl eintragen, der dann von einem Kreditkartenkonto abgebucht wird. Radiohead stehenderzeit bei keinem Label unter Vertrag vermarkten das neue Album im Selbstvertrieb.
Das sie den allerdings hervorragend beherrschen zeigt, dass neben dem quasi-kostenlos Download auf der Webseite auch ein Bonx-Set mit Vinyl Platten, Artwork und einer CD mit weiteren neuen Stücken für 60 Euro erworben werden kann.
So macht man das.
Im Eingabefeld, in das der User den Preis tippen kann, den er zu zahlen bereit ist, findet sich der lapidare Satz "It's up to you", der sich in Verbindung mit "Radiohead" schon jetzt 325.000 Google-Treffer. Das virale Marketing läuft also auf Hochtouren.
Das Internet macht zudem diese unmittelbare Verbindung von Musikern und Fans möglich. Wer braucht da noch die grauen Männer aus der Musikindustrie, die sich schon zu Napster-Zeiten als so felxibel wie ein Tanker gezeigt hat. Letztlich ist das MusikGESCHÄFT eben auch nur ein Wirtschaftszweig unter anderen. Das jedoch der GEGENSTAND dieses Geschäfts "Rock N Roll" in allen seinen Schattierungen und die darin agierenden Kunden innovativ sind, tendenziell auf Rebellion gegen das Establishment ausgerichtet sind und nicht wie Schafe auf industriell vorgestanzten Distributionswegen wandeln, hat das Buisness scheinbar bis jetzt noch nicht begriffen.
Die Arctic Monkeys nutzten MySpace, um ihre Musik bekannt zu machen. Aimee Mann verlegt ihre Musik selber, nachdem ihre Plattenfirma sie jahrelang nicht unterstützte, verschuldete sie sich, um die Rechte an den eigenen Songs zurück und sich aus dem Vertrag freizukaufen udn schwor sich - nie mehr Plattenfirma! Nachdem sie den erfolgreichen Soundtack zum Film Magnolia beigesteuert hat, konnte die Songschreiberin die Früchte für ihre Hartnäckigkeit einsammeln.
Prince stieß die Industrie vor den Kopf, als er im vergangenen Juli sein neues Album kostenlos der britischen Zeitung Mail on Sunday beilegte. Musiker und Bands wie Tiger Hifi, Meral5, Living Room und escuseE warten darauf, über MySpace entdeckt und zum next big (internet) thing zu werden.
In Zeiten von Homerecording, MySpace und Peer-to-Peer wird sich die Musikindustrie auf noch so manchen Schlag gefasst machen müssen - und Fans und Bands können sich darüber freuen, dass es nicht Marketingstrategen, BWLer und Kampagnenplaner allein sind, die Karrieren planen und lancieren.