Helge Schneider spielt Hitler. Das muss man sich erstmal vorstellen! Als man diese Meldung las, durfte man auf Großes hoffen. Selbst der Umstand, dass Dani Levy den Film geschrieben und inszeniert hat, konnte die Vorfreude kaum trüben.
Nun ist der Film "Mein Führer" von Dani Levy gerade angelaufen, da hagelt es Kritik und auch Helge Schneider distanziert sich in seinen Interviews deutlich.
Jedoch: Der Trailer ist großartig!
Warum? Weil Helge das macht, was er am besten kann und wobei er am witzigsten ist: Er improvisiert. Schade, dass es kein Helge-Schneider-Film geworden ist.
Jedenfalls beschreibt Claudius Seidl heute in seiner Rezension "Der Untergag" in der Frankfurter Allgemeinen Sonntags Zeitung, wie er im Kino sitzt und auf die Uhr schaut, in der Hoffnung, "dass der Film endlich mal zum Thema kommen - oder aber sehr bald zu Ende sein möge."
Seidl erkennt an dem Film ein grundsätzliches Problem des Filmemachers Dani Levy: "wenn er in Interviews über seine Arbeit spricht, nicht nur sehr kluge und sympathische Dinge sagt, sondern auch einen Fim entwirft, den man gern gesehen hätte." Tja. Hätte. Die Erfahrung, dass gut gemeint das Gegenteil von gut ist, scheint sich hier, wenn man Seidl Glauben schenken darf, zu bestätigen.
Der Führer kriegt aufs Maul
In einer Szene trainiert Hitler (Helge Schneider), der von einem extra aus einem KZ herbeigeholten jüdischen Berater Grünbaum (gespielt von dem großen Ulrich "Das Spinnennetz" Mühe) für eine letzte große Rede in Form gebracht werden soll und fuchtelt boxenderweise in SA-farbenem Trainingsanzug vor des Trainers Gesicht herum und fragt diesen, warum sich die Juden eigentlich nie wehrten und sich alles gefallen ließen. Da holt Grünbaum aus und schlägt Hitler mit einem sauberen Kinnhaken K.O.
Claudius Seidl: "Das wäre die Szene, wegen welcher man allein ins Kino rennen möchte: Der Führer kriegt vom Juden paar aufs Maul. Nur dass hier Dani Levy alles vermasselt - so ratlos, fast gelähmt, wie Grünbaum danach in Hitlers Zimmer steht, genauso wirkt die Inszenierung, die nicht so recht zu wissen scheint, ob jetzt das Bedrohlich oder das Absurde der Lage auszuspielen wäre, und deshalb keines von beidem tut."
Seidl wirft dem Film vor, Hitler als Opfer von Mißhandlungen durch den Vater darzustellen, der nun "die ganze Welt für seine Seelenschäden haftbar macht - eine Deutung, die man trivial un dgefährlich harmlos nennen möchte, wenn das nicht selber schon wieder so furchtbar trivial wäre. [...]
Es ist in einem freien Land das gute Recht eines jeden, dass ihm zu Hitler nichts einfällt. Aber warum muss so einer dann einen Film darüber drehen?"
So schlecht also der Film zu sein scheint, der Trailer rockt. Anstatt 90 Minuten zu vertändeln also lieber 1 Minute 29 Sekunden Spaß: Der Trailer auf Helge Schneiders Webseite
Die Webseite zum Film unter www.meinfuehrer-derfilm.de