In der oft recht guten Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung fand sich zuletzt ein bitteres Lob von Maxim Biller über das seiner Meinung (einzig) beste Buch von Thomas Bernhard. In "Meine Preise" schreibe das große, faule, provinzielle, österreichisch-deutsche Arschloch, der polternde, grummelnde, opportunistische Kaffeehaus-Schreihals Thomas Bernhard
endlich unverstellt und ungeheuchelt und ehrlich - dass er alle Preise gehasst habe und diejenigen kleinbürgerlichen Großbürger (ein paar Bremer Bürgermonster), die sie ihm verliehen haben, dass er sie aber doch angenommen habe, weil auch er Opportunist sei und wegen des klassischsten aller Gründe: ich war jung, ich brauchte das Geld. Wobei, wie wir von Marcel Reich Ranicki gelernt haben, die Zuneigung zum Geld alterslos ist.
"Ich glaube, der verlogene Held unseres verlogenen Bildungsbürgertums war in keinem seiner Bücher so ehrlich wie in „Meine Preise“. Das gehört aber immer dazu, wenn man ein großer Schriftsteller sein möchte. Endlich versteckte er sich nicht hinter seinem fast schon kolumnistenhaften, unliterarischen, unbegründbaren Hass auf andere und hinter seinem allesverdunkelnden, redundanten Schleifenstil, der den Leser so lange einlullt und hypnotisiert, bis der gar nicht mehr weiß, was er liest, außer, dass er liest, und das ist etwas, was deutsch sprechende und deutsch nichtdenkende Halbdenker immer am liebsten machen, also so tun, als ob - als ob sie die Literatur lieben, als ob sie verstehen wollen, was sie lesen, als ob sie die Welt schöner, wahrer, besser machen wollen."
(FAZ)
Siehe auch: Kategorie per se existenziell, Lesung Maxim Biller "Liebe heute", Deutsch