Ist ein Film auch noch so schlecht - so kann er doch noch als Anlass eines wohl begründeten, gut formulierten Verriss dienen und so, wie eine Obduktion dazu da ist, von den Toten für das Leben zu lernen, als Gegenbeispiel zur cineastischen Instruktion dienen. So seziert Katja Nicodemus "Die Päpstin" von Söhnke Wortmann:
"Sönke Wortmann hat diese Geschichte nun mit der Dienstfertigkeit eines Messdieners verfilmt. Die Päpstin ist eine romangetreue und daher recht gedankenarme Illustration des Buches, der nicht anzumerken ist, was den Regisseur überhaupt daran interessiert hat. [...]
Stattdessen wird das Mittelalter auf der Leinwand so angerichtet, wie Klein Fritzchen es sich vorstellt: mit sorgfältig verdreckten Kindergesichtern, liebevoll modellierten Pestbeulen, meditativ lächelnden Mönchen und dem einen oder anderen abgeschlagenen Kopf. Dabei steht die bombastische Tonspur mit ihren schnalzenden Peitschenhieben, dem dröhnenden Pferdegetrappel und einem in jedem bedeutungsvollen Moment – also ständig – aufbrausenden Orchester in keinem Verhältnis zur bescheidenen Bildsprache. Aber offenbar hat die Verfilmung gar nicht den Anspruch, auch nur eine einzige Einstellung im Gedächtnis des Zuschauers zu hinterlassen. Was bleibt, ist eine Art filmischer Dinkelbrei, über zweieinhalb Stunden zerkocht."
(Die Zeit)