Dienstag, Juli 13, 2010

Aufmerksamkeitsökonomie

Deutschland einig Zeter-Land: Rauchverbote in Kneipen, Schiedsrichter-Bestechungen, Einschränkungen des Bierausschanks in der Außengastronomie und GNTM mobilisieren Millionen aus dem Stand.

(Bild: mestillw)

Alles andere, was sich jenseits der eng gesteckten Grenzen des kognitiven Schrebergartens
befindet, interessiert nicht. Der vielzitierte kleine Mann "draußen im Land" bzw. "von der Straße" liebt die Anstrengung nicht. Er liebt das Bekannte, das, was das je schon Vorhandene - zum Beispiel seinen intellektuellen Status Quo - bestätigt. Neues und Unbekanntes führt nicht zuletzt ihn als uninformiert und ahnungslos vor - das schätzt er nicht.

Er schätzt Situationen, durch die er mit brummelndernder niedrigschwelligem Energieaufwand floskeln kann. Er sucht das unmittelbar Eingängige; das, was er einordnen und also bewältigen kann, ohne dass ihm die Anstrengung abverlangt wird, seinen Urteilsapparat durch das Hinzuführen und Verarbeiten neuer Informationen zu belasten.

So sind auch defekte Klimaanlagen in wenigen Zügen ein Skandal.

An die Privatisierung von mit Steuermitteln bezahltem Allgemeingut haben wir uns aber gewöhnt. An die Manipulation der öffentlichen Meinung haben wir uns gewöhnt. Im Gegenteil: Derjenige wird als Störer der öffentlichen Ordnung gesehen, der nachhaltig an einer Sache dran bleibt und penetrant aufleyendeckert.

Das zeigt: Entweder muss man ein Verbrechen schnell und unauffällig durchziehen oder, wenn schon auffällig und sichtbar, dann derartig in die Länge ziehen und in das Dickicht komplexester Sachaspekte überführen, dass das mediale Interesse schwindet - siehe BP, CDU-Parteispendenaffäre und Enron.