ARTE hat einen Auftritt von Jamie Lidell auf seiner aktuellen Tour mit seinem neuen, self entitled Album online. Man muss diese Mischung aus Kraftwerk/TRON (Visuals), 90er Rave und 80er Beats, Prince-Hooks und wie immer Jamies energie geladener, hochsympathischer Performance live gesehen haben.
Aber auch so bekommt man eine Idee, was abgeht. Das mag vor Enttäuschungen bewahren.
Auf seinen Platten Multiply und JIM hatte Lidell sich als Soulmusiker im Independent Nerd-Look empfohlen und war sogar im Vorprogramm von Elton John gelandet. Die Spur hätte der grundsympathische Brite weiter verfolgen und der ökonomisch breiten Straße des Retro-Soul folgen können. Gefällig eingänge Gebrauchsmusik mit Motown-Vintage-Anstrich. Der kommerzielle Erfolg von Amy Winehouse, Aloe Black, Charley Bradley oder Michael Kiwanuka zeigen, dass es einen riesigen "Markt" gibt, der einen großen Hunger nach Material für BRIGITTE-Woman-Sampler im DM-Mitnahme-Regal hat.
Indes, Lidell schlug einen Haken und kehrte mit COMPASS wieder zu seinen Wurzeln als alleinunterhaltender Mann an der Loop-Maschine, Effektgeräten und Laptops zurück. So auch bei seinem aktuellen, nach sich selbst benannten Album.
Das trägt er derzeit auf seiner aktuellen Tournee konsequenter Weise allein vor: Die Elektronische Steuereinheit sorgsam zusammengesteckt auf einem mit gekanteten Spiegelflächen verdeckten Pult, das aussieht, als sei es vom Set von BARBARELLA entführt - was passt, schließlich mutet die ganze digitale Optik, Farben und Retrosound an, als handle es sich um ein Raumschiff, kurz vor dem Abflug in elektronische Funkwelten. Gestern im Bürgerhaus Stollwerck in Köln ging es jedenfalls schön ab.
Famos wie Lidell nach dem Gig sich brav an einen Tisch stellt und solange CD signiert, bis auch der letzte Fan in der Reihe seinen Tonträger, ein Foto mit dem Künstler oder ein paar Worte mit ihm gewechselt hat. Dabei begrüßt er jeden, aber auch wirklich jeden mit einem freundlichen Lächeln und "Nice to meet you", das einem tatsächlich das Gefühl vermittelt, das Lidell sich sehr freut, dass man heute zum Konzert gekommen ist. SO wird man Bundespräsident! Das wären auch viel unterhaltsamere Ansprachen. Break Beats aus Bellevue! Jamie for President!
Eine Idee, was Jamie so treibt, wenn er loopt gibt das Demo-Video zur iPhone App von iMASCHINE: