In der Debatte um die vermutet ursächlich negative, weil abstumpfende, brutalisierende und zu realen Gewalttaten animierende Wirkung gewalthaltiger Computerspiele (a.k.a. "Killerspiele") verlegen sich die -nicht nur- jugendlichen Zocker zumeist darauf, zu argumentieren, dass die Bilder nicht das Entscheidende seien, sondern das Teamplay, die Strategie, das erfolgreiche Lösen von Aufgaben, somit Ego Shooter im Grunde eine Art animiertes Schach seien.
Dies ist eine Anbiederung -v.a. von Jugendlichen (dem studentischen oder vollerwachsenen Zocker ist die Debatte wurscht, er zockt, weil er Lust hat. Ein Headshot ist ein Headshot ist ein Headshot.) - an ein von den Jugendlichen bei den Erwachsenen vermuteten Wertkonzept.
Scheinbar funktioniert das zu Grunde liegende Konzept so: Erwachsene wollen, dass Jugendliche Dinge tun, die nützlich und wertvoll sind und sie für das Berufsleben vorbereiten. Strategisches Denken, planvolles Agieren, konzetriertes Arbeiten - das, so der Gedankengang, sind bejahenswerde Dinge, die insbesondere in das Erwachsenen-Konzept passen und von diesen, das Leben der Jugendlichen und deren Freizeitgestaltung und den Zugang zur Freizeitinfrastruktur bzw. die Freizeitinfrastruktur ermöglichenden finanziellen und zeitlichen Mittel kontrollierenden und regulierenden Erwachsenen, goutiert werden.
Ein Verhalten, das dem ähnelt, wenn man ein Kleidungsstück allein unter den Gesichtspunkten der Coolness oder Sexability erworben hat und es der Mutter unter dem Aspekt "gute Qualität/Verarbeitung", hält warm, zu unschlagbar günstigem Preis verkauft.
Es wird also versucht, glaubhaft zu argumentieren, dass Ego-Shooter nicht nur nicht schädlich sind, sondern im Gegenteil ursächlich mit hohem späteren Nettoeinkommen zusammen
hängen. Nice try, Maurice.
Warum nicht einfach sagen, dass man Spaß daran hat, eine Auge-Hand-Reaktions-Aufgabe unter zeitkritischen Bedingungen, appliziert auf eine militiärische ikonographische Oberfläche und Symbolwelt zu lösen, während man massivem visuellem und akustischen Stress ausgesetzt ist, einfach hochunterhaltsam findet, unabhängig davon, ob diese Bilder und das, wofür sie stehen, den grundsätzlichen Werten der Gesellschaft zuwiderläuft? Der Punkt ist doch der, dass Erwachsene berechtigt sind, sich auszusuchen, welchen Bildern sie sich aussetzen (so lange strafrechtliche Linien nicht überschritten werden) und Jugendliche eben nicht.
Da es eine pädagogische Verantwortung gegenüber Heranwachsenden gibt, die auch in Form von die Zugriffsmöglichkeiten auf die Welt beschneidenden Regulierungen dafür Sorge zu tragen versucht, dass die im Entstehen begriffenen bzw. gewünschten Dispositionen und Kategorien von Solidarität, Friedfertigkeit, Gerechtigkeit, Warhaftigkeit usw. nach Möglichkeit nicht durch Bildwelten und Praktiken, die diesen zuwiderlaufen korumpiert, verhindert oder verdrängt werden. Ende der Debatte.