Donnerstag, Dezember 27, 2012

Wildes Herz, nun gute Nacht.
Elmar (1.4.1971 - 26.12.2012)

"Ich bin traurig. Mein Bruder ist gestorben, und er wird wohl noch ziemlich lange tot bleiben, bis ich das merke." Harry Rowohlt


Für die große Ansicht des großen
Bruders auf das Bild klicken.
Paul Heyse: Waldesnacht 
Waldesnacht, du wunderkühle, 
Die ich tausend Male grüß',
Nach dem lauten Weltgewühle,
O wie ist dein Rauschen süß!
Träumerisch die müden Glieder
Berg' ich weich ins Moos,
Und mir ist, als würd' ich wieder
All der irren Qualen los.

Fernes Flötenlied, vertöne,
Das ein weites Sehnen rührt,
Die Gedanken in die schöne,
Ach! missgönte Ferne führt.
Laß die Waldesnacht mich wiegen,
Stillen jede Pein!
Und ein seliges Genügen
Saug' ich mit den Düften ein.

In den heimlich engen Kreisen,
Wird dir wohl, du wildes Herz,
Und ein Friede schwebt mit leisen
Flügelschlägen niederwärts.
Singet, holde Vögellieder,
Mich in Schlummer sacht!
Irre Qualen, löst euch wieder;
Wildes Herz, nun gute Nacht!

Ubi Caritas
Ubi caritas et amor Deus ibi est.       Wo Güte ist und Liebe, da ist Gott
Congregavit nos in unum                 zusammengebracht in eins hat uns
Christi amor                                  die Liebe Christi

exsultemus et in ipso iucundemur.     lasset uns jauchzen und uns in ihm freuen
timeamus et amemus                      lasset uns fürchten und lieben
Deum vivum                                  den lebendigen Gott 
et ex corde diligamus nos sincero      und von Herzen uns einander lieb haben.



Lukas Evangelium, Kapitel 24
"Und sie kamen nahe zum Flecken, da sie hineingingen; 
und er stellte sich, als wollte er weiter gehen. 
Und sie nötigten ihn und sprachen: 
Bleibe bei uns; denn es will Abend werden, 
und der Tag hat sich geneigt. 

Und er ging hinein, bei ihnen zu bleiben. 
Und es geschah, da er mit ihnen zu Tische saß, 
nahm er das Brot, dankte, brach's und gab's ihnen. 
Da wurden ihre Augen geöffnet, und sie erkannten ihn. 
Und er verschwand vor ihnen. 

Sie sprachen untereinander: 
Brannte nicht unser Herz in uns, 
da er mit uns redete auf dem Wege, 
als er uns die Schrift öffnete? 

Und sie standen auf zu derselben Stunde, 
kehrten wieder gen Jerusalem 
und fanden die Elf versammelt 
und die bei ihnen waren, welche sprachen: 
Der HERR ist wahrhaftig auferstanden 
und Simon erschienen. 
Und sie erzählten ihnen, was auf dem Wege geschehen war 
und wie er von ihnen erkannt wäre an dem, da er das Brot brach."

 

Nach dem Fest


Hagia Sofia

Als schwebe die gewaltige Kuppel dieser Kirche "an einem goldenen Seil vom Himmel", so erlebten die Gläubigen die Hagia Sophia, als sie vor 1475 Jahren am 27. Dezember 537 nach nur fünf Jahren Bauzeit in Konstantinopel, dem heutigen Istanbul, in Anwesenheit von Kaiser Justinian geweiht wurde. Fünf Jahre Bauzeit! Davon kann sich die Elbphilharmonie eine Scheibe abschneiden.

Mittwoch, Dezember 26, 2012

"Bilden Sie mal einen Satz mit..."


"Bilden Sie mal einen Satz mit..." (Auszug)

allegorisch
Nichts wird sich ändern hier auf Erden,
bevor nicht alle gorisch werden.

lesbisch
Und als die Hörer grollten
und schon den Saal verlassen wollten,
da sprach der Dichter ungerührt:
“Ich les bisch euch der Arsch abfriert.”

Garant
Der Hase trägt den Kopfverband,
seitdem er an die Wand garant.

Mandarin
Wir schaffen uns den Beichtstuhl an,
weil man darin nett beichten kann

pervers
Ja, meine Reime sind recht teuer:
per Vers bekomm ich tausend Eier.

// Robert Gernhard

Land unter

 



Zwei Filme

TOMBOY: Nach einem weiteren Umzug gibt sich die burschikose 9jährige Laure bei ihren neuen Spielgefährten in der Nachbarschaft als Junge aus. Die Schwierigkeiten lassen nicht lange auf sich warten. Hervorragend gespielt (tolles Casting), dokumentarisch gefilmt. 84 Minuten kurz.



ANOTHER YEAR von Mike Leigh (HAPPY GO LUCKY): Ein Mittelklasse Ehepaar in London um die 60 Jahre geben die HErbergeltern für einige gestrandete Figuren. Bewegend. Lakonisch. Deprimierend. Toll.

Sonntag, Dezember 23, 2012

Dröhnige Weihnachten!

Wer es zu Weihnachten etwas dynamischer mag, wird mit diesem schlimmen Mash Up von WHAM!'s "Last Christmas" und dem Koreanischen Hit "Gangnam Style" (Das Video zum Song erreichte am 21. Dezember 2012 eine Milliarde Aufrufe und ist somit das meist angesehene Video in der Geschichte YouTube) bestens bedient! 

90 Mal Weihnachten

Im aktuellen ZEIT Magazin finden sich, unvermeidlich, viele kurze Texte von mehr oder weniger prominenten Menschen, in denen eine Begebenheit mit Weihnachtsbezug erzählt wird. Die beiden schönsten Beiträge sind von einem Busfahrer aus Köln und Hildegard Hamm-Brücher.

Happy Birthday, Helmut!

Seit 94 Jahren raucht er sich "durch die ganze Scheiße": Alles Gute zum Geburtstag, Helmut!

Driving home for Christmas


"Endlich rissen mich die Frauen am Nebentisch in die Wirklichkeit zurück; verglichen mit Zeitunglesen ist noch das kleinste Fitzelchen Leben sensationell. Die Frau, die so lustig tönern "Hallo, Mutter" sagen konnte, hatte die Sprache wiedergefunden. "Die letzten Tage vor Weihnachten sind der reine Exodus", hob sie an. "Du musst mal am Bahnhof kucken, was da alles nach Hause fährt. Und wie die aussehen - wie eine besiegte Armee. Hundeaugen, hängende Schultern, gebeugt, gebückt, zerdrückt - das ist die Weihnachtsfreude." 

Sie lachte, hell und grimmig. "Und ich mache das auch! Weihnachten zu Hause! Drei Tage Gesichter wie eingeschlafene Füße - all diese leeren, sexlosen Gestalten. Wenn man sich wenigstens auf Vorrat mit Sex voll hauen könnte! Und ausgerechnet jetzt" - ihre Stimme nahm Wut an - "habe ich Schluss mit meinem Freund gemacht! Ganz schlechtes Timing."

Ihre Freundin kicherte. "Weißt du was?", sagte sie. "Ich auch. Bei mir ist auch gerade Finito. Ich wollte das einfach noch im alten Jahr erledigt haben. Und jetzt müssen wir beide" - ihr Kichern verstärkte sich - "jetzt müssen wir beide an Weihnachten ungefickt zu Mutter fahrn!"

Die beiden prusteten los und wiederholten es immer wieder: "Wir müssen mit der Eisenbahn / ungefickt zu Mutter fahrn!" Auch ich lachte nun mit - woraufhin die beiden schlagartig verstummten, und dann wurden wir alle drei rot, so rot wie eine Weihnachtsmannmütze."

Wiglaf Droste

Ay Caramba!

Harry Rowohlt. "Morgen ist auch ein Tag, aber zuerst etwas Musik. Impressionen von einem Filmfestival in Kuba" in: Pooh's Corner complett. Frankfurt a.M. 2005. S. 195
"Fünf Tage habe ich Spanisch gelernt, die gebügelt, bis ich sie aufsagen und niemals anwenden kann, nichts hat geklappt, das Visum nicht, der Flug nicht, die Hotelbuchung nicht, und nun bin ich doch in Kuba und nicht in Gander, Neufundland abgestürzt, und mein Name - Henry Rowchet - steht sogar auf einer Liste, und es gibt einen Bus oder, wie wir Kubaner sagen, una guagua, der uns Filmfreaks in den Hotelvorort Vedado, die einstmals verbotene Stadt bringt, der Fahrstuhl funktioniert, und die Fahrstuhlführerin sagt zu einer Dame. "So früh schon auf? Geht's an den Strand?" Die Dame bestätigt das und dann fallen sich Fahrstuhlführerin und Dame um den Hals, küssen sich ab und wünschen einander einen schönen Tag. Im Laden des Hotels wirken vier Mädchen, und das geht so, dass immer eine bedient und sich die andren drei unter lautem Geschnatter gegenseitig die Haare kämmen. Bei Rot geht man über die Straße, zum Frühstück gibt es Bier. Wenn das Sozialismus ist, soll er mir recht sein."

Samstag, Dezember 22, 2012

Honoring freedom by proudly lining up random patriotic words (USA!)

Das Werbevideo der US-amerikanischen "National Rifles Association" muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Da wird zu pathetischer Medal-of-Honor-Ego-Shooter-Musik in kinetischer Typographie die Fiktion eines Kampfes beschworen (bei dem es sich natürlich nicht um den Kampf gegen die Armut, Mangel an Bildung, gegen soziale Ungerechtigkeit, für den Erhalt der natürlichen Ressourcen handelt - sondern um einen Kampf, der individuell mit Schnellfeuerwaffen zu kämpfen ist.), in dem sich der in die behauptet betroffene Gemeinschaft einbezogene Zuschauer befände und bei der nicht weniger als die Freiheit selbst auf dem Spiel stehe, angedeutet, dass man aktiv die Gründerväter der USA verteidige, wenn man Waffen besitze, dass man Waffensicherheit durch den Umgang mit Waffen fördere bis hin zu sinnfreien Aneinanderreihung gut klingender Wörter "Creating a vital legacy by answering freedom's call".



















Sucess in the field

Gerade bei Dauerbelastungen wie einem einstündigen Amoklauf, einer tagelangen Belagerung einer Sektenzentrale durch das FBI oder ausufernden Schießereien zwischen Drogengangs ist das Gehör von Schützen außerordentlichen belastet. Ein Risiko, über das in den hysterisierten  Medien viel zu selten berichtet wird. Die NRA kärt auf: "If you like to shoot firearms, you need to protect your hearing." 

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Arbeitsmoral


"Der Oberbürgermeister von Dublin hat die Teilnehmer am I. Flann-O'Brien-Symposium in sein Rathaus eingeladen. Es gibt Rotwein und Sherry (lieblich und herb). Der Lord Mayer besteigt ein Podest und rezitiert aus dem Gedächtnis lange Passagen aus Flann O'Briens Werk. Dann sagt er "Was mich als blutjungen Beamten so faszinierte, war, dass ich während meiner Arbeitszeit das faszinierende Werk las, welches ein anderer blutjunger Beamter geschrieben hatte, und zwar, wie ich mit gewisser Berechtigung zu hoffen wage, während seiner Arbeitszeit."

Harry Rowohlt: Pooh's Corner complett. Frankfurt a.M. 2005. S. 179

Schmierisch

"Und dann verfielen wir ins hessische Mundartdichten. Robert war wie immer schneller und besser, aber im Kopf habe ich nur noch einen meiner Beiträge: 
"Des Buch hat so was Schmierisches; isch glaub, es ist was Irisches."
Harry Rowohlt besucht mit Robert Gernhardt die Frankfurter Buchmesse.

Harry Rowohlt: Pooh's Corner complett. Frankfurt a.M. 2005. S. 179

Donnerstag, Dezember 20, 2012

Angewandte Filmkritik

"Mein Freund und Vorbild Tommy "The One & Original Schafsäckchel" Bodmer und ich pflegen die subtile Kunst der "Finger-Flashing"-Filmkritik. Das hört sich zunächst komplizierter an, als es ist. Ein Finger heißt einmal geweint, zwei Finger heißen zweimal geweint, drei Finger heißen dreimal geweint, vier Finger heißen viermal geweint, fünf Finger heißen fünfmal geweint, sechs Finger heißen ... Ich glaube, Sie haben das System verstanden. (Acht Finger hießen z.B. achtmal geweint.)"

Harry Rowohlt: Pooh's Corner complett. Frankfurt a.M. 2005. S. 140

Dienstag, Dezember 18, 2012

What would they say?

Sätze, die man nicht über sich lesen will: "Dort musste sie sich gemeinsam mit ihren Mitbewerbern Shakin' Stevens geschlagen geben." 
"Tiffany Renee Darwish (* 2. Oktober 1971 in Norwalk, Kalifornien) ist eine US-amerikanische Popsängerin. Sie wurde Ende der 1980er Jahre mit einigen Teenie-Pop-Hits international bekannt. 2005 nahm sie an der britischen Sendung Hit Me Baby One More Time teil - das Ur-Format der auch in Deutschland bei ProSieben ausgestrahlten Comeback-Show - und gewann die erste Staffel, um so ins Finale einzuziehen. Dort musste sie sich gemeinsam mit ihren Mitbewerbern Shakin' Stevens geschlagen geben." (Wikipedia)

Tiffany I Think We're Alone Now von Celtiemama

Premiumjournalismus at work

Bilder sollen ja den Informationswert des Textes unterstützen.
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Bring it in, you b*"§?rd

Gesehen TED gesehen und für hervorragend befunden: 



Ted: Oh hey listen, try this, I told my weed guy to step it up and he gave me that. [Ted passes a bong to John]

 John: What is this? 

 Ted: It's called "Mind Rape", it's actually pretty mellow. 

 John: It doesn't sound very mellow. 

Ted: Well he only had three other batches: "Gorilla Panic", "They're coming! They're coming!" and something called "This Is Permanent"... Go on, spark it up!

Every cake you bake...







Sonntag, Dezember 16, 2012

Weihnachtswanderdings


Fishy


Yammi




Take this Waltz











Geh mir nicht auf den Keks!

Gran-di-oser Artikel von Jens Jessen in der aktuellen ZEIT zur Philosophie des Plätzchens.
"Das Plätzchen, seinerzeit noch überwiegend französisch Biskuit genannt, verhielt sich zu Kuchen und Torte, wie die Spieluhr zur Orgel. Es sollte überraschen und rühren, nicht überwältigen (…)
Indes hat das Plätzchen noch etwas anderes mit der Spieluhr gemein: dass man Kind sein muss, um nicht zu erkennen, wie sie die Melodien wiederholen, die Schokoladen-, die Zimt-, die Mandel-, die Haselnuss-, Zitronen- und Vanillemelodie. (...)
Das Plätzchen unserer Kindheit ist wie eine Träne, die auf der Zunge schmilzt. Die sogenannten Prasselkuchen, die meine Mutter buk, aus dem deutschen Osten stammend, winzige Rauten, die unter einem Hauch von Streuseln eine Schicht Johannisbeergelee verbargen, waren schon in meiner Jugend Allegorien der Vergänglichkeit. Für die Wiederbegegnung mit solchen Plätzchen muss man stark sein. Die Prasselkuchen, eigentlich Knisterkuchen waren, weil die Streuselschicht nur ein wie ein Raureif über dem Gelee lag, den die Zähne kaum hörbar durchbrachen, feiern eine Zerbrechlichkeit, an der man sich nicht mehr erfreuen, wenn schon zu viel zerbrochen ist."

Donnerstag, Dezember 13, 2012

Still Funny

Portraits of a Lady

William and Georgina Hustler, National Gallery, London





Foto: Cecil Beaton




Holo Queen


Lightness of Being. Holographic portrait on lightbox, by Chris Levine. 

Elle Decors

In wohltemperierten TV Filmen haben die Frauen oft Berufe wie "Innenarchitektin", der Mann ist Anwalt. Man lebt in einem Bungalow, im Hintergrund stehen dezent und doch deutlich Designermöbel in Bauhaus-leeren oder mit MANUFACTUM-barockem Überschwang des Setdesigns eines  Kochbuch-Fotoshootings angefüllten Räumen. 

Wie es in deutschen Räumen aber wirklich aussieht, verraten die unbeholfenen Fotos von Immobilienmaklern. Vor allem, wenn man sich Einzimmer-Appartments bis 30qm anschaut, bekommt man eine Ahnung, wie es Deutschland geht.  

Eine offene Online-Ausstellung, kuratiert von Immsocout24.de 






Mittwoch, Dezember 12, 2012

Protokoll einer Vorstandssitzung


Fakten, Fakten, Fakten

Der "Bericht" von Spiegel Online darüber, dass auf der offiziellen Internetseite Nordkoreas der Name von Staatschef Kim Jong Un immer größer als der restliche Text erscheint, gibt Anlass, die Internetseite einmal näher zu betrachten. Auf Anhieb begeistert die News-Übersicht. 

Hier finden sich Meldungen, die an die Filmtitel der Figur des Schauspielers Troy McLure aus der Zeichentrickserie SIMPSONS  erinnern ("Hallo, ich bin Troy Mclure. Sie kennen mich vielleicht noch aus Filmen wie, "Gladys, das flotte Maultier", "Heute töten wir, morgen sterben wir" oder "Nimm mich, König von Montana"). Darunter Kracher wie "Das auf den ersten Blick erkannte Huhn", "Das ist doch wirklich seltsam", "Die Schlittenfahrt" , "Pfirsich und Mango" und "Ein Nudelgericht, das Interessen erregte". 

Hinter diesen vielversprechenden Überschriften verbergen sich brandaktuelle Erzählungen und Anekdoten, die die Größe und Ausnahmeerscheinung der geliebten Führer belegen.

So erkennt Kim Jong Il 1967 unter einer Schar Masthühner eine Legehenne, das Wetter richtet sich nach dem Parteichef und es gibt hilfreiche Informationen über das Schlittenfahren ("Man kann mit Schneeschlitten auf viel schneebedeckten Berghängen hinunterfahren oder auf den Bergpässen fahren"). Warum findet man solche Berichte nicht auf www.bundeskanzlerin.de?  Steffen Seibert: Sie sind gefragt: "Wein auf Bier...", "Zuviel Kaffee ist auch nicht gut", "Ein überraschender Besuch" oder "Gibt es die hier noch in "L"?" DAS sind Geschichten, die die Menschen lesen wollen!