Donnerstag, Dezember 31, 2009

Schmierendarsteller

Geschmackssicher wie immer und offenbar unbelehrbar: Dieter Althaus lässt sich von BILD bei seinem ersten Ski-Urlaub nach seinem Unfall vor einem Jahr knipsen und befragen:
„Wenn man hier Urlaub macht, kann man jeden Tag eine andere Tour fahren. Ich genieße die Ruhe und die schöne Gegend am Rennsteig.“

Immer wieder klebrig: Althaus scheint es nicht lassen zu können, das eigene Bild in die Öffentlichkeit zu schieben und in Szene zu setzen. Dass er dies nun, da sich der tödliche Unfall jährt macht und auch noch aus seinem Ski-Urlaub heraus, zeigt nur, wie wenig Fingerspitzengefühl er hat, wie wenig er verstanden hat.

Die Botschaft, dass er jetzt nicht mehr Abfahrt-Ski, sondern in diesem Winter nur Langlauf fährt, hält er scheinbar für ein Zeichen von Einkehr, Läuterung und bescheidenen Zurückschaltens - und scheint offenbar die Peinlichkeit und unerträgliche Impertinenz seiner Ski-Pressearbeit nicht zu begreifen.
Die schmierige Selbstdarstellung als dauerbetender Bruder Dieter setzt da nur noch eins drauf. Wenn er Einkehr und Hilfe im Glauben erfährt ist das eine Sache. Dies aber in jedes Mikrophon zu erzählen, dass er sich eigens einbestellt eine andere. Der Politbetrieb wird den Abfahrts-Katholiken nicht vermissen.

Bei dem vor einem Jahr von Althaus schuldhaft verursachten Zusammenstoß mit einer 41jährigen Frau, war diese ihren schweren Kopfverletzungen erlegen. Anfang März war Althaus von einem österreichischen Gericht in einem Eilverfahren wegen fahrlässiger Tötung zu einer Geldstrafe von 33 300 Euro und zu 5000 Euro Schmerzensgeld verurteilt worden. Althaus war für seinen Umgang mit der Presse im Zusammenhang mit dem Unfall stark kritisiert worden. Er hatte in zahlreichen Interviews von Gebeten am Grab der Verstorbenen berichtet und öffentlich den Zerknirschten Christen gegeben.

Montag, Dezember 28, 2009

Franz 1948 - 2009


(Foto: Caroline Otteni)

Samstag, Dezember 26, 2009

Mazeltov Tom + Dagmar!

Mittwoch, Dezember 23, 2009

2012

Für die Süddeutsche Zeitung hat Tobias Kniebe Roland Emmerichs 2012 gesehen und erkennt dabei - oh Wunder - eine neuerliche Ausführung des immergleichen schwäbischen Fertigbau-Musters.

Dazu gehören die ethno-paritätisch besetzten Figuren, die politisch korrekt angelegt sind: Die jugendlich weiße Familie aus dem kleinbürgerlichen Milieu vs. dem jugendlich schwarzen Hoffnungsträgerpaar bestehend aus promovierter Präsidententochter und smarten Wissenschaftler (Brille!).


Dazu gehören auch die Aufführung der den Kinozuschauern bekannten Kapitel in der von ihnen erwarteten Reihenfolge: von der Erkenntnis, die zunächst einige Wenige erfahren, dann die Ignoranz der politisch Handelnden (wie schon der an einen Gebrauchtwagenhändler erinnernde Bürgermeister in Steven Spielbergs DER WEISSE HAI, der trotz der Warnungen vor der tödlichen Gefahr für die Badegäste die Strände öffnen lässt.) oder die Skrupellosigkeit einer amorphen Finanzmafia, vertreten durch einen Repräsentanten, der im Laufe des Films und zur Freude des Publikums von der in Kauf genommenen oder bewusst geschürten Katastrophe vernichtet wird.

Es folgt die Orgie der Zerstörung, die trotz aller inszenierter Vernichtung keine Sekunde beunruhigt, auch wenn es auf der Leinwand kracht und brennt: Weil unter der Oberfläche des ins Bild gesetzten Auseinanderbrechens der Welt in der vorhersehbaren Erzähltstruktur eine einlullende Stabilität liegt.

"Wie oft kann man Los Angeles dem Erdboden gleichmachen, das Weiße Haus pulverisieren, den Petersdom flach-, Las Vegas in Schutt und Asche legen? Offenbar unendlich oft. (...) Die Szene, in der ein Flugzeug gerade noch von der Startbahn abhebt, während hinter ihm eine Welle der Vernichtung heranrollt, hat er schon in "Independence Day" erfolgreich benutzt - hier bringt er sie wieder, Version 2.0 sozusagen, und nicht nur einmal, sonder mehrfach. Der naheliegendste Vergleich ist dabei natürlich der Pornofilm, wo man sich auch kaum mit der Darstellung eines einzigen Geschlechtsakts zufriedengeben würde." (SZ)

Genau umgekehrt machen es Filme wie The Road nach Cormack McCarthys Novelle, John Boorman's Deliverance oder Tobe Hoopers Texas Chainsaw Massacre. Diese an der Bildoberfläche sparsamen Filme zeigen das Zusammenbrechen der öffentlichen Ordnung als den eigentlichen Horror. In ihnen erscheint die Zivilisation als dünne Oberfläche, unter der Gewalt, Willkür, Unmenschlichkeit und Irrsinn lauern und bei der leisesten Erschütterung durchbrechen.

Das dem Katastrophenfilm Emmerichscher Prägung einwohnende Moment erinnert an die einschläfernde schematische Ausführung von Reihenhäusern. Im Kontrast zu dem von der Tonspur und den Bildinformationen permanent behaupteten Superlativen macht sich hier eine Betulichkeit breit, gegen die eine Kaffee-Reklame als Krimi erscheint. Daher liebt ein bestimmtes Publikum diese Filme. 2 Stunden Achterbahnfahrt ohne Risiken. Der Thrill ist nur inszenierte Show. Es besteht keine Gefahr. Daher mögen Emmerich-Filme Filmfreunden ein Graus und für Investoren eine Freude sein: weil man hier nie überrascht oder gefordert wird. What you see is what you get. Wie ein Reklamespruch auf den Filmplakaten schon sagt: Wir waren gewarnt.

Dienstag, Dezember 22, 2009

Wort zum Sonntag

tbartels007 postet auf YouTube diverse Videos , in denen er verschiedenste Songs auf seinem Schlagzeug nachspielt ("Another YouTube member commented to me that the kick drum is the key to the pattern in the beginning. He was right as it creates a poly-rhythm with the hi-hat when the hi-hat comes in."): Sting, Slipknot oder eben Tool. Über letztere schreibt er:
"That's part of the greatness of Tool: making the complex and odd sound perfectly normal."

Weihnachten!


Sting - Gabriel's Message

Montag, Dezember 21, 2009

Verhältnismäßigkeit

"Der Staat hat kein Geld, sagt Wolfgang Schäuble. Also weist er die Forderung nach fünf Prozent Lohnerhöhung für Krankenschwestern, Erzieher, Sachbearbeiter und sonstige Angestellte im öffentlichen Dienst mit Abscheu und Empörung zurück.

Hat der Staat wirklich kein Geld?


Er hat es gehabt, als er die Konjunkturprogramme auflegte. Er hat es auch gehabt, als die Banken gerettet wurden. Er hat es gehabt, als er die Kurzarbeit in der Industrie finanzierte. Und jüngst hat er auf viel Geld verzichtet, als er den Hoteliers eine unsinnige Senkung der Mehrwertsteuer zuschusterte.

Ob der Staat ein bisschen mehr Geld für seine Angestellten hat, ist keine Frage des Könnens, sondern des Wollens und Sollens
."

Heribert Prantl in der Süddeutschen Zeitung

Selbstkannibalisierung

"Welchen Rohstoff besitzen Deutschland und Schweden, der mit dem Öl verglichen werden könnte? Dieser Rohstoff ist der Sozialstaat. Denn der Sozialstaat erzeugt eine riesige Masse von armen, aber nicht völlig verarmten Konsumenten, die in großer Zahl billige Produkte konsumieren – und somit große Vermögen entstehen lassen. Das heutige Kapital verkauft den Sozialstaat an ihn selbst – und verdient dabei in einem Ausmaß, das früher unvorstellbar schien." Boris Groys in der ZEIT

Bilanz

"Mit Hartz IV hat die Armut im Lande zugenommen. Hartz IV hat die Stimmung im Land niedergedrückt (...) Gefördert wurde also nicht Qualifizierung, sondern Degradierung von Arbeit." Heribert Prantl in der Süddeutschen Zeitung

Freitag, Dezember 18, 2009

Last Minute Weihnachtsgeschenk

Jedes Jahr überlegt man sich, was man diesem oder jener schenken soll. Nicht mehr viel Zeit, keine rechte Idee. Wer noch auf der Suche nach dem perfekten, CO2-neutralen, umweltfreundlichen, sozial bewussten Geschenk gift ist, kann schon für 10 cent einen "multipurpose, fast-growing, oxygen-giving, CO2-storing, erosion-controlling, nutrient-fixing, groundwater-replenishing, poverty-reducing, animal-feeding, biodiversity-protecting, life-giving" Baum im Namen eines lieben Menschen pflanzen (lassen). Die NGO "Trees for the Future" hat seit 1989 weltweit mit lokalen Organisationen und Farmgergruppen mehr als 50 Millionen Bäume gepflanzt.

Eine sehr einfache aber wirksame Methode zur Verbesserung der Qualität von Böden, Grundwasserqualität, Biodiversität und damit der landwirtschaftlichen Produktivität und also der Einkommensgrundlage der in den Gebieten lebenden Menschen. Durch die Verteilung von Saatgut, Landwirtschaftstrainings und Länderprogramme werden lokale Gruppen in den Stand versetzt, durch Wiederaufforstung der Bodenerosion entgegen zu arbeiten.

Und eine vergleichsweise günstige Methode: Für 10 US-Dollar werden 100 Bäume gepflanzt, für 100$ 1.000 Bäume, usw. Das Geld geht direkt in das Pflanzen von Bäumen. Nicht in Werbekampagnen, von denen zunächst mal die Agenturen profitieren, die diese Kampagnen umsetzen. Nicht in Spesen für Vorstandsmitglieder, die in gut klimatisierten Hotels über das Elend der Welt konferieren.

Hier kann man spenden und sich ein Geschenk-Zertifikat schicken lassen.





Fotos der Arbeit von Trees for the Future gibt es hier: www.flickr.com/photos/plant-trees

Donnerstag, Dezember 17, 2009

Ausgeglichene Lastenverteilung

Aus einer Stellenausschreibung:

"Der/die wissenschaftliche Mitarbeiter/in übernimmt alle im Teilprojekt anfallenden Arbeiten."

Mittwoch, Dezember 16, 2009

Moorberlusconi

Als George W. Bush dunnemols während einer Pressekonferenz im Irak vno einem anwesenden Journalisten mit Schuhen beworfen wurde, wurde an dieser Stelle das Urheberrecht für ein Online-Spiel à la Moorhuhn angemeldet. Einen Tag später war sockandawe online. Die Lizenzen lassen bis heute auf sich warten.

Vielleicht klappt es ja diesmal:

Vorschlag für schnelle Online-PR: Entwicklung eines Online Flash Games "Triff den Berlusconi". Ähnlich wie bei Moorhuhn und Sockandawe geht es darum, in einer gegebenen Zeit, Berlusconi mit einer einer kleinen Statue bewerfen und soviele Zähne wie möglich zu treffen.
Bei der Spielzeugindustrie sind jedenfalls die Transportbänder bereits angelaufen.

p.s.
Nachtrag - Erweiterung des Konzepts "virale PR" um das Element "evokative PR" (hiermit wird dies als Wortmarke angemeldet):
Man baue ein Online-Game, in welchem der Spieler eine andere Person des öffentlichen Lebens mit Pfannekuchen bewerfen muss. Wenn das Game fertig programmiert ist, wird ein Praktikant geschickt, um diese Person öffentlich mit einem Pfannekuchen zu bewerfen.

Unmittelbar danach wird das Game dann online geschaltet.
Mit DEM Konzept ist man bestimmt der Erste!

Dresscode

"(...) was für ein Verbrechen ist es, wenn ein Minister in gut sitzenden Anzügen an die Öffentlichkeit tritt?" verteidigt FJW unseren KTzG

Dienstag, Dezember 15, 2009

A woman under the influence

Saw "A woman under the influence" (1974) by John Cassavetes with Gena Rowlands and Peter Falk yesterday. What an exhausting experience.

The seemingly neverending, painfully awkward scenes ( Like the breakfast of Peter Falk with his colleagues or his trip to the beach with his children) and irritating uneventful conversations without a direction reveal the insecurity and fragility of people and their relationships. The whole movie seems like an improvised stream of trivial conversations and events which transports an underlying despair that is so intense that it leaves an exhausted audience behind (An impact similar to "Julia" with Tilda Swinton).

The movie demonstrates how people are easily overburdened with permantly conducting, evaluating, adapting their behaviour in relation to others and social norms. How thin the layer of normality is and how little it takes to shake that fragile balance.

Although all the main attention is the title giving woman played by Gena Rowlands. But it is her husband Nick, played by Peter Falk, who seems to be under the influence of his tumbling wife and who himself is more and more loosing it. Peter Falks performance in this picture is of an intesity and a realistic depiction of a simple man who is torn between his mad love and combatant loyalty for his wife and his wish for order and normality, who seems to be overwhelmed by the change of the personality that he can only helplessly witness. He seems to have nothing but pure passion and anger to oppose the corrosion of Mables persona. Powers whose detachment not only seem to be unable to stop Mables collapse but seem to accelerate the collapse of social structure.
In his performance Peter Falk unfolds a realistic intensity which always operates under the limit of "opera gestures" that Gena Rowland in her sometimes maniristic associative acting is presenting.

Samstag, Dezember 12, 2009

Let Down

Unter den Top 10 Coversongs, die man auf einer Hochzeit spielen sollte, darf LET DOWN von Radiohead nicht fehlen:

Transport, motorways and tramlines
Starting and then stopping
Taking off and landing
The emptiest of feelings
Disappointed people clinging on to bottles
And when it comes it's so so disappointing

Freitag, Dezember 11, 2009

Wochenende!

Arbeitszeugnis

"Aufgefallen war er zuletzt dadurch, dass er sowohl bei der Wiederwahl des Bundespräsidenten im Mai als auch bei der Wiederwahl der Bundeskanzlerin im Oktober bei den Abstimmungen als Schriftführer des Bundestagspräsidenten die Namenslisten des Plenums vorlas. Nachname, Vorname. Nachname, Vorname. Fehlerfrei."

Christoph Schwennicke bei Spiegel Online über Hans-Joachim Fuchtel, nach 22 Jahren unauffälliger Zugehörigkeit zum Bundestag Parlamentarischer Staatssekretär im Arbeits- und Sozialministerium.

Donnerstag, Dezember 10, 2009

Standpunkt

"Für mich ist es menschliche Grausamkeit, Räucherforelle zu essen und einem Dressurakt beizuwohnen." FJW

Stupid men - Sustainable women?

Today I stumbled over an article in the German edition of the Financial Times portraying the Islandic financial services provider Audur Capital who are granting credits for "investments with female intelligence" meaning projects that aim on ethical, ecological and sustainable benefits rather than a quick return of investments without considering impact (Find here an article in The Guardian):

"Our company is founded by women with a vision to incorporate feminine values into the world of finance. We are on a mission to unlock and create new value with a more balanced set of values." it says on the company's website.

In conversation with Financial Times Germany, Audur Capital founder and manager Halla Tomasdottir criticises the credulousness, greenness and readiness to take incalculable risks. "When I asked for the foundation of business ideas the answer was: growth, growth, growth. The foundation of growth was unnecessary Mrs. Tomasdottir says. Investors were only looking for a bigger fool to buy their stocks for more money they spent on them. Mrs. Tomasdottir gave the phenomenon that lead to the financial collapse a name: big penis complex.

This equalisation of "sustainability" and "the female principle" reminds me of the "father" of the microcredit, Nobel Peace Prize winner Mohammad Yunus. In his autobiography he explains why the Grameen Bank would exclusively give credits to women: because women are more likely to do what is good for their family. The focus of their actions aims at the family, securing the future of their children while men are more likely to focus on themselves: give a man 10 Dollar and he'll consume, buying alcohol, clothing or something else for himself. The money will be gone. Give a woman 10 Dollars and she will invest it: in improving the living conditions of the family, the nutrition and education of her children. In thinking beyond the limits of her own existence and doing what's best for her family (even at the cost of dispensing advantages for herself) she creates sustainable values, laying the foundation for the condition for the possibility of sustainable growth and improvement - for her own children and the whole community.

This reminded me of acclaimed novelist, former UN under secretary general and current Indian Minister of State for External Affairs Shashi Tharoor and his "two-word-mantra" that he repeats in his speeches as a primary goal: educate girls!

"If I had to pick the one thing we must do above all else, I now offer a two-word mantra: “educate girls”. It really is that simple. There is no action proven to do more for the human race than the education of the female child. Scholarly studies and research projects have established what common sense might already have told us: that if you educate a boy, you educate a person, but if you educate a girl, you educate a family and benefit an entire community.
The evidence is striking. Increased schooling of mothers has a measureable impact on the health of their children, on the future schooling of the child, and on the child’s adult productivity. The children of educated mothers consistently out-perform children with educated fathers and illiterate mothers. Given that they spend most of their time with their mothers, this is hardly surprising.
[...]
If someone told you that, with just 12 years of investment of about $1 billion a year, you could, across the developing world, increase economic growth, decrease infant mortality, increase agricultural yields, improve maternal health, improve children’s health and nutrition, increase the numbers of children — girls and boys — in school, slow down population growth, increase the number of men and women who can read and write, decrease the spread of AIDS, add new people to the work force and be able to improve their wages without pushing others out of the work force — what would you say? Such a deal! What is it? How can I sign up?" (Source: tharoor.in)

All these examples add up to the embarrassing diagnosis that men tend to think of themselves thus harming and ruining the community (which includes themselves) since they tend to act selfish rather than seeing the greater picture.

After world and civil wars, corruption, the unleashed masculine powerplay of Wall Street in the 80ies, the culture of clandestine and devious fraud in economics and politics, the callous acts of the powerful and benefiting few at cost of the poor, powerless and clueless many, ongoing exploitation of natural resources and other "projects" carrying male signature, is it time for global female ratio? (And are Angela Merkel, Hilary Clinton, Condoleezza Rice the answer?)

Freitag, Dezember 04, 2009

Wochenende!

Essen!

Sinterklaas kapoentje

Sinterklaas kapoentje,
Gooi wat in mijn schoentje,
Gooi wat in mijn laarsje,
Dank je Sinterklaasje!

Donnerstag, Dezember 03, 2009

Gutem Deutsch

"Sie ist liiert, aber sie lebt nicht zusammen."
FJW über Frau Köhler

Reisebericht

Gestern mal wieder ein paar Zeilen Alfred Polgar gelesen und dabei bestens unterhalten gewesen. Wohl gesetzte Prosa, eine ganze Weile vor Max Goldt.

"Ich habe eine Reise und auf dieser Reise mehrere Beobachtungen gemacht, die allseits lebhafte Gleichgültigkeit erwecken dürfte. (...) Von meiner Reise, wie gesagt, kann ich ruhig erzählen. Sie war sehr schön, vollzog sich unter empörend- aber angenehm-kapitalistischen Umständen (...)
Diese Reise fand, das auch noch, im Mai statt. Es war in Griechenland im Monat Mai, der Himmel sogar des nachts himmelblau, das Wetter an einem Tag prachtvoll, am anderen herrlich. (...) Dies zur selben Zeit, als in Berlin Schneestürme und Premieren wüteten. Das kommt alles vom Klima. Wer mit Herzogen von England gut ist darf seiner spotten. Er setzt sich auf [ein Schiff] und fährt dem Frühling nach, der nirgendwo heitrer lächelt als im Griechenmeer und nur zum geringeren Teil eine kalendrische, zum größeren aber, wie mehr oder minder alles, eine Geldfrage ist."

Mittwoch, Dezember 02, 2009

"Da oben liegt meine Kacke auf'm Nachttisch."

Til Schweiger ist bekanntermaßen nachhaltig beleidigt und gekränkt, weil er im Feuilleton regelmäßig verrissen wird, bzw. er versteht die ausbleibende Anerkennung nicht, sind seine Filme doch erfolgreich. Ebenso reagierte er auf den Umstand, das er nie einen Filmpreis bekommt, mit der Idee, selber einen Filmpublikumspreis im Stil der MTV Movie Awards ins Werk zu setzen.

Jedenfalls ist sein Verhältnis zu DEN MEDIEN angespannt und so lesen sich die Gespräche dann auch:

SPIEGEL Online
: Worum geht es eigentlich in "Zweiohrküken"?
Schweiger: Presseheft nicht bekommen?

(Spiegel)

Montag, November 30, 2009

Goodbye blue sky



Heute, vor 30 Jahren erschien das Konzeptalbum The Wall von Pink Floyd.

Samstag, November 28, 2009

Das "G" in TKKG

"Abends war sie sogar noch mit einen saufen. Das ist einem ja auch immer wichtig."

Aus dem Nachruf bei INTRO auf die verstorbene Veronika Neugebauer, Synchronstimme von Gaby bei den TKKG Hörspielen.

Soccer Webdesign

Zuletzt Webseiten von Fußballern gecheckt und bemerkenswerte Unterschiede gesehen. Oft sind Webseiten selbst von A-Profis bieder, als hätte der Freund eines Cousins das zusammengetackert. Andere sehen sehr überdreht, geleckt und unpersönlich aus, wie von einer, vom dargestellten Star weit entfernten Agentur.

Donnerstag, November 26, 2009

Multipel

"Er war Fuchs, Wolf, Adler, Löwe." FJW über FB

Sind wir nicht alle ein bischen Bluna?

Wer solche Texte unter seinem Foto duldet hat wirklich, was es braucht, um es nach ganz oben zu schaffen:

"Für den Berliner ist das Internet aus der Gesellschaft nicht mehr wegzudenken."

(pic: abcdz2000)

Mittwoch, November 25, 2009

Spiritistische Spaßbremse

Famos formulierte Filmkritik zu der biederen Wahre-Liebe-Wartet-Teenager-Vampir-Schmonzette "New Moon" bei Spiegel Online:

"Handfesten Halt findet Bella dagegen bei ihrem Jugendfreund Jacob Black (Taylor Lautner), der im nahen Reservat lebt und seine eigene übernatürliche Last zu tragen hat: Jacob gehört zu einer Gruppe von jungen Ureinwohnern, die sich - Testosteronstau sei Dank - bei passender Gelegenheit in riesige Werwölfe verwandeln. Die Rudelkollegen erkennt man im Film am nackten Oberkörper, dem feurigen Blick sowie den riesigen Muffins, die sie zum Frühstück verzehren."

Freitag, November 20, 2009

Elli Pirelli

Spiegel Online u.a. weisen dieser Tage auf den neuen Pirelli-Kalender hin, der - comme toujours - Firmenprodukte durch Fachkräfte präsentieren lässt. Dabei wird v.a. auf den im Kalender umgesetzten neuen Trend zur Natürlichkeit hingewiesen, der v.a. dadurch erreicht werde, dass die Bilder - wie sonst immer - nicht retuschiert seien.

Wenn man sich das Opus genauer anschaut, hat man eher den Eindruck, dass Pirelli unverfrohren von American Apparel Werbung" klaut. Und die Models der Kampagne sind sehr wohl retuschiert! Allerdings hat deren Art Director davon abgesehen den Models eine 3. oder 4. Brust anbringen zu lassen (was natürlich die Attraktivität verdoppelt!)

Hingegen sind die schmutzigen dreckigen AA Werbungen ein sehr angenehmer Kontast zur prollo-Nacktheit der Bräute aus dem Pirelli Katalog im letzten Jahr.

(Mit Dank an Coco Chapal)

Dienstag, November 17, 2009

Frohsinn

"Sie ist die Barbara Schöneberger der deutschen Politik." Spiegel Online über Julia Klöckner.

Sonntag, November 15, 2009

Robert Enke, 24. August 1977 - 10. November 2009

"Hoffnung ist nicht die Überzeugung,
dass etwas gut ausgeht,
sondern die Gewissheit,
dass etwas Sinn hat,
egal wie es ausgeht."

Rhetorik

Gleich mehrere Beiträge in der SZ der letzten Tage beschäftigen sich mit der (fehlenden) Kultur der freien Rede im politischen Alltag. So am Beispiel des jungen Gesundheitsministers. Dessen souveräner Auftritt vor den Mikrofonen und Kameras ist zwar nicht von einer Art, dass man einem Band "Große Rhetoren des 21. Jahrhunderts" bereits um ein neues Kapitel ergänzen müsste, sondern bewegt sich genau auf dem Niveau, das man von einem studierten Menschen, der seit Längerem und permanent in der Situation öffentlicher Rede geübt sein dürfte, erwarten dürfte und - wenn man auf andere Figuren seiner Alterskohorte blickt - auch von den Daniel Bars und KTvGs erfüllt wird.
Da aber das Berliner Niveau in Hinblick auf Außendarstellung insgesamt unterdurchschnittlich ist, genügt es eben schon, sich halbwegs manierlich anzuziehen, nicht übergewichtig zu sein, entspannt und unaufgeregt aufzutreten und stolperfreie Sätze zu formulieren, um als Wundertier bestaunt zu werden.

"Es gibt Menschen im Regierungsviertel, die darüber lästern, dass Rösler seine Reden selbst schreibt und in seinem Arbeitszimmer wie ein Schauspieler einstudiert. Nach Röslers Auftritt könnte man sich wünschen, diese Praxis würde im Abgeordnetengesetz für alle verankert." schreibt Guido Bohsem in der SZ vom 13. November

Der Kister Kurt wiederum schaut sich die rhetorischen Fähigkeiten des gegenwärtigen politischen Personals im Ganzen an und kommt zu dem Schluss:
"Bei den meisten Abgeordneten aber sind die Ansprachen ordentlich koordinierte Geräuschabfolgen und keine Reden im Sinne Herbert Wehners oder Joschka Fischers. Auch im 17. Bundestag dominieren die Vorleser, die Babbler wie die neue FDP-Fraktionschefin Birgit Homburger oder die Reden-halten-ist-auch-nichts-anderes-als-Wurstschneiden-Rhetoriker wie Angela Merkel." (Kurt Kister)

Burkhard Müller wiederum betrachtet die Bedingung für eine lebendige Debattierkultur und erkennt in der deutschen Entwicklung der Rede in ihren Erscheinungsformen der Predigt, des juristischen Plädoyers und des politischen Streits eine Entwicklung, die eben nicht auf den öffentlich ausgetragenen Kampf der Argumente ausgelegt ist. Die Predigt sei eine Einbahnstraße, die ihren Lauf von oben nach unten nimmt und nicht mit Widerspruch rechnet. Auch die juristische Argumentation gedieh in Deutschland nicht als Arena der freien Rede, da sich Prozesse im Gegensatz zu England, nicht in der Öffentlichkeit, "sondern in der Stille der Kameraljustiz" vollzogen. Im Anschluss an die nicht frei entwickelte, sondern an die Schrift gebundene, eben nur vorgetragene und nicht mit Widerspruch rechnende Predigt habe sich das Theater entwickelt. Auch hier wird die Mündlichkeit und Improvisation verbannt.

Als moralische Anstalt habe sich das Theater als eine Einrichtung konzipiert, in der eben nicht "live" ein Thema in einem einmaligen, dem unwiederholbaren Augenblick der Vortragssituation verbundenen Vortrag entwickelt wird (was beispielsweise das Wesen der Stand Up Comedy ist, die in den USA und England eben als zwar in ihren Themen und groben Verläufen und Gags festgeschriebene Kunstform praktiziert wird, aber eben in ihrer höchsten Kunstform die freie Improvisation einbezieht, die Fähigkeit, den geschriebenen Text, die konzipierten Gags in einer Weise zu präsentieren und auf die Vortragssituation, das Publikum, den Vortragsort usw. zu beziehen, dass sich das Überzeitliche, Bleibende, Immergleiche des geschriebenen Vortrags, der sogenannten "Routine" mit der Einmaligkeit der Vortragssituation verbindet und darin das Publikum anspricht, weil es erkennt, dass es im Hier und Jetzt des Vortrags angesprochen wird und gemeint ist und eben nicht das austauschbare Klatschvieh für abgestandene Partyscherze aus dem Witzbuch.), sondern durch den sorgfältig einstudierten Vortrag und die eingeübte Vorführung auf die Seelen schweigender Zuhörer eingewirkt werde.

Nicht umsonst werde die Bühne seinerzeit mit einer Kanzel verglichen, Dramaturgen und Schriftsteller als Volkserzieher an ihre volkspädagogische Verantwortung gemahnt.

"Für den entsetzlichen Fall, dass einer die Vorlage vergessen haben sollte, sitzt der Souffleur im Kasten, Anker der Schriftlichkeit auf der hohen See mündlicher Vergegenwärtigung. Hier wuchs nicht die freie Rede heran, sondern die Deklamation als expressive Wucherung, als die Kunst, die Augen und das R zu rollen.
" (SZ)

Insofern ist der Wunsch nach einer verbesserten Debattenkultur zwar eine nachvollziehbare Sehnsucht, ist aber eben auch an formale Bedingungen gebunden. Nur, wenn es mit einer geschliffenen Rede im Parlament tatsächlich etwas zu gewinnen gibt, eine Mehrheit umzubiegen, eine Sache durchzubringen ist (Wie beispielsweise auf Parteitagen - man denke an den legendären Mannheimer Parteitag, auf dem Oskar Lafontaine - nachdem die Bedingungen sich günstig zeigten, der Vorsitzende Rudolph Scharping angeschlagen, die Parteibasis bereit für einen Umsturz war - mit einer Rede den damaligen Vorsitzenden stürzte und sich als neuer Vorsitzender empfahl), wird die Rede im Parlament bedeutsam. Unter den heutigen Bedingungen parlamentarischer Demokratie werden die Dinge aber in den Ausschüssen ausgehandelt, weshalb die parlamentarische Debatte in diesem Licht betrachtet, überflüssig sei.

"Der Redner muss was wollen, und er muss hoffen können, das Gewollte mit seiner Rede zu erreichen, sonst ist sein Herz nicht dabei, und er redet schlecht. Wo jedoch vom spontanen Eindruck, den eine Rede hinterlässt, wichtige Entscheidungen abhängen, müssen die Zustände wenigstens teilweise anarchisch sein. Man sollte es sich sehr genau überlegen, ob man wirklich eine von Grund auf gebesserte, freie mündliche Redekunst haben will: Denn damit eine solche erwächst, müsste sich weit mehr ändern als die Geschäftsordnungen der Parlamente - womöglich mehr, als man für ein derartiges Ziel, das letztlich doch ein nebensächliches bleibt, in Kauf nehmen möchte. " (SZ)

Loro Piana Minister

Schon mehrfach wurde hier dem Umstand gedankt, dass Kurt Kister schreibt, als habe er keine wohlgesonnenen Gesprächspartner mehr nötig. So auch in seinem Kommentar zum Besuch des selbstleuchtenden Kriegsministers/Dressmans KTzG, den er wiefolgt auf den Punkt bringt

"Er trug eine sehr schöne dunkle Jacke von Loro Piana, natürlich 100 Prozent Kaschmir, mit elfenbeinfarbenem Innenfutter. Sein grauer Turtleneck, mutmaßlich ebenfalls Kaschmir, harmonierte farblich und sogar stilistisch mit der schwarzen Splitterschutzweste. Die feste Freizeithose im Farbton desert tan bot mit ihren praktischen aufgenähten Seitentaschen einen dezenten Kontrapunkt. Sie signalisierte, dass der Hindukusch jenseits von Obi liegt. Außerdem passte sie zu den dunkelbraunen Wildleder-Clarks. Kein Zweifel, dies ist der eleganteste Minister, der jemals Regionen besuchte, in denen es zu kriegsähnlichen Auseinandersetzungen kommt." (SZ)

Deutschland scheint aller "Berliner Republik" Rhetorik zum Trotz immer noch einen Minderwertigkeitskomplex im Eleganz- und Stilbereich zu haben, dass es einem souverän auftretenden Lothar Matthäus Double zu Füßen liegt, sich zu Füßen werfen will. Daher ist es nur konsequent dessen Beiträge unter
ästhetischen als unter politischen Gesichtspunkten zu begutachten.

"[...] er kann ungeheuer glaubwürdig mit dem Chef von Morgan Stanley aus dem Fenster schauen oder höchst bedeutend in Washington ins Auto steigen" (KK)

Wer sich in den allabendlichen Nachrichten und Supernanny-Shows permanent die Pommes-Fritisierung großer Bevölkerungsschichten in Zeiten eines akzellerierenden Wettbewerbs vorführen und zum Zwecke der volkspädagogischen Disziplinierung durch emotionale Geiselnahme sich ehrfurchtserweckende Leistungsansprüche als jedem Einzelnen aufgegeben suggerieren lässt, dass jeder Briefträger ein schlechtes Gewissen bekommt, warum er immer noch nicht 3 Fremdsprachen, SAP und Datenbankadministration beherrscht, konkurriert er doch mit 300 bis in die Haarwurzeln motivierten Indern, Chinesen und Afrikanern, der ist auch dankbar, wenn er einen Mitdreißiger als Projektionsfläche hingestellt bekommt, der (gebildet, erfolgreich, adelig, Vorabendserien-attraktiv) v.a. zur Herstellung einer allgemeinen Verzichts-, Beitrags- und Anstrengungsbereitschaft geeignet ist.

Fuckability

Am Wochenende beschäftigt sich die Süddeutsche Zeitung kurz mit dem jungen, pheromonialem Stargeiger David Garett und seinem Konzept der Selbstvermarktung.

"Wo also liegt das Problem? Es liegt darin, dass Garrett bei der Jugend von heute die Liebe zur klassischen Musik entfachen möchte, weil das ja potentiell sehr profitabel sein kann. Dabei geht er offenbar von der Annahme aus, dass diese Jugend nur das wirklich liebt, was sie auch gerne, nun ja, ficken würde."

Samstag, November 14, 2009

Müssen wir mit bedauern ablehnen ...

Bei Spiegel Wissen findet sich ein grandioser (älterer) Text von Umberto Eco aus dem Buch "Platon im Striptease-Lokal. Parodien und Travestien". In diesem schreibt Eco fiktive, ablehnende Lektoratsgutachten von Klassikern der Weltliteratur, von der Ilias über die Bibel, Kants "Kritik der reinen Vernunft" bis zu Franz Kafkas "Der Proceß":

"Der kleine Roman ist nicht übel, ein Krimi mit einigen Stellen in bester Hitchcock-Manier; so etwa der Mord am Ende, das wird schon sein Publikum finden. Allerdings scheint es, als hätte der Autor unter Zensurbedingungen geschrieben. Was sollen all diese vagen Anspielungen, warum dieses Weglassen von Eigennamen und Ortsangaben? Und wieso wird dem Protagonisten überhaupt der Prozeß gemacht? Wenn man diese Punkte genau klärt, das Ganze konkreter situiert, die Umstände und den Verlauf präzisiert durch Fakten, Fakten und noch mal Fakten, dann wird die Handlung durchsichtiger und der Suspense besser garantiert. [...]" (Spiegel Wissen)

Wochenende!

Donnerstag, November 12, 2009

Montag

Vorhersage. Spiegel/Focus Titel am kommenden Montag:
"Volkskrankheit Depression" (Bild wahlweise: a) Robert Enke b) komplett schwarz c) nackte Ilse die sich den Kopf hält)

Romy

Gestern braver Romy Schneider Film in der ARD mit gediegen cremigen Bildern wie eine 2stündige Jakobs-Krönung-Werbung.
Im Anschluss an den Film eine Doku, die exakt diesselben biographischen Stationen deklinierte, die auch der Film zeigte. Da fragt man sich, warum man überhaupt so einen Film macht, anstatt sich gleich auf das ausreichend dokumentierte Original zu begrenzen. Oder das wenigstens Breloer-like mit einer Montage von Originalaufnahmen, Spielszenen und Interviews mit "Zeitzeugen" anzugehen. Oder warum man nicht einen wirklich dramatisierenden Film in Anlehnung an die Biographie gemacht hat, in dem ein Autor nicht das Leben biographisch korrekt und nachbildet, sondern sich auf den emotionalen Kern der Geschichte konzenrtiert? Weil (die Redakteure unterstellen, dass) das Publikum die bekannten Stationen, Bilder, Posen und Figuren sehen und abhaken will (und entsprechend von einem Film erwarten, dass er auf Nummer sicher geht). Weil der Film erst dann als vollständig, richtig und gut bewertet wird, wenn diese inventarische Rezeptionserwartung vollständig bedient wurde.

Die sepiafarbene Harmonisierung "deutscher Themen" und bevorzugt historischer Stoffe in Gestalt von Großproduktionen, die die dargestellten Ereignisse vornehmlich als cineastische Tapete für Vom-Winde-verweht-Posen bekannter Werbeträger und Gala-Party-Report-Hauptdarsteller verwendet, bedient zudem den Trend des Neo-Heimatfilms, für den v.a. die Produktionsfirma Degeto stehe, die auch Romy mitproduzierte, den Georg Seeßlen in der EPD Film zum Start von "Der rote Baron" analysierte.

"Im deutschen Fernsehen hat sich mittlerweile neben den Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen das Genre des Neo-Heimatfilms fest etabliert, das in den verschiedensten Formaten [...] - eigentlich immer nur eine Geschichte erzählt: Die Geschichte vom deutschen Menschen, der in der großen Welt emotionalen, moralischen und ökonomischen Schiffbruch erlitten hat und nun zurückkehrt in seine enge, aber geborgene Provinzheimat, wo er Glück und Frieden findet in der Rettung des familiären Unternehmens und den Armen der Jugendliebe, die er einst schmählich verlassen hatte. Offensichtlich wird das deutsche Fernsehpublikum dieser Geschichte niemals müde, auch wenn sich die Drehbuchautoren kaum noch Mühe geben, nennenswerte Variationen zu erfinden. So wie die Protagonisten zurückkehren, so kehren auch die Träume zurück. Die Menschen in dieser Heimat-Welt benutzen Mobiltelefone und tragen Markenklamotten, aber sie denken und fühlen wie Menschen der fünfziger Jahre. Der Unterschied ist allenfalls ein leichter Hang zur Hysterie und der bemerkenswerte restaurative Elan, mit dem diese heimgekehrten Söhne und Töchter die elterlichen Unternehmungen, die Tierarztpraxen und Ponyhöfe, Bäckereien und Dorfbrauereien wieder auf die Höhe bringen. Auch diese teutonischen Heidis und Geißenpeters können brauchen, was sie gelernt haben: Sie restaurieren die Heimat mit den Mitteln der New Economy."

Alte Schule

"Ich persönlich glaube, dass wahrscheinlich das Einfachere am Ende doch das Bessere ist. Nicht Hunderttausende von Computeranalysen und alles so im Detail! Jupp Heynckes macht das nach wie vor mit einem schwarzen, einem roten und einem blauen Edding"

Uli Hoeneß

Flache 4

"Was mich nervt ist, dass heutezutage jeder über Systeme spricht. Früher bin ich zum Fußball gegangen und habe geschaut, wer gewonnen hat. Heute quatscht jeder mit, über eine "flache Vier", eine "Raute", die "Doppelsechs". Die meisten, die so klug daherreden, würden sich die Hände brechen, wenn sie die taktischen Systeme aufzeichnen müssten."

Uli Hoeneß im Interview mit der ZEIT

Mittwoch, November 11, 2009

Ozis 2 cents

Zu Philipp Lahm ist zu sagen, dass er (natürlich) völlig recht hat. Natürlich läßt sich über Nebenkriegsschauplätze (Zeitpunkt/ohne Autorität seiner Vorgesetzten) reden. Aber grundsätzlich stimme ich ihm zu. Die Transferpolitik besonders in diesem Jahr gleicht einen visionären Offenbarungseid.

Da gibt man leichtfertig einen Ze Roberto ab, der dummerweise in der momentanen Situation ein ganz wichtiger Pfeiler sein könnte. Da gibt man unverständlicherweise einen Lucio ab, der ganz nebenbei der Kapitän (!) der brasilianischen Nationmannschaft ist. Weil er nicht ins taktische Konzept passt !??! Der Mann ist Innenverteidiger. Dem sage ich als Trainer: "So, men Jung, heute heißen deine Gegenspieler Mladen Petric und Paolo Guerrero, viel Glück. Du machst das schon." Grotesk.

Seit Jahren ist die rechte Abwehrseite verwaist. Vor der Saison hätte man einen gewissen Rafinha haben können. Passt aber sowas von optimal ins Beuteschema der Bayern: jung, hochtalentiert (gilt als eines der größten Rechtsverteidigertalente weltweit), kommt von einem unmittelbaren Konkurrenten, kostet vergleichsweise wenig Geld (12 Mio). Dann wird ein Tymochchuk geholt, der zweifelsfrei seine Klasse über Jahre unter Beweis gestellt hat. Aber eben als sog. 6er. Das bedeutet, er grätscht 20, 30 Meter vor der Abwehr erstmal alles ab, was nicht im roten Trikot erscheint. Dummerweise spielt dieser international renomierte "defensive Mittelfeldspieler" derzeit im rechten Mittelfeld. Interessanter Versuch, aber total grotesk (wäre so, als müßte Ribery linker Verteidiger spielen).

Dann wird ein Mario Gomez geholt, der eigentlich eine Vollgranate ist. Unglücklicherweise hat er auch vollgranatenmäßige 35 Mio an Ablöse gekostet. Hätte man sich dieses Geld gespart immerhin hat man Luca Toni, Miro Klose, den aufstrebenden Thomas Müller und den ablösefreien Ivica Olic) und wäre man dann noch zwei Monate früher auf die Erkenntnis gekommen, dass Diego irgendwie doch auch kein soooo furchtbarer Fußballer ist, hätte man Juventus Turin sehr wahrscheinlich den Rang abgelaufen und diesen Fußball-Gott haben können.

So hier ist meine Elf, die etwa um 10 Mio teurer wäre, als die derzeitige Bayernmannschaft:



Mit diesem Team hätten die Bayern ernsthafte Chancen auf einen Gewinn des Titels in der Champions League. Würde verdammt schwer, wär aber drin. Zumindest das Halbfinale wäre echt machbar. Kurze Info: Jeder Verein, der das Semifinale der CL erreicht hat etwa 50 Mio sicher. Bei Bayern wäre es etwas mehr, da man sich die TV-Gelder nicht mit den bereits in ihren Vorrunden gescheiterten deutschen Konkurrenten teilen müßte. So ist Bayern in der Vorrunde raus. Verdienst: etwa 20 Mio Euro.

Paarschipp

"Sei dünn und gepflegt, sei gut gekleidet und rieche 1a, dann bekommst du windschnittige Partner." Sibylle Berg

Robert Enke, 24. August 1977 - 10. November 2009



SYBARITE5 Play Radiohead- Pyramid Song (arr. Paul Kim)

Dienstag, November 10, 2009

Herbst

Montag, November 09, 2009

Fernsehen 2.0

Zum unterschiedlichen Mediennutzungsverhalten der Generationen am Beispiel des Live-Streamings von "Wetten Dass ..?" schreibt die SZ:

"Während ältere Generationen angeblich ein schales Gefühl empfinden, wenn sie zu "Dr. House" ihren Spam-Ordner säubern oder ihre eingebildeten Krankheiten googlen, erscheint dem jüngeren Zuschauer schlichtes fernsehen als passiv verschwendete Zeit, die aktivistisch zu nutzen gewesen wäre. Während im Rücken halbwertiges Fernsehprogramm läuft, lassen sich zum Beispiel online hervorragend halbwertige Freunde pflegen."

Ruhe im Darkroom

Jahrhundertelang war es ein Bestreben des Menschen, Verbindungen auf- und auszubauen. Das Straßennetz und der auf ihm laufende Transport von Waren und der Verkehr wollten intensiviert, beschleunigt, verstetigt werden. Ebenso im Nachrichtenverkehr. Das Vermitteln und Übertragen von Nachrichten war aufwändig, so lange Boten auf Pferden, die sie an Poststationen wechseln konnten, als Transportmedium auf zwei Beinen höchstselbst transportieren mussten. Die Brieftaube und der Telegraphendraht beschleunigten und verstetigten diesen Strom. Mit den bekannten Folgen.
Über Mail und Internet dringen permanent 24 Stunden Informationen aller Art an uns heran. Die Berichte über die geringe Aufmerksamkeitsspannen am Arbeitsplatz und im Alltag gehören mittlerweile zum periodischen Programm, wie die Fotos gemeinsam Eis essender Paare oder im Biergarten sitzender Menschen unter der Rubrik "Der Frühling ist da".

Während also jahrhundertelang der Zugang zu Information und Kommunikation ein Vorzugsattribut darstellte, sind es mittlerweile die kommunikationsfreien Zonen, die ein Luxusgut darstellen und die ausdrücklich herzustellen und der Lärmwelt abzutrotzen sind.
Die Flüsterzone im ICE, das Wellnesskloster in den Bergen, der Yogakurs, in dem man nur auf seinen Atem hört - die selbstgewählten Orte der Stille, die überhaupt erst den Entscheidungsraum eröffnen, ob man sich unterbrechen lassen und was man an sich heranlassen, welchen Inhalten man seine kostbare Zeit und Aufmerksakeit widmen will, während das Kommunikations- und Informationsproletariat sich bereitwillig an alle Schnittstellen andockt, sich mit Informationen flutet und willig ebensolche Informationen abfließen lässt.

Nachdem schon 2007 www.alleinr.de den Luxus von Ruhe im Internet ("Hier müssen Sie nichts tun. Sie melden sich nicht an, Sie laden nichts hoch, Sie kommentieren nicht, Sie knüpfen keine Kontakte. Niemand beobachtet, was Sie tun.") bot, sorgt das kostenlose Schreibprogramm "Darkroom" nun für Konzentration auf eine Schreibaufgabe auf dem Bildschirm:

Es dunkelt den gesamten Bildschirm des Nutzers ab. Keine anderen ablenkenden Fenster, piependen Skype-Meldungen, klingelnden Mails können von der Hauptaufgabe ablenken. Einzig ein Cursor blinkt auf schwarzem Grund. Gemäß dem Motto "Simplify your life" gibt es auch nur die Befehle kopieren, einfügen, drucken und speichern sowie eine Funktion zum Anzeigen der geschriebenen Zeichen und Wörter. Mit einen Durck auf "Escape" verschwindet der schwarze Vorhang und man ist wieder in der bunten Welt der auf Dauer gestellten Kommunikation.

Das Programm gibt es für Windows und Mac-Nutzer.

Samstag, November 07, 2009

Money's too tight to mention

Nachdem Peter Sloterdijk über die Frage sinniert hat, wie lange die Leistungsträger und Werterbringer bereit sind, durch das - von Sloterdijk unterstellte - brave Abgeben ihrer Steuern die gesamte Gesellschaft durchzufüttern, Axel Honneth und andere darauf reagiert haben, schreiben nun abwechselnd Sloterdijk und Honneth und ihre jeweiligen Anhänger in den ihn zur Verfügung stehenden Medien hin und her.

Dabei "hätte das Theater um Sloterdijks Steueridee mit dem Nachweis ökonomietheoretischer Ahnungslosigkeit auf beiden Seiten schon zu Ende sein können", wie die FAZ bemerkt.

Andererseits: So eine Debatte - man erinnere sich an die Walser/Bubis-Kontroverse
(Drohroutine/Moralkeule) oder den kurz aufwallenden Artikelplatzregen zu dem aus einer Studie geborenen Begriff "abgehängtes Prekariat" - verkauft auch Zeitungen und versetzt den publizistisch-feuilletonistischen Resonanzkörper in belebende Schwingungen.

Heute äußert sich Paul Kirchhoff, "dieser Professor aus Heidelberg" (hier im Interview mit dem SZ-Magazin), in der FAZ zur Debatte und erklärt nochmal, warum der Staat auf Steuern angewiesen ist und sich nicht, wie Sloterdijk es vorschlägt, auf Schenkungen als Gnadenakte Wohlhabender zurückziehen kann.
Sodann erklärt Kirchhof aber auch, warum das gegenwärtige Steuerrecht mit seinen vielen Ausnahmen und der Priveligierung einzelner Interessengruppen ungrecht ist und den Bürger entmündigt und gegenüber dem Staat entsolidarisiert.

"Der Einzelne [...] gestaltet sein wirtschaftliches Verhalten so, dass er möglichst viele der gesetzlichen Begünstigungen in Anspruch nehmen kann. [...] Sodann nutzt der Staat das Steuerrecht, um den Bürger zu lenken. [...] Das Steuerrecht sieht den Menschen nicht als selbstbewussten, stolzen Bürger, sondern als käuflichen Untertan."

Freitag, November 06, 2009

Hälfte des Lebens

"Was verlangen wir von unseren Kanzlern? Wir wollen, dass sie ehrlich sind, obwohl sie nicht mehr duften. Die Opel-Arbeiter haben keine Rosen in den Händen, sie spüren die Dornen."
FJW

Wochenende!



Jamie Cullum - Don't stop the music

Most valuable Player

"Fahren Sie mich irgendwo hin. Ich werde überall gebraucht"
Herbert von Karajan

Donnerstag, November 05, 2009

König Ohneland

Gestern in 3 Sat den grandiosen Dokumentarfilm "König Ohneland" über die Roma in Rumänien gesehen. Dank des Internet dauert es nicht lang, bis der Autor des Films recherchiert und per Mail beglückwünscht ist und der Film in der 3Sat-Mediathek online abrufbar gefunden ist. Da ergibt die schöne Online-Welt Sinn.

Dienstag, November 03, 2009

Du bist Deutschland

"Nach der Explosion des Westerwellschen Selbstbewusstseins in der Innenpolitik kann es unterhaltsam sein, seine tastenden Schritte in der Außenpolitik zu verfolgen. Beim Europäischen Rat in Brüssel zum Beispiel. Da sitzt er plötzlich ganz allein neben der Kanzlerin. Keine Mitarbeiter, keine dienstbaren Geister in der zweiten Reihe, die helfen könnten. Wenn Merkel den Platz verlässt, ist Westerwelle Deutschland. Das beeindruckt ihn." (SZ)

Herbst!



Imogen Heap - First Train

Samstag, Oktober 31, 2009

Personalpolitik

Die SZ im Gespräch mit Yvon Chouinard, Gründer von der Sportartikelfirma Patagonia.

SZ: Welche Leute arbeiten bei Ihnen?

Chouinard: Nur eine Handvoll hat einen Wirtschaftsabschluss. Ich will keine Business-School-Streber. Bei mir arbeiten Soziologen, Biologen, Chemiker.

SZ: Was muss jemand haben, damit Sie ihn einstellen?

Chouinard: Sie müssen kreativ sein. So wie er hier (zeigt auf seinen PR-Berater Holger Bismann, der neben ihm sitzt). Wissen Sie, wie er aus Ost-Deutschland fliehen wollte? Er versuchte mit einem Trampolin über die Mauer zu springen!

Bismann: Es hätte geklappt. Zusammen mit einem Freund übte ich das tausend Mal. Aber er musste unbedingt seine Freundin mitbringen und die hat es nicht gepackt. Wir wollten dann über die ungarische Grenze. Dort wurden wir geschnappt und mussten ins Gefängnis.

Chouinard: (amüsiert sich köstlich) Solche Leute stelle ich ein!

Freitag, Oktober 30, 2009

Dienstfertiges Desinteresse

Ist ein Film auch noch so schlecht - so kann er doch noch als Anlass eines wohl begründeten, gut formulierten Verriss dienen und so, wie eine Obduktion dazu da ist, von den Toten für das Leben zu lernen, als Gegenbeispiel zur cineastischen Instruktion dienen. So seziert Katja Nicodemus "Die Päpstin" von Söhnke Wortmann:

"Sönke Wortmann hat diese Geschichte nun mit der Dienstfertigkeit eines Messdieners verfilmt. Die Päpstin ist eine romangetreue und daher recht gedankenarme Illustration des Buches, der nicht anzumerken ist, was den Regisseur überhaupt daran interessiert hat. [...]
Stattdessen wird das Mittelalter auf der Leinwand so angerichtet, wie Klein Fritzchen es sich vorstellt: mit sorgfältig verdreckten Kindergesichtern, liebevoll modellierten Pestbeulen, meditativ lächelnden Mönchen und dem einen oder anderen abgeschlagenen Kopf. Dabei steht die bombastische Tonspur mit ihren schnalzenden Peitschenhieben, dem dröhnenden Pferdegetrappel und einem in jedem bedeutungsvollen Moment – also ständig – aufbrausenden Orchester in keinem Verhältnis zur bescheidenen Bildsprache. Aber offenbar hat die Verfilmung gar nicht den Anspruch, auch nur eine einzige Einstellung im Gedächtnis des Zuschauers zu hinterlassen. Was bleibt, ist eine Art filmischer Dinkelbrei, über zweieinhalb Stunden zerkocht."

(Die Zeit)

Donnerstag, Oktober 29, 2009

Übung macht den Meister

In der SZ vom 26. Oktober antwortete Werner Vontobel auf einen Artikel Peter Sloterdijks, der sich zunehmend als Librettist einer vermeintlichen Leistungsträgerideologie andient. Dabei zieht der Neologist wie immer einige wenige Informationen heran, um sie zu generalisierenden Thesen neu zu arrangieren. Leider ist Vontobels hervorragend und nüchtern geschriebener Artikel nicht Online verfügbar. Zum Glück aber betreibt er auf der Webseite von "Der Freitag" auch einen Blog, in dem er eine Variation seines Artikels abgelegt hat:

"In seinem zum "Manifest Aufbruch der Leistungsträger" hochstilisierten Essay im Cicero genügen ihm zwei Zahlen und ein Buch, um die Ökonomie völlig neu zu erfinden. Die zwei Zahlen: "Allein das oberste Fünftel der der Leistungsträger bestreitet rund 70 Prozent des Gesamtaufkommens der Einkommenssteuer." Daraus wird bei Sloterdijk: "Vom Einkommen sowie von den davon abzuführenden Abgaben der 25 Millionen steueraktiven Leistungsträger, die vorläufig noch damit einverstanden sind, in Deutschland zu leben, stammt praktisch alles, was die 82 Millionenpopulation des Landes am Leben erhält."


Vontobels Resumee: "Der abgehobene Philosoph hantiert hier mit Zahlen, die er mangels Training nicht versteht. [...] Wer zwischen Lohn und Leistung nicht sauber unterscheiden kann und beide unbesehen gleichsetzt, kann nicht kompetent über Verteilungsprobleme mitreden."

(Bild: forwardcom)

Dienstag, Oktober 27, 2009

Pars pro Toto

Gestern den Film "Synecdoche New York" gesehen, Buch und Regie Charlie Kaufman (Being John Malkovich, The Eternal Sunshine of the spotless mind).

Der Dramaturg Caden Cotard (Phillip Seymour Hoffman) glaubt schwerkrank zu sein und nicht mehr lang zu leben. Bevor er stirbt, will er "etwas Bedeutsames" hinterlassen. Zunächst aber verlässt ihn seine Frau (Catherine Keener) mit der vierjährigen Tochter.

Allein zurückgeblieben macht er sich daran, mit dem Preisgeld einer Auszeichnung ein universales Theaterstück zu entwickeln und inszenieren, das "die reine Wahrheit" darstellen soll - und als reinste Art der Darstellung mietet er eine riesige Halle, in der er eine Welt nachbaut und auch die soziale Welt mit ihrer Vielschichtigkeit und Gleichzeitigkeit nachzustellen versucht - einschließlich seiner selbst und seines Versuchs des Theaterstücks: so entsteht ein Theaterstück über die Welt in der er selbst auch als Figur enthalten ist, die ein Theaterstück über die Welt entwickelt, in dem er selbst ... usw.



Hunderte von Schauspielern und Statisten leben, spielen und improvisieren in dieser Truman-Show über Jahrzehnte. Da das Theater das Leben abbilden soll und das Leben permanent stattfindet, kommt auch das Theaterstück nie zu einer endgültigen Fassung und Form, sondern schreibt sich permanent fort, bis die Grenzen verschwimmen - Regisseur und Autor Caden nimmt das Angebot einer Darstellerin an, die seine Aufgabe übernimmt, damit er sich als Figur in dem Stück "ausruhen" kann, was wiederum aber dramaturgischer Teil des Theaterstücks wird. Es dauert Jahrzehnte, die Schauspieler altern, die Welt außerhalb der Theaterhalle ändert sich, es scheinen Bürgerkriegsartige Zustände zu herrschen, die zeitliche Konsistenz scheint sich aufzulösen, bis Caden erkennt: "There are nearly 13 million people in the world. And none of those people is an extra. They're all leads in their own stories. "

Dass diese komplexe Struktur noch verstehbar bleibt, ohne sich jedoch in Erklärungen aufzulösen sondern in der Schwebe zu bleiben, ist dem dramaturgischen Genie von Charlie Kaufman zu verdanken, der mit diesem Regiedebut wie in Eternal Sunshine of the spotless Mind oder in Adaptation wieder einmal eine erzählerische mise en abime erzeugt, bei der nicht klar ist, wo Fiktion und wo Wahrheit anfangen oder aufhören. Oder in David Fincher's "The Game" wo das Theaterstück so total und umfassend wird, dass nicht mehr klar ist, ob man noch in einer Inszenierung ist oder jenseits dessen, oder ob das "jenseits der Inszenierung sein" Teil einer übergeordneten Inszenierung ist.

Donnerstag, Oktober 22, 2009

Auf und Ab

"Gestern ein Held und heute ein Arsch, das ist auch die Tragik unseres persönlichen Lebens." FJW

Dienstag, Oktober 20, 2009

Seinfeld Reunion

Freitag, Oktober 16, 2009

Mad World

Local Computer Expert

(Für größeres Bild: druffklicken! via xkcd)

Donnerstag, Oktober 15, 2009

Faktotum

"Die Rede von Jürgen Boos, dem Direktor der Messe, der immer mehr zu deren peinlichem Faktotum wird, erinnerte an nasse Seife: Immer wenn man meinte, man habe nun endlich eine Aussage in der Hand, flutschte sie einem mit einem "Ja, aber" wieder aus den Händen: "Die Buchmesse bietet eine kulturelle Diskursplattform mit klaren Regeln. Aber sie ist nicht die Uno! Unser Thema ist die Literatur." Nein, Jürgen Boos muss nicht die Einamannlichterkette für die Menschenrechte geben - sein windelweicher Kurs aber, mit dem er Amnesty International, den globalen Buchhandel und die internationale Presse (...) zugleich zufriedenstellen will, erinnert an diese molluskenähnlichen Gummimenschen aus dem chinesischen Staatszirkus." Alex Rühle in der SZ

Mittwoch, Oktober 14, 2009

Tupperparty Frankfurter Buchmesse

"Lässt alles nach hier. Die Messe ist eröffnet. Und der erste Stand ist schon zusammengebrochen. Der vom Berlin Verlag. Der Dreck von Littell? Sparsamkeit wars eher. Beim Empfang eben gabs Bons. Ein Getränk umsonst, den Rest muss man zahlen. Wenn das so weiter geht, machen wir im nächsten Jahr eine Bottle-Party und 2011 sind wir endlich bei selbstgemachten Nudelsalaten und Käseigel. Wer den besten Nudelsalat macht, bekommt die neue Atwood geschenkt. Oder den neuen Littell, Gottbewahre. Die Buchmesse als Tupperparty. Prima Perspektiven." Elmar Krekeler via unendlicherspass.de

Unendlicher Spass

Im Kölner Schauspielhaus las eine umfangreiche Runde Schauspieler - darunter Manfred Zapatka, Maria Schrader, Michael Wittenborn und Joachim Krol - und Harald Schmidt aus dem kürzlich auf Deutsch erschienenen Roman "Unendlicher Spaß" des amerikanischen Autors David Foster Wallace .

Nach sechs Jahren Arbeit hat Ulrich Blumenbach den 1500-Seiten Klotz ins Deutsche übersetzt. Sowohl der Roman selbst als auch die Übersetzung gelten als eine Senstation. Blumenbach und sein Verleger Helge Malchow von Kiepenheuer & Witsch, sowie der Literaturkritiker Denis Scheck brachten in diesem überaus gelungenen Format aus Lesung und gemeinsamen Gespräch über die Übersetzungsarbeit, den Autor und die literarische Qualität, den Zuschauern das Werk nahe.

"Unendlicher Spaß" sei, so Helge Malchow, für das 21. Jahrhundert das, was Robert Musils "Mann ohne Eigenschaften" für das 20. Jahrhundert gewesen sei: Ein Jahrhundertwerk, ein Monument. Nun gut, der Mann ist Verleger, d.h. Kaufmann, Bücher sind seine Produkte.

Im Laufe des Abends fallen die Namen James Joyce Thomas Pynchon oder Marcel Proust, womit ungefähre Anhaltspunkte gegeben sind, um was es sich bei dem Wälzer handelt, nämlich einem neuen Versuch, "eine ganze Welt zwischen zwei Buchdeckel zu fassen."

Derzeit ist der temperamentvolle Übersetzer Ulrich Blumenbach mit seinem Verleger Helge Malchow unterwegs, um für das Buch zu trommeln. Vor der Frankfurter Buchmesse machten sie nun Station am Kölner Schauspielhaus, danach soll es zum Berliner Ensemble gehen.

Wer bei Blumenbach nach sechs Jahren mikroskopischen Frohndienst in diesem Sprachsteinbruch eine ausgezehrte, abgearbeitete Figur erwartet, wird sich über dessen Agilität wundern: Vermutlich ist genau diese esspressoüberdrehte Extrovertiertheit und Begeisterung Gelingensvoraussetzung für diese Herkulesaufgabe. Beleibe nicht nur, aber sicher auch, wegen dieser unfassbaren Leistung wird Blumenbach während der Frankfurter Buchmesse mit dem Übersetzerpreis der Heinrich-Maria-Ledig-Rowohlt-Stiftung ausgezeichnet.

Eine äußerst langdauernde aber bis auf die Ausnahme Harald Schmidts kurzweilige Veranstaltung. Dieser mag mit seiner Beteiligung belegt haben, dass eigentlich Theater, Feuilleton und Gedankenschwere sein bevorzugtes Milieu sein mögen, anstatt allabendlich Sendezeit zu vernichten. Aber v.a. stand er dem Text im Weg.

Während Manfred Zapatka mit seiner Vortragskunst hinter dem Text zurücktrat, dem Text eine Bühne bereitete und in Erscheinung treten ließ, Michael Wittenborn ohne Aktivitismus zu entfalten und sich etwa wie Joachim Krol mit der gestikulierenden rechten Hand in die im Text beschriebene Welt hineinzuwühlen und dem eigenen Körper anzuverwandeln, sondern allein durch in der Modulation und Phrasierung seines Monologs eines Alkoholikers ebendiesen auf der Bühne erscheinen ließ, war Harald Schmidt v.a. Harald Schmidt, hinter dessen marktschreierischen Diktion die Geschichte kaum wahrnehmbar wurde. Jeder Jeck es anders.

In lebendig geisreich perlender Diktion berichtete Blumenbach von der schieren Kraftanstrengung dieser Mammutübersetzung, die ihm aber v.a. immer Freude und Beflügelung gewesen sei. Der amerikanische Autor habe in dem Buch so viele verschiedene Figuren und damit Sprechweisen und unterschiedliche Wortbestände versammelt, dass es zum Einen eine detektivisch-archäologische Anstrengung gewesen sei, die besondere Ausgabe des Oxford Dictionary zu finden, in der ein bestimmter Terminus nachgewiesen ist und die künstlerisch-gestalterische Herausforderung eine angemessene Übertragung ins Deutsche zu bewerkstelligen, die das Wesen des Originals abbildet ohne mit ihm identisch sein zu können.

Während Blumenbach und der Verlag Kiepenheuer & Witsch sich sechs Jahre Zeit gelassen haben, um diesen Anspruch gerecht werden zu können, haben, wie Blumenbach in Köln berichtete, die südeuropäischen Übersetzungen es sich leichter gemacht und allzu schwierige Passagen (und eigentlich besteht das Buch nur aus solchen, sich über mehrere Seiten erstreckenden Wortkaskaden gespickt mit Slangausdrücken oder medizinischem oder mathematischen Fachvokuablar) einfach weggelassen. So erstaunt es nicht, dass bereits ein Jahr nach dem Erscheinen von "Infinite Jest" die italienische Übersetzung vorlag.

In einem Artikel für die FAZ beschreibt Blumenbach äußerst anschaulich und liebevoll die anstrengende, herausfordernde aber das temperamentvolle Energiebündel immer begeisternde Arbeit und gibt einen Einblick in die für den deutschen Leser oft unsichtbar bleibende Leistung der Übersetzung.

In einem Artikel der Süddeutschen Zeitung wird ebenfalls die Übersetzungsarbeit anschaulich beschrieben, die die Aufgabe, die polyphone Sprachdichte zu übertragen, deutlich machen: "Afroamerikanische Schimpfkaskaden, Stümmel-Irisch, spitzmündige Harvard-Uppest-Class-Dialoge, breiter Westküstenslang - wie überträgt man all das ins Deutsche? [...] Einmal wird ein Mann als ascapartic beschrieben. Blumenbach durchforstete alle ihm bekannten Wörterbücher, den großen Muret-Sanders von 1962, das Webster's Unabridged Dictionary - nichts. Zufällig stieß er dann in einem Antiquariat auf eine Ausgabe des Muret-Sanders von 1906. Da stand es: "Ascapart: in alten Romanzen ein gewaltiger Riese, den Bevis of Hampton besiegte."

www.unendlicherspass.de

p.s. und: Laut SZ hat Kiepenheuer und Witsch 44000 Euro für die Übersetzung gezahlt. Teilen Sie das bitte durch 6 Jahre und ermitteln den Monatslohn für den Übersetzer. Setzen! Danke!

Dienstag, Oktober 06, 2009

Nachtrag: Wochenende!

Die Riesensubventionen kommen

Die Süddeutsche Zeitung hat als Einzige den überhöhten Berliner-Riesen-Quatsch richtig eingeordnet: "Wenn es um nichts geht, das aber laut und mit besonders viel Bohei, nennt man das einen Event."
Es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn eine Stadt eine ungelenke Veranstaltung ins Werk setzt, die trotz der verausgabten Gelder und des logistischen Aufwandes dem Trash eines Straßenfestes mit Würstchenbuden, Autoreifenstand, Küchengeräte-Vertretern und Losbuden nicht entkommt. Aber diese Mischung aus Holiday on Ice, Panorama-Park und Open-Air-Gebrauchtwagen-Markt mit Bedeutung aufzublasen, ist dann doch daneben, passt aber auch wieder zu einer Stadt, die eben nicht elegant oder mondän, sondern nicht zuletzt prollig und versifft ist.

Hohen Schönhausen